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Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig

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Coco89

Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« am: 10 November 2020, 16:10:11 »
Hallo, (der Text ist sehr lang, bitte nehmt euch die Zeit alles zu lesen 😔)
Ich hoffe ihr könnt mir Tipps geben, ich bin wirklich verzweifelt.
Kurz zu mir und meinem Mann:
Ich bin 31, er 33 und seit 16 Jahren ein Paar!
Es ist meine erste Beziehung und wenn ich zurückschaue, gab es oft Probleme aber irgendwie haben wir aneinander festgehalten....
Wir haben zwei Kinder 6,5 Jahre und 19Monate.
Vor ca. 10 Jahren ( ich war noch in der Ausbildung)
hat er von meinem Konto 2000€ im Spielcasino verzockt, wir hatten schon eine eigene Wohnung, das Geld war damals wirklich sehr knapp aber wir haben es geschafft und Zocken war all die Jahre kein Thema mehr.......
dachte ich zumindest!
Seit vorgestern weiß ich, dass er wohl öfter Rückfällig wurde aber er hat keine Schulden gemacht und hat grad noch so die Kurve bekommen.
Ich fühle mich so naiv, blind, ich kann meine Gefühle kaum in Worte fassen...
Wir haben 2017 geheiratet und für uns viel Geld geschenkt bekommen, nachdem wir alle Kosten der Hochzeit bezahlt haben blieb ein schöner Betrag übrig den er aufs Sparkonto gelegt hat...
Er hat gesagt es hat sich für ihn so gut angefühlt so viel Geld in der Hand zu halten und dann hat er auch noch oft Werbung von Online Casinos gesehen und wollte eigentlich nur mal "reinschauen" naja ich muss euch kaum erzählen was passiert ist.....
Es wurde immer mehr und dann kam das schlechte Gewissen, er wollte dann zumindest so viel gewinnen, dass er das Geld wieder zusammen bekommt.........
Wir haben gemeinsam vor 2J. einen 6000€ Kredit aufgenommen, der hätte schon lange abgezahlt sein müssen, jetzt hab ich erfahren das er ihn auf fast 23.000€ aufgestockt hat, einen zweiten Kredit ca. 3000€ aufgenommen hat, eine Kreditkarte mit 3300€ belastet hat, unser gesamtes Erspartes aufgebraucht ist und er 1000€ im Minus ist...... mich erschlagen diese Summen es macht mir Angst!!!!!
Er hat von den 23000 schon einiges abbezahlt, ich weiß nicht was ich vergessen habe aber auf jeden Fall haben wir jetzt 20000€ Schulden.
Er zahlt seit ca. einem Jahr nur noch Miete, Strom und seine Raten um die Kredite abzubauen, ständig wurden Rechnungen zurück gebucht und ich hab es dann überwiesen, weil ich online Banking habe ( er nicht).
Er bekommt seinen Lohn auf zweimal somit hab ich ihm geglaubt, dass es sich einfach überschnitten hat.
Ich komm mir so blöd vor, dass ich es nicht gemerkt habe.
Aber uns fehlt es an nichts, wir waren auch immer im Urlaub usw.
Er hat sich im August den Fuß gebrochen, weil er betrunken gestürzt ist, mir ist aufgefallen dass er im Moment häufiger Sturzbetrunken ist, deshalb gab es am Sonntag Streit und da hat er alles ausgepackt.
•Er hat gesagt, er fühlt sich jetzt so erleichtert endlich alles gesagt zu haben.
•Er glaubt jetzt wo ich es weiß, schafft er es.
•Er hat gesagt, er wünscht sich, wenn er Suchtdruck verspürt mit mir reden zu können.
•Er will es erst allein versuchen und wenn er merkt häufiger Spielen zu wollen würde er eine Therapie machen.
Er möchte nicht, dass ich mit jemanden darüber rede, weil es ihm so peinlich ist.
Er hat auch gesagt er könnte mit dieser scham nicht leben! Was kann ich tun? Gibt es überhaupt Hoffnung, dass er es schafft? Ich hab so viele Fragen! Danke an alle die bis dahin gelesen haben 😔

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Somewhere87

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #1 am: 10 November 2020, 16:51:17 »
Hi Coco.

