Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System

  • 20 Antworten
  • 6321 Aufrufe
Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System

Wer die Ursprünge des modernen Glücksspiels kennt, versteht, dass dieses System keine zufällige Entwicklung ist, sondern das Ergebnis einer jahrzehntelangen Optimierung. Historische Persönlichkeiten wie Meyer Lansky, der in den USA eine zentrale Rolle beim Aufbau der Glücksspielindustrie spielte, haben gezeigt, wie Glücksspiel genutzt werden kann, um Abhängigkeit zu schaffen und enorme Gewinne zu erzielen. Lansky und seine Netzwerke wurden mit mafiösen Strukturen in Verbindung gebracht, die Glücksspielsysteme nutzten, um Gewinne auf Kosten der Menschen zu maximieren. Diese Methoden wirken bis heute nach – nicht nur in ihrer wirtschaftlichen Organisation, sondern auch in der perfiden psychologischen Gestaltung dieser Spiele.

Perfektionierte Abhängigkeit

Die Glücksspielautomaten von heute sind technologische Meisterwerke, die von Experten entwickelt wurden, um maximale Abhängigkeit zu erzeugen. Psychologen, Verhaltensforscher und Technikexperten haben die Schwächen des menschlichen Gehirns bis ins Detail analysiert. Diese Automaten nutzen gezielte Mechanismen wie variable Belohnungen, visuelle und akustische Reize sowie scheinbare “Gewinnmöglichkeiten”, um Spieler in einem Kreislauf von Hoffnung und Verlust gefangen zu halten. Diese Systeme sind nicht nur zufällig süchtig machend – sie wurden bewusst daraufhin optimiert.

Das Problem ist jedoch nicht nur die Technologie selbst, sondern die Tatsache, dass diese Automaten flächendeckend und legal verfügbar sind. Der Staat, der eigentlich die Aufgabe hat, seine Bürger zu schützen, stellt die Infrastruktur für ein System bereit, das Menschen in die Abhängigkeit treibt. Anstatt gegen diese zerstörerischen Strukturen vorzugehen, profitiert der Staat von den Einnahmen aus der Glücksspielsteuer – einer Abgabe, die auf den Schultern der Schwächsten unserer Gesellschaft lastet.

Eine scheinbare Hilfe

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Hilfe für Glücksspielsüchtige bleibt oft oberflächlich. Es gibt viele Foren, Organisationen und Unterstützungsangebote, die vorgeben, Betroffenen zu helfen. Doch wenn man genauer hinsieht, stellt sich die Frage: In wessen Interesse handeln diese Plattformen wirklich?
Einige dieser Foren erwecken den Eindruck, mehr Teil des Systems zu sein als dagegen zu arbeiten. Sie konzentrieren sich darauf, Einzelnen bei der Bewältigung ihrer Probleme zu helfen, während sie die grundlegenden Ursachen – das System selbst – unkritisch lassen. Dies führt dazu, dass die öffentliche Diskussion auf Einzelschicksale beschränkt bleibt, während die tieferen strukturellen Probleme kaum angesprochen werden.

Es scheint bequem, die Verantwortung auf die Suchtkranken abzuwälzen. Wer spielt, trägt demnach selbst die Schuld an seinem Unglück. Doch diese Sichtweise ignoriert, dass das System gezielt darauf ausgerichtet ist, Abhängigkeit zu erzeugen. Selbst die stärksten Menschen können in diese Falle geraten – nicht, weil sie schwach oder dumm sind, sondern weil das System so gestaltet ist, dass es ihre natürlichen Verhaltensmuster ausnutzt.

Die Rolle des Staates

Der eigentliche Skandal liegt in der Rolle des Staates. Indem der Staat das Glücksspiel reguliert, unterstützt er es aktiv. Die Steuereinnahmen, die aus dieser Industrie fließen, sind enorm. Doch diese Einnahmen stehen in keinem Verhältnis zu den sozialen und individuellen Kosten, die durch die Sucht entstehen: zerstörte Familien, psychische Erkrankungen, Überschuldung und oft sogar Suizid.

Das Glücksspielsystem funktioniert ähnlich wie die Drogenindustrie: Es werden Produkte geschaffen, die Abhängigkeit erzeugen, um immer mehr Geld aus immer mehr Menschen herauszupressen. Therapien und Hilfsangebote können die Symptome lindern, doch die Ursachen bleiben unangetastet. Solange der Staat keine grundsätzliche Reform des Systems anstrebt, bleibt er ein aktiver Teil des Problems.

Was getan werden muss

Es ist an der Zeit, offen über die Mechanismen dieses Systems zu sprechen. Die Menschen müssen verstehen, dass es nicht nur um persönliche Entscheidungen oder Schwächen geht, sondern um ein System, das Abhängigkeit systematisch fördert. Wir brauchen:
   1.   Mehr Transparenz: Der Staat muss offenlegen, wie viel Geld er aus dem Glücksspielsektor einnimmt und welche Kosten für die Gesellschaft dadurch entstehen.
   2.   Strengere Regulierung: Glücksspielautomaten und Online-Plattformen müssen so reguliert werden, dass sie keine psychologischen Tricks zur Förderung von Abhängigkeit mehr nutzen dürfen.
   3.   Eine öffentliche Debatte: Es muss eine ehrliche Diskussion darüber geben, warum der Staat ein System unterstützt, das seine Bürger systematisch schädigt.
   4.   Kritische Unterstützung: Foren und Organisationen, die Spielsüchtigen helfen, sollten nicht nur die individuellen Symptome behandeln, sondern auch die strukturellen Probleme ansprechen und öffentlich Druck auf die Verantwortlichen ausüben.

