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Ein unendlicher Weg

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Ein unendlicher Weg
« am: 28 August 2024, 16:03:56 »
Hallo Zusammen

Ich schreibe jetzt einfach mal darauf los...
Meine Glücksspielkarriere hat im Alter von 16 Jahren angefangen. Da habe ich das erste mal Geschicklichkeitsspiele gespielt, die man als 16 Jähriger legal spielen konnte. Da ich eine Ausbildung angefangen hatte, hatte ich schon mein eigenes Gehalt und wie man es so kennt, fing es klein an. Zuerst nur 1-2€, dann 5€, dann 50€ bis dann der ganz Gehalt reingeflossen ist. Wieso ich gespielt habe? Da ich gesehen habe wie andere mehrere Tausend bei diesen Automat gewonnen hatten. Schon immer wollte ich das schnelle Geld, weshalb ich auch diesen Automaten verfallen bin. In Casinos konnte ich ja als Minderjähriger noch nicht, weshalb die ersten 2 Jahre nur von diesen Geschicklichkeitsautomaten und von illegalen Sportwetten geprägt waren.

Sobald ich 18 wurde, habe ich mich sofort im Online-Casino registriert. Da ging alles bergab. Alles neu, unendlich viele Spiele, Live-Casino usw. Für einen 18 Jährigen, der schon vorher sein ganzes Gehalt verzockt hatte, ein Paradies mit vielen Gewinnmöglichkeiten (obwohl es Verlustmöglichkeiten sind). Gespielt gespielt und immer weitergespielt. Eltern haben bemerkt dass ich immer wieder nach Geld frage, haben sich aber keine grossen Gedanken gemacht da ich ja in der Ausbildung bin und erst 18 geworden bin. Sie dachten sich wahrscheinlich das dies nur eine Phase sei. Schon da hatte ich Schulden bei Freunden, Familie und Kneipen die Automaten betrieben haben. Zack, war schon die erste Kreditkarte da, später auch die 2 und dann auch noch ein Kredit. Das ich nicht gewarnt wurde, kann ich nicht behaupten. Ein Mann, der 30 Jahre süchtig ist, sagte mir: Sobald du den 1 Kredit wegen dem Spielen aufgenommen hast, wird alles nur noch bergab gehen. Ich, als 18 Jähriger hab das nicht verstanden. Ich dachte mir, ich zahle jetzt einfach überall wo es brennt, dann legt sich das alles schon wieder. Aufhören wollte ich aber nicht. Sprich ging meine Karriere weiter und weiter, und mein Leben den bergab. So fingen dann auch die Casino-Besuche an. Meine Freundin wollte ich dorthin nicht mitnehmen, aus Angst dass sie auch gefallen daran finden würde. Zuerst ging das auch, jedoch wollte sie auch sehen was ich den da in diesem leuchtenden Gebäude so mache. Leider, packte sie die Sucht auch und wir zockten beide Tag und Nacht. Wenn wir nicht im Casino spielten, dann online. Ich merkte, wie sich ihr Verhalten verändert hat und wie süchtig und fast besessen war. Irgendwann war es auch dann soweit, dass wir beide unsere Ausbildung abgeschlossen hatten und nun auch mehr Geld zum Zocken hatten. Ich dachte mir, dass es einfacher wird und ich nur einen Bruchteil meines Gehaltes spielen würde, da ich ja jetzt viel mehr verdiene. Da kommt wieder der Mann in's Spiel der gesagt hat: Nein, du wirst nun noch mehr Spielen und deine Einsätze werden nun noch höher. Ich, 19 Jähriger naiver Junge, wieder nichts verstanden und weiter gespielt. Schulden wurden höher, meine Eltern haben mir immer mehr und mehr ausgeholfen, da ich wieder "unerwartete" Rechnungen bezahlen musste und nun nichts mehr übrig war.

Aufhören wollte ich nicht, da ich ja Verluste hatte und diese zurückholen wollte. Der Kredit zahlt sich nicht von selbst und ich muss den Casinos eins reinwürgen, wie sie mir auch.
Grosse Gewinne hatte ich nie, bzw. nie ausbezahlt. So fehlte es mir immer an Geld, was ich auch immer irgendwie vertuschen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir nie vorstellen können, kriminell zu werden gesschweige denn Geld zu klauen um zu spielen. Das Muster von Gehalt, Spielen, warten bis Gehalt dann wieder Spielen, ging bis zu meinem 23 Lebensjahr weiter. Bis ich angefangen habe mich an der Geschäftskasse zu bedienen. Ich hatte hier schon mal einen Beitrag dazu verfasst, jedoch habe ich mich so dafür geschämt das ich in wieder gelöscht habe.

