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Hallo Gast
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Hallo Vorstellung

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Hallo Vorstellung
« am: 06 Februar 2021, 12:25:15 »
Hallo, ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen. 
Ich bin 42 Jahre, alleinerziehend mit Kind mit einer Behinderung und Teilzeit berufstätig. 
Angefangen hat mein Weg zur Börse vor 2 Jahren. Der Gundgedanke war...ich will mein Einkommen verbessern.
Grund... beruflich kann ich nicht auf Vollzeit aufstocken wegen der schwierigen Betreuungssituation meines Kindes und einen zweiten Job  anzunehmen scheitert auch daran. Ich habe keine Schulden, versuche zu sparen, wo es nur geht und eigentlich sollte  ich froh sein, dass es uns soweit finanziell gut geht. Ich schaue nicht auf andere, was sie haben oder nicht, ich bin auch gegen die ganze Komsumtreiberei resistent und brauche keinen Luxus. Dennoch habe ich ständig Angst mal ohne Geld dazustehen und daher halte ich das Geld fest und versuche minimalistisch zu leben.
Ich weiss nicht, woher diese ständige Angst vor möglicher Armut kommt...vlt geht es in die Richtung Angst vor Kontrollverlust.
Ich habe Erspartes in Aktien investiert ca 10 tsd. Und dann kam corona und diverse fehlinvestments.  Das Geld ist nicht mal mehr zur Hälfte noch da.
Und statt daraus zu lernen, investier ich immer noch, zwar in überschaubaren Mengen, aber ich kann es einfach nicht lassen. Ich höre dann von Freunden deren Aktien so gut laufen und dann will ich eben auch wieder mitverdienen.
Lotto spiele ich natürlich auch im Abo...will mir ja die Chance nicht verspielen mal den jackpot zu holen. Zurückliegend hab ich schon soviel Geld verspielt.

Vlt kommt mein übertriebener Focus auf Geld und der Hang zum Glücksspiel auch, weil ich überzeugt bin, dass nur Geld mich aus diesem Leben hier retten kann...zum Teil stimmt der Gedanke...ich würde meinen unliebsamen Job an den Nagel  hängen und mich mehr um mein Kind und um mich kümmern,  jedoch würde der jackpot die Behinderung meines Sohnes nicht wegzaubern. 
Wahrscheinlich seh ich im Glücksspiel den Ausweg aus meiner Lebenskrise. 

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Offline Olli

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Re: Hallo Vorstellung
« Antwort #1 am: 06 Februar 2021, 14:18:28 »
Hallo und herzlich willkommen!

Du machst also Deine Verluste indirekt an Deinem Job fest?

Das klingt nach einem Lösungsweg aus Deiner "Lebenskrise", wie immer Du den Begriff für Dich definierst.
Dazu müsstest Du etwas verändern. Was hindert Dich daran?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline taro

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Re: Hallo Vorstellung
« Antwort #2 am: 06 Februar 2021, 14:56:44 »
Moinmoin,

du meldest Dich in einem Spielsucht Forum an. Daher nehme ich an, daß Du bei Dir eine Such vermutest. Auf der anderen Seite hast Du scheinbar ziemlich unvorbereitet Dein Geld kurz vor Corona in Aktien angelegt, bist dann vermutlich am Tief ausgestiegen und guckst dumm aus der Wäsche.
Ich bin Spieler und lege trotzdem seit über 20 Jahren mein Geld in Aktien an. Das ist für mich eine vernünftige Geldanlage. Ohne vernünftige Vorkenntnisse einfach Geld in Aktien zu investieren ist sicher keine gute Idee. Auf Leute wie Dich warten die mit etwas Erfahrung ja geradezu. Nur weil Du Dir die Finger verbrannt hast, hast Du noch keine Sucht entwickelt. Nimm Dein Geld und mach Dir und Deinem Kind eine Freude, das ist Sinnvoller als es an der Börse zu verlieren.

Taro

Re: Hallo Vorstellung
« Antwort #3 am: 06 Februar 2021, 16:01:33 »
Oder du nimmst dein Geld und schichtest es in eine klassische MSCI World und Emerging Markets ETF Kombi um.

Saubere Renditen, kein Zocken und du sparst dir die Aktienauswahl. Das was du beschreibst, ist weder Glücksspiel, außer Lotto, noch eine Sucht...