Schlussgedanke

Es mag unbequem sein, dieses System zu hinterfragen, denn die Profiteure sitzen an den Schaltstellen der Macht – sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Doch genau deshalb dürfen wir nicht schweigen. Jeder, der von diesem System geschädigt wurde, hat das Recht, seine Stimme zu erheben. Nur durch eine kollektive Anstrengung können wir verhindern, dass weitere Generationen in diese Falle geraten. Es ist an der Zeit, dass wir die Grundfesten dieses Systems infrage stellen und nicht nur die Symptome behandeln.


*

Offline Rubbel

  • *****
  • 1.058
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #1 am: 30 November 2024, 16:37:06 »
 ... hab gerade meinen fast fertigen Text verloren, deshalb kürzer:

Mir erschließt sich nicht, was Du mit den essayistischen Texten bewirken möchtest. Uns allen hier ist im Grunde klar, welche Hintergründe es gibt.
Eine Eigenverantwortung - Du bist ja aktiver Spielsüchtiger - lehnst Du ab und schiebst sie beiseite, hältst mit 'Egoismus' dagegen und willst Alle um Dich herum beschützen?
Und wozu möchtest Du aufrufen? Möchtest Du Leute um Dich scharen, die mit Dir auf die Straße gehen, um zu demonstrieren?
Oder wohin mit Deinen Texten? Vielleicht könntest Du Flyer drucken und verteilen (lassen)?
Eine Petition einreichen?

Schau: Es ist wie im Flugzeug beim Start, wenn das Bordpersonal erklärt, wo die Atemmasken herunterfallen, wie das mit den Schwimmwesten geht, denn auch da wird gesagt: Kümmern Sie sich zuallererst um sich selbst, bevor sie Anderen helfen.
Ich halte Deine Gedanken für wenig hilfreich, solange Du Deine Sucht nicht wirklich bearbeitest.
Ja, es ist 'shit', dass es Einrichtungen wie Spielhallen gibt.
Ja, da verdienen die einen, und die anderen Menschen füttern die Verdienenden, natürlich. Aber dann ist der Einzelne daran halt auch beteiligt, und eigentlich sind es auch die Spielenden, die das System unterstützen.
Ehrlich gesagt/geschrieben: Mehr zu schreiben ... halte ich ganz persönlich für zu anstrengend.

VG, R
« Letzte Änderung: 30 November 2024, 16:41:12 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #2 am: 30 November 2024, 17:01:17 »
Danke für deine Antwort, auch wenn ich sie in Teilen als provokant empfinde. Trotzdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, um auf einige Punkte einzugehen und meine Gedanken dazu klarzustellen.

Zunächst einmal: Mein Ziel ist nicht, Menschen aufzuwiegeln oder eine politische Bewegung ins Leben zu rufen. Vielmehr geht es mir darum, die Mechanismen und Hintergründe der Glücksspielindustrie offenzulegen und zur Diskussion zu stellen. Was mich irritiert, ist der Eindruck, dass es dir anscheinend wichtiger ist, meine Gedanken in eine Ecke zu drängen – als ob ich Menschen “aufhetzen” wolle – anstatt die Inhalte und die berechtigte Kritik am System ernsthaft zu hinterfragen.

Du sprichst von Eigenverantwortung und dem Flugzeugvergleich. Ich verstehe den Punkt, den du machen möchtest, aber dabei wird etwas Entscheidendes übersehen: Dieses System, das uns alle betrifft, ist darauf aufgebaut, Menschen systematisch in die Abhängigkeit zu treiben. Es ist gezielt darauf ausgerichtet, Schwächen auszunutzen, und es basiert auf Jahrzehnten von Forschung in Psychologie und Verhaltensmanipulation. Es geht nicht nur um die Verantwortung des Einzelnen, sondern auch darum, wie ein solches System überhaupt entstehen konnte und warum es immer noch besteht – unterstützt durch staatliche Strukturen.

Wenn du, als Administrator eines solchen Forums, aktiv daran beteiligt bist, Suchtkranken zu helfen, dann müsstest du doch wissen, wie perfide und zerstörerisch dieses System aufgebaut ist. Du müsstest auch die psychologischen Tricks und die Geschichte der Glücksspielindustrie kennen, angefangen bei den ersten Versuchen, Abhängigkeit bewusst zu erzeugen, bis hin zur modernen digitalen Manipulation. Deshalb frage ich mich: Warum wird hier nur der Fokus auf individuelle Heilung gelegt, aber das System selbst nicht hinterfragt?