Puh seine plötzliche Ehrlichkeit hat ziemlich gesessen. Hoffe du kommst damit klar.

Als Angehörige empfehle ich immer diese Broschüre:

https://www.gluecksspielsucht-nrw.de/kampagnen/broschuere-angehoerige-lgfach.pdf

Diese habe ich auch meiner Frau gegeben, nachdem ich erneut rückfällig wurde.

Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass dein Mann es schafft, nur weil du es jetzt weißt. Da gehört mehr dazu. Das sind Wunschgedanken eines Spielers. Du darfst dir nicht vorstellen, dass ein Süchtiger sagt :"so ich höre jetzt auf" und zack ist der Schalter umgelegt.

Welche Maßnahmen habt ihr denn getroffen? Hast du seine EC Karte? Überwachst du das Konto etc? Oder soll es weitergehen wie bisher?

Ehrlich gesagt finde ich, dass du mit 2 Kindern schon mehr als genug zu tun hast und dir eigentlich nicht auch noch seine Spielsucht "ans Bein" binden musst, ohne dass er irgendwas aktiv für tut. In jeder kleineren Stadt gibt es kostenlose und anonyme Suchtberatung. Ein erster Schritt wäre es hier hinzugehen. Diese bieten auch Gespräche für Angehörige an.

Desweiteren finde ich es ziemlich egoistisch, dass du mit niemandem darüber reden sollst. Er erdrückt dich fast mit seinem Geständnis und den Schulden, fühlt sich besser, aber du sollst das mit dir selber regeln ? Da muss ich klar sagen:"Nein". Sprech mit einer Vertrauensperson darüber. Hier gibt es auch eine anonyme Nummer für Süchtige und Angehörige. Diese kannst du anrufen. Oder wie oben erwähnt eine Suchtberatungsstelle.

Ich hab früher auch so egoistisch gedacht und gehandelt. Von daher kann ich sein Verhalten nachvollziehen.

Viele Grüße
« Letzte Änderung: 10 November 2020, 17:06:08 von Somewhere87 »

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #2 am: 10 November 2020, 17:26:53 »
Hey,

ich stimme zu. Es geht gar nicht, dass er dir die Last auf die Schultern legt und dich dann zum stillschweigen bringen möchte.

Scham gehört dazu. Da muss er durch.

Er will es allein versuchen? Das hat er doch schon und es hat ihn nicht davon abgehalten, die Familie mit hohen Schulden zu belasten.

Nicht an dem, was er redet, kann man erkennen, ob er eine Chance hat, sondern daran, wie er handelt.
Freiwillig! alle Finanzen abgeben, Freiwillig! sich kontrollieren lassen. Zur Suchtberatung gehen und sich mit evtl. vorhandenen Ursachen der Suchtentwicklung auseinandersetzen, sich mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe treffen sind gute Zeichen.

Wenn man die Familie retten will, denen man ein Menge Schulden aufgedrückt hat, darf einem keine Anstrengung zu viel sein.

Zeig ihm doch das, was wir hier schreiben....

Er kann ja selbst auch seine Geschichte erzählen, Tagebuch schreiben und sich Rückmeldungen holen.

Viele Grüße




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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #3 am: 10 November 2020, 18:54:38 »
Liebe Coco,

