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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Wie kann man endlich aufhören

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Wie kann man endlich aufhören
« am: 08 Oktober 2024, 05:23:23 »
Hallo

Ich habe ein großes Problem. Ich stecke noch immer mitten in der Sucht und ich bin am Ende. Immer wieder dasselbe. Ich nehme mir fest vor nicht mehr zu spielen und sobald ich wieder einen Geldeingang habe, verzocke ich sofort wieder alles. Ich bin Dauerpleite und meine Lage spitzt sich immer weiter zu.

Ich hasse das Spielen und ich habe schon so einen Hass auf die Online-Casinos und meine Sucht. Das Selbstvertrauen ist auch im Keller und nichts hilft mir. Suchtgruppen funktionieren nicht bei mir und will das auch nicht. Fühle mich dort kein bisschen wohl und das bei mehreren. Psychotherapie habe ich schon hinter mir. Irgendwie warte ich noch immer auf den Trick, wie ich es dann wirklich schaffe.

Kennt das jemand? Habe das Gefühl als sei ich ein hoffnungsloser Fall. Immer und immer wieder mache ich den gleichen Fehler, als sei ich behindert. So fühlt sich das manchmal an. Sogar kurz vorm Spielen denke ich mir noch, Nein, das machst du jetzt nicht, aber ich mache es trotzdem. Als würde das völlig selbstständig gehen und außerhalb meiner Kontrolle liegen.

Weiß jemand einen guten Rat?

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Offline Olli

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  • 7.338
Re: Wie kann man endlich aufhören
« Antwort #1 am: 08 Oktober 2024, 06:22:33 »
Guten Morgen!

Na, ich wusste doch schon immer, dass die 11 etwas Besonderes ist :) Sie steckt nicht nur in meinem Geburtsdatum und meiner Adresse, sie ist auch der Beitrag, in dem Du das erste Mal hier über Deine Sucht sprichst.

Es gibt weder eine Wunderpille, noch ein Patentrezept, um Deine Sucht zum Stillstand zu bringen. Du musst da Deinen Weg finden und dabei würde ich mit den klassischen Werkzeugen anfangen.

Du kannst nicht spielen, wenn Du keinen Zugriff auf Dein Suchtmittel hast. Also beschränke Dir Deinen Zugang zu Geld. Hast Du jemanden, der mit Dir ein Geldmanagement machen kann? Wenn Du Dein Onlinebanking beendest, wird es auch schon mal wieder schwerer, auf die Schnelle online einzuuahlen.

Deine Vertrauensperson kann mit Dir zusammen gamban einrichten. Die paar Euro pro Monat lohnen sich wirklich.

Dann ist der beste Hinweis überhaupt für Dich: Sei abstinent! Mache es einfach! Fange an!
Dabei bezieht sich das einfach nicht auf Schwierigkeiten, die dabei entstehen könnten, sondern es bedeutet: mache es, ohne Rücksicht auf irgendwelche Verluste! Du wirst das schon hinbekommen! Die Schwierigkeiten, die da entstehen, die wirst Du auch Schritt für Schritt meistern.
Wieso solltest Du das nicht? Weil Du schon mehrere Therapien hinter Dir hast und immer noch spielst? Paperlapapp!
Wenn ich abstinent werden konnte, dann schaffst Du das erst recht!

Ich sehe in Deinem Beitrag schon das Spielchen, was Du da mit Dir treibst. Indem Du schon vor dem Spiel die Online-Casinos und Dich selbst hasst, bedienst Du doch Deine Gefühle. Es wird zum Vorspiel! Und dann gehst Du durch alle Zweifel, was Du tun solltest und könntest und belohnst Dich dann für diese Tyrannei, indem Du dem Glücksspiel nachgibst und ihm nachgehst.

Denken - Fühlen - Handeln - egal, wie rum Du die Sortierung machst, die drei sind immer miteinander verknüpft. Im Moment gehst Du aber in dieser Reihenfolge vor. Setze mal das Handeln an erste Stelle: Abstinent sein! Darüber reden, was nun in Dir vorgeht! Aktiv gegen die Trigger vorgehen ... und und und ... das ist alles kein Hexenwerk.

Das Schwierigste am Aufhören ist das Anfangen!



Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Online Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Wie kann man endlich aufhören
« Antwort #2 am: 08 Oktober 2024, 09:05:40 »
Guten Morgen Manana,

Olli hat das gut beobachtet. Du hast jetzt exakt elfmal geschrieben. Zehnmal ging es um Chargeback-Themen und jetzt - nach einem Jahr - sprichst du dein Suchtproblem an. Kann es sein, dass du bisher die Prioritäten falsch gesetzt hast?
Dann ginge es ja für dich u.a. auch darum, ab jetzt klügere Entscheidungen zu treffen? Deine Gesundheit in den Vordergrund zu stellen beispielsweise?

