Hallo Ihr,
für mich war Spielen erst mal eine andere Welt, dann aufregend i.S. von 'huch! Ich hab was gewonnen', aufgeheizt davon noch mal probiert, Höhen und Tiefen erlebt - aber immer noch eine fremde Welt.
Später war es ein 'mit-dabei-Sein' und wie andre Leute leichtsinnig zu sein in dieser fremden Atmosphäre. Dann eröffneten sich noch andre Möglichkeiten - z.B. Zeit zu verbringen, ohne vollgequatscht zu werden - bis z.B. die Disco/der Club aufmachte oder da schon was los war.
Später, als die Verluste höher wurden, war schon Gewöhnung da, fast ein Ritual. Bis dahin aber hab ich mir das auch sonst noch gut gehen lassen mit gutem Outfit, Restaurant, Friseur, teuren Parfums, Amüsement. (was muss, das muss ...

). Ich fühlte mich frei und dachte: Was juckt mich das 'Morgen'? Ich lebe jetzt. (Und ich bin niemandem Rechenschaft schuldig.)
Das war ein ausschweifender Lebensstil, insgesamt.
Als ich schwanger wurde, hatte ich ca. 25.000 DM Kredit, auf der andren Seite aber auch nen Sparvertrag, und durch das dann 'Sesshaft-Werden' war ich locker bis zur Geburt schuldenfrei; spielfrei ab Schwangerschaftstest. Und noch 8 Jahre länger.
Die nächste Phase fing plötzlich an, da hab ich mich dann gedrückt vor Streit u. Auseinandersetzungen, bin spielen gegangen, wenn ich mich 'zwischen 2 Stühlen' gefühlt habe. Hätte ich Alk getrunken, wäre ich evtl. in ne Kneipe gegangen, hab ich aber nicht. Da war dann nix mehr mit 'lustig', und ich bin geflüchtet in so eine Halle und hab vermieden, mich dem 'Dilemma' zu stellen - hätte ich auch in der damaligen Situation nicht können; es gab nur einen alternativen 'Ausweg': Ständig klein beizugeben und mich selbst zu verleugnen. Never wollte ich so leben!
Das war mir viel wert, verlusttechnisch (finanziell).
Nach in Aussicht stehender Normalisierung der Umstände war ich wieder spiel-gewöhnt. Kredit aufnehmen, Konto überziehen, Kredit erhöhen und Konto damit ausgleichen ...
Damit wurde es 'manisch'. Und ich super nervös. Das spitzte sich zu, ohne dass ich noch Ein und Aus wusste, und als ich in der Analyse war, habe ich gesagt: 'Das ist wie Ritzen, nur ohne Rasierklinge und Blut'.
Da war ich tatsächlich krank, weil ich nicht mehr aus eigener Kraft da hinaus kam.
Also:
Es gibt mehrere Etappen, sag' ich. Die Aufregung, der Leichtsinn, der Zeitvertreib,die Gewöhnung, die Flucht, das Gefühl der Ausweglosigkeit, der Schmerz, die Suche nach Hilfe und die Aufgabe. Der Wunsch, nicht abhängig zu sein und die - wenn damals auch gefühlt kleine - Chance auf Zufriedenheit und neu erlangter Selbstachtung.
Zugewinn von Geld war allerdings nie meine Motivation. Naja, dann vielleicht, wenn mein Konto leer war - um über die Runden zu kommen.
Ein Leben 'im Griff zu haben', würde ich so niemals formulieren, denn dann wäre es öde. Leben ist ständige Veränderung.