willkommen in unserem Forum. Ich fange mal mit deiner letzten Frage an: Gibt es überhaupt Hoffnung, dass er es schafft? Ich hab so viele Fragen! Ja, es gibt durchaus Hoffnung, dass er es schafft. Viele andere haben es schon vor ihm geschafft. Die Spielfreiheit fällt aber nicht vom Himmel. Man muss sie sich erarbeiten. Viele sagen, es sei wichtig, dass man dazu steht. Dass man sagt: Ich bin glücksspielsüchtig. Dann hat man das Problem schon mal benannt und kann sich schlau machen, wie man diese Problematik am besten angeht. Bisher hat es dein Mann scheinbar ganz gut verstanden, dich mit in die Verantwortung zu nehmen. Du sprichst zum Beispiel von unseren Schulden. Bei Licht betrachtet sind es ja seine Schulden. Zusätzlich schuldet er dir auch einges. Er hat doch auch Geld von dir verspielt. Ich vermute mal, dass es keine Vereinbarung über die Rückzahlung gibt. Wenn er beginnt, Verantwortung zu übernehmen und sich daran macht, die Folgen seiner Sucht wahrzunehmen, dann geht es schon mal aufwärts. Alles Schritt für Schritt, einer nach dem anderen. Es wäre aber wichtig ein Ziel festzulegen. Was strebt er genau an? Nur noch Summe x verspielen? Spielfrei werden? Viele Fragen für deren Beantwortung man sich Unterstützung organisieren sollte. Eine Selbsthilfegruppe, eine Beratungsstelle etc. Die Anonymen Spieler sagen: Du schaffst es, aber du schaffst es nicht allein. Da ist was dran.

Alles Gute

Ilona

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Wolke

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #4 am: 10 November 2020, 19:18:52 »
Hallo Coco,

wie die anderen schon geschrieben haben,muss dein Mann aktiv werden und nicht du. Er muss Spielfrei werden wollen....aktiv,nicht passiv.
Beratungsgespräch bei der Caritas kann man auch mit seinem Partner machen,danach kann er dort alleine in eine therapeutisch begleitete SHG gehen. Die Caritas hilft auch bei der Schuldenberatung,bei stationären oder ambulanten Therapien.
Eine Verhaltenstherapie bei einem Therapeuten hilft auch.
Auch das er eine Zeitlang sein Finanzmanagement an dich abgibt,müsste von ihm kommen und du müsstest dich bereit dafür fühlen,sonst geht das schief und es gibt nur Stress und Streit.
Nur weil er dir es erzählt hat,wird er nicht spielfrei. Er muss hart an sich arbeiten,wird anstrengend und zeitintensiv,aber die Zeit zum Zocken hatte er ja auch. Das sollte ihm seine Familie auch wert sein,dass er das alles jetzt durchzieht. Danach geht es ihm und euch sehr viel besser.

LG Wolke

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Offline Olli

  • *****
  • 7.317
Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #5 am: 10 November 2020, 19:26:03 »
Hi Coco!

Herzlich willkommen!

Auch ich finde, dass Du mit Deiner Anmeldung hier den richtigen Schritt gewagt hast, entgegen den Wünschen Deines Mannes.
Es ist für Dich und die Kinder wichtig, dass Du Dich informierst. Auch wenn er es nicht so sieht, langfristig wird es auch ihm helfen.
Also stelle ruhig Fragen, wir werden sie Dir allesamt nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.

Betüddele ihn auch jetzt bloß nicht. Ganz im Gegenteil erarbeite Dir Deine Wünsche und Ziele - und dann präsentiere sie ihm.
Er muss Dir im Detail alles offen legen und Dir alle Zugänge zu Geld abgeben. Auch hier wird Scham ein Hindernis sein, welches Dir aber schlicht egal sein kann.
Es ist so paradox - niemand soll etwas erfahren - er will sich keine Hilfe holen, weil die Scham zu groß ist. Doch Dich, solltest Du die Beziehung weiterführen wollen, derart mit in die finanzielle und emotionale Bredouille zu reißen, dafür war die Scham nicht zu groß.
Mache es ruhig zu Deiner persönlichen Bedingung, dass er eine Suchtberatungsstelle aufsucht. Er kann ja seine Scham überwinden, dann soll er das jetzt erst recht tun.
Überlege Dir Konsequenzen, wenn er Deinen Wünschen nicht folgt - und dann ziehe sie auch auf jeden Fall durch.

