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Gedanken zum Thema Schuld & Spielsucht

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Gedanken zum Thema Schuld & Spielsucht
« am: 05 Januar 2024, 12:03:09 »
Schuld ist ein facettenreiches und tiefgreifendes Konzept, das in verschiedenen Kontexten und Lebensbereichen eine entscheidende Rolle spielt. Ob im moralischen, rechtlichen oder zwischenmenschlichen Sinne – Schuld ist ein universelles Element menschlichen Denkens und Handelns.

Im moralischen Kontext bezeichnet Schuld oft das Bewusstsein, gegen moralische Normen oder persönliche Werte verstoßen zu haben. Sie kann eine innere Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln darstellen und den Weg zu Reue und Veränderung ebnen.

Im juristischen Sinne wird Schuld oft als Verantwortlichkeit für begangene Straftaten betrachtet. Die Justizsysteme vieler Gesellschaften sind darauf ausgerichtet, Schuld zu ermitteln und angemessene Sanktionen zu verhängen.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind ebenfalls von Schuldgefühlen geprägt. Kleine Missverständnisse oder gravierende Fehler können Schuldgefühle hervorrufen, die die Beziehungen beeinflussen. Ein bewusster Umgang mit Schuld kann zu Versöhnung und Wachstum führen.

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Bei der Spielsucht ist Schuld meiner Meinung nach vor allem im moralischen Kontext und auf der zwischenmenschlichen Ebene präsent. Die "juristische Schuld" (Unerlaubtes Glücksspiel, Privatinsolvenz usw.) sehe ich hier nichtmal sooo arg im Vordergrund.

Die moralische Schuld ("ich habe versagt", "das hätte ich nicht tun dürfen", "ich habe schon wieder gespielt") nagt bei Spielsüchtigen, die aufhören wollen am meisten, gleich gefolgt von der zwischenmenschlichen Schuld ("ich habe mir Geld geliehen", "ich habe gelogen").

Deshalb ist es wichtig, sich von dieser Schuld zu befreien und damit automatisch auch von Spielsucht-typischen Phänomenen wie Chasing, bail out usw.

Wie denkt ihr darüber? Welche Rolle spielt das Thema Schuld bei euch? Inwiefern fühlt oder fühltet ihr euch "schuldig"?

Re: Gedanken zum Thema Schuld & Spielsucht
« Antwort #1 am: 05 Januar 2024, 12:10:24 »
Ich fange mal an:

Bei mir war die Schuld moralischer- und zwischenmenschlicher Natur:

- ich habe mit dem Erbe meiner Mutter gespielt
- ich habe mich selbst und andere belogen
- ich habe mit mit meinem Einkommen gespielt, dass ich besser hätte in die Familie bringen können
- ich habe trotz Vorsatz wieder gespielt
- ich habe mich geschämt, dass ich überhaupt Glücksspiel betrieben habe, obwohl ich Akademiker bin
- ich dachte ich wäre schlauer, aber wurde eines Besseren belehrt

Ich habe mir diese Schuld bewusst gemacht und sie angenommen. Ich habe das verlorene Geld abgeschrieben. Ich habe mir selbst die Karten auf den Tisch gelegt.

Ab da konnte ich "heilen".

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Offline Rubbel

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Re: Gedanken zum Thema Schuld & Spielsucht
« Antwort #2 am: 05 Januar 2024, 13:31:27 »
Hallo! - Was für interessante Fragen! Ich hoffe auf viele Antworten!

Zu mir:
Schuld - ja, die Ausführungen über Schuld allgemein sind zutreffend und juristisch nicht nur die Möglichkeit, jemanden zu sanktionieren für ein Vergehen vor der Gesellschaft(sform), sondern gewissermaßen auch für den Menschen, der Schuld auf sich geladen hat durch seine unsoziale Haltung, denn nach der verbüßten Strafe ist er vor dem Gesetz rehabilitiert. Das macht es irgendwie einfacher ...

Meine Schuld, die ich durch's Zocken auf mich geladen habe, ist:
- ich war nicht ehrlich ggb meinem Partner, hab nicht gewusst, wie ich ihm erklären könnte, dass ich gehen MUSS, dass die Beziehung aus ist für mich, und hätte es finanziell auch nicht gekonnt
- ich war aus Scham allen meinen nächsten und mir wichtigen Menschen ggb unehrlich, um deren Bild von mir zu halten, und hätte anderes nicht ausgehalten
- ich hab', das ist das Schlimmste, meine Tochter belogen, mich nicht an Abmachungen gehalten, sie enttäuscht, die Nerven verloren, die ich gehabt hätte ohne Spiel
- ich hab auch ggb der Bank gelogen, um den nächsten Kredit zur Umschulung zu bekommen
- auch mies: Ich hab' gegen meinen eigenen Verstand gehandelt und mich damit in dieser Zeit 'verloren'

Kriminell war ich nie. Ein Segen! Allerdings bin ich mit Schuldgefühlen aufgewachsen. Schon als kleines Kind wurde ich verantwortlich gemacht für Vieles, was schiefgelaufen ist. Und dazu kommt, dass Missbrauch leider für ein Kind immer den Nachgeschmack hat, 'selbst schuldig zu sein' am Geschehenen.
Geglaubt hätte mir niemand (denke ich), und an wen ich mich hätte wenden können, wusste ich auch nicht. Durch das alles hätte ich vormals nie jemanden um Hilfe gebeten aus Angst, dass der-/diejenige eine Wiedergutmachung einfordert, die mich fertig macht.
Es hat lange gebraucht, nachdem ich es für sicher 15-20 Jahre total verdrängt hatte, mithilfe meiner Analytikerin anzunehmen, dass ich KEINE Schuld habe.
Ich werde dieser Frau immer dankbar bleiben.

Das war für mich überaus wichtig.
Und mit der Spielfreiheit habe ich nicht mehr das Problem, mich konzentrieren zu müssen, WEM ich WAS erzählt habe und wie ich mich aus der und der nächsten Misere herausrede, damit mir geglaubt wird. Das war fürchterlich anstrengend und hat mir viel Kraft geraubt.

HEUTE bin ich im Kopf frei, muss niemanden mehr anlügen, meinen Kopf aus keiner Schlinge ziehen - und kann ICH sein. Das ist das größte Geschenk für mich. Und mir ist nichts Menschliches fremd. Ich habe durch die Erfahrung der Spielsucht durchaus auch gewonnen. Nicht an Geld ;), aber an Erfahrung und Selbsterkenntnis.

« Letzte Änderung: 07 Januar 2024, 19:11:54 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Gedanken zum Thema Schuld & Spielsucht
« Antwort #3 am: 10 Januar 2024, 16:04:21 »
Hallo nochmal!

Das Thema ist sehr spannend und mich interessiert wirklich, was so eure Schuldgefühle / Schuldmomente waren.

Bitte teilt doch eure Gedanken. Ich weiß, dass hier sehr viele mitlesen :)

Danke!

 

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