Liebe Leute,
jetzt jährt sich meine Trennung und ich wollte euch mal erzählen, wie alles weitergegangen ist. Erstmal nochmal Danke, weil ich das mit dem Forum viel leichter/überhaupt durchstehen konnte und den Schritt gewagt habe!!
Im Allgemeinen habe ich seit einem Jahr viel erreicht und erkenne nun auch, dass ich das in der Beziehung sicher nicht gekonnt hätte. Ich hätte meinen Job niemals neben der Dramabeziehung schaffen können und auch sonst keine Kraft gehabt. Wobei meine Akkus auch heute noch so leer sind, dass ich auch jetzt oft immer noch keine richtige Kraft habe. Dadurch darf man sich nicht beirren lassen, das kann lange dauern, bis man wieder rehabilitiert ist. Deswegen sollte man nicht wieder zurückrennen und sich das schnelle Beziehungs-Dope holen. Nach solchen schlimmen Beziehungen ist man sehr abhängig von Dopamin, Adrenalin etc. was da alles im Sucht- und Liebeschaos so ausgeschüttet wird, das muss ich mir gerade erst noch eingestehen.
Beziehungstechnisch ist alles nicht einfach, ich lerne weiterhin hauptsächlich schwierige Männer kennen. Zwar keine Spiel-oder Substanzabhängigen aber Workaholics und Beziehungsängstler, Narzissten, Lügner und andere Freaks. Zum Glück bin ich aber nirgends geblieben und habe mich nicht wieder in die Probleme anderer verstrickt. Es tut sehr weh alleine zu sein, aber ich merke das tut es hauptsächlich daher, weil ich meine eigenen Probleme halt auch nicht ansehn kann. Die schlimmen Sachen, die ich erlebt habe sind nämlich noch weitaus schlimmer als das, was ich mir mit der Beziehung angetan habe. Wenn man dann von jemandem mit Problemen weggeht, dann kann man nicht mehr um fremde Probleme kreisen und wird mit dem eigenen Schmerz konfrontiert, der einen erst in eine solche missliche Lage gebracht hat.
Dabei mich nicht wieder zu verstricken hilft mir neben meiner Therapie auch der Glaube, das muss ich offen zugeben. Das kann so gut tun. Ich habe das letzte Jahr dann auch andere Abhängigkeiten gesucht, in Freundschaften oder durch ganz viel Freizeit, Sport Konsum etc.. Jetzt langsam versuche ich noch mehr meine eigene Traurigkeit anzusehen, damit ich nicht weiterhin immer so bedürftig bleibe. Aber all die Verlagerungen meiner Co-Abhängigkeit/ Beziehungssucht in andere Lebensbereiche waren doch unterm Strich für mich zuträglicher als die Partnerschaft mit einem Suchtkranken. Es tut nach wie vor sehr weh, wenn ich versuche mich mir selbst zu stellen, aber in kleinen Schritten kann ich vorankommen. Ich denke die meisten, die in einer Partnerschaft mit einem Suchtkranken landen haben selber riesige Baustellen und die sind auch nach der Trennung noch da, und dann hat man nicht mal mehr die Beziehung als "Dope" ...das macht es nicht leichter aber ist meiner Meinung nach der einzige Weg um ernsthaft gesünder zu werden und nicht immer weiter runter zu kommen. Während so einer Beziehung merkt man irgendwann ja nicht mehr wie stark man ausblutet. Wenn man sich das Ausmaß danach ansieht ist das kaum auszuhalten.
Also ich denke nach wie vor, dass alle die bei einem sehr kranken Menschen bleiben (sofern es nicht die eigenen Kinder sind) eben auch den eigenen Problemen aus dem Weg gehen und der eigenen Heilung damit im Weg stehen. Bei mir ist die innere Möglichkeit, mich von meinem suchtkranken Partner zu trennen auch erst dadurch entstanden, dass ich mich 1,5 Jahre zuvor von meiner kranken Mutter "getrennt" habe. Das war der erste und unendlich schlimme Schritt in Richtung "raus aus der Scheiße". Davor bin ich die Welle aus Müll nur immer weiter geritten. Jetzt so auf der eigen Mülldeponie zu stehen und sich umzusehn ist wirklich hart. Aber ich glaube weiter daran, dass ich schon auf dem Weg zurück nach oben bin auch wenn es sich oft nicht so anfühlt.
Vielleicht finde ich auch tatsächlich keinen Mann mehr, der mich so geliebt hat wie mein Ex-Partner, aber ich denke es ist auch im Leben nicht erforderlich für so einen hohen Preis so stark geliebt zu werden. Wenn man selbst heilt und gesund wird, dann braucht man eine solche Liebe nicht mehr. Es ist dann etwas sehr Schönes, das einem das Leben schenkt, oder auch nicht. Ich hab jetzt akzeptiert, dass ich vielleicht keine Kinder, Haus und Mann haben werde bei meiner Vorgeschichte. Das befreit mich ungemein.
Liebe Grüße aus München
Mausilausi