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Zweifel an alarmierenden Zahlen des „Glücksspielatlas"

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Offline Tom87

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Interessanter Artikel in der FAZ heute

Zitat
Ist die Zahl der pathologisch Spielsüchtigen tatsächlich dramatisch in die Höhe geschnellt? Eine neue Erhebung mit seit Jahren bewährtem Studiendesign verstärkt die Zweifel am „Glücksspielatlas“.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/zweifel-an-alarmierenden-zahlen-des-gluecksspielatlas-110245794.html





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Offline Olli

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Re: Zweifel an alarmierenden Zahlen des „Glücksspielatlas"
« Antwort #1 am: 23 Januar 2025, 06:35:04 »
Îch kann mich noch erinnern, als jemand, der für die BzgA die Statistiken in 2017 und 2019 erhoben hatte, in der Kalkscheune auf der Jahrestagung des FAGS referierte. Zwischen beiden Jahren lagen schon deutliche Unterschiede nach oben. Begründet wurde dies über die Ausweitung der Erhebung von reinen Festnetzbefragungen zu einem Mix aus Festnetz- und Mobiltelefonbefragungen. Schon hier habe ich mich gefragt, wie das sein kann?
Nun hatte die Uni Bremen noch Onlinebefragungen hinzugefügt. Zack ... es schnellten die Zahlen weiter in die Höhe.
Damals wurde die Art der Befragung und die Auswertung erläutert und ich hatte da bereits meine Bedenken. Wenn ich in den Spielhallen immer wieder die gleichen Gesichter gesehen habe, und ich bin nicht nur in meinem und dem benachbarten Ort "unterwegs" gewesen, sondern auch in Köln in verschiedensten Ortsteilen. Wie sollte es zu solch "kleinen" Zahlen kommen, wenn meine Erfahrung mir etwas anderes sagte? Die Spielhallen waren aus dem Boden geschossen und die Zahlen konnte ich ich auf meinen Erfahrungen multiplizieren ... Die Ergebnisse des Statistiken konnten einfach nicht stimmen ....
Dann habe ich mich mal mit jemandem unterhalten, der solche Statistiken selbst aufstellte und auch spielsüchtig ist. Es gibt für die Falschäußerungen eigene Begriffe und sie werden mit stochastischen Mitteln eliminiert. Aber ... und da stimmte mir die Person zu ... bei der Glücksspielsucht kommen Scham und Schuld ins Spiel bei den Süchtigen. Man stelle sich vor, ich, in meiner aktiven Zeit, werde angerufen, während ich beim Essen mit meinen Eltern sitze. Sie wissen nicht, dass ich wieder spiele. Soll ich hier und jetzt die Fragen am Telefon wahrheitsgemäß beantworten? Was ist mit denen, die ihre Sucht vor sich selbst leuhnen? Die Zahl solcher Menschen ist doch weit höher als bei Befragungen, wer wie viele Müsliriegel pro Jahr verzehrt.
Nun hat die Uni-Bremen die Online Befragungen durchgeführt und die Zahlen schießen scheinbar durch die Decke.
Was würde wohl passieren, wenn alle Glücksspielarten an LUGAS angeschlossen sein müssten?

Also ich Deinen Namen las und die Überschrift, da wusste ich schon was kommen sollte ... und es traf ein ... :)

Beachte bitte:
Zitat
Mittlerweile zwei ausführliche Gutachten hat Schüller im Auftrag mehrerer Verbände der Glücksspielbranche erstellt.

Die Glücksspielbranche hat von Anfang an gegen die Erhebung gewettert und haben Tobias Hayer auf das Übelste angegangen.
Ich frage mich aber, wer hier welche wirtschaftlichen Interessen hat? Vielleicht kann ja die GI der Politik bessere verwendbare Zahlen liefern?
Dazu muss man einfach nur die alten Verfahren, die ja absolut fehlerhaft, dafür von Vorteil für die GI, in Auftrag geben.