Es gibt viele Einrichtungen und Programme, die scheinbar helfen wollen, aber oft sehe ich darin lediglich einen Vorwand, um das System zu legitimieren. Wenn solche Programme auch noch staatlich unterstützt werden, wie es oft der Fall ist, dann dienen sie in meinen Augen vor allem dazu, den Anschein von Hilfe zu erwecken, während das eigentliche Problem unangetastet bleibt. Es entsteht der Eindruck, dass es darum geht, die wirklich Betroffenen leise zu halten, während immer mehr Menschen in die Abhängigkeit geraten und am Ende ihre Existenz verlieren.

Dass ich mich mit meinen Texten in diesem Forum kritisch äußere, scheint dich und vielleicht auch andere zu stören. Das nehme ich als ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass meine Worte nicht einfach ignoriert werden können. Aber anstatt zu provozieren oder meine Gedanken ins Lächerliche zu ziehen (wie mit dem Flyer-Vorschlag), fände ich es konstruktiver, wenn wir gemeinsam überlegen würden, wie wir als Betroffene wirklich etwas bewegen können.

Ich weiß, dass meine Texte emotional sind – das ist unvermeidlich, wenn man selbst betroffen ist und mit den Auswirkungen dieses Systems lebt. Aber sie sind nicht darauf ausgelegt, Menschen zu “hetzen”. Im Gegenteil: Sie sollen zum Nachdenken anregen und die Aufmerksamkeit auf die strukturellen Probleme lenken, die oft übersehen werden.

Ich hoffe, wir können in dieser Diskussion bleiben, ohne den Fokus auf persönliche Angriffe oder Provokationen zu legen. Denn am Ende betrifft dieses System uns alle – egal, ob wir darüber schweigen oder laut darüber sprechen.

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.420
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #3 am: 30 November 2024, 18:54:26 »
Hi!

Es bringt nichts, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht. Schaue bitte zu, dass Du Dich bereits vorhandenen Verbänden und Interessengruppen anschließt.

Eine Möglichkeit wäre da gluecksspielfrei e.V. https://gluecksspielfrei.de/

Du solltest aber bitte nicht zu sehr auf die Foren etc. polarisieren. Ich z.B. sehe meine Stärken darin den akut Betroffenen eine Stütze zu sein auf dem Weg aus der Sucht heraus. Für politisches Engagement bin ich nicht gemacht. Aber das ist ja gar nicht schlimm, denn der Betreiber dieses Forums, der FAGS, der macht genau so etwas! Auch hier könntest Du Dich mit einer Mitgliedschaft einbringen.

So ... jetzt schmeiße ich erst mal den Riemen auf die Orgel und starte das Meeting ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #4 am: 30 November 2024, 19:23:45 »
Vielen Dank für deine Nachricht und auch für den Hinweis auf Verbände wie gluecksspielfrei e.V. und den FAGS. Es ist gut, dass es Initiativen gibt, die auf verschiedenen Ebenen helfen und versuchen, Bewusstsein für das Problem zu schaffen.

Ich habe in diesem Forum viel gelesen und miterlebt, wie sehr die Sucht das Leben von Menschen zerstören kann. Mütter suchen verzweifelt Hilfe für ihre Kinder, Ehepartner versuchen, ihre Sucht zu verbergen, und viele Betroffene machen sich selbst schwere Vorwürfe, weil sie denken, sie allein seien schuld an ihrer Situation. Dieses Schuldgefühl treibt manche sogar bis in suizidale Gedanken.

Es ist wichtig zu verstehen: Die Verantwortung für dieses Elend liegt nicht allein bei den Betroffenen. Dieses System wurde bewusst so aufgebaut, dass es Menschen in die Abhängigkeit treibt und sie dort festhält. Große Glücksspielkonzerne verdienen Milliarden an der Verzweiflung von Menschen, und sie nutzen gezielte psychologische Tricks, um diese Abhängigkeit zu fördern.

Gleichzeitig müssen wir auch erkennen, dass der Staat ein Teil dieses Systems ist. Er profitiert durch Steuereinnahmen von der Glücksspielindustrie und trägt dazu bei, dass diese Strukturen bestehen bleiben. Der Staat ist dadurch weniger ein neutraler Schiedsrichter und mehr ein stiller Mitspieler in diesem Geschäft. Das macht es umso schwerer, echte Veränderungen herbeizuführen.

Als Einzelner ist es unmöglich, gegen diese mächtigen Strukturen vorzugehen, und ich bin mir bewusst, dass es sogar gefährlich sein kann, wenn Großkonzerne mitlesen und den Eindruck gewinnen, dass sich Widerstand organisiert. Trotzdem denke ich, dass es wichtig ist, zumindest ein Bewusstsein für diese Probleme zu schaffen und darüber nachzudenken, wie man schrittweise Veränderungen bewirken könnte – und zwar so, dass niemand persönlich gefährdet wird.

Ich bin überzeugt, dass wir durch Gespräche und Aufklärung, wie in diesem Forum, einen Unterschied machen können. Jeder von uns bringt seine Stärken ein, ob im direkten Kontakt mit Betroffenen oder durch Öffentlichkeitsarbeit, und ich glaube, dass jede kleine Veränderung wichtig ist.