Immer wenn ich kein Geld zum Spielen hatte, hat ich mich an der Kasse bedient. Angst erwischt zu werden hatte ich nicht, da ich diese selbst verwaltet habe. Bis es dann zum Jahresabschluss kam, wo ich auffliegen würde. Also habe ich mich meiner Mutter anvertraut und ihr alles Gestanden, auch die Spielsucht. Meine Mutter hat geweint, ich bin innerlich zeborchen, jedoch hat das nicht gereicht zum mit dem Spielen aufzuhören. Sie hat mir einen Hohen vierstelligen Betrag gebegeben, den ich wieder in die Kasse zurückgelegt habe, damit ich nicht auffliege. Es hat nicht mal einen Monat gedauert, bis ich wieder Geld aus der Kasse genommen habe. von einem vierstelligen Betrag, wurde es ein 5 stelliger. 3 Monate später kommt die Nachricht vom Vorgesetzten: Warum fehlt da soviel Geld? Sachen gepackt, fristlose Kündigung erhalten und ab zum Psychater da ich das nicht mehr aushalten konnte was ich mir da selbst eingebrockt habe. Am gleichen Tag war ich noch beim Psychater, der bei mir den Wunden Punkt "Familie" gefunden hatte. Die Frage " tut Ihnen Ihre Mutter nicht leid?" hat mich innerlich getötet. Ich bin im Sitzungszimmer zusammen gesackt und habe wie ein kleines Kind geweint. Jetzt denkt sich aber der eine oder andere: Jetzt ist aber Schluss, dass muss doch der Weckruf gewesen sein! Nein, leider auch nicht. Ich, 24, stehe da ohne Job, ein riesiger Schuldenberg und kurz vor einer Pfändung. Beichten konnte ich das alles meinen Eltern nicht, also habe ich mich nach einem neuen Job umgesehen und gelogen dass ich im Home-Office arbeite. 2 Monate später, hatte ich einen neuen Job und fing an meine Rechnungen wieder zu bezahlen. Parallel dazu hatte ich meinen ehemaligen Arbeitgeber darum gebeten, von einer Anzeige abzusehen da dies verherrend für mich wäre. Da ich einen Teil zurückgezahlt hatte, stimmten Sie dem zu und wir haben die Schuld in ein Darlehen umgewandelt. Da dachte ich mir: Phuu, mit einem blauen Auge davon gekommen. Immer noch weitergespielt. Also ging auch hier das ganze Gehalt auf das Spielen. Die Schlinge wurde immer enger und enger, bis beim Arbeitgeber ein Brief eingetroffen ist: Gehaltspfändung! Hat das gereicht als Weckruf? Nein immer noch nicht. Wieder gelogen, wieder irgendwie rausgeredet und wieder weitergespielt mit dem was übrig geblieben ist. Familie  und Freunde wollten natürlich ihr Geld irgendwann auch wiederhaben, weshalb von da auch Druck kam. Bei stationären Casinos war ich gesperrt, auch in den Nachbarländern, sodass ich nur bei illegalen OC's gespielt habe.

Disclaimer zum nächsten Absatz: ich möchte nicht predigen oder jemandem sagen was richtig und was falsch ist, ich erzähle hier nur von meiner Erfahrung.

Da kam dann der springende Punkt rauchend auf der Terasse: Was machst du eigentlich? Wirst du dich dem Teufel (Glücksspiel) weiter einfach so hingeben und Gott den Rücken zeigen?
Von da an, wollte ich nicht mehr und dies funktionierte auch, jedoch nur 2 Monate. Wieder ganzes Gehalt verzockt.

Ich war dann an einem Tiefpunkt wo wirklich alles schlecht war.
Alles verzockt, mit fremdem Auto einen Unfall gebaut, Beziehung lief schlecht, Verhältnis in der Familie war auch schlecht.

Also legte ich mich an einem Abend hin und fing an mit Gott zu sprechen. Ich gehe jetzt nicht in die Details, aber ich kann sagen das ich so etwas in meinem Leben noch NIE gespürt und gesehen habe.
Von da an, spielte ich keinen Cent mehr. Es fing alles an besser zu werden, auch die Beziehung zur Freundin und Familie.

