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Das leidige Thema Glücksspiel

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Das leidige Thema Glücksspiel
« am: 01 September 2023, 20:44:33 »
Guten Abend, liebe Community...

Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo ich anfangen soll...
Mein Name ist Jonathan und ich gehe auf die 30 Jahre zu.
Ich spiele seit ca. 2014 und es findet einfach kein Ende, egal wie sehr ich es versuche und was ich mache.

Gewonnen habe ich schon sehr viel, verzockt habe ich jedoch noch viel mehr.
Ich merke, dass ich depressiv werden. Ich bin nur noch traurig und enttäuscht von mir selber. Kann kaum noch lachen, einfach alles stört mich.
Sobald mein Gehalt da ist, wird online eingezahlt. Trotz Limits, trotz sperren denke ich non-stop ans Spielen.
Spielotheken, Spielhallen und Casinos betrete ich seit 2016 nicht mehr - bei mir findet das "Glück" ausschließlich online statt.

Mit fast 30 Jahren habe ich es geschafft einige Schulden anzusammeln.
6000 Euro Kredit bei der Bank, 2600 Euro bei Freunden - niemand weiß von meinem Problem.
Ich kann mit niemanden darüber reden, dass würde einfach alles zerstören.

Ich will aufhören, weiß aber ehrlich nicht wie.
Habt ihr Tipps für mich?
Was kann ich tun, dass der drang verschwindet?

Danke!

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #1 am: 01 September 2023, 21:15:54 »
Hallo Jonathan,

Olli kann und wird Dir definitiv passendere Worte schreiben können aber eines kann ich Dir definitiv sagen dass nicht das mitteilen sondern das in Dich reinfressen zerstören wird.

Zumindest Deine Eltern sind ein wichtiger Anlaufpunkt und ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen es ist erlösend es endlich gesagt zu haben.

Ein Gespräch bei der Diakonie und/oder bei einem Psychiater hat mir geholfen wenn auch mit Verzögerung. Ganz wichtig ist dass Du dich selbst beobachtest und feststellst was dich triggert. Und dann nehme dich da raus, lass dich auf Oasis lebenslang sperren, bei denen ohne Lizenz beantrage es per Mail gleich mit dem Hinweis Anwalt. Deine Schulden sind noch machbar und Du noch jung also fange an und zwar am besten heute!

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

*

Offline Olli

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Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #2 am: 01 September 2023, 21:55:05 »
@Roy: 👍 :)

Hi Jonathan!

Herzlich willkommen!

Zitat
Ich spiele seit ca. 2014 und es findet einfach kein Ende, egal wie sehr ich es versuche und was ich mache.

Ich habe selbst 20 Jahre gespielt und ich habe immer ähnlich gedacht. Ich war sogar in einer SHG, MEINER späteren SHG, und bin im Anschluss spielen gegangen. Ich habe mir selbst IMMER ein Schlupfloch gelassen. Nein, ich habe NICHT alles versucht!
Meine innere Einstellung musste sich erst ändern, um zu erkennen, dass ich sehr wohl derjenige bin, der Herr über seine Entscheidungen ist! Das heißt nicht, dass das immer einfach ist ... im Gegenteil.
Was schreibst also Du, was Du bisher unternommen hast? Hmmm ... Du hast Dir Limits eingerichtet, irgendwelche nicht näher erläuterte Sperren und Du hast Dir innere Grenzen gesetzt nicht mehr in eine Spielhalle zu gehen.
Gar nicht schlecht ... und doch ... was hast Du sonst noch verändert? Ist alles sonst beim Gleichen geblieben?