Ich werde mir die von dir genannten Verbände genauer ansehen und prüfen, ob ich dort etwas beitragen kann. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir hier weiterhin offen über diese Themen sprechen können, ohne uns gegenseitig zu provozieren oder zu polarisieren. Vielen Dank nochmals für deine Arbeit und deinen Beitrag hier im Forum.


*

Offline andreasg

  • *****
  • 2.105
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #5 am: 30 November 2024, 23:40:43 »
Hallo Edhardy,

ich freue mich gerade über den Austausch hier. Ja, auch ich habe eine Freundin die sich in einem Verein engagiert, der sich mit den Auswirkungen der Spielsucht beschäftigt. Btte entschuldige, ich kenne diesen Verein nicht bei Namen.
Wichtiger ist, daß sie sich für Menschen engagiert, die den aufrichtigen Wunsch haben, mit dem Spielen aufzuhören, und allein durch ihr Dabeisein spielfrei geworden ist.
Persönlich kann ich mich nicht in einem Verein engagieren. Wenn ich an Vereinsstrukturen denke, kommt mir der Teilsatz "..Antrag zur Geschäftsordnung..." in den Sinn, und so etwas belastet meine Nerven, und schürt die Aggessivität. Im Herzen bin ich lieber "der Schlüsselknecht" der sich um den Ablauf von Treffen, um Begrüßung und um ein offenes Ohr für die Betroffenen kümmert. Das ist das, was mich vom Glücksspiel ferngehalten hat. Die Vergangenheit wird gegenwärtig, in der Erinnerung daran, wie mühselig und wie stark verbindlich es war, sich gegenseitig aus dem Morast der Spielsucht zu befreien.

Auch wenn die Selbsthilfe nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist, nein, sie kann die Spielsucht nicht stoppen, aber sie vermittelt eine Hoffnung, die Vision wieder in das Leben zurückfinden zu können.
Was nützt mir alles aufgesetztes Wissen über eine Errungenschaft der Menscheit, die die Destruktivität steuert, wenn der Takt des Lebens in der Brust schlägt. 
Heute ruft keiner mehr über die Straße rüber: "Hallo Zocker"!, wenn er mich sieht, keine Zivilbeamten der Polizei kontrollieren mich in einer Spielstätte, ich habe das Recht, frei zu sein und zu leben.

Einen Tag zur Zeit.

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #6 am: 01 Dezember 2024, 02:12:21 »


Ich schätze es wirklich sehr, wie engagiert ihr euch für die Unterstützung von Menschen einsetzt, die den schweren Weg aus der Spielsucht gehen. Es ist beeindruckend, mit welcher Empathie und welchem Engagement ihr Betroffene begleitet. Diese Arbeit ist wertvoll und verdient großen Respekt und Anerkennung.

Gleichzeitig möchte ich betonen, dass meine Absicht nicht darin besteht, die Bedeutung von Selbsthilfe oder individueller Verantwortung infrage zu stellen. Diese haben unbestreitbar einen wichtigen Platz in der Unterstützung Betroffener. Mein Fokus liegt jedoch auf einer anderen Ebene, die hier im Forum offenbar weniger Beachtung findet: den systemischen Ursachen, die viele Menschen erst in die Sucht treiben.

Es sind die Strukturen, die von Großkonzernen und staatlichen Institutionen geschaffen und aktiv unterstützt werden. Diese Mechanismen sind darauf ausgelegt, Menschen gezielt in die Abhängigkeit zu bringen, ihre Schwächen auszunutzen und ihnen letztlich ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Diese systemischen Ursachen sehe ich als das eigentliche Problem – und sie verdienen mehr Aufmerksamkeit als die Schuldfrage bei den Betroffenen selbst.

Leider entsteht bei mir manchmal der Eindruck, dass das System selbst auch hier in Teilen mitwirkt. Es scheint, als stünde nicht die Verantwortung der Großkonzerne und staatlichen Institutionen im Vordergrund, sondern die Kontrolle über diejenigen, die diesem System zum Opfer gefallen sind. Die Betroffenen, die durch psychologische Tricks und gezielte Manipulation in die Sucht getrieben wurden, werden zu oft auf ihre individuelle Verantwortung reduziert. Aber haben diese Menschen nicht auch ein Recht darauf, dass über die Strukturen gesprochen wird, die sie in diese Lage gebracht haben?

Ich respektiere die Arbeit, die in diesem Forum geleistet wird, sehr. Doch es wäre wünschenswert, dass auch die Rolle der Verursacher mehr in den Fokus rückt – sei es durch die Konzerne, die an der Sucht der Menschen verdienen, oder die staatlichen Institutionen, die diese Praktiken dulden oder fördern. Es ist bekannt, dass erhebliche Gelder aus der Glücksspielindustrie fließen, sei es an den Staat in Form von Steuern oder an Organisationen, die sich der Hilfe für Betroffene widmen. Solche Verstrickungen machen es schwer, die Unabhängigkeit und die Neutralität vieler Strukturen vollständig zu beurteilen.

