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Meine Trennung vom Spieler

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SuchtkrankerMensch

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #45 am: 03 Oktober 2023, 18:20:56 »

Vielleicht lande ich mal in einer anderen Form der Co-Abhängigkeit... ich hab das zu lang gelernt um schon ganz geheilt zu sein. Aber ich glaube, Alkohol, Marihuana, Nutten und SPIELEN das wird mir nicht mehr passieren und auch keine Borderliner mehr :D, da schaff ich jetzt immer den Absprung.

Nicht alle sind gleich  ;) ;) ;)

es war definitiv ein tolle Bereicherung Deine Texte zu lesen, pass auf Dich auf,...

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #46 am: 05 Oktober 2023, 21:40:10 »
Hey ihr Lieben,

danke lieber Wirbelwind. Heute habe ich meinem Abschied noch ein weiteres Siegel draufgeknallt. Ich hatte riesen Glück. Letzte Woche habe ich großes Glück gehabt und eine Wohnungszusage bekommen und auch einen neuen Job gefunden, um mir meine neue Wohnung leisten zu können. Alle Verträge unterschrieben. Heute habe ich meinem Ex einen Zettel hingelegt, dass ich ausziehe. Jetzt werden gerade alle Türen zugeknallt und Sachen im Gang umhergetreten. Ich hätte lieber erst in Nacht und Nebel den Auszug gemacht aber jeder hat hier eigene Mietverträge und daher muss ich sonst noch länger für meine Hälfte der Miete aufkommen. Ich habe nicht mit der Reaktion gerechnet, da wir uns ja schon seit mehreren Wochen aus dem Weg gehen. Es war super hart, weil es ganz gegen meine Natur ist.. ich habe ihm gar nicht mehr in die Augen gesehen und ignoriert.  Sowas finde ich eigentlich gemein. Ich dachte er hats gecheckt. Aber wie das ist mit den Worten und Versprechungen... sie bedeuten nichts. Er hat weder verstanden, wie sehr er mir wehgetan hat und wie sehr er mir geschadet hat. Es gab keine einzige Entschuldigung im Nachgang. Er dachte wir sitzen hier gemeinsam was aus. Geld hat er auch schon wieder verprasst. Wollte mich heute noch um Geld anhauen. Grad läd er alle meine Sachen die er noch von mir hatte vor meiner Tür ab. Ich bin hart. Er kann keine Gefühle in mir provozieren. Macht Euch keine Hoffnungen .... es bringt alles nichts... es bringt nichts schlechte Zeiten auszuhalten... niemand dankt einem das. Vielleicht mal in 10 Jahren, wenn er gesund ist... aber was bringt mir das. Das einzige was hier passiert ist eine wütende Reaktion auf die Folgen seines eigenen Handelns... mein Auszug. Ich geh jetzt lieber nicht vor die Tür ich weiss nicht was er da gerade alles ablädt. und ich will keinen Kontakt. Man zahlt den Preis für dieses ganze Leid echt alleine. Für alle die noch in der Lage sind: die Trennung setzt dem Ganzen unter Umständen noch die Krone auf, macht euch drauf gefasst, dass ihr noch viel verletzt werdet und die ganze Verantwortung alleine übernehmen müsst. Niemand anders ist hier in so einer Partnerschaft stark für Euch. Und die Provokationen könnten wieder Emotionen auslösen und euch wieder binden. Ich hatte Angst davor. Jetzt ists soweit. Wieder lebt der andere seine Gefühle aus. Wies mir geht war und ist die ganze Zeit egal gewesen. Auch jetzt. Es bringt nichts sich sorgen um den anderen zu machen. Ich freue mich, wenn die nächsten 6 Nächte überstanden sind und ich endlich hier weg bin. Alle die richtig agressive Männer haben sollten den Abflug bestens planen. Und weg sein, bevor jemand davon weiß. Distanz ist gold wert. Auch die Distanz der letzen Wochen war erleuchtend. Ich konnte wieder wahrnehmen, wie viel Energie er mir auch bei kleinstem Kontakt mit seinen verwirrenden Stimmungen zieht. Ich bin fast wieder zur Helferin geworden wurde aber auch immer gleich wieder mit Stimmungen abgewatscht (ging nur um Geld leihen oder was man tun soll bei ner Autopanne etc.)

Das tut echt alles irre weh. Trotz Allem, was vorgefallen ist, ist man jetzt der Böse der sich trennt. Auf ne Art bleiben die Tatsachen immer falschrum... das muss man echt aushalten können. Und einfach so über sich ergehen lassen... weil emotional zu werden nur kontrapruduktiv ist.