Wenn Du beschreibst, dass niemand von Deinem Problem weiss, dann hast Du hier schon einen Punkt, an dem Du ansetzen kannst. Ja definitiv erscheint Dir das nun als ein absolut abscheulicher Vorschlag. Doch lasse ihn uns doch mal beleuchten.
Was fühlt sich so grausig an? Es ist Scham, nicht wahr? Du müsstest, am Besten Deinen Eltern sagen, dass Du Dein Leben nicht mehr meistern kannst, wie die GA-ler sagen. Kurz vor der 30, schon einige Jahre erwachsen, müsstest Du Deine Eltern um ihre Hilfe bitten. Sie werden enttäuscht von Dir sein, wird Dir Deine Vorstellung einreden. Sie werden Dir Vorwürfe machen: Wie konntest Du nur!
Welchem Teil in Dir würdest Du diese katastrophisierenden Ängste zuordnen? Na klar, dem süchtigen Teil, der seine Suchtausübung schützen will. Das ist der Teil, der Dir die Hintertürchen bisher schön offen gehalten hat.

Roy hat Dir aber geschrieben, wie es wirklich bei ihm war. Es war eine Befreiung - eine Erlösung! Er war nicht mehr alleine. Er brauchte nicht mehr seine Sucht verheimlichen und damit lügen. Er hatte Ansprechpartner. Er konnte sich auf seine Genesung konzentrieren - auch mit Hilfe von außen! Ich lese in seinen Worten eine Ruhe, die Du Dir sicherlich ersehnst. Ich lese Lebensfreude und auch Stolz auf sich selbst, dass er all diese Wege gegangen ist.
Auch Verzögerungen gab es bei ihm - wie bei mir ... #räusper# ... OK,. nicht ganz so viele ... ;) aber sie gehörten zu seinem Genesungsweg dazu, genau wie meine Verzögerungen zu meinem Genesungsweg dazu gehörten.

Wenn ich Dein Zitat da oben betrachte, dann fällt mir ein Spruch ein, der sich immer wieder bewahrheitet:
Das Schwerste am Aufhören ist das Beginnen!

Du hattest schlicht bisher noch nicht begonnen! Wenn ich beginne, dann muss ich mir bewusst sein, dass es beim Thema Sucht kein halbschwanger gibt. Dann muss ich mit aller Kraft die Dinge tun, die mir gut tun - und vielleicht erst einmal unangenehm sind.

Komme doch morgen gerne ins Webmeeting. Folge einfach dem Link oben links zum Samstagsmeeting. Um 19 Uhr geht es los ...
Belese Dich vorher bitte kurz in dem Link und dann sei bitte pünktlich. Alles, was im Meeting besprochen wird, das bleibt im Meeting! Du nimmst Dir bitte das mit, was Du gebrauchen kannst, den Rest belässt Du einfach im Meetingraum.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #3 am: 01 September 2023, 23:36:49 »
Olli ich weiß nicht wie viele Verzögerungen Du hattest aber ich weiß dass ich viele hatte, zu viele. Und ein Wort das sehr wichtig und vor allem gefährlich ist was du erwähnt hast ist Hintertür. Ist man nicht komplett bereit es wenigstens zu 100 Prozent zu versuchen wird das Monster in einem immer genau diese Falltüren einbauen. Ich ging halt auch zum Psychiater redete mir damals die heile Welt her um eine Stunde später ins Auto zu steigen um direkt nach der Sitzung vor der Abfahrt auf Live Wetten in Indonesien und Weißrussland zu setzen. Der Ticker zeigte mir dann mit orangen Gol Gol Gol an wenn ein Tor fiel. Super.
Sperren lassen? OK klar aber natürlich mit Gründen wie nicht mit dem Angebot zufrieden etc. Warum wohl? Weil man da dann 4 Stunden später den Service kontaktieren konnte und sich entsperren lassen konnte. Alibi Sperre sozusagen nur um sich etwas vorzumachen.

Wille, Hilfe suchen und annehmen ist wichtig aber ebenso wichtig ist es so gut wie es geht sich alle Möglichkeiten zu nehmen wieder teilnehmen zu können.

Der Rest ist sehr individuell und hier muss jeder seinen Weg finden um eine gewisse Abscheu gegen diese Machenschaften zu finden.
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #4 am: 02 September 2023, 09:21:36 »
Guten Morgen zusammen,

erstmal möchte ich mich recht herzlich für eure Antworten zu diesem schwierigen Thema bedanken.
Es tut gut, sich etwas von der Seele zu schreiben.

