Tjaaaaa ... eigentlich wollte ich mich erst einmal zurückgehalten haben. Schließlich wurde ich bereits zitiert.
Allerdings ist das Zitat nur ein Stück des ganzen Bildes und ich habe diese Worte speziell auf P-Toni gemünzt gewählt.
Wenn ich also vom Zeitpunkt der Erlaubnis spreche, geht dem wahrscheinlich ja noch so einiges voraus. Ich fühle mich heute gefestigt und ich denke, dass ich so ziemlich genau weiß, wieso ich spielsüchtig geworden bin.
Auch das hilft mir, mich vom Glücksspiel zu distanzieren.
Damals haben mich meine Eltern gebremst. Sie haben dafür gesorgt, dass ich eben nicht hoch verschuldet war, als ich ausgestiegen bin. Nicht, dass sie meine Schulden getilgt hätten. Nein, dadurch, dass ich immer wieder aufgeflogen bin, wurde immer wieder eine Geldkontrolle eingeführt und dann wieder schleifen gelassen. Ich sage extra Geldkontrolle, denn ein Geldmanagement, wie ich es mir heute für mich gewünscht hätte, gab es nicht. Meine Sucht war ja schließlich ein "Mangel an Charakter". Darüber durfte auch nicht gesprochen werden. Weder dort draussen in der Welt, noch in den eigenen vier Wänden.
Heute sind sie nicht mehr unter uns. Keiner würde mich aufhalten, wenn ich wieder mit dem Spiel anfangen würde. Und wenn ich mich halbwegs zurückhalten würde, könnte ich auch etliche Jahre daddeln bis der Arzt kommt.
Doch da ist dennoch eine Person, die das nicht möchte. Die Person bin ich selbst. Ich weiß, dass das Glücksspiel nur ein Trugbild ist. Wer in Star Treck das Holodeck betritt und dort projizierte Nahrung zu sich nimmt, der isst schlich Licht. Licht sind aber nur ein paar Photonen oder Wellen, je nachdem, wie man es betrachtet. Es hat keinen Geschmack und satt macht es auch nicht.
AndreasG habe ich mal bei mir auf der Terrasse einen Scherz unterbreitet, der aber nicht so gut angekommen ist ...
Ich erzählte ihm, dass ich gerne wieder reisen möchte. Irgendwann streute ich unter die Ortsangaben dann auch ein "Las Vegas" ein. Da sind ein paar Augenbrauen ganz schön die Stirn hinauf gewandert ...
Nein, im Ernst, es gibt auch in den USA wirklich lohnenswertere Orte als diese Wüstenstadt. Die wird wohl niemals auf meiner Reiseroute liegen.
Der Teil des Bildes, der noch vor der Spielentscheidung steht, bilden all die Jahre in der Suchthilfe und die Workschops, sowie Vorträge und Weiterbildungsmaßnahmen. Auch die Gruppenleiterschulung ist dabei. Hier habe ich gelernt, zumindest was das Glücksspiel betrifft, auf mich zu achten.
Es gab in all den spielfreien Jahren doch so einige Situationen, in denen ich damals spielen gegangen wäre. Doch selbst Schicksalsschläge reichten nicht aus, dass ich auch nur einen Gedanken ans Spielen verplempert hätte.
Das wiederum gibt mir für die Zukunft Zuversicht.
Beim Thema Rauchen hatte ich kürzlich für einen Moment eine wahnsinnige Schmacht. Hätte mir in dem Moment einer eine Zigarette an den Mund gehalten, ich hätte die Lippen gespitzt und einen tiefen Zug genommen. Stattdessen atmete ich einen tiefen Zug reinster Luft ein, trat innerlich einen Schritt zurück und wartete, bis die Schmacht an mir vorüber gegangen war. Das alles dauerte ein paar Sekunden ... mehr nicht.
Machmal wundere ich mich selbst, wie einfach das alles in meinen Worten klingt. Ich weiß, dass es im Moment des Verlangens und der Entscheidungsfindung tatsächlich nicht immer so einfach ist. Doch wenn dieser Moment vorbei ist, dann bewahrheitet sich das Einfache wieder.
Wenn ich aber weiß, dass ich die Situationen überstehen kann, wieso sollte ich dann noch einmal mit meiner Sucht das Diskutieren anfangen? Immer schön lächeln und winken ... und dann verpiss Dich wieder, mein Freund.
Was mich auch heute vom Spielen abhält, sind innere Schranken, die ich mir ganz bewusst gesetzt habe. Als Beispiel soll hier "never touch a Spielhallenboden" sein. Was soll ich da, außer bei Durchfall auf Toilette gehen? #hust#
Der Kaffee ist nicht umsonst, es fällt kein Tageslicht hinein und darin auf den Bus warten, macht auch keinen Sinn.
Im Dönerladen gibt es Döner, in der Spielhalle wird dem Glücksspiel gefrönt. Was soll mich dort hinführen, wo ich doch nicht mehr spielen möchte?
In meiner Dartkneipe sind ein paar Leute, die immer die Geldspielgeräte belegen. Der Fokus liegt immer auf den Geräten, nie den Menschen, die sonst noch anwesend sind. Manchmal kommt Helmut an den Durchgang zu unserem Dartraum und begrüßt mich. Das ist dann rund eine Stunde, nachdem ich hereingekommen bin und "N´abend Helmut!" gesagt habe.
So war ich auch mal und das macht mich heute traurig ...