Passt auf Euch auf!
« Letzte Änderung: 05 Oktober 2023, 22:42:42 von Mausilausi »

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #47 am: 05 Oktober 2023, 22:42:02 »
Hallo ML,
puh hört sich übel an. Er ist in Mitleidstrance und überreißt nichts mehr. Pass auf Dich auf, zur Not gehe einige Tage zur Not ins Hotel.

Alles Gute und lass uns wissen wenn es überstanden ist.

Liebe Grüße Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #48 am: 05 Oktober 2023, 22:49:21 »
Danke lieber Roy,

das tut echt gut. Ja er ist voll durch. Er kann nichts mehr sehn. Ich versteh seinen Schmerz versuch aber kein Mitleid zu haben. Sonst leide ich wieder für zwei.
Vielleicht mach ich mir echt ein paar schöne Tage im Hotel oder bei Freunden. Das ist eine gute Idee.
Ich meld mich dann von der andern Seite!!

Liebe Grüße und gute Nacht

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Offline Olli

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  • 7.426
Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #49 am: 06 Oktober 2023, 06:43:35 »
Hi MausiLausi!

Jetzt realisiert er, dass Du ihm eben nicht sicher bist, wie er immer dachte. Das Fass ist nun mal über gelaufen.

Du hast alles richtig gemacht!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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SuchtkrankerMensch

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #50 am: 06 Oktober 2023, 07:20:58 »
Es ist hart und traurig zu lesen wie Menschen sein können. Ich hab so einen Auszug miterlebt wie Du Ihn beschreibst, und das ist echt harter Tobac.
Da war es allerdings ein Alkoholiker und die Mutter meiner damaligen Freundin ist über Nacht mit Sack und Pack weg gewesen als Wir auf Montage waren.

Du wirst DEINEN Weg gehen da bin ich mir ziemlich sicher

EDIT: nicht mal in Ruhe duschen gehen kann ich^^ :)
Da muss ich nochmal den Rechner anmachen um klar zu stellen das ich selbstverständlich Ihren Mann meine der noch so dreißt ist um geld zu fragen während seine Frau geht....
« Letzte Änderung: 06 Oktober 2023, 08:35:51 von Wirbelwind 2.0 »

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Offline andreasg

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  • 2.107
Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #51 am: 06 Oktober 2023, 10:29:35 »
Hallo ML,

alles erdenklich Gute für Dich und viel Zuvertrauen. Nein, das ist nicht einfach!

Vor 21 Jahren hat sich meine damalige Frau von mir getrennt, ist einen Monat vor mir aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, und in ein anderes Bundesland. Ich stand 30 Tage lang in einer mehr halbleeren, als in einer halbvollen Wohnung. Dann, am Tag meies Auszugs kamen die Freunde aus meiner Spieler SHG, und ein Freund aus der Kirchengemeinde, und ich zog in eine Genossenschaftswohnung. Dort lebe ich noch Heute und bin in der Genossenschaft integriert.

Ich habe die Trennung verstanden, aber so glaube ich, nie akzeptiert. Das wurde wieder akut, als sie mir per Post einen Geburtstagsglückwunsch schickte, den ich 4 Wochen später erwiederte. Punkt! Die Gefühle aber bleiben, "ist da nicht ein Mensch gewesen, der mich gesehen, der micht wertgeschätzt, der mich geküsst hat, ein Mensch mit dem ich über bildende Kunst sprechen konnte, und mit dem ich politisch auf einer Ebene war! Alles zerstört durch Dyfunktionale Elternhäuser bei ihr und bei mir?

Im Spätsommer 2003 habe ich meine Inventur der Ehe geschrieben, in einer Psychosomatischen Klinik, und sie dort geteilt. Geteilt mit einem Menschen, den ich vorher nicht kannte, und nie wieder gesehen habe, nur in dieser Stunde waren wir im Geist vereint. Wann immer mir Psychiater, Psychotherapeut, Pastor, und Anwalt ins Gesicht brüllt hat: "Sie sind von Ihrer Frau geschieden"!, so mußte ich an den Menschen denken, der im Klinikraum sich einfach meine Geschichte anhörte.
Heute weiß ich, daß ich schwer traumatisiert war, aber ich hatte keinen Spieldruck. Mein erster Gedanke war: "ich bin Langzeitsarbeitsloser, da kann ich doch in die Klinik gegen, und dort vor Ort, habe ich verstanden, wie ich verstanden worden bin.