Spielsucht ist eine Krankheit, die uns ein Leben lang begleitet - ist Dir das bewusst?
Ich selbst habe 20 Jahre gespielt und bin nun seit etlichen Jährchen spielfrei. Damit das auch so bleibt, übe ich meine Achtsamkeit durch die Teilnahme an dieser Gruppe.
Zudem sehe ich die Sucht nur als Symptom eines oder mehrerer tiefer liegenden Defizite. Wenn diese nicht angegangen werden, wird es über kurz oder lang zur nächsten Suchtausübung kommen.
Du kannst Deinem Mann ruhig sagen, dass weder in einer SHG, noch in einer Beratungsstelle Scham angebracht ist. Wir treffen uns auch hier nicht um uns runter zu buttern, sondern um Lösungen zu finden.

Die Hoffnung - sie stirbt zuletzt. Dein Mann muss ins Handeln kommen!

Wie wäre es denn, wenn Du für Dich einmal einen Termin in der Suchtberatung ausmachst? Auch dafür sind sie da - für die Angehörigen.
So lese ich im Ansatz aus Deinem Beitrag auch eine Suche nach Schuld in Deiner Person. Vergiss es - weg mit diesen Gedanken - Du bist an gar nichts schuld!
Solche Informationen werden Dir helfen, emotionalen Abstand zu seiner Sucht zu finden. Es ist absolut klar, dass Du nun auch verletzt bist. Es ist klar, dass Du nun Ängste entwickelst.
Rede darüber - mit Familie und Freunden, die Dich kennen und rede darüber mit Leuten, die sich mit dem Thema Sucht auskennen.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Somewhere87

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #6 am: 10 November 2020, 21:28:30 »
Hi Coco.

Auch ohne Bankkarte kann man problemlos tausende Euro in online Casinos einzahlen. Kein Problem.
Sicherer wäre es, wenn du Zugang zu seinem online Banking hättest und du per E-Mail über jeden Geldausgang informiert wirst. Wir Spieler finden immer eine Möglichkeit zu zocken und Geld einzuzahlen.

Die Hauptgründe für seine Sucht musst nicht du herausfinden, sondern er.
Die Gründe für das Spielen werden ja auch in der Suchtberatung thematisiert. Niemand bricht sich einen Zacken aus der Krone, wenn er da anonym hingeht. Dieses "wenn ich das nächste mal spiele kümmere ich mich endlich" ist eigentlich nur vorgeschoben um sich doch noch ein wenig die Hintertür offen zu lassen. Dann ist dein Mann vielleicht einfach noch nicht soweit sich wirklich vom Spielen zu lösen.

Wenn jemand seit 10 Jahren spielt und Schulden macht ist es einfach nicht mit "Diesmal höre ich auf" getan. Nur weil du nun die EC Karte hast ist die Sucht doch nicht weg.....

Ich meine das auch alles nicht böse. Ich kenne das nur jahrelang aus der Perspektive deines Mannes.

Was habt ihr eigentlich für Konsequenzen ausgemacht, wenn er doch wieder spielt?

P.S. Du hast einfach das Recht mit jemandem darüber zu reden. Er hat seine Last ja auch auf dich abgeladen. Du hast Angst, dass er dir nicht mehr vertraut? Eigentlich sollte es umgekehrt sein. Er hat dich immerhin die letzten Jahre im Dunkeln gelassen.

« Letzte Änderung: 10 November 2020, 21:31:12 von Somewhere87 »

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Wolke

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #7 am: 10 November 2020, 21:32:42 »
Zitat
Gibt es was auf was ich noch achten kann? Kommt er ohne Karte noch an Geld? Ich glaube am Schalter auf der Bank wird nichts mehr ausgezahlt, oder?
 

Doch,ich konnte mit meinem Ausweis und ohne Karte Geld abheben. Mit Bargeld kann er Paysafe Karten kaufen und online zocken.
Es gibt z. B. Gamban,das ist eine Sperrsoftware fürs Handy,Tablet oder den PC,damit kann man nicht mehr auf OC Seiten zugreifen.

Sprich ruhig mit deiner Schwester,du musst auch an dich denken,werde nicht zum Co Abhängigen, denn das wirst du auch,wenn er dir seine Zustimmung für das Gespräch nicht gibt und dich zwingt,seine Sucht mit ihm geheim zu halten. Du musst in erster Linie darauf achten,dass es dir und den Kindern gut geht,dann kannst du ihn unterstützen.