Aktuell spiele ich seit mehr als 9 Monaten nicht. Ich weiss, dass dies nicht viel ist. Für mich ist dies jedoch wie 9 Jahre, da ich fast 8 Jahre lang jeden Tag gespielt habe, zumindest das Spielen im Kopf hatte!
Die Schuldberatung habe ich auch aufgesucht und wir haben schon ein Lösungsweg erarbeitet, wie ich die Schulden in weniger als 3 Jahren abbezahlen kann.
So wurde mir einiges klar: Nicht ich bin da rausgekommen, sondern Gott hat mich da rausgeholt da ich mich ihm geöffnet habe, und dafür bin ich ihm unendlich dankbar.

Ich möchte niemandem zu Nahe treten, aber falls das jemand liest der aus dieser Sucht raus möchte und es bisher nicht alleine geschafft hatte, dann bittet Gott um Hilfe.


Ich bin nicht der beste Schreiber und dafür entschuldige ich mich jetzt schon bei euch... Ich hatte einfach das Bedürfnis mal darauf loszuschreiben und meine Geschichte mitzuteilen.

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #1 am: 28 August 2024, 16:21:46 »
Hi OG, stabiler Text. Ich finde, du hast den sehr gut geschrieben und 9 Monate sind schon verdammt gut.

Zum Thema Glaube: Ich denke, jeder findet seinen Anker (wenn man denn einen auswerfen will) - sei es Glaube, sei es Sport, sei es der neue Job, was auch immer. Wenn das für dich funktioniert und hilft, dann ist das echt schön zu hören.

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #2 am: 29 August 2024, 17:38:06 »
Danke RoHi!
Da hast du Recht, jeder kann irgendwo seinen Anker finden. Hoffentlich findet auch jeden seinen Anker, und kommt aus diesem Teufelskreis raus.


Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #3 am: 26 September 2024, 12:22:55 »
Lieber OG-123,

ich habe mich gerade sehr über Deinen Text gefreut und freue mich, dass Du es so weit geschafft hast! Es wird immer weiter gehen!
Mir hilft der Glaube auch sehr. Dieser Anker ist gegenüber allen Ankern besonders groß, weil man sich etwas Größerem hingibt und das eben nicht der eigenen Kontrolle untersteht und unseren vielen eigenen Fehlern.
Ich wünsche Dir alles Gute und Du wirst sicher nicht verlassen werden, solange Du immer darum bittest nicht verlassen zu werden.
Dann schafft man es wieder mehr aus der Finsternis ins Licht zu treten.

Liebe Grüße

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #4 am: 27 September 2024, 08:44:22 »
Hallo Mausi

Vielen Dank für deinen Beitrag!
Ich bin immer noch spielfrei! Was mich an meiner Situation fasziniert ist, dass ich keinerlei Suchtdruck habe.
In den vorherigen Versuchen Aufzuhören, hatte ich immer Suchtdruck und wurde schwach. Jetzt, wo ich Gott um Hilfe gebeten habe, verspüre ich nicht einmal Druck, noch kommen da irgendwelche Gedanken.

Ich lese hier oft im Forum und die Mitglieder hier haben verschiedenste Probleme die sie bekämpfen müssen.
Wie ich das so rauslesen kann, fühlen sie sich oft damit alleine und wollen alles alleine klären.
Wie gerne würde ich doch genau diesen Leuten schreiben: "Warum bittest du deinen Gott nicht um Hilfe? DU bist nicht alleine, er wird dir helfen!"
Möchte aber hier keinem zu Nahe treten, da ich weiss, dass dies ein schwieriges Thema ist bei einigen Leuten.

Ich wünsche euch allen einen gesegneten Tag!  :D

*

Offline Olli

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #5 am: 27 September 2024, 09:36:51 »
Guten Morgen!

Na, wer sind denn die "einige Leute" ? :)

Spaß beiseite ...

Es ist doch auf dem Genesungsweg alles erlaubt ... auch der Glaube! Wer sollte Ihn Euch madig machen? Etwa ich? Einer der "Ungläubigen"? Dabei bin ich doch immerhin manchmal spirituell unterwegs. Gerade, wenn ich zum Wort Gott noch den Zusatz "so wie ich ihn verstehe" hinzufüge, sind die Worte, die uns Kraft geben, deckungsgleich ...:

Zitat
Dieser Anker ist gegenüber allen Ankern besonders groß, weil man sich etwas Größerem hingibt und das eben nicht der eigenen Kontrolle untersteht und unseren vielen eigenen Fehlern.