Liebe ML. alles hat seine Zeit, nun habe ich wieder viel von mir geschrieben, aber Dir wünsche ich eine Neue Gute und schöne Zukunft.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #52 am: 06 Oktober 2023, 18:11:16 »
Danke für Eure lieben Antworten,

ich weiß, dass es vorbei geht, aber gerade ist es schrecklich. Da kommen auch schnell alle schlechten inneren Stimmen zurück, die einen klein machen und ja auch dafür gesorgt haben, dass man überhaupt so viel ausgehalten hat, um mal "geliebt" zu werden. So wie du es auch schreibst, AndreasG. Das hatte ich früher viel, ich kenne sehr gut was Du bescheibst. Gerade sind bei mir vor allem blöde Stimmen da, die mich klein machen.Ich fühle mich sehr schlecht. Um den Seelenverwandten geht es mir schon gar nicht mehr. Das Schlechte hat in der Beziehung schon so lange überwogen und ich habe viele viel nettere Menschen um mich rum.

Naja ich halte das gerade nicht so gut aus, wenn man Türen knallt und mich schlecht fühlen lässt und aggressiv ist, weil ich früher so viel angeschrien und gedemütigt wurde. Diese alte Angst wieder klein gemacht zu werden kommt wieder hoch und sehr viele alte Gefühle. Verlustängste. Ich lasse gerade meinen Tränen freien Lauf. Das tut gut. Dann bekomme ich mich wieder besser rein danach. Bin durch nach der Anspannung der letzten Jahr, Monate und Wochen. Habe gerade keine Kraft mehr für Psychoterror. Zum Glück nur noch ein paar Nächte hier. Hotel ist mir gerade zu teuer. Und bei andern bin ich nicht gern. Habe immer das Gefühl jemandem zu Last zu fallen. Falls es noch unaushaltbarer wird werde ich auswärts schlafen.

Danke für Deine persönliche Geschichte AndreasG. Es ist so sehr befreiend verstanden zu werden und kommt gar nicht drauf an von wem. Ein Mensch reicht.

Danke, dass ich Euch das schreiben darf.

Mausilausi

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #53 am: 01 November 2023, 19:04:43 »
Hallo ihr Lieben,

ich wollte Euch ein Update geben. Ich bin im neuen Job und in der neuen Wohnung. Hat alles viel Energie gekostet und ich bin die ganze Zeit krank und k.o. Scheinbar lässt jetzt zum ersten Mal die Anspannung nach und mein Körper kann wieder loslassen. Fühle mich auch oft einsam so allein. Versuche aber auch meine  Beziehungssucht und Verlustangst besser zu ertragen.

Mein Ex hat sich dann wieder eingekriegt und sich sehr viel bei mir entschuldigt. Das tat gut, wo ich doch sonst so oft als verrückt hingestellt wurde jetzt auch von ihm eine andere Einordnung zu bekommen. Er scheint das erste Mal zu sehen, was für eine Schneise der Verwüstung er hinterlassen hat. Er sagt er konnte es nicht sehen, und kann sich jetzt nicht mehr erklären wie es passieren konnte. Er sagt die Trennung war richtig, es wäre sonst nur noch viel schlimmer geworden, er hätte so nie angefangen aufzuhören. Ich habe manchmal Angst um Ihn und hoffe er findet einen Zugang zum Leben. Aber ich weiß ganz tief in mir, dass ich nie wieder so traurig wegen jemand anders sein möchte und nie wieder so einen hohen Preis zahlen mag für mein "Glück", das dann nicht mal eins ist.

Es kommen viele andere Männer daher, auch viele andersartig offensichtlich ich sag mal "gestörte". Ich muss immer kämpfen nicht in ein neues Drama zu geraten. Aber ich habe den Entschluss gefasst Pause zu machen und keine Patienten mehr zu haben... was manchmal wirklich viel kostet, jemandem Nein zu sagen und abzuweisen. Vielleicht strahlt das ja auch irgendwann aus und sie kommen nicht mehr alle in meine Fänge. (Man muss halt echt jeden Tag wieder gute Entscheidungen treffen... auch nach so einer Trennung...in dem Sinne passt auch wieder das gute 24 Stunden)


Vielen Dank Euch allen, die mir während der Trennung im Forum so stark geholfen haben durch ihre zugewandten und geistreichen Beiträge. Ich habe es so durchstehn können diesen unglaublichen Kraftakt. Danke!