Betroffene haben nicht nur ein Recht auf Unterstützung, sondern auch darauf, dass man ihnen erklärt, wer sie in diese Lage gebracht hat. Die strukturellen Verursacher müssen benannt und zur Verantwortung gezogen werden, damit langfristig verhindert wird, dass weitere Menschen in eine solche Abhängigkeit geraten.

Ich hoffe, dass mein Anliegen nicht falsch verstanden wird. Ich respektiere die wertvolle Arbeit, die hier geleistet wird, und erkenne ihre Bedeutung an. Doch für eine nachhaltige Veränderung müssen wir auch die größeren Zusammenhänge betrachten und die Verantwortlichen klar benennen.


*

Offline Wolke 7

  • *****
  • 1.327
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #7 am: 01 Dezember 2024, 03:50:33 »
Moin,

du kannst die Glücksspielindustrie nicht stoppen ,aber du kannst die Menschen aufklären ,bevor sie mit Spielautomaten in Kontakt kommen. So hälst du vielleicht viele davon ab ,da überhaupt einmal Geld rein zu werfen.

Wenn du selber einen Verein gründest,könntest du in Schulen schon Aufklärung betreiben.

Auch wenn wir hier über Gauselmann und Co reden ,über Zigaretten oder über die Legalität  von Cannabis. .....es ändert sich nichts.

Arbeite an deiner Spielfreiheit und helfe deinen süchtigen Freunden.

Es gibt am letzten Mittwoch im September immer einen Aktionstag gegen das Glücksspiel. Dann stehen Vereine mit Ständen und Flyern auf der Straße und sprechen Passanten auf der Straße an und klären auf.

So kannst du im Kleinen was bewirken und der Radius kann so immer größer werden.
Die großen Vereine, die Olaf zum Beispiel schon genannt hat, die können größeres Bewirken und mit Unterstützung nehmen sie mehr Einfluss auf neue Gesetze, die die Glücksspielindustrie in gewissen Grenzen hält.

Aus dir spricht momentan die Wut und Enttäuschung über deinen Rückfall und dass du keine Kneipe findest,  dich mit Freunden zu treffen, wo es keine Automaten gibt . Und wenn deine Freunde auch alle zocken ,dann werde mit ihnen zusammen spielfrei.  Geht zusammen zur Suchtberatung, zur SHG .....wenn deine Freunde oder Bekannte allerdings selber Kneipen und Glücksspielautomaten besitzen ,womit sie ihr Geld verdienen, wirst du sie nicht überzeugen können, diese zu entfernen. 

Trenn dich von ihnen ,werde spielfrei und dann engagiere dich gegen die Glücksspielindustrie oder werde in einer Partei politisch aktiv,die eh gegen das Glücksspiel ist.

Das diskutieren hier bringt nichts.....du musst selbst aktiv werden.....um spielfrei zu werden und um dem System, wie du sagst ,Paroli zu bieten.

LG Wolke




Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #8 am: 01 Dezember 2024, 06:59:01 »
Die Unterstützung, die hier im Forum angeboten wird, ist wichtig, und ich schätze den Raum, den es bietet, um sich auszutauschen und zu helfen.

Aber ich möchte noch einmal betonen, dass es mir in meinem Anliegen nicht nur um die individuelle Verantwortung geht. Natürlich ist es wichtig, dass jeder Einzelne an seiner eigenen Spielfreiheit arbeitet, und Aufklärung ist ein wertvoller Schritt, um Menschen vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen. Aber das Problem ist größer als der Einzelne. Es geht um das System, das von der Glücksspielindustrie betrieben wird und Millionen von Menschen in die Sucht treibt. Dieses System kann nicht durch persönliche Verantwortung allein gelöst werden, sondern muss infrage gestellt werden.

Ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich habe selbst Wettbüros betrieben und war tief in den Strukturen dieser Branche verwickelt. Ich kenne die manipulativen Techniken und psychologischen Tricks, mit denen die Konzerne Menschen in die Sucht treiben. Die Automaten füllen sich immer wieder mit Geld, und die Profiteure sind diejenigen, die auf dem Leid der Menschen aufbauen. Die Banken freuen sich über das frische Geld, das die Glücksspielbranche ihnen bringt – das Geld der Suchtkranken. Ich kenne das System, und ich könnte jederzeit wieder einsteigen, weil ich die Netzwerke gut kenne.

Aber ich habe das Elend dieser Industrie erkannt und mich bewusst entschieden, aus diesem Kreislauf auszutreten. Das Problem liegt nicht bei den Betroffenen, sondern bei den Großkonzernen und den Institutionen, die diese Branche unterstützen und legalisieren. Diese Strukturen sind es, die die Sucht aufrechterhalten und von ihr profitieren. Die wahre Arbeit muss an dieser Stelle ansetzen, nicht beim einzelnen Betroffenen.