Heute morgen, als ich aufgewacht bin, habe ich mich direkt permanent bei diversen Online-Casinos ausschließen lassen, mit der Begründung, dass ich spielsüchtig bin. (Thema Hintertür ;-) )
Ich weiß, dass ich in meinem Leben etwas ändern muss, dass ist mir klar!

Ihr habt mich gefragt, ob ich denn weiß was mich triggert und da habe ich mir so meine Gedanken gemacht. Die Frage bei mir ist wohl eher, was triggert mich nicht... Mich triggert mein trauriger Kontostand, ich könnte ja etwas gewinnen. Mich triggern die Schulden die ich habe, ich könnte ja gewinnen und diese mit einem Schlag abbezahlen. Solche Flausen und Gedanken finden in meinem Kopf statt. Mein erster Gedanke, sobald mein Gehalt da ist, ist zocken. Das ist doch traurig, oder nicht? Mein Problem ist, dass ich schon so viel gewonnen habe, 10000 Euro hier, 10000 Euro da. Nie habe ich einen Cent ausgezahlt - überlegt euch das mal wie traurig das einfach nur ist. Danach kamen immer die Schuldgefühle und die Depressionen.

Zum Thema Lügen... Ich lüge leider sehr viel. Ich lüge sehr viel über meine Gefühle, wenn man mich fragt wie es mir geht. Ich lüge wenn es um das Thema Geld geht. Seit der Spielsucht hasse ich es über Geld zu sprechen, weil es mir weh tut. Ich belüge mich selbst, dass es mir gut geht.

Wieso ich mit niemanden darüber rede? Ja ihr habt recht es ist Scham. Es tut einfach weh. Ich habe einfach tierische Angst, dass man mir nicht mehr vertraut. Der ach so tolle Jonathan, der jeden Hilft wo er nur kann und für jeden immer da ist ist in Wirklichkeit spielsüchtig. Dem kannst du nicht mehr vertrauen, leih ihm kein Geld mehr. Es macht mich fertig wenn ich darüber nachdenke, dass mein äußeres Erscheinungsbild mit einem Schlag zerstört wird.

Besteht eine Möglichkeit diese Sucht zu besiegen oder erstmal mit jemanden darüber zu sprechen? Das irgendwie mit sich selbst auszumachen und den inneren Schweinehund zu überwinden? Ich hoffe man versteht mich etwas...
Wie habt ihr es geschafft diesen "Suchtdruck" zu entgehen? Bei mir muss dann immer alles schnell gehen, es muss dann eingezahlt werden. Ablenkung? Musik? Essen?
Fragen über fragen...

Vielen Dank!
« Letzte Änderung: 02 September 2023, 09:25:20 von Jonathan1995 »

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Offline Olli

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Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #5 am: 02 September 2023, 10:19:40 »
Hi Jonathan!

Ich fange mal hinten an:

Zitat
Bei mir muss dann immer alles schnell gehen, es muss dann eingezahlt werden.

Suchtdruck kommt schnell ... und geht auch immer genauso schnell, wenn er nicht gefüttert wird. Es ist also egal, was Dich gerade triggert - Du musst Dich in Geduld üben. Es gibt aber auch Skills, die Dir über die kritische Zeit hinüber helfen. Das Eine sind kognitive Vorgehen, beim Anderen geht es darum, dass die Sinne die Gedanken übertönen. Ich beschränke mich mal auf Letzteres: Ein Gummiband ums Handgelenk legen und dort schnippen lassen. Du sollst Dich dabei aber nicht verletzen, es geht nur um das Gefühl. Eiskalt duschen vertreibt die Gedanken zieeeeemlich schnell. So lange im Treppenhaus rauf und runter laufen, bis Du über Deine Zunge stolperst. Es gibt Noppenbälle zu kaufen, die Du in der Hand knetest. Die Noppen drücken sich in die Hand und Du kozentrierst Dich auf diese Wahrnehmung. Dann gibt es Chilligummibärchen zu kaufen, die Du kredenzen kannst.
Mache es Dir bewusst - der Suchtdruck vergeht IMMER!
Google mal nach "Die Welle" ...

