Liebe Ansh,
danke für Deine motivierende und liebe Nachricht!! Sie hat mich zum Weinen gerührt. Der Weg in die Scheiße ist sehr lang und der Weg raus auch. So ein Lob tut da sehr gut. Man bekommt es ja auch nicht so oft, weil es von außen betrachtet für viele nicht erkennbar ist, was man da leistet. VIELEN DANK. Und danke auch Euch anderen beiden

Ich habe jetzt Deinen Thread entdeckt. Du kannst sehr stolz auf Dich sein. Den Absprung nach so langer Zeit zu schaffen ist riesig! Ein Tagebuch zu schreiben ist eine sehr gute Idee und ein sehr guter Schutz davor aus Verlassenheit und Traurigkeit heraus wieder anzufangen die alten Tage zu verklären oder ins Zweifeln zu geraten.
Ein Update zu mir: Manchmal habe ich in letzter Zeit einen Kaffee getrunken oder war spazieren mit meinem ehemaligen Partner. Er hat scheinbar das Spielen aufgegeben. Ich merke auch ganz klar den Unterschied auf dieser Ebene, er ist jetzt ganz anwesend. Diese Entwicklungen hätte er sicher ohne die Trennung nicht oder nicht so schnell gemacht. Das war natürlich nicht das Ziel der Trennung aber es entspricht tatsächlich der Wahrheit, dass man auch die Süchtigen nicht voranbringt, wenn man bleibt. Es ist schön zu sehen, dass er sich entwickelt, das erfreut mich nun mit einem ganz neutralen Blick, einfach der Freude für den anderen, der gesünder werden darf.
Er hat noch andere Suchtprobleme, sodass ich mir aktuell nicht im Entferntesten die Frage stellen muss, ob man je wieder zusammenkommen würde. Ich bin zum Glück nicht mehr so schlimm liebessüchtig wie damals, sodass ich mich traue ihn als Freund zu treffen. Ich genieße es aber mit Vorsicht. Ich versprüre keinen Groll. Ich habe sehr viel gelernt und bin durch ihn weitergekommen. Aber ich wüsste nicht, ob ich mir, selbst wenn er nie wieder Suchtprobleme haben würde den inneren Stress einer solchen Vorbelastung noch mal antun würde. Ich möchte mich nie wieder für einen anderen so sehr belasten und wüsste auch nicht, ob ich je noch einmal tief vertrauen könnte. Ich durfte die letzten Monate insbesondere die Leichtigkeit spüren, ohne Ängste aufzuwachen. Ich lebe zwar alleine (was nicht immer leicht ist) aber tausend mal besser als in einer belasteten Beziehung. Ich versuche nur in sozialen Beziehungen zu sein, die mir innere Klarheit und Wahrheit geben. Es kommen viele Ideen, was man alles tun kann.
Einen Tanzkurs machen, sich selbst ins Museum oder ins Café ausführen, mal alleine einen Wochenendtrip machen, mein Helfersyndrom lieber in ein Ehrenamt zu legen...denn dort bekommt man viel zurück, mal zur Meditation gehen, Sportkurse mit Freundinnen, Freunde zum Essen einladen..., mir mal ein Geschenk machen, einen Kurs für irgendwas buchen, in der Sonne sitzen. Da ich gläubig (geworden) bin bete ich auch sehr viel. Das erlöst und befreit mich, Dankbarkeit für das Gute hilft mir, mich auf die Geschenke des Lebens auszurichten auch in traurigen Zeiten und meine Gebete wurden schon oft erhört. Leider habe ich sehr viel inneren Schmerz und alte Wunden und kann mich nicht immer gut aus mir selbst heraus stabilisieren. Daher habe ich immer Halt in Beziehungen gesucht, das hat mir als Lebensstruktur gedient. Ich werde noch brauchen, bis ich so weit aus mir selbst werde schöpfen können, dass ich nicht mehr so viel aus dem Außen brauche. Bis dahin versuche ich mir sichere und gesunde Quellen der Stabilität im Außen zu suchen und viele unterschiedliche, damit ich nicht abhängig werde. Ich versuche auch es nie zu intensiv werden zu lassen. Daher mache ich gerne Gruppenaktivitäten, oder Aktivitäten bei denen man durch die gemeinsame Liebe zu einer Sache verbunden ist.
Es tut zwar am Anfang weh, das Drama zu verlassen und im Scherbenhaufen zu stehen aber je mehr man in die Richtung Gesundheit geht, desto mehr erschließt man sich eine Welt ohne Drama, die man lange nicht mehr oder vielleicht auch noch nie gekannt hat. Diese Welt der
Dinge, die halten, was sie versprechen, ist so stark und bestechend auf Dauer, dass ich langsam eine innere Abstoßung zu entwickeln beginne gegen Verstrickungen und Unheilvolles. Dafür muss ich anfangen, mich selbst zu lieben und das können wir alle, die wir hier sind nicht so gut. Und es ist eine große Aufgabe an der ich jeden Tag kämpfe, für mich selbst gut da zu sein. Manchmal stürzt es mich in Verzweiflung und Orientierungslosigkeit. Es würde mir viel leichter fallen, wieder Probleme im Außen zu lösen. Aber das ist der falsche Weg. Was wahre Selbstliebe in einem positiven Sinn ist, das versteht man glaube ich erst spät, wenn man sie nie leibhaftig gelernt hat. Und erst viel später als man davon zu sprechen beginnt und versucht sie zu leben. Ich fühle jeden Tag, dass ich versuche etwas zu leben, wovon ich wirklich keinen blassen Schimmer habe, aber nur so kann ich Selbstliebe irgendwann kennenlernen. Ich brauche sicher noch lange und habe gerade nur eine Ahnung davon, wie das Leben dann sein könnte.
Also versuche ich das Ziel immer wieder neu anzuvisieren und nicht böse mit mir zu sein, wenn ich zwischendurch sehr oft über mich selbst stolpere.
Liebe Grüße
Mausilausi