Du scheinst ja schon einiges gemacht zu haben (Selbsthilfegruppen, Therapie), bist aber mit dem Ergebnis unzufrieden. Hast du dich schon damit beschäftigt, woran das liegt? Oder liegen könnte? Falscher Therapeut bzw. Therapeutin? Nicht lange und regelmäßig genug hingegangen? Das Umfeld nicht einbezogen? Es kann mehrere Gründe geben. Wir kennen dich und deine Geschichte nicht gut genug, um dir Hinweise geben zu können.
Daher der Tipp: Frag deine Familie/ deine Freunde/ deine ehemaligen Therapeuten/ Mitglieder der ehemaligen Gruppen: Was meint ihr, warum klappt das bisher nicht bei mir? Was könnte ich anders machen, um dauerhaft spielfrei zu werden und zu bleiben?
Die Antworten werden dir möglicherweise nicht alle gefallen. Schreib sie trotzdem alle auf und sortiere sie in Kategorien. Beschäftige dich dann in Ruhe damit. Evtl gemeinsam mit jemandem, der dir nahesteht. Alles Gute für dich und bis bald.
LG Ilona
« Letzte Änderung: 08 Oktober 2024, 09:07:38 von Ilona »

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Offline Olli

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Re: Wie kann man endlich aufhören
« Antwort #3 am: 08 Oktober 2024, 15:21:54 »
Zitat
Suchtgruppen funktionieren nicht bei mir und will das auch nicht. Fühle mich dort kein bisschen wohl und das bei mehreren.

Hi!

Ich bin 6 Jahre, bevor ich spielfrei wurde, schon in meine SHG gegangen. So richtig wohl habe ich mich da auch nicht gefühlt. Das lag, im Nachgang betrachtet, aber an mir. Eigentlich wollte ich nämlich gar nicht spielfrei werden. Ja, ich wollte nicht mehr lügen, ich wollte keine Schulden haben und ich wollte noch so einiges mehr. Aber aufhören mit dem Spielen wollte ich nicht. Also benutzte ich die SHG als Alibi - für meine Familie und vor allem für mich selbst.
Als ich aber spielfrei war und die gleiche Gruppe mit den selben Leuten darin wieder aufsuchte, da hörte mein Oberstübchen überhaupt nicht mehr auf zu rattern.
Bald schon bekam ich den Hals nicht mehr voll von lauter Input. Da fing mir die Genesung an Spaß zu machen.

Wer weiß? Vielleicht steht ja auch Dir diese Entscheidung für das Spiel im Wege?

Selbstverständlich biete ich auch Dir an am Samstag pünktlich um 19 Uhr in die Samstagsgruppe zu kommen. Klicke dazu einfach auf den Link in meiner Signatur oder folge dem Link zur Samstagsgruppe oben links auf der Seite.
Solltest Du Dich unwohl fühlen, dann scheue Dich nicht es auch zu sagen. Sollte es Dir aber gefallen ... dann darfst Du das auch sagen ... :)

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wie kann man endlich aufhören
« Antwort #4 am: 31 Oktober 2024, 12:34:47 »
Hi Manana!

Ich nehme mir fest vor nicht mehr zu spielen und sobald ich wieder einen Geldeingang habe, verzocke ich sofort wieder alles. Ich bin Dauerpleite und meine Lage spitzt sich immer weiter zu.

Ich hasse das Spielen und ich habe schon so einen Hass auf die Online-Casinos und meine Sucht. Das Selbstvertrauen ist auch im Keller und nichts hilft mir. Suchtgruppen funktionieren nicht bei mir und will das auch nicht. Fühle mich dort kein bisschen wohl und das bei mehreren.

Genau das habe ich auch immer gesagt und dann doch den gleichen Blödsinn gemacht. Weil wir insgeheim noch spielen wollten. Ich habe bis auf ein paar Cent mein Konto jedes Monat leer geräumt. Und ich hasste das Spielen am Ende auch schon, ich habe eingezahlt und hatte eigentlich keinen Bock darauf, Wetten abzugeben und mir die Spiele anzuschauen. Mich interessiert kein Tennisspiel zwischen der Nummer 300 und der Nummer 250. Und warum taten wir es trotzdem? Weil wir spielen wollten, weil wir irgendwelche Probleme wegschieben wollten mit dem Spielen. Das passierte alles bis 2022.

