Hallo Leute,

bin 43, lebe in Berlin, und habe 2002 aufgrund persönlicher Probleme mit dem (Automaten-)Spiel begonnen. Es begann "harmlos" und wurde immer exzessiver, und ich musste mir schlußendlich eingestehen, dass ich die Dinge nicht mehr unter Kontrolle hatte. Bestimmte Grenzen habe ich nicht überschritten, habe mein eigenes Geld verspielt und das Glücksspiel war gewissermaßen mein Mr. Hyde, wenngleich ich parallel als Dr. Jekyll gelebt habe. Mein Umfeld hat von meiner "Leidenschaft" nichts mitbekommen - soll es auch nicht - meine Freundin wußte zwar davon, aber ich habe das Ausmaß, vor allem der Verluste, bagatellisiert. 2005 hat es dann Klick gemacht und ich habe es dann mit viel Willenskraft geschafft, endlich davon loszukommen und war dann bis vor wenige Wochen im wesentlichen spielfrei. Ich hatte zwei Rückfälle, die drei, vier Wochen jeweils dauerten, aber es gelang mir auch wieder, es dann sein zu lassen. Mein dritter Rückfall begann vor einigen Wochen, aus Leichtsinn oder Dummheit, ich weiß es nicht, auf jeden Fall waren mir die ganzen neuen Geräte unbekannt. Und nun hänge ich nun wieder in der Sch... und habe völlig sinnlos und schmerzhaft 2000 EUR verdaddelt ... obwohl ich eigentlich ein rationaler Mensch bin, ich versteh mich zur Zeit selbst nicht , ich möchte jedenfalls wieder weg von diesem Mist!!!!!!!!!! Wollte mir das auch von der Seele schreiben und würde mich über ein paar mutmachende Worte freuen.

Wolf

Hi Wolf,

tja, man merkt es meist erst, wenn es weh tut (2000 Euro die einen dann fehlen, etc.).
Aber immerhin hast Du es gemerkt, also Kopf hoch und stark sein. Vielleicht suchst Du Dir auch mal einen Therapeuten um die Gründe dafür aufzuarbeiten.
In Berlin gibts eine Reihe Beratungsstellen. Schau mal oben bei dm Link www.glücksspielsucht.de da stehe Adressen etc.

Gruß

Chris

Hallo Wolf,

dass mit den "neuen" Automaten kenne ich nur zu gut. Ein neuer Reiz? Nein, ein neuer Grund, der gerade paßt. Das gilt zumindestens für mich. Ich war recht lange spielfrei u. bin dann mal wieder in einer Casino- gibt es auch in Spielhallen-rein. Wollte gerade rausgehen, lach lach...da hatte ich endlich meinen Grund. Es gab neue Automaten. Die sahen richtig toll aus...richtig spannend. Die mußte ich doch mal "ausprobieren".

"Wir sind da einfach machtlos-wenn wir uns immer wieder in so eine bescheidenen Situation begeben" Eigentlich wissen wir das auch, oder? Es gibt nur einen Weg-u. der darf u. sollte weder in die Spielhalle, noch ins Casino führen. Dann stellt sich erst garnicht das Problem. Sicher, es ist nicht immer so einfach, aber daran sind nur "wir" schuld. Geh einfach nicht mehr in solche Läden rein u. hol Dir Hilfe.

Eine kleine Anmerkung: "Ich habe es über so viele Jahre gelebt u. erlebt....Wenn es nur noch diese neuen Kisten gibt, dann spiel ich nicht mehr. Wenn mein Lieblinsautomat weg ist, dann bin auch ich weg. Wenn es keine Automaten mehr zum "hochdrücken" gibt, dann komm ich nicht mehr. Wenn der Kaffee Geld kostet, dann trinkt Ihn ohne mich. Wenn Ihr keine neuen......bla bla bla.... ich war immer noch da.

Wünsch Dir viel Kraft.

Gruß

Mike

Hallo Wolf,

auch von mir viel Kraft und auch Mut, professionelle Hilfe anzunehmen. Morgen ist immer der beste Tag für Veränderungen, wie Mike es wunderbar beschrieben hat. Doch heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.
Angie

Hallo Wolf
Du hast es schon mal geschafft warum nicht dieses Mal auch.Vielleicht gehst du doch mal in eine Beratung und Gruppe. So hast du gelegenheit, mit andern zu reden die wissen wovon du sprichst. Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen: Bevor ich jemals wieder in eine Spielhalle gehe, werfe ich vorher 50€ in fünfeuroscheinen zum Fenster raus. Für mich ist das eine Hürde die ich nicht überschreiten werde. Klingt für manchen vielleicht blöd, aber ich denke ich habe mir so bewusst gemacht, dass es genau das gleiche ist.
Ich wünsche dir die Kraft: das zu ändern , was du ändern kannst.
LG
Mimi

Hi Mimi!

Für mich ist das absolut nicht blöde.
Es ist die goldene Regel Nummer 1:
Never touch a Spielhallenboden!