Würde jetzt gerne viele Monate Winterschlaf machen... aber das Hamsterrad geht weiter und Hamster machen keinen Winterschlaf ?!

Liebe Grüsse und Danke für sie Unterstützung.

Ein Leben weniger "verheizt" in der Sucht.

Auch wenn ich die Zweisamkeit und Liebe zu meinem Partner nie missen will, will ich mir in Zukunft erlauben einfach (und überall wo einfach steht ist gar nichts einfach) fröhlich sein zu dürfen und nein zu sagen zu Dingen, die nur Traurigkeit in sich tragen.
 
Liebe Grüsse
Mausilausi
« Letzte Änderung: 01 November 2023, 19:14:54 von Mausilausi »

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #54 am: 01 Dezember 2023, 16:09:44 »
Danke

Hallo Leute,

ich bin sehr dankbar für diese Foren und immer wieder überrascht was für exzellente Beiträge man hier findet, so viele so gut geschriebene Einblicke ins Innenleben anderer, die man sonst niemals hätte erfahren können. Sich hier immer wieder in anderen Beiträgen wiederzufinden ist für mich die größte Hilfe.

Zu mir: Ich habe mich die letzten Wochen endlich mal wieder um meinen Körper und meinen Geist kümmern können, endlich mal wieder einfach Dinge sortiert die liegen geblieben sind und mal wieder Sachen aus Muse getan und Lust gehabt mich um Freundschaften zu kümmern. Kurz: ich habe mich vor ein paar Wochen von meinem suchtkranken Partner getrennt. Neben dem riesigen Trennungsschmerz und großer Zukunftsangst ist aber buchstäblich in mir wieder das Leben aufgeblüht. Ich rieche wieder die Herbstluft, ich sehe wieder Dinge die um mich herum passieren. Kurzum, ich habe meinen taumelnden realitätsfernen Beziehungsrausch durch diese Trennung beendet. Und das ist der Teil über den ich gerne meine Gedanken mitteilen würde.

Es wurde ja schon zu Vielem Vieles geschrieben, aber was mir im Rahmen der Trennung so bewusst geworden ist, lässt sich am besten in einem Bild ausdrücken:

Der Suchkranke rennt in einer Abwärtsspirale seinem Suchtmittel hinterher und der Angehörige rennt in der selben Abwärtsspirale dem Suchtkranken hinterher.

Man ist als Angehöriger selbst süchtig geworden. Und dabei gleichen sich die Erkrankungen so sehr. Mindestens so schwierig und langwierig wie es für die Angehörigen ist sich zu lösen ist es auch für den Suchtkranken. Und ich muss mir eingestehen, auch ich habe die Realität in gleichem Maße verloren wie mein Partner. Wenn ich mir die Angstzustände ansehe, die mich täglich plagten, die Bauchschmerzen, das Unwohlsein, der andauernde Stress, der sich immer tiefer in mein Gesicht geschrieben hat müsste ich bei Lichte betrachtet ganz genau wissen, was zu tun ist. Weggehen. Aber so wie der Spieler dem verlorenen Geld noch mehr Geld hinterherwirft habe ich meiner Enttäuschung noch mehr Hoffnung hinterhergeworfen. Die Währung war schon lange ohne Deckung. Und auch ich habe ein verzerrtes Weltbild entwickelt. Meine Handlungen werden schon lange nicht mehr an dem orientiert, was ist sondern an dem, was ich mir gewünscht hätte, das doch eigentlich sein sollte und ich in meiner Verbitterung nach wie vor doch zumindest als Trostpflaster noch bekommen möchte. Nur wenn ich den Entzug selbst schaffe kann ich mir im Ansatz darüber klar werden, wie schwer das Unterfangen für meinen ehemaligen Partner sein wird. Und ich bin es ihm und mir selbst schuldig wieder in die Realität zurückzukehren.