Ich würde getrennte Konten lassen. Du kannst seine Kontobewegungen- und auszüge ja trotzdem kontrollieren.

LG Wolke

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Offline Olli

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Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #8 am: 11 November 2020, 06:44:00 »
Hi Coco!

Zitat
Wir haben jetzt vereinbart, dass er erstmal sein Konto ausgleicht und dann ist die Frage, sollen wir dann ein gemeinschaftliches Konto machen, welches ich verwalte oder sollen wir es lieber getrennt lassen, damit das Geld auf meinem Konto sicher ist?

Du weisst doch noch gar nicht wohin seine Suchtreise geht. Also belasse ruhig die getrennten Konten. Seines kann dann zu einem UND-Konto gewandelt werden.
D.h. ohne Deine Unterschrift auf einem Check kann er kein Geld mehr abholen. Die Unterschrift wird am Schalter jedes Mal mit einer von Dir hinterlegten verglichen.

Dass er Dir nun alles offenbart hat, so es denn wirklich auch alles ist, hört sich im ersten Moment schon mal nicht schlecht an. Doch im Kontext mit der Weigerung sich Hilfe zu suchen, kann das alles auch nur eine Täuschung sein. Das muss nicht mit Vorsatz geschehen, sondern auf einer Selbsttäuschung basieren.

Was möchtest Du damit sagen, dass er 2,5 Wochen nicht gespielt hat? Ist es die Hoffnung, dass nun alles gut wird, die aus Dir spricht? Dann lasse uns gemeinsam beten. Das ist nämlich alles, was Du tun kannst. Hoffen und beten ... naja ... oder Du benennst Deine klaren Ziele!
Welche Werte schätzt Du in Eurer Beziehung? Welche Normen hast Du daraus abgeleitet? Wogegen hat er verstoßen? Sollen sie wieder etabliert werden?
Als Beispiel: Du schätzt Aufrichtigkeit in der Beziehung. Daraus hast Du abgeleitet: Wir reden miteinander, offen und ehrlich. Er hat gelogen! Er soll wieder mit mir reden.
Erstelle Dir mal eine Liste, damit Dir bewusst wird, wie lange diese bereits geworden ist.
Jetzt kommt aber die entscheidende Frage: Wie stellt er das alles wieder her? Jetzt kannst Du einlenken, dass er sie aufgegeben hat und daher auch wieder einführen kann.
Doch da fehlt nun ein entscheidender Faktor, der den letzten Schritt immer wieder zunichte machen möchte. Er ist gefährlich und kennt keinerlei Erbarmen - seine Sucht.

Er muss sich seiner Sucht stellen, wenn er wirklich etwas verändern möchte. Nicht morgen, nicht übermorgen, nächsten Monat oder in einem Jahr - Jetzt!
Weshalb? Weil sich die Umstände nicht ändern. Er wird sich z.B. heute schämen, morgen auch, übermorgen usw.
Ich bezeichne dieses Aufschieben, und ich habe es ja am eigenen Leibe erlebt, als Spielen. Er spielt mit sich - mit Dir - und den Kindern, wahrscheinlich ohne es selbst zu wissen.
Praktiziere Zuckerbrot und Peitsche - stehe ihm bei, aber mache auch klare Ansagen!

Die Übung mit den Werten und Normen könnt Ihr gerne zusammen machen, als Übung. Wenn Du ihm dabei nicht den Kopf abreisst :) , wird er merken, dass das zwar unangenehm ist, ihm aber auch Klarheit verschafft. Ihm wird bewusst, wie weit er sich verändert hat und dass er sich so gar nicht sehen möchte. Es könnte ihn also motivieren sich Hilfe zu suchen.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Wolke

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #9 am: 11 November 2020, 15:01:49 »
Zitat
Wenn er spielt ist unsere Beziehung beendet!

Er fühlt sich nach dieser Beichte so erleichtert, dass er sich nicht vorstellen kann wieder zu spielen.... natürlich wird dieser Moment kommen, da bin ich mir sicher!

