Viele Jahre ist es her, doch ihr weckt Erinnerungen in mir. Der normale Werdegang beim Geldeingang war ja: "Juchu, ich kann spielen ..."
War das Weihnachtsgeld mit auf dem Konto, da dachte ich dann eher: "Juchu, ich kann länger spielen ..."
Dabei unterschied sich der Zeitraum nicht wirklich, denn anstelle von einem oder zwei Automaten, fütterte ich drei, vier, fünf oder sechs Automaten.
Eigentlich unterschied sich das also nicht wirklich merklich von sonstigen Geldeingängen. Die Euphorie, wenn der Tag näher rückte, die schon bald Extase, wenn ich im Auto saß und in die Halle fuhr. Dort stand dann lediglich irgendwo ein geschmückter Weihnachtsbaum, der sogar hier und da im Wege stand, wenn ich an die Wechselmaschine wollte.
In einigen Hallen änderte sich das Verhalten der Aufsichten auch nicht um diese Zeit, sie waren immer unfreundlich. Doch wegen der Aufsichten fuhr ich ja nicht dorthin.
Die Erinnerungen fühlen sich fast surreal an, als hätte dieses Leben ein Anderer geführt. Vor langer, langer Zeit war es aber genau meine Realität. Damals hatte Weihnachten noch seinen Reiz. Doch heute ... eher nicht. Aus der Zeit der Gemeinsamkeit wurde einst die Zeit der Einsamkeit und des Ausgeschlossenseins. Auch wenn sich dies wieder geändert hat, denke ich doch an die Worte meines Schwagers, meine andere Schwester und ich könnten ja Weihnachten mal in Urlaub fahren, damit er mit seiner Familie auch in Urlaub fahren kann. Zur Erklärung: dort feiern wir die letzten Jahre zusammen Weihnachten ... ich habe dafür leider nicht genug Platz in der Bude. Würden wir bei meiner älteren Schwester feiern, dann müssten die meist voluminösen Geschenke ja erst einmal dorthin gekarrt werden ... und nachher auch wieder zurück ...
Nun denn, auch wenn wir ja zusammen darten und so viel Zeit miteinander verbringen ... ein Geschmäckle des Unerwünschtseins ist auch dabei.
Mal schauen, ob ich dieses Jahr kochen kann? Da muss ich mal schauen, ob ich noch von dem Hirschgulasch im Geschäft bekomme. Das Gulasch, welches ich mir kürzlich gekocht hatte, war richtig gut. Dazu selbst gemachte Seviettenknödel ...
Für die Mädels, die Vegetarierinnen gäbe es dazu dann eine Pilzpfanne ... die war auch grandios ...
Zum Nachtisch dann eine Mousse au chocolat, natürlich nicht aus dem Tütchen, sondern selbst gemacht.
Da fehlt dann nur noch eine Vorspeise. Vielleicht eine kalte Tomatensuppe?
Da bewahrheitet sich mal wieder der Spruch, dass wir unser eigenes Glück bestimmen ...
Mit ein wenig Wehmut denke ich an die alten Weihnachtstage zurück. Als ich die Kisten vom Speicher holen musste, in denen die ganze Weihnachtsbeleuchtung für draussen steckte. Jahr für Jahr das selbe Spiel ... letztlich brachte ich es immer alleine an.
Vor dem Haus standen drei Büsche vor der Außenwand. Dort kamen Lichterketten hinein. Aber nicht irgendwelche, sondern die, mit der langen Stromzufuhr. Die Kabel mussten nämlich um die Eingangstreppe geführt, zwei Meter an der Hauswand vorbei und dann am Regenrohr hinauf auf die Garage geführt werden. Dort nutzte ich zwei Eimer, die ich ineinander steckte, um die Stromanschlüsse vor Schnee und Regen zu schützen. Vor der Eingangstür gab es eine mit Klinker verkleidete Überdachung, auf die ich mich durch das Fenster im OG herablassen konnte. Dort kam der Rentierschlitten hin, den es wohl irgendwann einmal beim Heimwerkerladen um die Ecke im Angebot gegeben hatte. Hier schmiss ich die Kabel direkt quer aufs Garagendach. Mit einem Verlängerungskabel aus den Eimern heraus ging es dann weiter in Richtung rückwärtigem Garten.
Das Kabel endete auch hier in einem Eimersystem, zu dem auch alle Kabel aus diesem Garten mündeten. Sie wurden so gebündelt und landeten letztlich in einer Steckdose ... und die konnte von der Terrasse aus mit einem Lichtschalter bedient werden. Alle Beleuchtung konnte so zentral gesteuert werden, ob das gut für die Kabel war, sei dahin gestellt.
Im rückwärtigen Garten selbst gab es gefühlt dutzende von Lichterketten, die ich in die Sträucher und Bäume an der Grundstücksgrenze verteilte.