Ich will noch kurz ein paar Worte darüber verlieren, was hier bei uns so abgegangen ist, wie ich die Situation vollkommen unterschätzt habe und welche Gedanken mir gerade dabei helfen zu gehen. Also mein Partner war in vielerlei Hinsicht süchtig. Am Anfang habe ich vor allem den Alkohol mitbekommen. Da habe ich dann irgendwie auch die Reißleine ziehen können (Alkoholgeruch macht mich so fertig, dass mir das leichter fiel) und er hat daraufhin nach einem zähen, ermüdenden und schädigenden Prozess in dem ich viel zu oft zur Projektionsfläche von Agressionen wurde mit dem Trinken aufgehört. Ich dachte, wow ein Erfolg auf voller Linie. Nur, dass die ganze Sucht nun ins Spielen verlegt wurde, von dem ich damals noch gar keine Ahnung hatte. Die Ausmaße sind einfach nur krass. Aber ich will mehr darüber erzählen wie das Leben dann aussah. Namentlich haben sich immer tageweise unterschiedliche Phasen bei ihm abgelöst. Was im Hintergrund gezockt wurde oder nicht habe ich irgendwann gar nicht mehr gewusst, weil ich meine Energie nicht länger in Überwachungstätigkeit stecken wollte. Aber was bei mir ankam war:

ein Wechsel aus Euphorie (die sich aber immer zu gut angefühlt hat, um wahr zu sein), dann wieder Gönntertum mir gegenüber (wohl meistens, wenn es grad gut lief, dann ist auch immer Geld zu mir geflossen, vielleicht auch aus schlechtem Gewissen, neben den vielen Einsätzen auch mir mal was zuzustecken, da war immer ein Geschmäckle dabei) danach gabs manchmal Phasen der Initiative, mal wieder was mit mir zu unternehmen (wir haben kaum schöne Dinge mit anderen Menschen gemacht, weil er wohl auch aufgrund seines Doppellebens massive Angstzustände hatte in Gesellschaft, unsere Unternehmungen waren aber auch immer an der aller untersten Aufwandsgrenze, mal Schwimmbad mal wandern, nie wirklich viel Energieeinsatz oder persönliche Einbringung..das kam immer von meiner Seite) und danach folgte die Distanzphase (mein Partner war abwesend auf Nachfragen wurde er aggressiv und unterstellte mir meine Nachfragen wären für sein Befinden verantwortlich) meistens kam dann irgendwann der Breakdown, weil aufgrund der Lügen schon noch kaum Nähe zwischen uns möglich war musste er irgendwann damit rausrücken, dass er wieder sein ganzes Gehalt verzockt hatte, dann kam meistens eine kurze Erleuchtungs- und Bekenntnisphase (Beteuerung, sich Hilfe zu suchen, Entschuldigung etc.) nach dieser Phase war dann kurz mal einfach alles normal...wow. Ruhe nach dem Sturm. Dann hat aber meist eine Agressive Phase eingesetzt. Wahrscheinlich wegen der ganzen negativen Gefühle, für die war ich dann verantwortlich, denn ohne mich könnte er sich ja einfach wohl fühlen in seiner Haut. Man hat sich dann wieder irgendwie arrangiert. Aber wegen der aus seiner Sicht berechtigten Verärgerung über mich hat er sich dann wieder ausbedungen spielen zu dürfen und der ganze Zirkus ging von vorne los. Insgesamt ein Wechselbad der Gefühle ohne sonder gleichen.

Jetzt nach der Trennung ist jeder Tag irgendwie ruhig und gleich wie ein klarer Gebirgssee.

Aber ich muss sagen das Verlangen/Craving kommt auch bei mir immer wieder. Wenn ich ein schönes Schmuckstück sehe, das mir von ihm geschenkt wurde oder schon allein und sehr oft beim Gedanken an die vielen schönen Ideen die wir hatten und von denen ich geträumt habe, dass wir sie umsetzen. Und auch einfach wegen der Charakterzüge, die ich an ihm mag. Die Kleinigkeiten. Aber unterm Strich habe ich mich mit Kleinigkeiten und einer riesigen Hoffnungs-illusionsblase in meinem Kopf in einem Teich aus Müll über Wasser gehalten. Und leider hat mein Hirn scheinbar keinen Unterschied gemacht zwischen den nicht realen schönen Vorstellungen und Hoffnungen und der hässlichen Realität. Sodass krankerweise alles wie ein Nullsummenspiel aussah obwohl es der letzte Raubbau an meinen Ressourcen war und ich eigentlich nur selten fröhlich war. Mit andern Leuten war ich viel fröhlicher...ich war ja auch nicht in ständigem Stress, dass eine unnormale Verhaltensänderung kommt, die Leute haben sich gleichbleibend verhalten. Ich hatte keinen ständigen Anpassungsdruck und Duldungsdruck (okay, was ist jetzt schon wieder passiert, wie kann ich mich jetzt verhalten, soll ich meine Meinung dazu sagen oder um des lieben Frieden willens einfach alles inakzeptable über mich ergehen lassen).

