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Freund ist spielsüchtig

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Freund ist spielsüchtig
« am: 20 September 2019, 11:11:34 »
Hallo zusammen,

Ich bin seit ca. Zweieinhalb Jahren mit meinem Freund zusammen.
Als er mir am Anfang unserer Beziehung erzählte dass er öfters mit seinen Kollegen in die Spilo geht habe ich mir nicht viel dabei gedacht, da ich erstens nicht mit dem Thema vertraut war und zweitens dachte es sei Unterhaltung und Spaß.
Im Laufe der Zeit kam es dann aber immer mehr zum Vorschein und er hatte mich dann auch mal angelogen aber ich wusste dass er spielt, also kam es nach einem Streit zu eine Aussprache in der er mir auch versprochen hatte nicht mehr zu gehen. In dem Gespräch gestand er mir dann auch, dass er schon paar mal alleine war und paar Hundert Euro verspielt hat. Ich glaubte ihm und vertraute ihm aber ein misstrauisches Gefühl hatte ich ab dem Zeitpunkt immer. Wie es so weiter ging wurde ich schwanger und wir haben eine Tochter bekommen.

Im letzten Jahr hat sich für uns beide viel verändert. Nichts desto trotz kam es dann immer wieder zu Streiterein, wenn ich mitbekommen hab dass er mit Kollegen in der spilo ist und Anscheins nur daneben sitzt.

Im Frühjahr diesen Jahres kamen Geldprobleme dazu und ich hatte keine andere Möglichkeit als seine Mutter miteinzubeziehen, da sie eine sehr gute Beziehung zu ihm hat.
Wir haben uns gemeinsam  darauf geeinigt, dass eine zwei Karte für sein Konto erstellt wird die ich dann habe. Paar Wochen später sind mir Auszahlungen aufgefallen die bei einer anderen Bank getätigt wurden sind. Die Bank die am nächsten zu Spilothek liegt.  Es kam wieder zu Konfrontation und Streit. Ich habe mich sehr verarscht gefühlt, da er es auf seine Tochter versprochen hatte und war enttäuscht.
Er hat sich kontrolliert gefühlt und mir die Vollmacht für das Konto entzogen. Nach einem Gespräch zu dritt (seine Mutter, er und ich) haben wir nochmal beschlossen das zu vergessen. Er hat mir seine Bankkarte gegeben und ich soll ihm eine Art Taschengeld geben damit er sich Zigaretten etc. kaufen kann.

Zwischenzeitlich hat er bei der Beratungsstelle im Landkreis angerufen und dort einen Termin vereinbart zu dem er auch alle paar Wochen einmal geht.

Ich hab mich gefreut dass er den Schritt gegangen ist und unterstütze ihn wo ich kann.

Das Ende vom Lied, er hat auf seinen Job und Umkreis mit Spielern zu tun. Einige betreiben Sportwetten und andere sind in spielotheken. Er ist ein sehr loyaler Mensch und seine Kollegen bedeuten ihm sehr viel. Als ich immer mal wieder fragte wo er ist hat er sich kontrolliert gefühlt aber mein Bauchgefühl täuscht mich selten und ich weiß dass er auch gespielt hat.
Als wir aus dem Urlaub zurückkamen haben wir Bewerbungen geschrieben. Ich hab alles über meinen Laptop gemacht und in seinem Mailfach dann Auszahlungen Von sportwetten gesehen fast 2000€. Ich bin dann zur Bank gefahren und hab den Kontostand anschaut fast 6000€ minus. Ich wusste mir dann nicht zu helfen und hab es seiner Mutter erzählt. Sie haben viel geredet und haben geschaut wohin das ganze Geld ging. Nach diesem Gespräch was Sie mir erzählt hat war ich wirklich optimistisch. Sie haben viel geredet und er hat es ihr versprochen dass es es nie wieder macht mit dem Wissen das er für sie gestorben ist falls nochmal passiert.

Vor zwei Tagen dann der Schock. Wir waren am morgen zuhause. Er ist mit seiner Bankkarte tanken gegangen und kam dann wieder. Ich hatte mich für den Mittag mit einer Freundin verabredet und er ist rausgegangen.