Danach habe ich mir fest vorgenommen, nicht mehr spielen zu wollen. Ich wollte auch nie in eine SHG, weil ich mich schämte und mein Beruf darunter definitiv leiden könnte. Und ich wollte auch meine Finanzen nicht an jemanden abgeben, da ich dadurch ja kontrolliert werde und nie mehr spielen kann. Mitte 2022 wollte ich das dann aber und es war die richtige Entscheidung! Mir machte die SHG Spaß, ich verstand mich mit dem Leiter super und konnte echt gute, sinnvolle Gespräche führen mit Menschen, die etwas Ähnliches erlebt haben. Freunde und Familie werden deine Krankheit vielleicht nicht verstehen. Manche fühlen vielleicht mit und sagen, dass sie verstehen, dass es eine Krankheit ist. Richtig verstehen es glaube ich aber nur solche, die so etwas auch durchgemacht haben wie du und ich und alle anderen hier im Forum. Und meine Freundin wurde in mein Konto mitreingenommen, um mich zu kontrollieren. Ich nahm das aber nicht als Kontrolle sondern als Hilfe für mich selbst wahr, weil ich mir nicht vertrauen kann.

Hatte vorige Woche einen Rückfall mit den gleichen Gedanken wie du: eigentlich will ich nicht, eigentlich habe ich keinen Bock auf das Zocken, meine Freundin wird drauf kommen, ich muss wieder lügen. Und trotzdem habe ich es gemacht, weil ich in dem Moment die Sucht gewinnen lassen wollte. Meine ganzen Mechanismen, die ich mir davor angelernt habe, stellte ich aus. Weil ich spielen wollte, obwohl die andere Seite von mir sagte, ich will eigentlich nicht spielen.

Kurzum: Diese Sucht wird immer mit uns sein und wir müssen immer vorsichtig sein. Gut finde ich schon einmal, dass du rational betrachtet sagst, du willst nicht spielen. Und wenn du nicht spielen willst, musst du Wege und Möglichkeiten suchen, die dich davon nachhaltig abhalten, das zu tun. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Mir half die SHG (der ich nun wieder beitrete) und das ich mein Konto nicht alleine führe. Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Freundin mitschaut.

Ich hoffe, du hast die 3 Wochen jetzt spielfrei verbracht und bist auf dem richtigen Weg!

LG

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Offline andreasg

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Re: Wie kann man endlich aufhören
« Antwort #5 am: 31 Oktober 2024, 23:27:03 »
Hallo ihr Lieben,

als ich am 31.08.1989 den Weg in die Selbsthifegruppe fand, wollte ich eigentlich nur eines: mit jemanden reden, der das Problem kennt, jeden Tag spielen gehen zu müssen. Ich konnte nicht aufhören zu spielen, aber ich ging in die Gruppen, und hatte wirklich jemanden gefunden, der das Problem kannte, jeden Tag spielen gehen zu müssen. Irgendwann habe ich mir die Wände des Gruppenraums angesehen, und mußte feststellen, daß dort keine Geldspielautomaten an der Wand hingen. Montag Abend und Donnerstag Abend fanden die Gruppen statt. Das waren 4 Stunden in der Woche, die ich im Bewußtsein - nicht spielen mußte. Meine Rückfälle in die Spielsucht aber wurden seltener, und im Juli 1990 bekam ich eine Panikattacke, weil ich Angst hatte, das mein Leben lang auszuhalten. Aber, ich konnte mich der Attcke stellen, und die Gruppe hat mich verstanden, so wie ich war, wie ich bin, ich habe gelernt, der Spielsucht Widerstand zu leisten. Dazu brauchte ich nichts anders zu tun, als ein Telefon zu bedienen, und dem anderen zu erzählen, was mir geschehen ist, und daß ich dem entronnen bin. Ich weiß nicht mehr, ob ich meine Gefühle von Angst, Lebensangst, Verzweiflung, Einsamkeit, Scham und Schuld, und von Trauer und Erleichterung und Zuversicht war, ich weiß nur noch, daß ich in einem wunderbaren Park gesessen habe, nicht gewußt habe, wie ich dort hingekommen bin, aber ein reales Bewußtsein geschenkt bekam, nicht gespielt zu haben.
Meine Spielfreiheit ist das zweithöchste Geschenk, daß ich je erhalten habe, nach meiner Geburt, aber ich konnte es erst annehmen, als ich mich auf den Genesungsweg machte.
Einen Tag zur Zeit

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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