In diesem Forum wird oft über den kleinen Rahmen gesprochen – über das, was Einzelpersonen tun können, um zu helfen und sich selbst zu befreien. Aber wir dürfen den größeren Kontext nicht aus den Augen verlieren. Es geht darum, die Strukturen der Glücksspielindustrie infrage zu stellen. Solange die großen Unternehmen wie G…….und Co. weiterhin manipulative Techniken anwenden können, um Menschen in die Sucht zu treiben, und der Staat gleichzeitig durch Glücksspielsteuern profitiert, wird sich langfristig nichts ändern.

Es geht nicht nur darum, wie viele Menschen spielfrei werden können, sondern darum, wie wir das gesamte System hinterfragen können. Die wahren Verantwortlichen sitzen nicht hier im Forum, sondern in den Büros der großen Glücksspielkonzerne und der Institutionen, die diese Industrie aufrechterhalten. Wir müssen endlich begreifen, dass die wahren Ursachen für dieses Elend nicht die Betroffenen sind, sondern das System, das diese Sucht überhaupt erst möglich macht.

Ich möchte nicht immer wieder hören, wie ich mich selbst helfen soll. Ich habe mein Limit, und ich bin mir meiner Verantwortung bewusst. Aber es geht auch darum, zu hinterfragen, wie Menschen in diese Sucht hineingezogen werden. Wie können Automatenaufsteller, die früher Tellerwäscher waren, heute Multimillionäre werden? Und von wessen Geldern? Es ist das Geld der Suchtkranken, das diese Leute bereichert.

Wir müssen das System ansprechen, das diese Sucht anheizt. Wenn wir weiterhin nur über individuelle Lösungen sprechen, ohne die strukturellen Ursachen zu hinterfragen, wird sich langfristig nichts ändern. Ich hoffe, meine Worte sind verständlich und regen einen Diskurs darüber an, wie wir wirklich etwas verändern können.

Ich erwarte keine weiteren „predigerhaften“ Ratschläge. Es geht darum, das System zu bekämpfen, das diese Sucht am Leben erhält, und nicht nur die Symptome zu behandeln. Wir müssen den Mut haben, uns mit den wahren Ursachen auseinanderzusetzen, damit sich langfristig etwas verändert.

*

Offline Wolke 7

  • *****
  • 1.327
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #9 am: 01 Dezember 2024, 09:06:33 »
Die Menschen aufzuklären ,bevor sie in eine solche Suchtmühle geraten ,find ich schon mal einen super Ansatz und das Alter von 18 auf 21 zu setzen : Spielcasinos,Rauchen,Wettbüros und Cannabis .

Wenn du selber mehrere Wettbüros betrieben hast, dann hast du ja Kontakte ,nutze sie um mehr davon zu überzeugen, diese zu schließen oder um in den Wettbüros für mehr Aufklärung zu sorgen.

Ich kann im kleinen aktiv sein und das bin ich und werde es weiter tun.
Und da viele Forumsmitglieder im Kleinen aktiv sind ,bewirkt das schon sehr viel. Ich rede nicht nur von diesem Forum,denn viele sind im privaten Bereich aktiv. Helfen bei SHGs ,leiten sie teilweise sogar . Manche sind bei Hilfsorganisationen ehrenamtlich unterwegs ,helfen dort Kindern bei den Hausaufgaben ,die dort betreut werden, deren Eltern teilweise süchtig sind oder co abhängig. Einige gehen zu dem jährlichen Tag der Spielsucht und klären Menschen auf der Straße auf. Andere gehen auf Spielsucht Veranstaltungen, z b von Fags und bereichern dort die Diskussionsrunden mit ihren Ideen.

Wenn du hier eine Diskussion möchtest, dann eröffne diese doch mal . Fang an mit deinen Ideen ,was willst du genau und wie im System ändern? Die Glücksspielindustrie wirst du nie stoppen können ,du kannst sie nur langsamer und unattraktiver machen bzw sie könnte ja Spaß machen ,aber finanziell nicht bedrohlich sein. Am Flipperautomaten zu spielen macht auch Spaß, macht mich aber nicht pleite. Ebenso beim Dart oder Billiardspielen.
Aber wie gesagt,willst du hier eine Diskussion, dann fang an damit und wiederhole dich nicht immer damit ,was du hier gut findest und was du abrr eigentlich möchtest.  Starte einfach eine Diskussion, vielleicht steigen andere mit ein.
Wie du dann mit einem Ergebnis das System ändern kannst ,weiss ich nicht ,aber ich wünsche dir viel Glück.

LG Wolke
















*

Offline andreasg

  • *****
  • 2.105
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #10 am: 01 Dezember 2024, 10:54:04 »
Hallo Wolke,hallo Edhardy

ich erkenne da etwas, was Du schreibst, daß ich als Projektion empfinde. Ich will mich da nicht lange ausweiten. Aber auch ich hatte die Vision, in der Genesungsphase, die Welt smarter zu machen. Will nicht sagen, daß ich unbedingt den "Neuen Messias" geben wollte, aber es ist eine Tendenz. Als ich das einmal als Statement zu einem Vortag eines bekannten Psychotherapeuten in einem überfüllten Raum äußerte, hat jener mich angedonnert: "es Reicht, wenn du einfach nur dabei bist" Zum Glück saß ich schon auf dem Fußboden, und ein Freund hielt mir in der Situation die Hand. Aber, ich mußte es immer und immer wieder hören, mich auf meinen Teil zu besinnen. Ich denke gerade noch an den Geistlichen, der mich mit 5 Silbersäcken beschmissen hat, aber nun wird es zu kompliziert.