Gott kann soooo viele Namen haben ... die Natur, das Universum, ich, Du ... Karma ... Bestimmung ... Akzeptanz ... Demut ... die Liste kann sehr lang werden ... :)

Dass ich mit Religion nix am Hut haben will, hat wohl mit meinen frühkindlichen Erfahrungen zu tun, als ich schnell bemerkte, dass in unseren hiesigen Gottesdiensten "Gottespropaganda" betrieben wurde. "Es gibt nur eine Lösung ..." bla bla bla ... Der heutige Pastor, so habe ich es aus den Gesprächen zu den Beerdigungen meiner Eltern geschlosssen, ist da weitaus weltoffener. Wer weiss, was geschehen wäre, wenn ich ihn damals hätte erleben dürfen?

Die Quelle der Kraft des Glaubens sei unerschöpflich, sagt man ... also bedient Euch großzügig ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #6 am: 27 September 2024, 11:30:19 »
Hallo Olli

Erstmal vorweg: Mit den „einigen Leuten“ war natürlich nichts Böses gemeint – ich hoffe, das kam nicht falsch rüber!  ;)

Und was deinen Punkt angeht: Bei mir heißt Gott tatsächlich ganz klassisch Jesus. Aber ich verstehe, warum Gott für so viele Menschen verschiedene "Namen" haben kann. Gott ist einfach so allumfassend, dass er in allem zu finden ist – in der Natur, im Universum, in allem, was uns Kraft gibt. Auch wenn das nicht sein eigentlicher Name ist, zeigt es doch, wie viele Wege es gibt, ihn zu erfahren.

Am Ende suchen wir doch alle nach dem, was uns stärkt und uns Halt gibt – da sind wir gar nicht so weit auseinander.  :)

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #7 am: 05 Oktober 2024, 09:48:45 »
Hallo OG!

Hab deinen Beitrag jetzt erst gelesen. Krasse Geschichte, hatte dabei starke empathische Gefühle. Schrecklich. Auch der Mann, der dich gewarnt hatte…er hat alles kommen sehen.


Aber wichtiger ist, dass du nun auf einem anderen Weg bist. Und ob es Gott, Demut oder Einsicht ist, die dir geholfen haben, spielt keine Rolle.

Wichtig ist das hier und jetzt.

Alles Gute und bleib dran!

*

Offline andreasg

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  • 2.076
Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #8 am: 05 Oktober 2024, 11:20:57 »
Hallo OC,

Danke für Deine GEschichte, ich werde sie mir noch einmal in Ruhe durchlesen, mir die Zeit dafür nehmen, die ich ja sonst nicht habe, Manchmal kommt es über mich, und ich rezitiere meine beiden Lieblingsgedichte. Das erste davon handelt von "Glaube an Liebe und Treue" ,- und der Protagonist der Ballade wendet sich an einen grimmigen egomanischen, und untreuen Göttervater, aber zum Schluß verbürgt sich das Geschehen der ethnischen Wörter zu einem Bunde.
Im zweiten Gedicht tritt ein junger Gott, unter einem Aliasnamen auf, der in ein Freudenhaus am Stadtrand gezogen wird, und in dieser Legende wird das Wirken der erotischen zur Agapischen Liebe offenbar. Puh, da schillert ein Goethedenkmal durch das Herbstlaub... Ja, ich war 1 1/2 Jahre als Kleinkind in einem Katholischen Kinderheim, ich habe später im Konfirmationsunterricht vernommen, daß ich ungestraft nicht davon komme, weil ich den Namen Gottes mißbrauche!
Als ich dann doch der Hölle entronnen war, und diese habe ich mir von unten angesehen, hat mich jemand gerufen, und mir aufgezeit, wie ich meinen Weg gehen kann. .
Bei allem was mir geschehen ist,er hat mich nie mehr alleine gelassen, und das Leben in der Spielfreiheit wurde turbulent, mit allem was dazu gehört.
Als ich im August 2019 im Kölner Dom zur Besichtigung weilte, näherte sich mir eine Gruppe Ordensfrauen. Ich nahm sofort die Schockstarre an, konnte mich nicht mehr bewegen, nur noch vor Angst zittern - das alte Kindheitstrauma. Dann drehte eine Ordensschwester sich um, ich sah in das Gesicht einer jungen bildschönen exotischen und strahlend glücklichen und zugeneigtem Ausdruck an. Da wußte ich,daß es Antworten gibt, auf alle Fragen. Später fuhr ich erfüllt vom Besuch der Kathedrale zum Besuch eines Freundes, , mit dem ich meine Erfahrung, Kraft und Hoffnung in der Spielsucht teile.
Ich habe mein Traumata nicht überwunden, aber ich bin gewiß,  Heute etwas tun zu können, das Leben lebenswerter gestalten zu können, und ich nehme immer wieder Bezug zu Kindern, für mich als Senior ein Blickwinkel, der sich der Zukunft ,dem Blick nach vorne zuwndet.