Re: Hallo Vorstellung
« Antwort #4 am: 06 Februar 2021, 16:03:54 »
Ich habe Erspartes in Aktien investiert ca 10 tsd. Und dann kam corona und diverse fehlinvestments.  Das Geld ist nicht mal mehr zur Hälfte noch da.
Und statt daraus zu lernen, investier ich immer noch, zwar in überschaubaren Mengen, aber ich kann es einfach nicht lassen. Ich höre dann von Freunden deren Aktien so gut laufen und dann will ich eben auch wieder mitverdienen.
Ich antworte dir mal auf deinen Beitrag, kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe während der großen Corona-Party an den Finanzmärkten letztes Jahr weit über 100.000€ verloren und war daraufhin so paralysiert dass ich auch den Weg hier ins Forum gefunden habe (mein Beitrag von damals: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4359.msg36076.html#msg36076). Das Ereignis ist verarbeitet und ich kann ja jetzt auch frei zugeben dass es gerundet sogar eher 200.000€ waren, eine teure Erfahrung. Und das obwohl ich zum Zeitpunkt bereits rund 14 Jahre Erfahrung hatte, also auch die Finanzkrise von 2008 habe ich aktiv mit gehandelt. Die Crash-Erfahrung hatte ich, wenn es auch etwas her war. Ich hatte in Excel-Tabellen ein Risikomanagement formuliert, aber und da schließt sich der Kreis, ich meinte es besser zu wissen und habe sämtliche Regeln ignoriert. Stichwort Kontrollverlust. Und dann ging es damals ganz schnell. Normalerweise hätte ich wohl versucht aus der Situation zu fliehen, ging aber nicht weil ich beruflich im FX-Overlay für einen Konzern arbeite und ich (auch) während meiner Arbeitszeit ständig auf Dollar, Zinsen und so weiter schauen muss. Da gibts Regeln und, das war mir damals auch bewusst, wenn ich da auf die Idee kommen unverantwortlich zu ZOCKEN dann sitze ich bestenfalls auf der Straße, ggf. aber auch im Knast

Die meisten Beiträge hier handeln von Spielsucht mit Automaten oder Online-Casinos, ich will in keinster Art und Weise herunterreden wie schlimm es ist dass man sowas "halb"-legal anbieten kann, aber das Perfide an der Börse ist dass man sie durchaus als sinnvollen Baustein (und ich behaupte immer noch besten!) für den Vermögensaufbau und auch Altersversorge nutzen KANN (viele Privatanleger machen das leider nicht, viele spielen statt investieren). Wenn man ohne Regelwerk rangeht dann wird daraus nichts anderes als das größte Casino der Welt... Mir gefällt die Metapher mit einem Messer ganz gut, das kann sowohl vom Metzgermeister als auch vom Hobbykoch für wunderbare Mahlzeiten genutzt werden - wenn man nicht damit umgehen kann verletzt man sich oder andere.
Von daher, mein Rat: ignoriere irgendwelche heißen Tipps von Freunden/Zeitschriften/Youtube oder was auch immer. Sei dir bewusst dass du nicht weißt wohin der Markt geht, das einzige was du beeinflussen kannst ist dein Risiko. Verluste sind etwas ganz normales, man muss nur bereit sein sie zu akzeptieren und zu begrenzen. Denke in langfristigen Zeiträumen und investiere statt zu zocken. Verzichte auf kurzfristige Spekulationen, das ist der Bereich von Profis (und auch da sind viele pathologische Spieler, unterstelle ich jetzt einfach mal). Beschäftige dich am Wochenende oder abends damit, wenn der Markt geschlossen ist. Wenn du dich noch nicht so gut auskennst, halte deine Investitionen klein (ich schreib bewusst Investitionen und nicht "Einsätze" - die macht man im Casino).

Zitat
Lotto spiele ich natürlich auch im Abo...will mir ja die Chance nicht verspielen mal den jackpot zu holen. Zurückliegend hab ich schon soviel Geld verspielt.
Lotto ist eine Dummensteuer, das weißt Du wenn du dich auch nur mit den Basics der Wahrscheinlichkeitsrechnung auseinandersetzt wie du es bei der Geldanlage sicher gelernt hast. Lass es einfach, kündige das Abo noch heute und spare das Geld. Langsam zu Wohlstand zu kommen ist keine Schande, die Chancen dass es dann klappt sind viel höher

Zitat
Vlt kommt mein übertriebener Focus auf Geld und der Hang zum Glücksspiel auch, weil ich überzeugt bin, dass nur Geld mich aus diesem Leben hier retten kann...zum Teil stimmt der Gedanke...ich würde meinen unliebsamen Job an den Nagel  hängen und mich mehr um mein Kind und um mich kümmern,  jedoch würde der jackpot die Behinderung meines Sohnes nicht wegzaubern. 
Wahrscheinlich seh ich im Glücksspiel den Ausweg aus meiner Lebenskrise.
Verabschiede dich von diesem Gedanken, arbeite aktiv gegen das Selbstmitleid weil dir das nichts bringen wird und sei dankbar für deinen Sohn, er ist ganz sicher wundervoll. Mach dir bewusst was du alles hast anstatt ständig darüber nachzudenken was du nicht hast. Glaub mir, ich kenne jemandem von dem ich weiß dass er/sie mittlerweile über ein 8-stelliges Depot verfügt und die Laune ist meistens bescheiden. Dann hat man ständig Angst es zu verlieren, more money more problems :-) 

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Offline andreasg

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Re: Hallo Vorstellung
« Antwort #5 am: 06 Februar 2021, 18:03:12 »
Hallo Kelebek,

Herzlich Willkommen bei uns im Forum, und das ist kein Zufall, sondern aufrichtig gemeint.