Zitat
Besteht eine Möglichkeit diese Sucht zu besiegen oder erstmal mit jemanden darüber zu sprechen?

Ich mag das Wort "besiegen" nicht. Weshalb? Nun, weil Du einen Teil von Dir, der Dir nicht gefällt, zum Feind deklarierst.
Der süchtige Teil ist aber nun mal ein Teil von Dir und wird es immer bleiben. Wenn Du gegen diesen Teil kämpfst, um zu siegen, dann kämpfst Du also gegen Dich selbst. Das kostet Kraft, die besser investiert werden kann.
Ich sehe meine Sucht als Freund an, der Blödsinn erzählt. Was macht solch ein Freund, wenn er dann gerade mal ein Lächeln erntet? Er verstummt und zieht sich zurück.

Zum Thema sprechen ... na klar ... es gibt so viele Angebote, die Du nutzen und dich erst einmal austesten kannst.
Heute abend ist ja das Webmeeting ... schaue vorbei ... 19 Uhr geht es los ...
Dann siehst Du oben auf der Seite einen Link "Hilfe bei Glücksspielsucht für Betroffene und Angehörige".
Es öffnet sich eine Seite mit unwahrscheinlich vielen Angeboten, die Du allesamt nutzen kannst. Es gibt einen Chat mit Therapeuten/Suchtberatern, einen anonymen EMail-Austausch (es ist eine Software zwischengeschaltet, die Deine Anonymität wahrt), eine Videoberatung. Es gibt Adressenlisten zu SHGs, Beratungsstellen und Kliniken und vieles mehr.
Zwei aus der Samstagsgruppe nutzen parallel die Videoberatung bei der Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht NRW. Beide haben Kathrin erwischt :) als zuständige Beraterin. Sie, genauso, wie ihre Kollegen, machen einen wirklich guten Job. Da steckt viel Herzblut darin Menschen wie uns zu helfen.

Zitat
Ihr habt mich gefragt, ob ich denn weiß was mich triggert und da habe ich mir so meine Gedanken gemacht. Die Frage bei mir ist wohl eher, was triggert mich nicht... Mich triggert mein trauriger Kontostand, ich könnte ja etwas gewinnen. Mich triggern die Schulden die ich habe, ich könnte ja gewinnen und diese mit einem Schlag abbezahlen. Solche Flausen und Gedanken finden in meinem Kopf statt. Mein erster Gedanke, sobald mein Gehalt da ist, ist zocken. Das ist doch traurig, oder nicht? Mein Problem ist, dass ich schon so viel gewonnen habe, 10000 Euro hier, 10000 Euro da. Nie habe ich einen Cent ausgezahlt - überlegt euch das mal wie traurig das einfach nur ist. Danach kamen immer die Schuldgefühle und die Depressionen.

All das, was ich da von Dir lese, sind typische suchtgesteuerte Gedanken. Der Kontostand ... wird der besser, wenn Du zockst? Du hast es ja mehrfach selbst erlebt ... Gewinne sind nur die Einsätze fürs nächste Spiel. Also bleibt der Kontostand im Keller und die Schulden werden immer mehr. Der Kontostand wird erst besser werden, wenn Du mit dem zocken aufhörst.
Auch wenn Du einen Wahnsinnsgewinn machen würdest in der Zukunft. Was müsstest Du dafür tun? Weiterzocken, nicht wahr?
Welcher Teil in Dir lässt Dich also so denken? Wenn der Megagewinn kommt ... wird dann dieser Teil in Dir nicht jubilieren und Dir vorgaukeln, dass da noch ein weitaus größerer Gewinn auf Dich wartet? Du musst dazu dann nur weiter zocken ...

Der Sucht ist es egal, was Dich triggert. Sie nimmt alles. Schlechte Gefühle ... gute Gefühle ... reale Gründe - surreale Gründe ...

Ich rede die ganze Zeit immer bewusst von einem "Teil von Dir". Du bist nämlich nicht "Deine Sucht". Du bist weitaus mehr als das.
Und genau darum kannst Du Deine Sucht auch zum Stillstand bringen.