Ich fordere die Ausweitung auf LUGAS ... lückenlos! Dann haben wir realistische Zahlen ,,, zumindest im legalen Bereich!
Ich fordere aber auch ein Blocking aller illegaler Seiten in unserem Lande. Und nein, das hat nichts mit Zensur zu tun, sondern mit der Gesundheit der Bevölkerung!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline TAL

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Re: Zweifel an alarmierenden Zahlen des „Glücksspielatlas"
« Antwort #2 am: 23 Januar 2025, 07:47:23 »
Mhhh...

Ich halte diese Zahlen auch für übertrieben, und die Methode für unausgereift. Aber daß die Anzahl der Spielsüchtigen im letzten Jahrzehnt gestiegen ist (gerade wegen der Onlinecasinos) halte ich schon für realistisch. In der Coronazeit nochmal mehr. Das war auch für mich alles Andere als einfach.

Auf der anderen Seite traue ich einer statistischen Erhebung der Deutschen Automatenindustrie noch viel weniger, denn dort besteht ja ein offensichtliches Interesse, die Zahlen 'kleinzureden'.

Und wie gesagt, einen Anstieg gab es sicher, das spiegeln ja auch die Benutzerzahlen hier wieder.
4,3 Millionen ist wohl trotzdem etwas viel, 200.000 wären aber schon unglaubwürdig untertrieben.

Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

So, ich sollte mal weiterarbeiten. : D
« Letzte Änderung: 23 Januar 2025, 07:48:59 von TAL »

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Offline andreasg

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Re: Zweifel an alarmierenden Zahlen des „Glücksspielatlas"
« Antwort #3 am: 23 Januar 2025, 10:51:35 »
.... ich frage mich, wie repräsentativ ist eine Umfrage mit vorformulierten Fragen bei ca. 11 000 Probanten, wenn hier Zahlen in der Marge zwischen 400 000 und 1 3000 000 Millionen diskutiert werden. Die Dunkelziffer dazu ergibt ja dann quasi das doppelte.
Da ich Spielstätten seit Jahren mir nur noch von außen angucke, kann ich wenig dazu äußern. Das Spielverhalten hat sich geändert seit meiner aktiven Zeit. Damals bin ich in der Spielhalle auffällig geworden, weil ich im Fadenkreuz der Kripo stand, ohne es vorab zu realisieren, als diese mich in der Spielhalle vernahmen. In der Kriminalstatistik finden sich viele reale Akten straffällig gewordener Spielsüchtiger Menschen. Das habe ich persönlich gesehen. Andernseits habe ich von Fachkliniken Gutes gehrt, und wer Patent in HH - Ochsenzoll, Bad Hersfeld, Müchwies etc. war, kann auch in eine Statistik einfließen. Genauso lassen sich diejenigen erfassen, die Formen der Sperrungen im OASIS - Bereich für sich veranlasst haben.
Aber wie groß die Zahl derer ist, die noch nicht auffällig wurden, und dererlei Erfassungsmethoden bisher noch entgangen sind, kann ich nicht ermessen.
Einer meiner wichtigsten Grundsätze ist: "Meide die Nähe zu Spieleinrichtungen..."

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Tom87

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Re: Zweifel an alarmierenden Zahlen des „Glücksspielatlas"
« Antwort #4 am: 23 Januar 2025, 15:30:35 »
Also ich Deinen Namen las und die Überschrift, da wusste ich schon was kommen sollte ... und es traf ein ... :)

Bist einfach ein Fuchs. Dabei solltest du eigentlich froh sein, so ein Forum lebt doch schließlich vom Diskurs. Immerhin kommst du bei mir ohne Spekulatius aus, kannst du dir für den BGH Thread aufheben :)

Ich würde einen ganz neuen Ansatz vorschlagen. Die BzgA, Politik, Glücksspielbranche und alle Universitäten könnten super viel Geld sparen, wenn sie deinen immensen Erfahrungsschatz als wissenschaftliche Grundlage heranziehen würden  ;D

Spaß beiseite, aber bei dir ist gefühlt jeder, der mal ein Rubellos in der Hand hatte, ein Problemspieler. Bei angeblich 4,3 Millionen Menschen mit pathologischem oder problematischem Spielverhalten unter ca. 55 Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren, von denen gut Dreiviertel mit Glücksspiel nichts am Hut haben, muss man kein Professor sein, um zu erkennen, dass hier so sorgfältig gearbeitet wurde wie unter Meister Röhrich...

