Hi Tatze!
Den Unterschied Lügen und Verschweigen machen, wie Du im Beitrag über mir siehst, viele aktive Spieler. Ich hatte mit Ralf erst kürzlich darüber gesprochen, dass es eben keinen Unterschied macht - für den Nichtspieler!
Der Spieler konstruiert sich dieses Konstrukt, um vor sich selbst das Gesicht nicht zu verlieren. Dabei ist es doch ganz einfach.
Eine Lüge ist eine bewusst gemachte falsche Tatsachenbehauptung, zum Zwecke der Täuschung und zur Erlangung eines Vorteils. Wenn nun jemand "verschweigt", dann ist das eine absolut bewusst gemachte Handlung, die eben nur nonverbal funktioniert. Die Täuschung ist da und der Vorteil auch.
Mich würde ja mal brennend interessieren, wie der Spieler reagiert, wenn man ihm etwas verscheigt und ihn dann vor vollendete Tatsachen stellt. Fiktives Beispiel: Jana, Ralfs Frau, geht hinter seinem Rücken zum Scheidungsanwalt. Sie hat die letzten Jahre Buch geführt, wie oft Ralf ihr etwas verschwiegen hat. Dies wird Ralf in der Scheidung negativ ausgelegt und er wird zwar nicht gezwungen sein Unterhalt zu zahlen, doch er muss die gemeinsame Wohnung velassen und künftig einen Mindestabstand von 200 m zu seiner Frau einhalten. Was würde Ralf wohl denken? "Die Gute hatte jedes Recht mir das zu verschweigen!" ? ? ?
Mit Verschweigen decke ich bloß den Scheiß, den ich selbst fabriziert habe - für die Vergangenheit und für die Zukunft. Gleichzeitig weiss ich ganz genau, dass ich gegen die Werte meiner sozialen Gruppe verstoße, denn sonst brauchte ich die Unterscheidung ja nicht.
Liebe Tatze! Landbewohner sind gern gesehene Teilnehmer der Samstagsgruppe:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.msg44268.html#msg44268Schaue doch mal vorbei!
Ich weiß aber ehrlich gesagt noch nicht, was ich für Konsequenzen androhen will bzw welche ich auch bereit wäre umzusetzen. Daher hab ich ihm bisher keine genannt.
Ja, weil Du genau weisst, was Du Dir für ihn wünschst Was aber wünschst Du Dir? Worauf beruht das? Was für Sorgen und Ängste hast Du? Was für Hoffnungen? Welche Ziele für DEIN Leben? Welche für das Deiner Kinder?
Kannst Du das alles mit einem aktiven Spieler erreichen?
Weisst Du, was viele Angehörige sagen? Ach hätte er doch eine Geliebte, damit könnte ich besser umgehen.
Das Glücksspiel ist aber seine Geliebte. Wenn Du es radikal zusammenschrumpfst, dann zieht er seine Geliebte Euch vor!
Ich weiss, dass diese Worte alles andere als angenehm sind und schicke direkt einmal hinterher: DAS KANN SICH WIEDER ÄNDERN!
Das ändert sich aber nicht, indem Du ihn als weiteres Kind ansiehst und aufpasst, dass er Deine Grenzen nicht überschreitet. Wie ein kleines Kind kann er dann nämlich nicht anders, als es immer wieder zu versuchen.
ER MUSS ES WOLLEN! Er muss es von ganzem Herzen wollen! Er muss einen Termin in der Beratungsstelle machen oder in die SHG gehen!
Doch wie bekommst Du ihn dorthin? Nun, so brutal es auch immer wieder klingt und ist - Du musst ihm die sprichwörtliche Pistole auf die Brust setzen! Hopp oder top - entscheide Dich!
Denn im Moment ist er Dir sicher. Im Moment kann er doch machen, was er möchte ... wie Du Dich fühlst, das ist ihm in seinen suchtgesteuerten Gedanken egal. Seit Monaten zockt er wieder ... "Böser Bube! Ich verwalte nun Dein Geld!"
Sorry ... das ist keine Konsequenz, das ist Zeitschinden! Er will ja immer noch spielen und er wird einfach abwarten, bis sich die Möglichkeit ergibt wieder zu zocken - oder die Zeit ihm hilft zu erkennen, wann Du die Zügel lockerer lässt.
Ich habe das durch, meine Liebe ... mit mir selbst ...
Die von Dir eingeleiteten Schritte im Rahmen eines Geldmanagements sind prima. Doch das setzt nun mal voraus, dass Dein Mann mitarbeitet und abstinent sein will. Helfe ihm dabei eine "rationale und emotionale" Entscheidung zu treffen - für Euch!
Wir Spieler sind nämlich auch Menschen. Dein Mann ist in dem Stadium, in dem er sich seiner Sucht ausgeliefert fühlt. Was er nicht weiss - wir sind mehr als unsere Sucht! Wir können etwas dagegen tun. Wir können vor allen Dingen an uns arbeiten, damit die positive Funktion, die es bei uns inne hat, verschwindet.
Und Du? Willst Du ewig so weiter machen? Ihm und seinen Launen und Entscheidungen ausgeliefert sein? Möchtest Du verantwortlich gemacht werden für seine Entscheidungen? Möchtest Du, um dem zu entgehen, Streitereien vermeiden --- möchtest Du kuschen vor ihm? Ist das die Beziehung, die Du Dir vorgestellt hast?
Du bist nicht hier im Forum um Deinem Mann zu helfen! Du bist hier um Dir selbst zu helfen!
Zum Schluss noch mal etwas an Ralf:
Was ich mitlerweile intressanterweise nicht mehr lesen kann ist dieser Spruch - Rückfälle gehören dazu - DAS suggeriert mir mittlerweile " Hach is doch gar nicht so schlimm, gehört doch dazu"...
Rückfälle gehören zum Genesungsweg dazu! So heißt der Satz richtig!
Der ist nun mal wissenschaftlich belegt. Die wichtigen Worte fehlten bei Dir! Wer sich auf den Genesungsweg begibt, der strebt die Abstinenz an. Trotzdem kann es gerade am Anfang - aber auch nach etlichen Jahren - zu einem Rückfall kommen. Wenn ich mich auf dem Genesungsweg befinde, dann bearbeite ich diesen Rückfall für mich - ziehe meine Schlüsse und vielleicht sogar Lehren daraus. Die können mir in meinem Abstinenzbestreben weiter helfen!
DAS suggeriert mir mittlerweile " Hach is doch gar nicht so schlimm, gehört doch dazu"...
Eigentlich sollte hier die Betonung anders gesetzt werden. Meinst Du nicht? Denn dann müssten bei Dir die Alarmglocken läuten:
Das suggeriert MIR mittlerweile " Hach is doch gar nicht so schlimm, gehört doch dazu"...