Wer bist also Du? Wo sind Deine Stärken? Wo Deine Schwächen? Welche Werte hast Du? Woran hast Du Spaß? Was bringt Dich zum Weinen, was zum Lachen? Welche Kompetenzen hast Du, damit Du möglichst erfolgreich Deine Sucht zum Stillstand bringen kannst?

Zitat
Zum Thema Lügen... Ich lüge leider sehr viel. Ich lüge sehr viel über meine Gefühle, wenn man mich fragt wie es mir geht. Ich lüge wenn es um das Thema Geld geht. Seit der Spielsucht hasse ich es über Geld zu sprechen, weil es mir weh tut. Ich belüge mich selbst, dass es mir gut geht.

Ich sage immer: Die Basis für eine Genesung ist die absolute Aufrichtigkeit nach Innen und nach Außen!
Das heißt nicht, dass ich mit meiner Sucht klinken putzen gehe. Es bedeutet aber, dass ich die Menschen, die mir nahe stehen, über meinen Zustand aufkläre. Es bedeutet, dass ich mit eingestehe, dass es mir schlecht geht. Wenn ich merke, dass ich mich oder andere belogen habe, dann stelle ich das klar. Ich trainiere so das Lügen wieder ab. Auch das Lügen wird ja zu einem Automatismus in der Sucht.

Übrigens ... achte noch mal bewusst auf Deine Gefühle, die Du jetzt gerade verspürst, währen Du schon dabei bist zu REDEN!

Bis heute abend ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Rubbel

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Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #6 am: 02 September 2023, 10:50:11 »
Hallo Jonathan,
willkommen hier im Forum auch von mir!

Auch ich kenne die Gedanken, die Dich umtreiben. Als ich jetzt noch mal alles gelesen habe, dachte ich ... mit der Sucht ist es, wenn frauman so mittendrin steckt, ähnlich wie mit einem Menschen, der nicht mit dem Hund 'gassi' geht, sondern umgekehrt: Der Hund geht mit dem Halter 'gassi'.
Soll heißen: Ich wünsche Dir, dass Du wieder Herr der Situation wirst und Deinem 'Hund', der Spielsucht, zeigst, wo der Weg lang geht.

Im Moment drehen sich Deine Gedanken noch um Geld, Geld und nochmals Geld. Hast Du welches, verspielst Du es, hast Du keines, bereust Du es verspielt zu haben, und zwischendurch machst Du Dir Gedanken darum, dass die Anderen schlecht von Dir denken, wenn sie das herausfinden.

Du lebst gerade zwei Leben, und das kenne ich auch gut aus meiner aktiven ZockerInnen-Zeit. Ich weiß auch noch, wie übelst anstrengend das war. Gut - erst mal hat es ja noch was gehabt ... diese heimlichen Alleingänge, oder? Niemand wäre darauf gekommen.
Aber mit der Zeit bist Du weder im Zockerleben, noch im lebendigen und gegenwärtigem Leben 'zu Hause', sondern in so was wie einer Zwischenwelt. Vor allem aber auch 'einsam' - ist es nicht so? Klar, nicht alleine, da gibt's ja immer gute Kontakte, und im ganzen Bestreben, dass niemand was merkt, hältst Du das gute Merkmal, Deine bekannte Hilfsbereitschaft, wach und aufrecht.

Das zehrt an Dir - und der Fokus auf Erlebnisse, die Dir gut tun, fällt Dir schwer.  Aber Du weißt nicht, wohin der Hund heute und morgen will.

Deshalb wäre es wirklich gut, Ollis Angebot anzunehmen, als 1. Schritt, Dich nicht weiter in dieser viel zu kleinen Gedankenwelt aufzuhalten. Irgendwie und irgendwo musst Du ja nun mal damit beginnen, aus diesem Moloch wieder hinaus zu gucken und Dir eine größere, lebendigere und wohltuende Freiheit aufzubauen. Du weißt ja nach 10 Jahren Zockerei, dass sich damit nicht die Welt öffnet, sondern schließt. Olli bietet Dir hier eine offene Tür, die erste von ganz vielen. Nimm Deinen Hund mit - und lass' ihm langsam die Luft raus :)

Viele Grüße
Rubbel

--Meist ist Geist geil--

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #7 am: 02 September 2023, 11:54:07 »
Jetzt muss ich intervenieren!
Ich bin gerade mit meinem Hund vom Gassi zurück und überlege jetzt wer mit wem ging. :-)

Aber Spaß beiseite da hat Rubbel schon Recht wenn sie sagt dass der Hund als Suchtsymbol mit uns Gassi geht und nicht anders herum.