"Somebody is saves me, i thank you my friend" (Pete Townshend)

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #9 am: 07 Oktober 2024, 09:45:36 »
Hallo Zusammen

Vielen Dank für eure Antworten!

Erstmal vorweg: Ich bin immer noch spielfrei!
0.0 Glücksspiel, d.h keine Wetten, keine Rubellose und nicht mal irgendwie eine Runde Bingo.


Gestern war ich in einer Kneipe, in der ich Wetten und sogar Automat spielen konnte.
Bei früheren Versuchen Aufzuhören, bin ich diesen verfallen und habe gespielt, auch wenn nur 10-20€.
Diesmal habe ich die Automaten tatsächlich nicht mal bemerkt, bis mich mein Kollege nicht darauf aufmerksam gemacht hat.
Die Frage warum ich da trotzdem hin bin kann ich euch beantworten: Ich habe nicht mal daran gedacht das da Automaten sind!
Ich bin wirklich nur mit der Absicht dahin einen Kaffee zu trinken und mich mit meinem Kollegen zu unterhalten.

Ich habe hier oft gelesen, dass man nie von der Spielsucht geheilt wird, sondern diese nur zum Stillstand bringt.
Jedoch möchte ich sagen, auch wenn einige dem nicht zustimmen werden, vor allem nach "nur" 10 Monaten Abstinenz, dass ich geheilt bin!
Seit dem ersten Tag der Abstinenz, hab ich nicht einmal überlegt ob ich es doch noch einmal probieren soll. Und wenn der Gedanke an das Spielen doch kurz auftritt, dann wird da direkt ein Riegel vorgeschoben auf dem steht: NEIN, NIE WIEDER!

Dies habe ich, auch wenn jetzt vielleicht einige unter euch schmunzeln müssen wie ich es ebenfalls vor einem Jahr getan hätte, nur Gott zu verdanken :)
Ich sehe die Welt mit anderen Augen, dass ich mich frage, wie ich überhaupt die letzten Jahre so leben konnte.

Die Antwort von Andreas hat mich noch auf etwas gebracht.
Der Weg mit Gott ist ein persönlicher, intimer Pfad, den jeder Mensch selbst wählt – nur du und Gott gehen diesen Weg. Früher wurden in strengen Glaubensschulen oft starre Regeln und Angst vermittelt, sodass der Glaube seine Schönheit verlor und fast ins Negative gezogen wurde. Doch Gott, in meinem Fall Jesus, ist so viel mehr. Er schenkt Liebe, Freiheit und tiefen inneren Frieden.

Wenn du deinen Glauben vertiefen möchtest, musst du dafür nicht einmal unbedingt in die Kirche gehen. Es geht weniger darum, einfach nur zu glauben, sondern vielmehr um die Beziehung zu Gott. Diese Beziehung kann überall gelebt und vertieft werden – im Gebet, in stillen Momenten oder mitten im Alltag. Es ist diese innige, persönliche Verbindung zu Gott, die dein Leben mit Liebe, Freude und Sinn erfüllt, nicht bloße religiöse Rituale.

Und Gott kann dich auch aus der Dunkelheit der Spielsucht befreien, wenn du es wirklich zulässt und Ihn in deinem Herzen annimmst. Jesus sagt: „Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden“ (Matthäus 7,7). Gott ist bereit, dir zu helfen, wenn du Ihn darum bittest und deine Lasten in seine Hände legst.

Wenn ich das so durchlese was ich hier schreibe, hätte ich mich vor einem Jahr lachend auf dem Boden gewälzt.
Ich entschuldige mich jetzt schon, falls ich jemandem zu Nahe getreten bin, was dass ganze mit Gott angeht.
Falls es aber auch nur einem von euch hilft, hat das schon seinen Zweck erfüllt!