Das schönste aber war das "Tannenbäumchen", welche meine Oma mal aus dem Allgäu mitgebracht hatte (wieso auch immer ...). Naja, eigentlich waren es einst 5 kleine Zöglinge, keine 10 cm hoch. Ich hatte sie zum Nachbarn hin damals eingepflanzt. Doch mit jedem Rasenmähen verschwand eines der Bäumchen. Eines blieb verschont und wuchs erst zu einer kleinen Kugel heran. Lange Jahre kam es mir so vor, als wolle es dem Jungen aus der Blechtrommel Konkurrenz machen,. Doch dann schoss es regelrecht in die Höhe. Da der Baum rundherum frei stand, wuchsen die Äste satt bis zum Boden.
Auch hier sollten die Lichterketten hinein, konnte man doch irgendwann den Baum auch trotz Bebauung von der Straße aus sehen. Viele Vorbeigehende haben den Anblick genossen. Um die Lichterketten in den Baum zu bringen, haute ich einen Nagel in den Kopf eines Besenstils. Daran wurde später die Mitte der Lichterkette eingehangen. Dann befestigte ich den Besenstil an einer Latte, die an die nächste und so weiter ...
Es war eine wacklige Konstruktion, doch sie hat immer gehalten. Ich legte sie diagonal auf den Boden, hing die Kette ein und dann richtete ich sie auf, hob sie an und "warf" so dann die Lichterkette in den Baum. Teilweise kletterte ich noch auf den Holzsichtschutzzaun, den wir selbst gebaut hatten, um weitere 2.5 m Höhenunterschied zu überbrücken.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als wir das gemeinsam gemacht hatten. Das war eigentlich auch sinnvoll, denn durch das rein und raus über die Jahre litten die Lichterketten doch stark. So musste irgendwann bald jede erst gecheckt werden, ob auch ja alle Lichtlein brannten. Wenn nicht, dann gab es entweder einen Wackelkontakt, oder eines der Lämpchen war kaputt. Also prüften wir erst ein Ersatzbirnchen und dann ging die Luzi ab, wenn die Lämpchen in 6-er oder 10-er Blöcken geschaltet, geprüft wurden. DAS wurde natürlich draussen gemacht. Damals waren die Winter kälter, die Minusgrade garantiert. Uns so gesellte sich Jahr für Jahr einer mehr vor den Fernseher, wenn ich dort draussen die Lichterketten prüfte.
Das Ergebnis aber machte alles wieder wett ...
Als ich die Tanne viele Jahre später fällte, kam so manche Lichterkette zu Tage, die komplett eingewachsen war. Die Wurzel durfte ich mit dem Spaten ausbuddeln ... das machte nicht wirklich Spaß ... Einen Bruchteil der Zeit benötigte ich bei einem zweiten Baum, denn da hatte dann ein Nachbar eine Winde besorgt und da war die Wurzel ratz fatz raus ...
Auch an Heiligabend ging es wieder auf den Speicher, um Kisten herunter zu holen. Der Christbaum musste in seinen Ständer kommen und die Lichterketten einbringen war auch meine Aufgabe. Wie oft wurde der Baum gedreht, wenn er aufgestellt wurde ...
Später dann durften meine Schwestern die Kugeln und sonstigen Schmuck einbringen. Meine Mutter passte auf, dass immer nur drei Lamettafäden zusammengelegt und dann über die Äste gelegt wurden. Ihre Mutter hatte es ihr so beigebracht.
Irgendwann hatten wir uns mal nicht dran gehalten und es sah wirklich mies aus ... also wurde es wieder korrigiert.
Anfänglich hatten wir auch immer eine Spitze oben aufgesetzt, doch die Bäume waren zumeist sowieso bis unter die Decke. Dann eine Spitze abschneiden und eine künstliche aufsetzen, das machte auch keinen Sinn und sah auch eher aus wie gewollt, aber nicht gekonnt.
Während dieser Zeit hallte die Dunstabzugshaube durchs Haus, denn die Hühnersuppe für den Abend wollte gekocht werden.
Stand der Baum, dann ging es in die Küche, um die Saucen für den Abend vorzubereiten. Traditionell gab es immer Fondue bei uns an Heiligabend.
Viele Saucen haben wir im Laufe der Jahre ausprobiert, doch geblieben sind irgendwann nur zwei. Champignons und Salat wollten geputzt werden. In der Zeit suchte mein Vater im Wohnzimmer die Weihnachtsschallplatte raus, die immer bei uns lief ... mit Erika Köth, eine einstige Opernsängerin.
Das Fondueset wechselte irgendwann auf elektrisch, denn der Spiritus wollte nicht immer direkt ins Stövchen und so brannte bei uns so manches mal der Fliesenboden, bis das Übergelaufene abgebrannt war.