Jede, jeder hat doch wertvolle Erkenntnisse, und wir sind da nun einmal "beschränkt", aber irgendwer hat etwas, was der andere gerade braucht, jetzt und hier..

Da hier der Name "Gauselmann" gefallen ist, denke ich an die Partei, die dieser Unternehmer sich gekauft hat. Zur Zeit siet man in den Medien das zerknitterte Gesicht des Vorsitzenden dieser Partei, und die Unterschrift, daß diese Partei am Abgrund zur Auflösung sich zuneigt. Da trifft eine Instanz auf Höherer Ebene ein, die eben in der Verantwortung der Gemeinschaft liegt.

Ich möchte hier nicht den Artikel 1 GG einfügen, aber ich denke, in der Prävention zur Glücksspielsucht sollte er unbedingt im Gewissen sein.

schöne 24 Stunden
Andreas

Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #11 am: 01 Dezember 2024, 14:57:47 »
Ich hatte es schon einmal erwähnt: Die Großkonzerne sind tief mit den Parteien verflochten, und ob eine Partei wackelt oder nicht, interessiert sie nicht wirklich. Sie setzen einfach auf die nächste, die bereit ist, von ihren Geldern zu profitieren und ihnen Rückendeckung zu geben. Diese Art von System gibt es schon seit über 100 Jahren. Man muss sich nur die Geschichte anschauen – angefangen mit der Mafia in Chicago, Meyer Lansky und anderen kriminellen Strukturen, die solche Netzwerke aufgebaut haben.

Die Spieler selbst kennen die Namen wie Gaus…..oft gar nicht. Die meisten sind einfache Menschen, die sich selbst die Schuld geben, sich psychisch zerstören und glauben, sie allein hätten versagt. Dabei wird vergessen, dass viele dieser Menschen bewusst in diese Situation gebracht werden. Es wird mit ihrem Dopaminsystem gespielt – mit einem Hormon, das unser Verhalten steuert. Die Verantwortlichen wissen das und nutzen es gezielt aus, um Menschen zu ruinieren.

Es stimmt, man kann diese Konzerne nicht aufhalten, aber man kann sie bloßstellen. Wenn jeder verstehen würde, wie dieses System funktioniert, könnte man sie lächerlich machen. Besonders wichtig finde ich, dass auch der Zusammenhang zwischen Spielsucht und Kriminalität stärker thematisiert wird. Viele Menschen, die spielsüchtig sind, geraten in kriminelle Handlungen – sei es, um Geld zu beschaffen, oder weil sie aus Verzweiflung handeln. Vor Gericht oder in staatlichen Einrichtungen müsste viel klarer werden, dass diese Menschen nicht nur Täter, sondern auch Opfer sind – Opfer einer Struktur, die mafiöse Züge trägt.

Jede Familie hat mittlerweile Opfer zu beklagen, und es wird immer weitere geben. Jetzt haben sie sich auf die nächste Generation fixiert, indem sie alles ins Online-Geschäft verlagert haben. Natürlich gibt es Schutzmaßnahmen wie Altersbeschränkungen ab 21, aber wer glaubt, dass Jugendliche unter 21 nicht schon längst involviert sind? Sie organisieren sich, schicken Volljährige los, um für sie Sportwetten abzuschließen, oder sie geraten selbst in die Kriminalität, um ihre Spielsucht zu finanzieren. Solche Fälle führen zu Konsequenzen, die die Gesellschaft bemerken würde, wenn sie nur genau hinsieht – etwa, wenn immer mehr Jugendliche wegen Glücksspielsucht vor Gericht landen.

Es braucht dringend ein Bewusstsein dafür, dass diese Strukturen bewusst auf Sucht ausgerichtet sind, um zu profitieren. Und es braucht die Einsicht, dass nicht nur die Süchtigen verantwortlich sind, sondern dass sie krank gemacht wurden – von einem System, das genau darauf aus ist, Menschen in die Abhängigkeit zu treiben.

*

Offline Wolke 7

  • *****
  • 1.327
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #12 am: 01 Dezember 2024, 17:23:34 »
Zitat
Natürlich gibt es Schutzmaßnahmen wie Altersbeschränkungen ab 21, aber wer glaubt, dass Jugendliche unter 21 nicht schon längst involviert sind?

Diese Schutzmaßnahmen gibt es noch nicht,das war nur ein Vorschlag von mir. In Deutschland ist bisher alles ab 18 Jahren möglich. 

Zitat
Wenn jeder verstehen würde, wie dieses System funktioniert, könnte man sie lächerlich machen.

Wie willst du das anstellen?

Zitat
Viele Menschen, die spielsüchtig sind, geraten in kriminelle Handlungen – sei es, um Geld zu beschaffen, oder weil sie aus Verzweiflung handeln. Vor Gericht oder in staatlichen Einrichtungen müsste viel klarer werden, dass diese Menschen nicht nur Täter, sondern auch Opfer sind – Opfer einer Struktur, die mafiöse Züge trägt.