Und du ziehst das dann auch durch? Du sagst das so salopp,dass er natürlich wieder spielen wird......und eure Ehe damit beendet ist. Drohe nur mit den Konsequenzen,die du bereit bist auch wirklich durchzuziehen,denn sonst spielt er mit dir und nimmt dich nicht ernst. Wenn du die Beziehung eh beendest,braucht er ja auch nicht zur Therapie,wenn er wieder spielen sollte...........wäre es nicht besser,er geht jetzt zur Therapie,bevor er spielt und eure Ehe aus ist??

Wenn er schon solange krankgeschrieben ist,hat er noch mehr Zeit zum Zocken und an Geld kommt man immer irgendwie......kriegt er Taschengeld,Spritgeld,wer bringt die Pfandflaschen weg,muss er Quittungen zeigen,wenn er einkaufen war?

Er muss vor dem Rückfall aktiv werden,nicht danach.

LG Wolke

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Somewhere87

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #10 am: 11 November 2020, 15:46:36 »
Hallo,
Zitat
Gibt es was auf was ich noch achten kann? Kommt er ohne Karte noch an Geld? Ich glaube am Schalter auf der Bank wird nichts mehr ausgezahlt, oder?
 

Doch,ich konnte mit meinem Ausweis und ohne Karte Geld abheben. Mit Bargeld kann er Paysafe Karten kaufen und online zocken.
Es gibt z. B. Gamban,das ist eine Sperrsoftware fürs Handy,Tablet oder den PC,damit kann man nicht mehr auf OC Seiten zugreifen.


Ich hab ganz vergessen zu schreiben, seinen Ausweis hab ich auch.
Online Banking hat er auch nicht, also dürfte doch jetzt theoretisch an kein Geld kommen, oder?


Und wie hat er denn sonst in Casinos eingezahlt? Du hast Kreditkarte geschrieben. Was ist mit der?

Diese Erleichterung nach der Beichte kennen wir alle. Und doch kehrt man irgendwann in seine alten Muster zurück.

Will er sich überhaupt Hilfe holen? Also so wirklich? Denn der Suchtdruck wird wieder kommen. Definitiv. Und wird er es dir sagen, wenn er weiß, dass er sich dann Hilfe holen muss?

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Wolke

Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #11 am: 15 November 2020, 11:48:39 »
Hauptsache er redet mit dir,wenn Suchtdruck kommt und ihr gemeinsam dagegen angehen könnt. Wenn er sich da unterstützt fühlt,bleibt er ehrlich zu dir und öffnet sich.
Es ist schön,dass ihm deine Gefühle und Ängste auch ernst sind,er weiß,dass seine Sucht nicht nur ihn betrifft und es ist spürbar,dass er es nicht mehr möchte.
Triit der Alltag mehr ein,wird es schwieriger für ihn und deswegen wäre eine therapeutisch geleitete SHG da richtig und wichtig. Die führen auch Einzel,Angehörigen und Paargespräche.
Das du wenig Vertrauen hast ,ist normal und er muss es sich durch Taten wieder erarbeiten.

Bleibt beide stark.

LG Wolke

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Offline Olli

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Re: Hilfe mein Mann ist Spielsüchtig
« Antwort #12 am: 15 November 2020, 16:25:49 »
Hi Coco!

Unanhängig von dem, was Dein Mann will: Was ist Dein Ziel?

Wir reden hier nicht von einem längst fälligen Zahnarztbesuch, den Dein Mann vor sich her schiebt. Da hat er die Schmerzen auszuhalten. Wenn er es hinauszögern möchte, dann muss er auch mit den Konsequenzen leben. Wenn er mürrisch wird, dann schiebst Du ihn in seine Schranken und sagst: Dein Problem - kümmere Dich drum!
Wieso machst Du das jetzt nicht?

Wir reden hier von einer Sucht, unter der auch Du bereits leidest! Willst Du leiden? Setzt Du tatsächlich seine suchtgesteuerten Wünsche über Deine?