Daher versuche ich so wenig wie möglich in die Ambivalenz einzutauchen, zwischen dem was gut war und was schlecht war mit ihm. Denn diese Rechnung kriegt mein Kopf nie richtig hin. Ich habe nach 3 Jahren mit so viel Traurigkeit, Runterschlucken, Beleidigtwerden, Vergessenwerden und so vielen Powerplays, nach Jahren der Lügen in denen er sein Geld aber viel wichtiger auch seine ganze Lebensenergie (!) immer in eine Parallelwelt gesteckt hat an dem Tag, an dem er wieder nicht zum Blauen Kreuz gegangen ist beschlossen, dass ich nicht mehr will und auch nicht mehr kann. Ich habe wirklich meine Hände vor ihm in die Luft gehoben und gesagt ich kann nicht mehr... ich gebe auf ich gehe den Weg nicht weiter. Und zwar ohne Bedingungen einfach nur für mich. Denn wenn er irgendwann ernsthaft gesund werden wollen würde und könnte würde ichs mitbekommen. Dann kann man an meiner Tür klingeln. Und ich würde nicht mehr die Verantwortung übernehmen müssen und ich würds gleich spüren, dass die Sache sauber ist. Denn wenn man ehrlich in sich reinhört spürt mans.

Und dieser Entschluss aufzuhören (aus dem Spiel auszusteigen, das es ja ist) ist für einen Angehörigen genauso hart wie für jeden anderen Junckie. Und man muss wirklich ertragen, dass man dann einen geliebten Menschen verliert und auch verliert geliebt zu werden (denn das tun die Süchtigen ja auch tatsächlich). Und dabei hilft mir als Fels in der Brandung nur dieses Blaue Kreuz vor mir zu sehen und zu sagen "ich will nicht mehr und ich kann auch nicht mehr". Es ist keine Frage von Liebe sondern eine Frage in welches Spiel ich mich investieren will und solange der andere krank ist geht die meiste eigene Energie ja gar nicht in Ihn sondern wird von seiner Sucht verschluckt, die wie ein Parasit an ihm dranhängt. Sobald ich in andere Überlegungen einsteige, von "ja vielleicht macht ers ja jetzt", "ja aber das war doch schön oder dieses so besonders" reißt es mich wieder rein. Wahrscheinlich wie jeden anderen Süchtigen, der über die positiven Seiten der Sucht oder den großen Gewinn nachdenkt. Und da schließt sich der Kreis, nur wenn mans dann selbst schafft zu gehen, kann man abschätzen, durch welche Mauer der Suchtkranke da eigentlich rennen muss wenn er loskommen will. Und das alles habe ich die ganze Zeit total unterschätzt.

Was ich noch erwähnen wollte. Ich selbst war auch oft bei CoDA und habe viele Bücher gelesen... "Women who love to much", "Verstrickt in die Probleme anderer" und "Sex and Love addicts anonoymous". Richtig gut fand ich auch : anne wilson schaef "im zeitalter der sucht" und alle anderen Bücher der Autorin. Es tut echt weh da rauszukommen. Weil man leider nicht weiterkommt mit Schuldzuweisungen und solchen Dingen sondern leider  sich dem ganzen Schicksalhaften am Leben einfach stellen muss und auch der eigenen Geschichte, wie man da hinkam wo man jetzt steht, und ob man sich eigentlich selbst genug liebt oder immer andere braucht und und und....

Und ich wollte noch allen zurufen, die noch in so einer Lage sind, dass alles für mich leichter geworden ist, als ich erstmal nur für mich in der Beziehung meine Verhaltensmuster zu ändern begonnen habe...keine Rettungsversuche mehr, keine Standpauken mehr, keine Überwachungsmaßnahmen, durchhalten im Powerplay, bei Fehlverhalten auf Distanz bleiben etc. Ich habe dann so schon stückweise meinen Raum zurückerobert ...bei mir war die Trennung dann nichts so extremes mehr weil ich auch stückweise mein Interesse am Partner verloren habe. In dem Bild von oben gedacht: ich bin nicht mehr so wild hinter ihm her gerannt, sondern einfach mal langsam gelaufen...er ist dann mehr und mehr aus meinem Blickfeld rausgerannt. Und ich hab mehr drüber nachdenken können, ob ich die Spirale nicht lieber wieder rauflaufen mag, zum Tageslicht.

Naja ich wünsch Euch und mir weiterhin viel Glück.

