Ja, Regulierung und Gesetze sind wichtig. Man sollte aber auch garantieren können, daß das Ganze irgendwie Sinn macht - und vor allem, daß es auch funktioniert. Oder es ganz lassen. Meiner Meinung nach war es viel zu früh, dies zu tun. Denn ich bin gar nicht in der Lage, etwas zu regulieren, bevor ich nicht die nötige Expertise, Infrastruktur, entsprechend geschultes Personal, und vor allem einen gut durchdachten und realistischen Plan habe. Nichts davon war vorhanden. Oder anders gesagt: Wenn ich vorher schon nicht in der Lage war, ein Verbot durchzusetzen; wie soll ich dann eine Regulierung, bzw. die Einhaltung von Vorgaben durchsetzen? Mit welchem 'Nachdruck'?
Man hätte damit warten sollen, und erstmal die nötigen Voraussetzungen schaffen sollen.
Davon abgesehen wäre dieses 1000€-Limit selbst dann ein schlechter Witz, wenn es tatsächlich funktionieren würde. Denn alles, was dieses Limit tut, ist zu suggerieren, daß 1000€ ja vernünftig wären. Das ist es aber nicht. Denn mir fallen nur eine Handvoll Leute in meinem Bekanntenkreis ein, für die das auf Dauer nicht der wirtschaftliche Ruin wäre.
Wer nur gelegentlich spielt, braucht außerdem kein Limit, und wer süchtig ist, für den ist schon 1€ zuviel.
Aber gut, anderes Thema.
Was UK angeht... dort ist Online-Glücksspiel seit dem Gambling Act von 2005 legal. Es gibt keine Einschränkungen, was die Spielformen, Höchsteinsätze oder Spieldauer angeht, solange der Betreiber eine gültige Lizenz hat - und die haben so gut wie alle, die Meßlatte ist da nicht besonders hoch.
In örtlichen Spielhallen hingegen beträgt der Höchsteinsatz seit Kurzem pro Spiel / Dreh an FOBTs 2£ - vorher waren es 100£. Ich erinnere mich gut daran, wie in den Foren dort trockene Spieler sagten "Auf dem Einsatz würde ich eh nicht mehr spielen, da würde ich wohl auch online anfangen."
Tja, manche Regulierungen wirken nicht nur bei uns völlig irrsinnig.
Dort wirst du jedenfalls vormittags schon mit Werbespots zugeballert. Im Radio, Fernsehen und auch auf Plakaten. Und das ist absolut legal.
Ein weiteres Problem dort ist die Sparpolitik (dein Beispiel mit der Geldstrafe ist da auch ganz passend) im Zuge derer jemand auf die Idee kam, man könne die Glücksspielindustrie ja dazu verpflichten, einen bestimmten Prozentsatz ihres Umsatzes für die Suchthilfe bereitzustellen (das ist kein Scherz), um das Gesundheitssystem diesbezüglich zu entlasten. Wie praktisch... so hat man die Behandlungskosten vom Hals, ohne auf Steuereinnahmen verzichten zu müssen. Das Resultat ist, daß Suchtberater, Sozialarbeiter, Therapeuten, und sogar Kliniken zu einem großen Teil von der GI bezahlt werden.
Im ersten Moment kann man ja denken 'Gute Idee'. Ist es aber nicht, denn zum Ersten hat das zu einer Monopolstellung einer einzigen Organisation geführt, und zum Anderen merkt man schon dort in Foren wie diesem, daß der Tenor deutlich anders ist. Beispielsweise könnten wir diese Diskussion dort gar nicht führen, ohne verwarnt zu werden.
Über die von dir erwähnte Klage dürfte man dort mit Sicherheit auch nicht diskutieren.
Ob das gut ist oder schlecht, da bin ich mir gar nicht so sicher, aber das ist ein anderes Thema, und würde hier den Rahmen sprengen. Gehört hier auch nicht her.
Jedenfalls kurz gesagt... ich war dort in einem Forum angemeldet, bevor ich hierherkam, und las sehr lange nur mit. Nach meinem ersten Beiträgen wurde mir von anderen Usern geduldig, freundlich, aber sehr bestimmt eingetrichtert, daß ich ein Suchtproblem habe, und somit in allererster Linie Eigenverantwortung wichtig ist, und der Rest außerhalb meines Einflusses liegt. In meinen Augen war das im Nachhinein nicht der schlechteste Start, auch wenn ich damals angesichts der klaren und teilweise sehr 'strengen' Worte echt schlucken mußte.
Bei meinem ersten Besuch hier war ich dann auch sehr überrascht darüber, wie hier über die böse GI geschrieben wurde... über Klagen, Chargebacks und ganz besonders darüber, wie 'die' Schuld an der jeweiligen Situation wären. Sagte mal jemand etwas von Eigenverantwortung, gab es ziemliche 'Gruppenkloppe'. Dort ist es wie gesagt genau andersrum. Du entfachst eine Riesendiskussion, wenn du sagst, du könntest ja gar nichts dafür...
Beide Extreme sind meiner Meinung nach zu einseitig. Jedes für sich neigt dazu, einen wichtigen Aspekt vollkommen auszublenden. Aber es scheint nur entweder das Eine oder das Andere zu geben.
Nun ja...
Aber auch in UK geht es bergauf. Das kürzliche Verbot von Kreditkartenzahlungen beim Glücksspiel (online wie offline) geht schonmal in die richtige Richtung. Ich habe damals sogar an der vorangegangenen Umfrage der Glücksspielaufsichtsbehörde teilgenommen, obwohl ich nichtmal dort wohne. Hätte nie gedacht, daß es etwas bringt - hat es aber anscheinend doch. Manchmal passiert ja tatsächlich mal was.
Seit 2019 gibt es dort jedenfalls auch eine Online-Sperrdatenbank (offline muß man sich extra sperren) ähnlich wie Oasis. Auch dort haben die Anbieter lange mit Tricks gearbeitet, das Ganze zu verzögern. Und auch dort wird von deren Seite mit allen schmutzigen Kniffen und Ausreden gearbeitet, sich nicht an Vorgaben halten zu müssen (und die sind dort, wie gesagt, deutlich lascher). Das Problem ist also nicht neu, all das, was jetzt hier passiert, gab es vor kurzem schonmal - direkt nebenan. Und auch dort läuft der 'Kampf' noch - ein Blick dahin hätte also genügt, um zu wissen, was passieren würde, und auf welche Form von Gegenwind und Ausreden man sich würde 'einstellen' müssen...
Anscheinend hat das aber keiner getan - keiner von all den Leuten, die daran beteiligt waren. Es ist ja durchaus okay, von der Sache nicht so die Vorstellung zu haben, weil man eben nie etwas damit zu tun hatte. Aber spätestens dann hätte man sich fragen können, ob die Idee wirklich so gut ist...
Denn ja, long-term strategic opportunities kennt die GI zuhauf. Die Behörden haben dagegen nichtmal ein funktionierendes Kurzzeitgedächtnis.
Wenn du sehen willst, wie es aussieht, wenn in einer Gesellschaft Glücksspiel zur Normalität gehört, reicht ein Blick dorthin.
Und dann wirf einen zweiten Blick auf die Userzahlen dort im Forum. Das ist exorbitant.
Aber ja, natürlich. Es geht ja nur um den ganz normalen 'Spieltrieb der Bevölkerung'.
-.-