@Wolf
Was hast Du in Deiner spielfreien Zeit gemacht?
Hast Du eventuell "nur nicht gespielt"?
Der Gruppenleiter einer SHG aus Hannover sagte im TV einmal:
Nichts tun ist zocken!
Vier Wörter in denen in meinen Augen viel Wahrheit steckt.
Suche Dir Hilfe unter Gleichgesinnten (genau wie hier) in einer SHG.
Dort lernst Du nicht nur viel über Dich selber, Du lernst vor allen Dingen Dein Dir eigenes Frühwarnsystem zu aktivieren.

Liebe Leute,

danke Euch für Eure Antworten, Euren Zuspruch und Eure Anteilnahme, das tut schon gut! Natürlich weiss ich nur zu gut, dass das Spielen mir nicht gut tut, deswegen habe ich es ja auch sein lassen über all die Jahre und ich bin zuversichtlich, dass ich es auch dauerhaft so halten kann. Habe die letzten Jahre viel gemacht, und meine Firma wieder flott gemacht; vielleicht ging mir das alles nicht schnell genug und so kann aus dem Gefühl einer latenten Unzufriedenheit dieser Impuls - aber ich werde daran arbeiten, es ist auch nicht (mehr) so, dass ich dem Spielteufel unbewaffnet gegenübertrete - und mit Mimis Hinweis ist doch eine weitere Waffe hinzugekommen!

Alles Liebe Euch und spielfreie 24 Stunden

Wolf

Hallo,

nun kann ich auf den ersten spielfreien Monat zurückblicken und ich kann sagen, ich geniesse den wunderbaren Sommer. Habe mir ein neues Fahrrad gekauft und mache mit meiner Freundin Radtouren und fahre zum Schwimmen an den See. Zu guter Letzt habe ich auch noch mit Kieser-(Sport)-Training begonnen. Das Geld wäre vor einem Monat noch ganz woanders gelandet ... nicht nur zum Schaden meines Geldbeutels, sondern meiner Seele, meiner Gesundheit und nicht zuletzt meiner Zeit. Ich wollte das einfach mal loswerden, weil es so viele schöne andere Dinge gibt, als das Spielen, vielleicht fühlt sich ja der eine oder die andere ermutigt. JKlar, Hin und wieder, vor allem in den ersten Tagen der Abstinenz, blitzte der Gedanke mal durch den Kopf, komm, 50 Eur beim Spielen verzocken, und dann Schluss, aber wenn man bedenkt, was man alles Schöne damit machen kann ...  Ich bin froh, dass der Wahnsinn langsam schwindet, auch wenn man immer wachsam bleiben sollte.

Euch allen eine spielfreie Zeit

Wolf

Wolf

Hallo Wolf,

das hört sich doch super an. Immer hellwach bleiben. Es ist so schön, wenn man endlich wieder Freude an anderen Dingen hat. Du bist in der glücklichen Lage Dir noch was leisten zu können. Da habe ich ganz andere Zeiten erlebt. Umso wichtiger ist es, dass Du es in vollen Zügen genießt.

Bedenke einmal, irgendwann wäre der Zeitpunkt gekommen u. Du hättest Dir solche Annehmlichkeiten nicht mehr leisten können. Diese Bewußtsein sollte man nie verlieren.

Viel Spaß.

Gruß

Mike

Hallo Mike, hallo an alle anderen,

vielen Dank noch mal für Deine nette Antwort - das baut immer auf, auch wenn ich noch nicht geantwortet habe, aber ich hoffe mal, dass Du das nicht krum nimmst.  Und wieder ist ein erfüllter Monat SPIELFREIER Zeit herum - es gab vor einigen Wochen zwei-, dreimal den kritischen Moment, wo ich fast in einer Halle gelandet bin. Bin dann nervös rumgeradelt, um den Spieldruck irgendwie zu reflektieren bzw. loszuwerden und ich glaube, dass der entscheidende Gedanke, der mich davor gehindert hat, derjenige war, dass ich mir den "Erfolg" damit zunichte gemacht hätte. Nichts hätte sich geändert, außer dass ich mit einem großem Schuldgefühl diese Halle wieder verlassen hätte  - und das wollte ich auf keinen Fall.
Parallel habe ich mir übrigens einige Ziele gesetzt, die ich auf dem besten Weg bin umzusetzen. Habe meine Ernährung umgestellt, war beim medizinischen Check und bin die Probleme angegangen, deren Verdrängung mich dann wohl auch in die Halle getrieben haben. Wollte das noch erwähnen, weil wir irgendwie alle Ziele brauchen - und Spielfrei sein, ist allein kein Ziel.

Allen wünsche ich eine spielfreie Zeit

Wolf

Hallo Wolf,

das freut mich sehr für Dich. Ich denke Du hast einen ganz wichtigen Schritt nach vorne getan. Ich erlaube mir noch eine Anmerkung: Das mit dem Radfahren könnte eine interessante Erkenntnis sein. "Sich in Bewegung setzen, etwas unternehmen, nicht abwarten, den Spieldruck wieder ziehen lassen u. diese Zeit auch aushalten". Ich selbst konnte den Spieldruck sehr oft auch nur aushalten, wenn ich etwas "unternommen" habe. Das direkte Ansprechen der schwierigen Situation, oder Augenblicks, hat mir auch geholfen.

Sich selbst "aushalten" ist der Anfang von Zufriedenheit. Das mußte u. muß ich immer wieder erkennen.

Kopf hoch.

Gruß

Mike