Zum Thema Geld in der momentanen Trance ist es ja wirklich so dass es DEN Gewinn nicht gibt da dieser nie groß genug sein kann um daraus nicht noch ein fettes Minus zu machen.
Da kommt nämlich zur Sucht noch die menschliche Komponente dazu. Nehmen wir einen Sportler der im Jahr 4,5 Millionen brutto verdient, also ca die Hälfte Netto. Wieso wechselt der trotz gutem Umfeld nach X oder y um das doppelte zu verdienen? Mehr ist immer besser meinen die meisten.

Zum Thema Ehrlichkeit und Lügen noch ein letztes Wort. Klar schämt man sich die Hose runterzulassen aber es ist wichtig!
Ich bin auch nicht zu jedem gerannt und habe es erzählt. Wer es wissen sollte oder muss sind Eltern und die Freundin mit der man lebt oder zusammen leben will. Ansonsten wird dieser Lügendruck unermesslich stark und du suchst Befreiung in deinem Hund der Dich quer durchs Elend zieht. Ich hatte auch Probleme und musste es irgendwann sogar meinen beiden Kindern beichten. Kinder ihr werdet nicht verhungern und die Klassenfahrt bekommen wir auch hin aber ihr werdet nicht berichten können wie toll es auf Fuerte oder Mallorca ist weil das kann ich nicht stemmen. Willst Du irgendwann auch vor diesem Problem stehen?

Nehme Ollis Ratschläge an er hat Ahnung und meint es gut. Lese hier was andere für Erfahrungen haben und was Angehörige durchmachen wenn sie irgendwann dahinter kommen und das wird geschehen.

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #8 am: 03 September 2023, 09:14:12 »
Schönen guten Morgen zusammen,

vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen. Es tut wirklich gut zu merken, dass man hier willkommen und mit seinen Problemen nicht alleine ist.
Ich habe das Gefühl, dass es ein enormer Schritt für mich war sich alles von der Seele zu schreiben. Zumindest fühle ich mich dieser Hinsicht nach etwas freier.

Ich war gestern (leider) den ganzen Tag unterwegs und habe es nicht in das Webmeeting geschafft. Ich nehme mir jedoch vor auch mal dabei zu sein.
Einige Schritte habe ich in den letzten Tagen unternommen um mir selbst zu helfen. Ich habe mich nun in allen Online-Casinos mit der Begründung Spielsucht sperren lassen.
Es sind sooo viele wo ich registriert bin/war ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich alle erwischt habe, da muss ich echt noch nachdenken.

Außerdem habe ich eine CountUP App installiert, die zeigt, wie lange ich spielfrei bin. Das könnte für mich ein weiterer Motivator sein. (bin es jetzt mehr als einen Tag  ;D)
Suchtdruck hatte ich gestern absolut nicht, aber ich kenn mich. Das kann auch daran liegen, dass ich Pleite bin. Da muss ich echt stark sein...
Ich werde die Dinge testen, die ihr mir empfohlen habt zum Thema Suchtdruck!