Ich habe Deine Geschichte gelesen, und ich bin der Meinung, nicht die Börse, nicht die Corona - Pandemie sind das Problem, sondern Du bist es. Ich denke dabei an Deine Rolle, (wenn ich das als Spieler schreiben darf), in der Du den Vater gibst. Es ist wirklich nicht einfach Elternteil eines Kindes mit Behinderung zu sein, das ist eine Lebensaufgabe, die eben ein Leben in Sicherheit und Harmonie aufgibt.
Behinderte Kinder brauchen Zuwendung, mitunter den ganzen Tag lang, und die ist nur mit ungeteilter Liebe zu vermitteln.

Was Du schreibst kenne ich als "Soziale Ängste", die sind gerade bei mir ziemlich akut, ich bin mir bei mir sicher, es ist die Angst vor dem Älterwerden. Manchmal habe ich auch die Fantasie, ich könnte in einer 5 Sterne - Senioren - Residenz mein Dasein fristen, es würde aber nichts ändern. Die Beschwerden nehmen zu , Gehirn, Herz und Niere lassen nach, kurz: ich habe eine Schwerbehinderung, mit Ausweis vom Integrationsamt.

Du übernimmst die Betreuung Deines Kindes, und kannst nicht mehr in Vollzeit arbeiten? Wieviel Arbeit bereitet Dir die Fürsorgeverpflichtung zum Kindeswohl? Was sagen die behandelnden Kinderärzte dazu, gibt es einen Sozialplan? Ich kenne mich damit nicht aus, aber ich bin mir sicher, in meiner Heimatstadt haben wir eine Medizinische Hochschule, und ein Kinderkrankenhaus von Rang, und die Ärzte und Sozialbetreuer haben Antworten.

Ich bin kein Arzt, ich bin nur Therapieerfahren. Darum schildere ich Dir das, als eine Möglichkeit, keinen Befund aber, und schon keine Therapie.

Die Experten Hotline 0800 - 0776611 könnte Dir auch zugute kommen.
Bitte zögere nicht anzurufen.

schöne 24 Stunden
Andreas
« Letzte Änderung: 06 Februar 2021, 18:06:22 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Olli

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Re: Hallo Vorstellung
« Antwort #6 am: 07 Februar 2021, 05:59:44 »
Guten Morgen!

Zitat
Dennoch habe ich ständig Angst mal ohne Geld dazustehen und daher halte ich das Geld fest und versuche minimalistisch zu leben.

Ängsten begegnet man am Besten, indem man sich ihnen stellt. Dazu musst Du jetzt gar nicht Dein Erspartes verjeubeln, es reicht vollkommen, wenn Du hierfür Deine Suggestionskraft einsetzt.
In einer ruhigen Minute setzt Du Dich also irgendwo bequem hin und atmest ruhig und gelassen ein und aus. Dann veränderst Du in Deinem suggerierten Leben nur einen Umstand - Dein Erspartes ist weg. Die Konten stehen auf 0.
Was verändert dieser Umstand im Rest Deines Lebens? Nach Deinen Aussagen lebst Du schon minimalistisch und bist konsumverdrossen.
Rein logisch verändert sich nichts ... oder? Du gehst Deinem Job nach, betreust Deinen geliebten Sohn.
Ohne Knete kannst Du auch nicht an der Börse spekulieren. Das fällt nun weg.
Doch was tust Du nun für Dich? Was gönnst Du Dir, damit es Dir gut geht? Welche Bedürfnisse hast Du? Füllt das Spekulieren momentan diese Lücke bei Dir aus?
Dann ist ja auch klar, dass dieser Ersatz, jetzt, wo es nicht gut läuft, die Lücke nicht wirklich abdeckt und Deine Investitionen steigen, um dies wieder auszugleichen.
Ist es wirklich nur der Punkt, dass die Arbeit Dir keinen Spaß macht? Oder könnte es sein, dass Du einfach gerade nur überfordert bist?
Teilzeitjob und Sohnemann beschäftigen Dich von früh bis spät. Das Eine muss sein, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Das Andere muss sein, weil Dein Sohn auf Dich angewiesen ist. Und so frage ich noch einmal: Und was machst Du für Dich?
Du merkst jetzt gerade, dass die Spekulationen für Dich selbstschädigend sind. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Also lasse es.
Suche Dir stattdessen etwas, was Dich vom Alltag ablenkt und wo Du etwas nur für Dich tust. Das Spekulieren wird auch eine Menge Zeit gefressen haben, also wirst Du die gleiche Menge Zeit nun auch in Dich investieren können. Was also könnte Dir Spaß bereiten?
« Letzte Änderung: 07 Februar 2021, 06:06:28 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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