Habe heute in der FR noch einen Artikel dazu gelesen:
Casinos verschärfen Kontrollen und verwehren krankhaften Zockern auf eigenen Wunsch Zutritt / "Augenwischerei"
Medium: Frankfurter Rundschau
Datum: 11.01.2006
Kamera registriert Spielsüchtige
Die Spielbank Bad Homburg hat in ihrem Eingangsbereich Kameras installiert, die jeden Gast ablichten. Handelt es sich um einen freiwillig gesperrten Spielsüchtigen, wird ihm der Zutritt verwehrt.
Bad Homburg · Die Suche nach dem Glück beginnt an der Eingangsschleuse. Kameras lichten jeden Gast ab, bevor sich die Schranke öffnet. Handelt es sich um eine Person, die sich auf eigenen Wunsch mit Foto bei der Spielbank hat registrieren lassen, wird sie anschließend dezent von einem Mitarbeiter gebeten, den Ort zu verlassen.
Die Aufnahmen der anderen Gäste werden nach einem Tag gelöscht, sagt Armin Weldner, Leiter des Automatenspiels in Bad Homburg. Dass sich nun auch Freunde des Automatenspiels Eingangskontrollen unterziehen müssen, sei neu. Bislang hatten nur diejenigen ihre Ausweispapiere vorzulegen, die sich bei Roulette, Black Jack oder Baccara vergnügen wollten. Die zum Abgleich notwendige biometrische Datenbank bauten die Bad Homburger selbst auf, sagt Weldner, der darauf Wert legt, dass die Kameras vor dem Spruch des Bundesgerichtshof installiert wurden. Die Zahl der Gesperrten verrät er nicht.
Die Karlsruher Richter hatten Mitte Dezember in einem Grundsatzurteil Casinos dazu verpflichtet, ihre Personenkontrollen zu verbessern und gesperrte Spielsüchtige auch vom Automatenspielen auszuschließen. Klägerinnen in dem Musterprozess waren die Ehefrauen von zwei Spielsüchtigen, die trotz Selbstsperre in Dortmund ihr Geld verjubelt hatten, weil sie ungehindert an die Automaten gelangt waren.
Am Eingang der Wiesbadener Spielbank gibt es schon seit eineinhalb Jahren ein Videosystem, das freiwillig registrierte Gäste meldet. Und auch die Landesregierung arbeitet daran, Spielsüchtige mittels Technik besser vor sich selbst zu schützen. Doch der Gesetzentwurf aus dem Monat Juli entspricht nicht den Vorstellungen des hessischen Datenschutzbeauftragten, sagt dessen Sprecherin Ulrike Müller. Das Papier sehe vor, alle erfassten biometrischen Daten "für eine gewissen Zeitraum" aufzubewahren. "Es wäre schöner, wenn ein Gesicht nach dem Abgleich sofort gelöscht würde."
Roland, Kenner der Szene, hält die ganze Diskussion für Augenwischerei. "Spielsüchtige haben nicht nur am Zocken Spaß, sondern auch am Lügen und betrügen", sagt der Mann aus dem Rhein-Main-Gebiet, der 25 Jahre lang spielte und nun in einer Selbsthilfegruppe aktiv ist. Es gebe immer Möglichkeiten, sich Zutritt zum Spiel zu verschaffen. Die Diskussion um Kontrollen oder Sperrungen würden Angehörige zu Unrecht in Sicherheit wiegen, sagt Roland. "Man kann einen Menschen nicht vor sich selbst bewahren." Wem der Zugang zu einer deutschen Spielbank verweigert werde, der suche sein Glück eben in Luxemburg, Frankreich oder im Spielsalon um die Ecke. "Wir leben schließlich in Europa."
Zudem besteht jederzeit die Möglichkeit, die Selbstsperre per Selbsterklärung aufzuheben, sagt Jürgen Trümper vom der Landesfachstelle Glückspielsucht Nordrhein Westfalen. Er plädiert für eine "unabhängige Kommission", die dann die Bonität prüft. Eine "fundamentale Forderung" sei zudem, bundesweit in Automatensälen Eingangskontrollen vorzuschreiben. Die aufwändige Erfassung von biometrischen Daten wäre dazu nicht nötig. "Ausweiskontrolle ist die sicherste Lösung." Jutta Rippegather