Danke Euch

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #55 am: 26 September 2024, 11:59:58 »
Liebe Leute,

jetzt jährt sich meine Trennung und ich wollte euch mal erzählen, wie alles weitergegangen ist. Erstmal nochmal Danke, weil ich das mit dem Forum viel leichter/überhaupt durchstehen konnte und den Schritt gewagt habe!!

Im Allgemeinen habe ich seit einem Jahr viel erreicht und erkenne nun auch, dass ich das in der Beziehung sicher nicht gekonnt hätte. Ich hätte meinen Job niemals neben der Dramabeziehung schaffen können und auch sonst keine Kraft gehabt. Wobei meine Akkus auch heute noch so leer sind, dass ich auch jetzt oft immer noch keine richtige Kraft habe. Dadurch darf man sich nicht beirren lassen, das kann lange dauern, bis man wieder rehabilitiert ist. Deswegen sollte man nicht wieder zurückrennen und sich das schnelle Beziehungs-Dope holen. Nach solchen schlimmen Beziehungen ist man sehr abhängig von Dopamin, Adrenalin etc. was da alles im Sucht- und Liebeschaos so ausgeschüttet wird, das muss ich mir gerade erst noch eingestehen.

Beziehungstechnisch ist alles nicht einfach, ich lerne weiterhin hauptsächlich schwierige Männer kennen. Zwar keine Spiel-oder Substanzabhängigen aber Workaholics und Beziehungsängstler, Narzissten, Lügner und andere Freaks. Zum Glück bin ich aber nirgends geblieben und habe mich nicht wieder in die Probleme anderer verstrickt. Es tut sehr weh alleine zu sein, aber ich merke das tut es hauptsächlich daher, weil ich meine eigenen Probleme halt auch nicht ansehn kann. Die schlimmen Sachen, die ich erlebt habe sind nämlich noch weitaus schlimmer als das, was ich mir mit der Beziehung angetan habe. Wenn man dann von jemandem mit Problemen weggeht, dann kann man nicht mehr um fremde Probleme kreisen und wird mit dem eigenen Schmerz konfrontiert, der einen erst in eine solche missliche Lage gebracht hat.
Dabei mich nicht wieder zu verstricken hilft mir neben meiner Therapie auch der Glaube, das muss ich offen zugeben. Das kann so gut tun. Ich habe das letzte Jahr dann auch andere Abhängigkeiten gesucht, in Freundschaften oder durch ganz viel Freizeit, Sport Konsum etc.. Jetzt langsam versuche ich noch mehr meine eigene Traurigkeit anzusehen, damit ich nicht weiterhin immer so bedürftig bleibe. Aber all die Verlagerungen meiner Co-Abhängigkeit/ Beziehungssucht in andere Lebensbereiche waren doch unterm Strich für mich zuträglicher als die Partnerschaft mit einem Suchtkranken. Es tut nach wie vor sehr weh, wenn ich versuche mich mir selbst zu stellen, aber in kleinen Schritten kann ich vorankommen. Ich denke die meisten, die in einer Partnerschaft mit einem Suchtkranken landen haben selber riesige Baustellen und die sind auch nach der Trennung noch da, und dann hat man nicht mal mehr die Beziehung als "Dope" ...das macht es nicht leichter aber ist meiner Meinung nach der einzige Weg um ernsthaft gesünder zu werden und nicht immer weiter runter zu kommen. Während so einer Beziehung merkt man irgendwann ja nicht mehr wie stark man ausblutet. Wenn man sich das Ausmaß danach ansieht ist das kaum auszuhalten.

Also ich denke nach wie vor, dass alle die bei einem sehr kranken Menschen bleiben (sofern es nicht die eigenen Kinder sind) eben auch den eigenen Problemen aus dem Weg gehen und der eigenen Heilung damit im Weg stehen. Bei mir ist die innere Möglichkeit, mich von meinem suchtkranken Partner zu trennen auch erst dadurch entstanden, dass ich mich 1,5 Jahre zuvor von meiner kranken Mutter "getrennt" habe. Das war der erste und unendlich schlimme Schritt in Richtung "raus aus der Scheiße". Davor bin ich die Welle aus Müll nur immer weiter geritten. Jetzt so auf der eigen Mülldeponie zu stehen und sich umzusehn ist wirklich hart. Aber ich glaube weiter daran, dass ich schon auf dem Weg zurück nach oben bin auch wenn es sich oft nicht so anfühlt.

