Hallo Marzipine,
ich kann mir auch gut vorstellen bzw. nachvollziehen, wenn man von anderen hört, was da alles verspielt wird und man sich selbst beim Zuhören besser fühlt, weil selbst nix verspielt wurde.
Da wird einem die Spielsucht von jemanden anderen ja ganz deutlich vorgeführt, von der man ja Abstand halten möchte, und auch die dazugehörigen Konsequenzen. Die ganzen Aufregungen und der Nervenstress dann wieder das verspielte Geld für die Miete und andere lebenswichtige Sachen von wer weiss wo her aufzutreiben, kostet viel Kraft und Energie.
Mit Worten alleine glaube ich kaum, dass Bekannte davon abgehalten werden können, nicht zu spielen. Dafür ist die Sucht zu gross und wenn man dann in dem Suchtverhalten ist, hat man ja nur ein Ziel. Vernünftige Worte und gutes Zureden hilft da nix.
Aber ich verstehe auch, dass man von außen alles vernünftiger sieht und helfen möchte, damit sich andere nicht ins Unglück stürzen, bei dem einen oder anderen ist das mehr oder weniger ausgeprägt. Aber in so einem Falle hilft da nix.
Ich denke, es ist irgendwie gesunder, wenn man sich z.B. bei so einem Telefonat abgrenzt, bzw. es einem bewusst wird, was da genau abläuft, und wieweit man sich das dann reinzieht oder nicht. Aber Abgrenzung ist auch bei mir immer wieder ein Thema, da habe ich heute mal gut reden. Es ist, so denke ich jedenfalls, gesünder, sich immer wieder darin zu üben, wenn es auch manchmal noch sehr unbeholfen ist. Aber besser spät als nie.
Auch ich kenne die Situation, dass ich niemanden von der Spielsucht erzählen kann und wie schwierig es ist, nach einem Absturz damit klarzukommen. Mir hat es einmal geholfen, nach einem grösseren Absturz vor vielen Jahren mal erzählen zu können, was ich gemacht habe, ohne verurteilt zu werden etc....
Mir hilft dieses Forum auch sehr, da es für mich momentan die einzige Stelle ist, wo ich unter "Gleichgesinnten" sind.
Marzipine, es ist doch positiv zu sehen, ich denke nicht, dass Du Dich an dem Unglück Deiner Bekannten aufbaust, sondern Du freust Dich, dass Du nicht Spielen gehst und das Geld wegwirfst. Und das ist meiner Meinung nach gesund und auch eine Abgrenzung. Durch das Telefonat ist Dir vielleicht wieder bewusst geworden, was die Spielerei mit einem macht und auch die Konsequenzen, wenn dann das nötige Geld fehlt. Ich habe mir dann auch schon mal gedacht, gottseidank passiert das Verlieren auch anderen, dann fühlte ich mich auch etwas besser, wenn ich nicht die einzige war, wo alles weg war.
Aber den Gedanken sollte man auch wegschieben, denn er weckt die Hoffnung, vielleicht klappts ja beim nächsten Mal, die Verluste wieder einzuholen und dann sind wir wieder im Teufelskreis.
Aber es ist doch durchaus positiv zu sehen, dass Du auch Dich achtest, was solche Telefonate mit Dir machen und darüber nachdenkst, damit Du nicht abstürzt. Wenn man sich wieder auf den "geraden" Weg begeben will, ist es immer sinnvoll, mal Situation und Verhalten zu reflektieren, kann unter Umständen sehr anstrengend werden, hilft am Ende aber sehr, um mit den nächsten schwierigen Situationen besser umgehen zu können.
Ist alles nicht sehr einfach, wie es sich jetzt vielleicht anhört, aber ich übe jeden Tag und es wird immer besser.
Gruss
mari