Olli, dein soziales Engagement in allen Ehren, aber dir fehlt es schlicht und einfach an Differenziertheit. Du solltest ab und an mal Ilona's Brille abnehmen. TAL scheint dir da - trotz ähnlichen Schicksals - um einiges voraus zu sein.

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Offline Olli

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  • 7.599
Re: Zweifel an alarmierenden Zahlen des „Glücksspielatlas"
« Antwort #5 am: 23 Januar 2025, 16:08:32 »
Hi Tom!

Zitat
aber bei dir ist gefühlt jeder, der mal ein Rubellos in der Hand hatte, ein Problemspieler.

Das ist einfach eine falsche Tatsachenbehauptung!

Zitat
Bei angeblich 4,3 Millionen Menschen mit pathologischem oder problematischem Spielverhalten unter ca. 55 Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren, von denen gut Dreiviertel mit Glücksspiel nichts am Hut haben, muss man kein Professor sein, um zu erkennen, dass hier so sorgfältig gearbeitet wurde wie unter Meister Röhrich...

Da ist er, der Spekulatius! :)
Ich habe doch gesagt ... schließt alles an LUGAS an und blockt alles Illegale ... dann haben wir eine Grundlage, die mindestens 10 hoch 2 mal n, mit n <10 besser ist, als eine Basis von 12.000 befragten Personen. Ob wir dann höher oder doch niedriger liegen, werden wir dann sehen. Auf jeden Fall habe ich doch keinen Deut dazu gesagt, dass die Zahlen der Uni Bremen korrekt sind, zu hoch oder zu klein.

Zitat
aber dir fehlt es schlicht und einfach an Differenziertheit.

... sagt der, der für Glücksspielanbieter arbeitet, die zumindest in der Vergangenheit (ich weiss ja nicht, ob es immer noch der Fall ist) hierzulande ihre Dienste unerlaubt angeboten haben ...

Ach, Du machst mir Spaß, Tom ... ;)

So ... ich gehe dann mal die Welt retten ...
https://www.youtube.com/watch?v=4BAKb2p450Q
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Zweifel an alarmierenden Zahlen des „Glücksspielatlas"
« Antwort #6 am: 23 Januar 2025, 21:40:39 »
Hallo zusammen,
ich erzähle mal eine kleine „Anekdote“ aus meinem Erfahrungsschatz.
Die Debatte um die Qualität der Untersuchungs-Daten gibt es ja nicht erst seit gestern, sondern so lange es diese Untersuchungen gibt.

Der FAGS hat der BZgA in der Vergangenheit z.B. vorgeschlagen, nicht nur über Festnetz- sondern auch über  Mobilfunknummern zu rekrutieren. Zuvor hatten wir in einer Beratungsstelle die Glücksspielsuchtklientinnen und -klienten befragt, welchen Telefonanschluss sie haben. Das Ergebnis war, dass sehr, sehr viele Mobilfunk nutzten und gar keinen Festnetzanschluss mehr hatten. Den genauen Prozentsatz weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hat das Ergebnis die BZgA überzeugt. Das Ergebnis ist bekannt. Es wurden mehr Betroffene gefunden (problematisch und pathologisch). Wie ist es aktuell?
Fragt euch doch mal:
- wer hat gar kein Festnetz mehr?
- wer nimmt keine Anrufe von unbekannten Telefonnummern an?
- wer legt direkt auf, wenn sich jemand von einem Meinungsforschungsinstitut anruft?
- wer wurde schon mal für eine Umfrage zur Glücksspielprävalenz angerufen und hat sich beteiligt?

Vielleicht sollten wir hier mal eine Umfrage dazu machen?

LG Ilona
« Letzte Änderung: 23 Januar 2025, 21:42:21 von Ilona »

 

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