Vielleicht finde ich auch tatsächlich keinen Mann mehr, der mich so geliebt hat wie mein Ex-Partner, aber ich denke es ist auch im Leben nicht erforderlich für so einen hohen Preis so stark geliebt zu werden. Wenn man selbst heilt und gesund wird, dann braucht man eine solche Liebe nicht mehr. Es ist dann etwas sehr Schönes, das einem das Leben schenkt, oder auch nicht. Ich hab jetzt akzeptiert, dass ich vielleicht keine Kinder, Haus und Mann haben werde bei meiner Vorgeschichte. Das befreit mich ungemein.


Liebe Grüße aus München :)
Mausilausi
« Letzte Änderung: 26 September 2024, 12:14:48 von Mausilausi »

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Offline Olli

  • *****
  • 7.426
Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #56 am: 27 September 2024, 09:12:02 »
Hi Mausi!

Vielen Dank für dein Update!

Bitte gewöhne Dir das "man" ab, wenn Du von Dir sprichst und es unangenehm wird. Das könnte Deinen Beitrag noch authentischer machen, als er jetzt schon ist! (Ist das überhaupt möglich? :) )
Es wird Dir helfen zu akzeptieren, dass Du so bist, wie Du bist - und das gar nicht schlimm ist (mir geht dabei gerade das Thema Partnerwahl durch den Kopf). Das, was geschehen ist, das ist geschehen und Deine Anteile daran liegen auch in der Vergangenheit (dem Partner die Abwärtsspirale hinterher rennen z.B.).
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #57 am: 04 Oktober 2024, 11:02:32 »
Danke lieber Olli!

Das ist ein sehr hilfreicher Ratschlag. Mir wäre das nicht aufgefallen. Aber so kann ich meine eigenen wunden Punkte noch besser sehen. Es stimmt, ich flüchte mich in das "man". Und ich merke, es fühlt sich auch ehrlicher an es nicht zu verwenden. Vielen Dank lieber Olli!

Liebe Grüße und alles Gute
Mausi lausi

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #58 am: 19 Dezember 2024, 14:16:53 »
Hallo MausiLausi, ich famd deinen Beitrag super und sehr mich genau an dem Punkt und fühle ähnlich wie du. Ich bin gerade an dem Punkt wo ich mich trennen will und kenne diese Phasen nur zu gut. Ich bin sehr ängstlich und habe eine Panikstörung entwickelt und hoffe das auch ich es hinkriege wieder ein ruhiges Leben zu führen.

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #59 am: Heute um 00:06:27 »
Hallo Wifey77, ich freue mich, dass Du schreibst und habe auch Deinen Thread gesehen. Bei Euch scheint die Dynamik ein sehr erdrückendes und auch gefährdendes Ausmaß angenommen zu haben. Ich bin mir sehr sicher, dass Du Dir Deinen Wunsch wirst erfüllen können, wieder ruhig zu leben und wieder gesund zu werden. Der Weg ist sehr anstrengend aber er beginnt mit diesem Wunsch. Pflege diese Perspektive für Dich innerlich, dass Du Dich und Deine Gesundheit wieder in den Mittelpunkt Deines Lebens stellen möchtest, statt nur noch den Raum einzunehmen, der nicht von der Krankheit des anderen besetzt ist und nur noch dem Takt zu folgen, den die Suchtkrankheit vorgibt. Du hast ein schönes und erfülltes Leben verdient. Diese vielen Ups und Downs machen uns Partner selbst so süchtig nach der Beziehung und der Liebe des anderen, dass es verständlich ist, dass es Zeit braucht, den Weg herauszufinden. Lass die Entscheidung zur Trennung weiter reifen und mache dann einen sicheren Plan, wie du gehen kannst. Ich habe die Trennung auch erst "verkündet" als ich meine neue Wohnung hatte und schon Fakten geschaffen waren. Mit dem ruhigen Leben kämpfe ich auch heute noch. Es gibt sehr tiefe und traurige Gründe, warum wir in solchen schrecklichen, verstörenden und süchtig machenden Beziehungen landen, die auch nach der Trennung noch bearbeitet werden müssen. Nimm die Signale Deines Körpers ernst. Ich habe das Gefühl, die Süchtigen sind am gefährlichsten in Situationen, in denen man zwischen ihnen und der Sucht steht. Meine Trennung hat damals vergleichsweise wenig Wut ausgelöst. Pass gut auf Dich auf!
« Letzte Änderung: Heute um 00:40:26 von Mausilausi »

 

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