Nach dem Mittagschlaf meiner Tochter sind wir dann losgefahren. Mein Bauchgefühl sagte mir ich muss zu spilo fahren um guten Gewissens zu meiner Freundin fahren zu können. Als ich an der spielothek vorbeifuhr stand sein Auto vor der Türe.
Mir war so schlecht und dann habe ich seine Mutter angerufen, da sie nicht erreichbar war kam sein Bruder.
Wir sind reingegangen und er lief uns direkt in die Arme. Nach einer Konfrontation vor der Türe bin ich weggefahren, da ich nicht mehr weiter wusste.

Ich hab abends lange mit seiner Mutter telefoniert und sie hat viel geweint. Er hat sich geschämt sich bei ihr zu melden.

Abends kam er erst spät nachhause und ist direkt ins Bett gegangen.

Ich bin am nächsten Tag zu seiner Mutter und wir haben darüber geredet. Alle sind so enttäuscht und besorgt.
Am Mittag sind wir zu uns nachhause und haben das Gespräch zu ihm gesucht. Er war einsichtig dass er süchtig ist aber mehr auch nicht sagen kann. Er will es mit Hypnose versuchen ... ein Anfang ...

Ich weiß aktuell nicht wie ich ihn am besten unterstützen kann, daher suche ich Ratschläge von betroffenen wie ich als Angehörige eine Spieler unterstützen kann.

« Letzte Änderung: 20 September 2019, 11:12:17 von Olli »

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Offline Olli

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  • 7.310
Re: Freund ist spielsüchtig
« Antwort #1 am: 20 September 2019, 11:53:45 »
Hi mm777!

Herzlich willkommen!

Zunächst: Ich habe mir erlaubt einen Tippfehler im Betreff des Threads zu korrigieren.
Desweiteren habe ich den Thread verschoben - in die Plauderecke gehört er mMn nicht rein - dafür ist das Thema viel zu ernst - Dein Anliegen viel zu wichtig.

Da ich selber Glückspieler bin, versetzte mich Dein Beitrag wieder in meine aktive Zeit zurück.
Meine Geschwister und meine Eltern redeten oft genug auf mich ein es doch dran zu geben.
In diesen Momenten versprach ich alles - und meinte es auch so.
Doch bereits nach kurzer Zeit war alles bei mir wieder vergessen.

Was ich nicht wusste - was alle nicht wussten - das Glückspielen übte bei mir eine Ersatzfunktion aus.
Sie war so stark und gewaltig, dass ich über Tränen und Kummer hinweggegangen bin, als wäre dies nichts.
Das Glückspielen stand damals für mich für Freiheit. Hier konnte ich all die Zwänge des Alltags ablegen und selbst in der heftigsten Hektik entspannen.
Wieso sollte ich es also aufgeben? Das Glückspielen war etwas, was mir ganz alleine gehörte.

Erst viel später erkannte ich, dass diese Freiheit lediglich einer kleinen Zelle in einem Gefängnis gleich kam.
An diesem Punkt befindet sich Dein Freund jedoch noch lange nicht, so wie es scheint.
Er zieht immer noch an Euren Grenzen um zu schauen, wie weit er noch gehen kann.
Dahinter steckt sicherlich keine böse Absicht.

Und so frage ich Dich: Wie weit wirst Du es noch zulassen, dass er so mit Dir "spielt"?
Er ist Dir derzeit gewiss. Er macht etwas schädliches - Du verzeihst ihm.
Er macht es noch einmal - Du verzeihst ihm wieder.
Klar - da gibt es Streit und Zoff und ganz viele Tränen.
Du hast versucht "Eure" Dreisamkeit zu retten und hast gemerkt, dass er sich keinen Millimeter unterm Strich bewegt.
Das ist zermürbend und es schmerzt.
Vor allen Dingen aber begibst Du Dich in eine Position der Unachtsamket - Dir selbst und Deinem Kind gegenüber.

Ich denke, dass es Zeit wird Dir klar zu werden, was Du möchtest.
Achte dabei einmal nicht auf ihn, sondern nur auf Dein Kind und Dich selbst.
Welche Wünsche hast Du? Welche Ziele?
Kannst Du sie mit einem aktieven Glückspieler erreichen?

Dein Würmchen und Du - ihr seid einzeln genau so wichtig wie Dein Freund - derzeit sogar wichtiger.

Seine Mutter hat in ihrer Hoffnunfslosigkeit erkannt, dass bei Deinem Freund im Moment nur Konsequenzen gegen die Grenzverstöße bei Euch helfen können.
Doch sie muss sie auch durchziehen, Wenn sie jetzt einknickt, dann hat sich für Deinen Freund außer ein paar Unannehmlichkeiten nichts verändert.
Wieso sollte er dann etwas verändern?
Trennungen müssen nicht für die Ewigkeit sein.

Wie ein Freund immer sagt - die Glückspielsucht tangiert die emotionale Ebene.
Also gilt es auch hier anzusetzen. Er muss merken, dass der Verlust der Familie ihn mehr schmerzt, als ihm das Glückspielen gut tut.
Was also, wenn Du Dir Deiner Ziele bewusst wirst, sie benennst und auch Konsequenzen androhst und durchziehst?

Dies ist kein Garant für den nötigen Umdenkprozess bei ihm.
Doch sollte er auch hier scheitern, dann weisst Du wenigstens, dass Du Dein Bestes getan hast.
Du hast mehr verdient als beloigen und hintergangen zu werden.

Sollte er sich besinnen und nun aktiv werden wollen (die Besuche in der Beratungsstelle scheinen mehr eine Alibifunktion zu erfüllen), dann können wir gerne noch überlegen, welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden können, um ihn auch in schwachen Momenten vom Glückspielen fern zu halten.
« Letzte Änderung: 20 September 2019, 13:42:03 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Freund ist spielsüchtig
« Antwort #2 am: 20 September 2019, 12:59:09 »
Hallo MM..,

dein Partner ist süchtig und es scheint, dass du dir mehr Gedanken machst, als er. Wieviel Zeit verbringt er damit, sich mit seiner Sucht auseinanderzusetzen? Gerade am Anfang der Abstinenz war es für mich ganz wichtig, mich intensiv mit meinem Leben und meiner Sucht auseinanderzusetzen.

Zeig ihm, was du geschrieben hast und was Oli geantwortet hast. Er kann sich auch die Tagebücher von den Süchtigen durchlesen, es gibt auch Selbsthilfegruppen oder Therapien neben der Beratung.

Du möchtest ihn unterstützen, weißt aber nicht wie? Es ist nicht deine Aufgabe ihm seinen Weg zu zeigen. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Er muss sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzen und dir dann sagen, an welcher Stelle er sich Unterstützung von dir wünscht.
Du kannst ihm dieses Forum empfehlen und er bekommt alle Hilfsangebote aufgezeigt.

Ein Süchtiger, der spielen will zieht alle Register:
er lügt,
er hintergeht, betrügt und stiehlt
er macht seinem Partner Vorwürfe, weil er zuwenig kontrolliert wird,
er macht seinem Partner Vorwürfe, weil er zuviel kontrolliert wird,
er sucht die Schuld bei anderen
er heult und gibt die ganze Verantwortung zu, wenn es nicht anders geht

Hypnose ist m. E. Quatsch, es ist wie der Wunsch nach einer Pille, die den Suchtdruck verschwinden lässt. Alles bequem und passiv (und wenn die Hypnose nicht wirkt, kann er zumindest sagen, dass er es versucht hat). Nein, er muss aktiv werden. Z. B. alles löschen, womit man spielen kann, sein Smartphone abgeben, sich in der Halle sperren lassen und zusätzlich Selbsthilfegruppen und/oder viel mehr Beratung oder Therapie in Anspruch nehmen.

Schreib gerne weiter, wie es dir ergeht.

Viele Grüße


Re: Freund ist spielsüchtig
« Antwort #3 am: 20 September 2019, 13:10:30 »
noch ein Punkt: Er ist von Spielern umgeben und die bedeuten ihm viel?

Dann kann er herausfinden ob er ihnen auch viel bedeutet. Er könnte  ihnen von seiner Sucht erzählen und dass seine Familie in Gefahr ist und sie bitten, ihn vom Spielen abzuhalten, falls ihm ein solcher Gedanke wieder kommt. Sie sollen dann sofort seine Frau und seine Mutter informieren

Treffen gehen dann eben nur ohne spielen.

 

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