Sucht hin oder her,egal bei welcher Sucht ,das rechtfertigt keine kriminelle Handlung, kein Raub ,kein Diebstahl,kein Betrug,kein Mord wegen Geld . Jeder Spielsüchtige ist klar im Kopf ,keine Drogen oder Alkohol vernebeln den Verstand.  Wirst du kriminell, musst du die volle Verantwortung dafür tragen. Und das ist auch richtig und wichtig so.

In der SHG hatten wir einen ,der kriminell wurde. Er bekam statt Gefängnis (er hatte schon Bewährung), Auflagen die er zu erfüllen hatte. SHG und eine stationäre Therapie mit nachfolgender therapeutischer Begleitung über 2 Jahre. Und er hat es dadurch auch geschafft.
Hätte er aber einen Raubüberfall, statt Betrug gemacht ,hätte die Sache anders ausgesehen. Ich finde es gut ,dass das Gericht einen Ermessensspielraum hat,aber verletzt oder tötet man andere Menschen, käme sowas nicht in Frage.


Schönen Abend noch,

Gruss Wolke




Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #13 am: 01 Dezember 2024, 17:58:09 »
Die Sucht treibt Menschen in den absoluten Sumpf. Man wirft seine gesamte Existenz in den Automaten – die Miete, die Ersparnisse, das Hab und Gut. Viele Geschichten hier im Forum zeigen das deutlich: Spieler, die Kredite aufgenommen haben, nur um alles in die Glücksspielsucht zu stecken. Wie kann man in so einer Situation noch klar denken? Wenn die Familie weg ist, wenn man Tausende oder sogar mehr Schulden hat, wenn man sein gesamtes Leben in die Spielsucht investiert hat – psychisch stabil zu bleiben, ist da fast unmöglich.

Die Sucht funktioniert im Gehirn wie ein programmiertes System. Die Mechanismen der Glücksspielindustrie sind so ausgeklügelt, dass sie gezielt auf das Dopamin-System des Menschen abzielen und eine Abhängigkeit schaffen. Menschen ohne Erfahrung oder Vorwissen tappen in diese Falle und verlieren alles – nicht nur finanziell, sondern auch emotional und sozial.

Wie wird jemand kriminell in dieser Situation? Die Antwort ist oft in der Verzweiflung zu finden. Wenn der Vermieter droht, einen rauszuwerfen, wenn die Familie den Rücken zukehrt, wenn die Bank mit Pfändungen droht oder die eigene Firma kurz vor dem Aus steht – in diesen Momenten sucht man verzweifelt nach einer Lösung. Und ja, oft führt das zu kriminellen Handlungen. Es ist vergleichbar mit einem Drogenabhängigen, der in seiner Not und Sucht Dinge tut, die er unter normalen Umständen nie in Betracht ziehen würde.

Auch Gerichte haben das längst erkannt. Es gibt Fälle, in denen Schuldminderung ausgesprochen wurde, insbesondere wenn klar wird, dass die Spielsucht eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die Voraussetzung ist oft eine Therapie oder andere Maßnahmen, die helfen sollen, den Betroffenen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Die Richter hören sich diese Geschichten an, genau wie viele von uns hier im Forum. Und oft denken sie: „100.000 Euro verloren – so viel hat der Staat an diesem Menschen verdient.“ Das führt in manchen Fällen dazu, dass der Richter dem Angeklagten eine Chance gibt, mit der Auflage, sich in Therapie zu begeben. Schließlich hat der Spieler ohnehin schon alles verloren.

Das zeigt, wie dringend notwendig es ist, dass wir über die Hintergründe und Mechanismen der Spielsucht sprechen. Es geht nicht darum, Straftaten zu rechtfertigen, sondern zu verstehen, warum Menschen in diese Lage geraten und wie das System diese Verzweiflung ausnutzt. Nur so können wir wirklich Veränderungen bewirken – für Betroffene und für die Gesellschaft.

*

Offline Wolke 7

  • *****
  • 1.327
Re: Das Glücksspielsystem: Ein tiefer Blick in ein zerstörerisches System
« Antwort #14 am: 01 Dezember 2024, 18:15:35 »
Ich bin selbst spielsüchtig und habe das alles selbst durchgemacht inklusive Kredite aufnehmen.....und natürlich kann man als Spielsüchtiger klare Gedanken fassen. Man steht ja nicht die ganze Zeit neben sich und weiß nicht was man tut. Das wusste ich sehr wohl ,auch dass das alles nicht richtig ist,   aber die Sucht ist stärker bzw die Scham Hilfe anzunehmen ,sich zu offenbaren bzw irgendwas in seinem Leben zu ändern. 2x pro Woche zur Therapeutin und zur SHG zu fahren war eine große Veränderung in meinem Leben,darauf musste ich mich erstmal einlassen, um diese Hilfe anzunehmen. 

Spielsüchtige sind nicht blind und ferngesteuert.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Verändern des Systems und dem Bloßstellen der Spielindustrie.









 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums