Vielen Dank für den Hinweis, dass viele Hilfsangebote kostenlos sind – das ist tatsächlich wichtig zu betonen. Aber darf ich kurz darauf hinweisen, dass es bei der Spielsucht oft weniger um die Kosten geht als um die Hürden, diese Angebote überhaupt wahrzunehmen? Es mag für dich selbstverständlich klingen, „mal eben eine Stunde zu fahren“ oder sich sofort einer SHG anzuschließen. Doch in der Realität fällt das vielen Betroffenen extrem schwer.
Die Scham spielt eine große Rolle, genauso wie die Angst vor der Konfrontation mit der eigenen Familie oder dem Beruf. Viele Betroffene schämen sich so sehr, dass sie sich selbst immer weiter isolieren, anstatt Hilfe zu suchen. Oft stehen sie vor einem unüberwindbaren Berg an Problemen: Die Miete ist nicht bezahlt, das gesamte Ersparte wurde verspielt, vielleicht droht die Familie, sie zu verlassen, oder der Job ist in Gefahr. Wie soll man in solchen Momenten noch klar denken? Es ist eine Abwärtsspirale, die nicht nur psychisch, sondern auch emotional und finanziell zerstört.
Was deinen Vorschlag angeht, große Vereine zu unterstützen: Das ist durchaus eine Idee. Aber ich denke, dass es oft die kleinen Schritte und die direkte Hilfe sind, die den Unterschied machen. Ein System zu verändern, liegt nicht in meiner Macht, und ich habe das auch nie behauptet. Mir geht es darum, mehr zu verstehen und aufzuklären – und da hilft der Austausch, auch mit dir, weiter.
Ich finde es wichtig, dass wir uns alle bewusst machen: Nicht jeder hat dieselben Voraussetzungen, und gerade bei einer Krankheit wie Spielsucht ist es nicht damit getan, nur auf „kostenlose Angebote“ zu verweisen. Diese Angebote sind wertvoll, ja – aber sie können nur dann etwas bewirken, wenn die Betroffenen es auch schaffen, diese anzunehmen. Und genau an diesem Punkt wird die Sache oft sehr schwierig.
Die Spielsucht ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein System, das gezielt Schwächen ausnutzt. Es ist eine strukturierte Form der Ausbeutung, die auf Kosten der Schwächsten Milliarden scheffelt. Diejenigen, die davon profitieren, sitzen auf einem Fundament aus legalisierten Verbrechen. Sie wissen genau, wie sie unauffällig bleiben und jede echte Konfrontation vermeiden.
Nehmen wir mal an, ich hätte die politische Macht und die nötigen Verbindungen, um Druck auf diese Konzerne auszuüben. Was würde dann passieren? Wahrscheinlich käme ein verlockendes Angebot auf den Tisch, das kaum ablehnbar wäre – sei es finanzieller Natur oder durch den Einsatz subtiler Druckmittel. Vielleicht würde man sogar eine Aufnahme aus dem Rotlichtmilieu ins Spiel bringen oder eine „berühmte CD aus der Schweiz“, um jemanden zum Schweigen zu bringen. Diese Systeme sind so aufgebaut, dass sie jeden möglichen Widerstand zerschlagen, bevor er überhaupt gefährlich wird.
Mir geht es nicht darum, das System zu verändern – das ist nicht meine Aufgabe. Aber ich will verstehen, aufklären und meinen Teil dazu beitragen, dass mehr Menschen erkennen, wie perfide dieses System aufgebaut ist. Es gibt so viele, die in dieser Abwärtsspirale gefangen sind, und jede kleine Erkenntnis kann vielleicht dazu beitragen, sie irgendwann zu durchbrechen.