Deine Aussage mit dem Kontostand und den dazugehörigen Gewinne hat mich etwas erschrocken OLLI...Warum? Weil du recht hast! Die ganzen Gewinne, wenn ich denn überhaupt mal ausgezahlt habe wurden für weitere und höhere Einsätze genutzt. Höhere Einsätze, weil es ja ach so einfach war so viel zu gewinnen. Ich hatte das Gefühl, dass ich das System besiegt habe und jetzt schnell reich werde. Naja, so schnell bin ich dann aber auch wieder gefallen. So einfach lasse ich mich von Animationen blenden. Dabei komme ich aus der IT-Branche und müsste doch am ehesten Wissen, was hinter den Slots für sein System steckt... (IT)

Also zum Thema Gassi gehen kann ich nur sagen, dass vor allem in den letzten Wochen oder gar sogar Monaten die Sucht mich total an der Leine hatte. Mich ausgeführt hat und dazu gezwungen hat Dinge zu tun, die eigentlich nicht machen wollte? Wobei, wenn ich zu 100 Prozent ehrlich bin wäre das gelogen. Ich hatte immer wieder Lust zu zocken. Ich hätte ja einen Mega-Gewinn bekommen können. Ich hätte auf einen Schlag alle finanziellen Probleme lösen können. Boah die Sucht verändert Gedanken so dermaßen, dass ich selbst nicht mehr was welche Gedanken wirklich meine sind und welche von der Sucht kommen. Das ist schon krass...

*

Offline Olli

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Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #9 am: 03 September 2023, 09:36:20 »
Guten Morgen!

Zitat
Boah die Sucht verändert Gedanken so dermaßen, dass ich selbst nicht mehr was welche Gedanken wirklich meine sind und welche von der Sucht kommen. Das ist schon krass...

Ja, das ist erstaunlich. Viel erstaunlicher aber ist ... Du kannst das wieder ändern! Und das geht, ohne dass Deine Welt zusammenbricht! :)

Ich erkläre das immer so, dass unser Gehirn gerne Energie sparen möchte. Außerdem ist es durchaus überlebenswichtig erst die Flucht zu ergreifen, um dann darüber nachzudenken, ob das Kätzchen mit der Mähne wirklich gerade hungrig ist ... oder ob es mit seinem Futter nur spielen möchte.
Wir rechnen auch nicht wirklich jedes mal 7 * 7 = 49. Solche Sachen speichern wir beim Lernen ab und rufen, wenn wir es wieder brauchen, einfach nur das Abgespeicherte wieder ab.
Wenn Du solch ein abgespeichertes Ergebnis nun in Frage stellst, dann durchläufst Du das Thema in den verschiedensten Gehirnarealen noch einmal. Entweder kommst Du auf das alte Ergebnis, oder Du stellst "überrascht" fest, dass Du da tatsächlich eine gewisse Zeit mit einem "falschen" Ergebnis zufrieden gestellt warst. Das neue Ergebnis wird abgespeichert und steht nun zum sofortigen Abruf bereit.
Jetzt stellt sich nur die Frage, welche Ergebnisse überdacht werden sollten ...
Das stellst Du fest, indem Du redest ... mit Leuten, die das Gleiche durchlebt haben oder mit den Leuten, die es sich zur Profession gemacht haben unsereins auf dem Genesungsweg zu unterstützen!
Ich sage es Dir gleich ... alleine ist das so gut wie unmöglich ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #10 am: 06 September 2023, 09:45:22 »
Guten Morgen zusammen,

ich bedanke mich recht herzlich für die Unterstützung von euch allen hier.
Es tut gut, einfach mal über das Problem zu berichten und mit euch darüber zu schreiben.

Ich bin nun seit (gerade mal) vier Tagen spielfrei und es tut gut. Es macht einfach Spaß, sich mit anderen Dingen zu befassen.
Es ist das erste Mal seit langem, dass ich ein paar Euro in der Tasche habe ohne diese sofort auf mein Konto einzuzahlen und diese mal wieder in ein Casino einzuzahlen.
Dazu muss ich jedoch sagen, dass ich bisher keinen Suchtdruck hatte, also wirklich nicht eine Sekunde. Ich bin gespannt, wie ich damit umgehen werde, wenn dies der Fall ist.

Ich hoffe, dass ich dem standhalten werde!
Bin nun bei allen möglichen Online-Casinos mit der Begründung "Spielsucht" gesperrt, natürlich permanent.
Es gibt meiner Meinung nach nur einen Weg da raus und das ist halt eine permanente Sperre.

