Hi und danke, Ilona.
Ich habe bereits einen Termin vereinbart in einer hiesigen Beratungsstelle und mein Mann sagt auch zumindest, dass er wild entschlossen ist, aufzuhören. Er sagt, er sei sogar froh dass es so gekommen ist. Weißt du.. ich kann dir gar nicht sagen in was für einer Gefühlsachterbahn ich mich befinde. Ich hab schon die ganze Gefühlspallette durch, von todunglücklich und hoffnungslos über hochmotiviert und optimistisch, dass er das mit meiner Hilfe endlich schaffen kann. Das neueste sind übrigens Schuldgefühle wenn ich mich schwach und belogen fühle und Wut und Ekel empfinde, sodass ich ihm nicht die nötige Power liefern kann, und er dann wegen mir wieder zu spielen anfängt. Vorgestern habe ich ihm sogar ins Gesicht gesagt, wie sehr ich ihn verachte dafür dass er mich 3 Jahre belogen hat, und dass er sein Gesicht verloren hat. Ich bin übrigens 2 Tage nach dem "Flagrantierlebnis" mit ihm in dieses Spielcasino gefahren und habe vor versammelter Belegschaft verlangt, dass mein Mann mit sofortiger Wirkung Hausverbot zu erhalten hat, mit der Begründung, dass er spielsüchtig ist und hochverschuldet. Alle starrten mich entsetzt an, und die nette Dame an der Theke meinte nur: "Ich nix schreib gut, und Chef kann auch nix deutsch.. is Russe..." Ich habe dann den Text selbst verfasst: Hiermit erteilen wir Herrn blabla mit sofortiger Wirkung Hausverbot, mit der Begründung dass eine existenzgefährdende Spielsucht vorliegt" (ich hatte den Tip im Internet gelesen dass das eine Möglichkeit ist). Mir ist zwar bewusst, dass das ein Witz war, denn wenn mein Mann da morgen wieder rein geht und dann lassen die den auch weiterzocken. Ist doch ein wichtiger Kunde von dieser miesen Zockermafia !!
Zum Schluss noch kurz: "Ich geh noch mal mit dem Hund raus" (im Regen) 2 Std. später: "Wieso issn der Hund trocken?" "Weiss nicht, war warm im Auto" "Ah, okay!"
"Wo warst du denn 3 Stunden?" "Ich hab wie verrückt ein Hochzeitsgeschenk für dich gesucht, ich war in allen Geschäften, jetzt hab ich eins, das muss aber morgen abgeholt werden, weil die das noch bearbeiten müssen" am nächsten Tag, wieder stundenlanges Hochzeitsgeschenkabholen in der Stadt "was mussten die denn daran noch machen? das ist doch ein einfacher Kettenanhänger" "Ach freust du dich nicht?" (Stimmt, wie kann man nur so misstrauisch sein, schäm dich.)
Während ich das schreibe,kämpfe ich wieder gegen die Tränen. Es ist ein unglaublicher Spagat, die eigene Enttäuschung und den Schmerz belogen und finanziell ruiniert zu sein und der bitteren Erkenntnis dass der Ehemann an einer anerkannten Suchtkrankheit leidet.
Und weil du die Schulden angesprochen hattest: Ich konnte ihn doch nicht hängen lassen! Wir wollten doch heiraten, man heiratet doch aus Liebe und nicht weil einer arm ist wie eine Kirchenmaus oder in Geld schwimmt! Für mich war das bedingungslos. Ich wusste doch nicht...
Fiebere jedenfalls dem Termin am Dienstag entgegen den wir gemeinsam wahrnehmen werden, und wünsche mir einfach nur dass alles gut wird.
Und allen Betroffenen ganz viel Power und Mut, der Sucht die Stirn zu bieten.
Keks.