Ich verstehe auch alle, die es von außen betrachtet nicht verstehen können. Aber von innen ist es halt so, dass man auch einen Dopamin-Kick (und was noch alles an Stoffen) bekommt, wenn man dann wieder in den Glauben geht, hier wäre noch Liebe möglich. Das sind auch krasse körperliche Reaktionen und kognitive Verzerrungen die da mit im Spiel sind. Das sind Beziehungsmuster die sehr stark abhängig machen, wenn es immer hot and cold gibt. Man torkelt hin und her. #traumabonding.
Viele Leute die in sowas landen haben gar keine gesunden Grenzen aufgebaut. In meiner Suchtbeziehung wurde ich noch mehr geliebt als in meiner Ursprungsfamilie. Ich hab nie gelernt gehabt wie es sich anfühlt gut behandelt zu werden, gesehen zu werden und ein sicheres Umfeld zu haben. Die Messlatte liegt mitunter total niedrig. Und das naheliegende Verhalten, wegzugehen wenn man schlecht behandelt wird habe ich nicht gelernt, wenn mich jemand getreten hat war ich nur bereit noch mehr zu tun, mich anzupassen um das nicht noch mal zu erleben. Aus der Beziehung gehen? Das ist der noch viel größere Albtraum gewesen, Beziehungsabbruch war in meinem Hirn der Super-GAU. Es ist schwer vorstellbar aber so weit kann es leider auch kommen.
Ich habe meine Selbstliebe nur über die Liebe anderer zu beziehen versucht. Die Cos sind u.U. komplett entgrenzte Wesen. Im Kopf dreht es sich permanent von "ich kann nicht mehr" hin zu "alles wird gut". "Alles wird gut" ist dann ein irrer Kick, das glaubt man nicht. Ich hab diesen Kick in meiner Kindheit lernen müssen, wenn man sehr stark gedemütigt wird ist dieses "ich liebe dich doch" eine unendliche Erlösung wahrscheinlich auch hirnchemisch. Man wird total devot.
Es ist schon eine große Leistung sich von Zeit zu Zeit zu sagen, "es ist schlecht für mich", und zu versuchen bei dieser Realität zu bleiben. Das tut unendlich weh, weil man in dieser Realität erkennen muss wie schlecht man behandelt wird. Und naja in meinem Fall ich daher ALLES dafür getan hätte das Blatt zu wenden. Nicht schon wieder erkennen, dass man nicht geliebt wird. Dieses Wunschdenken ist immens stark.
Ich finde es richtig gut, was die Cos im Alkoholikerforum aufgebaut haben (ich weiß nicht ob ich das hier erwähnen darf). Dort findet man einen Notfallkoffer für Cos, die nicht mehr können. Vielleicht könnte man hier auch so was bauen. Eine Liste an Dingen, die die Angehörigen für SICH tun können. Das hilft wieder die Aufmerksamkeit auf uns zu richten, die wir komplett ausgebrannt sind und nie gelernt haben auf uns zu achten. Dann kann die Mammut-Entscheidung hin zu einer Trennung leichter erarbeitet werden. Ich hoffe, das ist in Wifeys Sinne hier sowas zu schreiben.
Und entschuldigt die Länge der Texte. Ich schreibe das, weil es so wichtig ist, dass die Cos wegkommen von der Analyse der Sucht des Partners. Sicher hilft es, diese zu verstehen, aber es geht darum zu erkennen, wie weit man als Co von sich selbst weg ist. Und diese Arbeit ist so wichtig. Denn sonst trennt man sich nur von einer Katastrophe und zieht die nächste wieder an. Dann muss man wieder aufwendig checken, was nun das Problem ist, statt irgendwann mal zu begreifen, dass man selber ein Problem hat. Nur dieser Weg durch die Mitte kann m.E. heilen.
Liebe Grüße und frohes Neues
Mausilausi