Einen schönen Tag wünsche ich euch allen!







Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #10 am: 07 Oktober 2024, 10:22:08 »
Hallo zusammen!

Beim Lesen der neuen Beiträge ist mir vor allem ein Satz von Andreas hängengeblieben: „Sich Zeit nehmen…“ - sich bewusst für Zeit nehmen ist super wichtig und überhaupt ist bewusster leben auch ein Schlüssel.

Nur meine 2 Cent

LG

*

Offline Olli

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Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #11 am: 07 Oktober 2024, 13:51:09 »
Wenn man seinen Weg zu Gott findet, befindet man sich dann eigentlich auf einem Höhenflug? #grübel# :)

Hi!

Nun, natürlich ist der Satz da oben schelmisch gemeint. Doch der Gedanke an den Höhenflug, der durchfloss mich, als ich Deinen Beitrag las.

Fangen wir mal mit dem "geheilt sein" an. Darunter versteht man grob den Rückgang einer Erkrankung hin zu einem Zustand vor der Erkrankung.
Dies ist aber nicht möglich bei der Glücksspielsucht. Dazu sind viel zu viele Nervenbahnen in den verschiedensten Bereichen des Gehirnes mit diesem Thema verküpft. Verknüpfungen, die nicht ständig benutzt werden, die verkümmern. Dies geschieht auch tatsächlich bei einer Genesung von der Sucht. Es gibt aber viele Verknüpfungen, die auch bei alltäglichen Geschehen, Gedanken und Gefühlen benutzt werden. Diese verkümmern nie!
Das Suchtgedächtnis im Stammhirn verlernt vieeeeel langsamer, als es gelernt hat.
In die Welt hinaus zu posaunen, dass Du geheilt seist, ist ... ich meine das nicht böse ... überheblich!
Dass das mit Deinem inneren Riegel funktioniert, ist wirklich klasse! Das freut mich für Dich! Doch auch hier ist die Wortwahl wieder überheblich: NIE WIEDER!
Was bedeutet denn das eigentlich? Eigentlich ist das "nie" befristet auf Deine Lebensspanne, nicht wahr? Diese kann morgen schon zu ende sein oder erst in 50 oder mehr Jahren. Grundsätzlich triffst Du ja Deine Entscheidungen immer im Hier und Jetzt in Abhängigkeit von dem was war und dem was kommt. Nehmen wir an, dass an irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft etwas Einschneidendes bei Dir passiert. Dann triffst Du auf dieser Grundlage neue Entscheidungen. Das weisst Du aber heute noch nicht. Dies trotzdem mit einem "NIE WIEDER" zu manifestieren, emopfinde ich ebenfalls als ... überheblich!

Nur weil Deine Ansätze gerade funktionieren, heisst das nicht, dass das immer so bleiben wird! Ich schreibe Dir das daher als Message: Passe gut auf Dich auf! Sei lieber etwas demütiger! Die Euphorie, die ich deutlich in Deinen Worten lese, die wird nicht ewig eine Quelle Deines Erfolges sein.

« Letzte Änderung: 07 Oktober 2024, 13:52:41 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #12 am: 07 Oktober 2024, 23:04:20 »
Hallo Olli

Vielen Dank für deine Antwort.

Dass das ganze überheblich rüberkommen kann, habe ich tatsächlich schon beim Schreiben festgestellt.

Wie komme ich überhaupt darauf, dass ich „geheilt“ bin? Ich fühle mich tatsächlich so wie vor 9 Jahren, als ich noch nicht gespielt habe. Der einzige Unterschied von jetzt und damals ist, dass ich weiss, was das für Automaten sind und was die anrichten können. 

Mein „NIE WIEDER“ zu Automaten möchte ich so lange ich lebe beibehalten. Man weiss natürlich nie, was uns in der Zukunft erwartet und was für Folgen daraus resultieren. Aktuell ist es ein standfestes nie wieder, was hoffentlich auch so bleibt  :)

Mit der Demut hättest du, und ich sage extra hättest, Recht, wenn ich mich selbst da so ganz gross machen würde und meine Leistungen so hochloben würde. Jedoch verdanke ich das alles, was ich bisher erreicht habe, Gott. Fällt also auf seine Kappe das es mir gut geht :)

 

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