*

Offline Olli

  • *****
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Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #11 am: 06 September 2023, 10:29:18 »
Ich möchte es mal so beschreiben:

Deine Spielfreiheit ist ein Puzzle, welches Du zusammensetzt. Die Sperren sind ein Puzzleteil. Was ist mit dem Rest? Viele kommen durch Deine Erfahrungen hinzu, ohne dass Du etwas besonderes dafür tun musst. Doch ein "Bild" ergibt das immer noch nicht. Dazu braucht es Kommunikation und damit Input / Anregungen von außen.

Und ja, Norddeutsch hat da vollkommen recht ... man kann bereits ausgelegte Puzzleteile auch wieder auf den Haufen schmeißen, der noch sortiert und ausgelegt werden muss. Dass das nicht sinnvoll ist, braucht nicht diskutiert zu werden. Sind aber bereits zwei Puzzleteile miteinander verbunden, wird wohl auch die ausgewählte Position schon passen. Kommen noch mehr dazu, dann erst recht.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #12 am: 07 September 2023, 21:51:56 »
Hi Leute,

ich bedanke mich bei euch allen nochmal.
Es ist nun der fünfte spielfreie Tag. Nicht eine einzige Sekunde habe ich an das Spielen bzw. eher ans Einzahlen gedacht. Merkwürdig oder?
Ich kann mir das soweit erstmal nicht erklären, aber ich finde es gut.

Vor allem gehe ich davon aus, dass durch meine und eure Beiträge die Einsicht gekommen ist, dass ich durch das Zocken nicht reich werden kann, im Gegenteil.
Ich bereue es zu tiefst meine ganze Kohle, wofür ich 160 und mehr Stunden im Monat arbeiten gehe wie nichts verballert habe...

*

SuchtkrankerMensch

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #13 am: 08 September 2023, 12:22:25 »

Der Weg daraus ist das permanente Sperren ist der größte Schwachsinn.


Zudem interessiert die Anbieter das eh nicht. Sowas wie permanent, lebenslang und so ein scheiß. Wenn du da in ein paar monaten hin schreibst Hallo Konto wieder frei schalten kommt umgehend so ein wisch per Email, unterschreiben und zurück schicken und 7 Tage später ist deine lebenslange, permanente sperre wieder aufgehoben. Und du kannst doch da weiter zerstören und ruinieren. Denen ist das scheiß egal, die wollen nur dein Geld. Also vergiss das mit der einzige weg daraus ist überall die permanente sperre...


Hät ich das so geschrieben wäre der kommentar kommentarlos gelöscht worden, was soll das hier eigentlich werden ?
Wir zensieren den Wirbelwind der passt uns nicht und alle andere dürfen und können schreiben was sie wollen ?

Davon ab geb ich Norddeutsch vollkommen recht, ich habs ja ausprobiert und die ganze Zeit auch nicht "breit" getreten wie einfach das war, weder im Forum noch in meinem Tagebuch um bloß keinen auf dumme gedanken zu bringen

Re: Das leidige Thema Glücksspiel
« Antwort #14 am: 08 September 2023, 13:00:00 »
@Wirbelwind
Magst recht haben dass dieser Kommentar so es Deiner wäre gelöscht worden wäre.
Liegt aber vielleicht daran dass in den meisten Deiner Kommentare gefühlt 180 Puls mitschreiben.
Du gibst Norddeutsch ja recht auch wenn er es sicherlich etwas anders ausdrücken hätte können.

Von meiner Sicht aus ist das Sperren der erste und schnellste Weg den Stopp reinzubekommen. Bringt erstmal Luft. Am besten mit einer E-Mail dass man Spielsüchtig ist und sie, sollte die Sperre aufgehoben werden eine Klage über den Anwalt an den Hals bekommen. Hat bei mir funktioniert. Ich habe bei der Anforderung meiner kompletten Daten die ich nach 30 Tagen erhielt auch eine separate Mail geschickt um zu fragen was ich tun muss um mich entsperren zu lassen. Bis heute keine Antwort. Sehr gut.

Das nimmt vorab viel Luft raus aber dann müssen natürlich noch andere Wege eingeschlagen werden die von Olli und anderen hier zur genüge aufgezeigt werden.

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

 

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