Weisst Du, als ich in jungen Jahren das erste Mal aus meinem Elternhaus geflogen bin, da habe ich im tiefsten Winter im Auto übernachtet.
Nachts stellte ich mir den Motor an, damit ich die Heizung laufen lassen konnte. Darüber bin ich eingeschlafen und bin von der Polizei geweckt worden.
Man zeigte mir den erhobenen Zeigefinger - böser Junge! - ließ mich aber ansonsten in Ruhe.
Morgens ging ich mich in einem dienstlichen Kellerraum, zu dem ich einen Schlüssel hatte, waschen. Sogar duschen konnte ich dort.
Dann verrichtete ich meinen Dienst nach Vorschrift und als ich dann Feierabend hatte, fuhr ich in die Spielhalle. Damals gab es diese Punktegeräte mit Risikoleiter.
Das war weniger kostenintensiv und erfüllte seinen Zweck. Zwei Wochen lang ging das so und meine sauberen Klamotten gingen langsam zur Neige.
Habe ich einen Gedanken daran verschwendet, das Glückspiel aufzugeben? Mir ein Zimmer zu suchen? Mein Leben in die Hand zu nehmen? Nöööö ...
Meine Eltern riefen an und ich versprach hoch und heilig alles, was sie von mir hören wollten. Ein Teil von mir glaubte sogar daran.
Es verging Zeit. Meine Kontogewalt war abgegeben. Doch ich hatte noch Jemanden, bei dem ich nebenher Geld verdienen konnte - und das tat ich dann auch - heimlich.
Der Weg an die Automaten war somit geebnet - der Plan geschmiedet und er wurde auch in die Tat umgesetzt.
Noch etliche Male im Laufe der Jahre flog ich raus und wurde wieder aufgenommen. Nur jetzt wusste ich ja, dass ich nur abwarten brauchte bis das Telefon klingelte.
Ich brauchte insgesamt 20 Jahre Suchtausübung um zumindest ansatzweise emotional zu verstehen, wie sehr ich mir selbst geschadet hatte.
Ohne jeglichen Vorwurf an meine Familie wünsche ich mir heute, dass sie standhaft geblieben wären.
Es hätte garantiert noch eine Zeit gebraucht, bis ich umgedacht hätte. Hätte wohl erst meinen persönlichen Tiefpunkt auf schmerzliche Weise erfahren müssen.
So wurde ich beschützt - meine Sucht wurde beschützt.

Und Du beschützt nun seine - hast das Telefon schon in der Hand um ihn zurück zu rufen. Und nun stelle ich die Frage noch einmal: Ist das Dein Ziel?

In einer Beziehung ist es förderlich die Gefühle des Anderen nicht zu verletzen. Es ist hilfreich für die Beziehung die Bedürfnisse des Anderen zu erkennen und darauf einzugehen.
Ich sage es Dir mal klipp und klar: Dein Mann weiss im Moment nicht, was seine Bedürfnisse eigentlich wirklich sind! Er kann sie erst befriedigen, wenn er sie erfährt - wenn er sich aktiv mit sich selbst beschäftigt.
Du bist die Einzige von Euch Beiden, die das versteht.

Ende letzter Woche habe ich einen Begriff lernen dürfen. Er nennt sich "Verbalisierung emotionaler Inhalte". So wie ich Deinen Mann einschätze, hat er damit ein Problem - weiss es und schiebt den SHG-Besuch auf unbestimmte Zeit auf. Es lässt sich aber doch lernen - und dabei dürfen Fehler gemacht werden. Ich selbst habe es in meiner Kindheit auch nicht beigebracht bekommen. Auch heute habe ich in der mündlichen Form immer noch meine Defizite dabei.

Was soll´s? So bin ich nun mal.

Ich glaube, dass ich ohne meine SHG und später die SHFs, heute nicht da stehen würde, wo ich nun mal stehe. Vielleicht würde ich mal wieder auf einen Anruf warten, damit ich zurück in den altbekannten Trott verfallen dürfte.
Ich bin dankbar für die mir damals angebotene Chance beiden Gruppenformen anzugehören.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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