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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Ständiger Begleiter

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Ständiger Begleiter
« am: 02 April 2023, 06:07:51 »
Hi zusammen,

mein Name ist Sebastian, 30 Jahre alt bin ich, und möchte mich vorstellen & austauschen.

- Spiele seit 15 Jahren
- fast seitdem kämpfe ich dagegen
- spiele oft Monate nicht
- bin gesperrt in DE
- Rückfälle sind heftig, letzte Woche 2,5K

Ich möchte in solchen Rückfallphasen am liebsten sterben! Hab alles probiert an Therapien, abgesehen von stationär, da jobtechnisch schwierig.

Wer kann mir helfen & Tipps geben, diese Rückfälle auszumerzen?

liebe Grüße
Sebastian

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Offline Wolke 7

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Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #1 am: 02 April 2023, 07:35:48 »
Moin Sebastian,

Willkommen hier im Forum.

Mit 15 Jahren mit dem Spielen anzufangen ist schon heftig.  Aber hattest du sofort eine Abneigung dagegen? Weil du schreibst, fast genauso lange kämpfst du dagegen an. Weisst du noch den Grund ,warum du damit angefangen hast? Freunde ,Langeweile ,Probleme,Aussicht auf Geld? 

Mir hat eine Verhaltenstherapie geholfen,denn da werden alle Probleme/Verhaltensweisen der Sucht nach und nach bearbeitet/geändert. In ganz ganz kleinen Schritten  . Und mit der SHG zusammen.habe ich das geschafft

Verschiedene Sperrsoftware für alle Geräte verhindert, dass du auf solche OC Seiten kommst.....z. B. Gamban.

Wechsel deine e-mail Adresse, damit du keine Werbung mehr bekommst.

Onlinebanking sperren. Rechnungen per Dauerauftrag bezahlen oder nur am Terminal in der Bank. So kannst du nicht mal eben schnell was einzahlen. 

Hast du jemanden zum Reden? Wichtig,wen  der Suchtdruck kommt.

Wenn du schon mehrere Therapien gemacht hast ,kennst du auch Skills . Welche wendest du bei Suchtdruck an ? Hast du eine Notfallkarte? Warst du schon mal  in einer SHG?

Rückfälle sind sch......,aber wenn du es schon einige Monate geschafft hast ,weißt du ,dass du die Kraft in dir hast.

Der Austausch hier wird dir helfen ,das ein oder andere mal von einer anderen Seite zu sehen und dadurch kommt man schon oft einen Schritt weiter. Hier werden dir noch viele liebe Menschen schreiben.

Willkommen hier im Forum und einen schönen Sonntag noch.

LG Wolke


*

Offline Rubbel

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Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #2 am: 02 April 2023, 12:24:32 »
Hi Sebastian, und willkommen! :)

Gut, dass Du den Weg hierher gefunden und schon einige 'Stammdaten' aufgeschrieben hast!

... und ich hab noch sooo viele Fragen :)) ... Ich leg' einfach mal los, ja? :

Du schreibst u.a.: ... bin gesperrt in DE.
Was heißt das? Hast Du - wenn Du seit über 10 Jahren zockst - in Spielhallen, Imbissen oder so angefangen und jetzt (weil in Hallen (?) Sperre), in OCs gewechselt?
Oder kommst Du in die Zockerbuden dennoch wieder rein? Wann hast Du Dich sperren lassen? - Oder wurdest Du gesperrt? Wenn Du so viel Geld auf einmal verzockst, verzocken kannst ... was machst Du dann in den Spiel'pausen' mit Deinem Geld??

Wie und wo wohnst/lebst Du? Allein? Woher hattest Du vor über 10 Jahren das Geld zum Zocken? War es gleich so, dass Du 'nur' alle paar Wochen/Monate gespielt hast oder hat sich das so entwickelt?

Was triggert Dich oder - wann wird es gefährlich für Dich, wann setzt(e) der Druck ein? Was bedeutet es, wenn Du schreibst, dass Du alles probiert hast an Therapien?

Puh - ich merk es selbst: das sind total viele Fragen. Magst Du sie beantworten?

Ich wünsche Dir einen schönen, entspannten Tag!
Viele Grüße
Rubbel
« Letzte Änderung: 02 April 2023, 12:29:06 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #3 am: 02 April 2023, 13:21:32 »
Hallo euch beiden,

ich bin sehr dankbar für eure Antworten, ich denke der Austausch hier kann mir ein bisschen aus dem tiefen Loch helfen in dem ich gerade stehe.

Weitere Details (ich bin nicht so der Texter):
- gezockt habe ich im Online Casino
- Gamban ist installiert seit ca 2 Jahren, allerdings auf MacBook nicht möglich
- ich war in zwei SHG, und lange im Gespräch mit der Caritas
- ich bin in OASIS gesperrt, aber es gibt zu viele illegale OCs
- ich habe mit 15 Jahren angefangen weil es mir erschien als könnte man einfach Geld machen, bis mich die endorphine abgeholt haben, ca. ein Jahr später ging es nicht mehr ums Geld sondern um den Mechanismus im Kopf
- Warum ich so viel Geld verspielen konnte? Weil ich mehrere Monate nicht gespielt hatte, ca seit August. Sonst habe ich zwar einen guten Job, der sich auch finanziell lohnt, aber die Freuden sind natürlich durchs zocken weg
- ich lebe allein, habe eine Freundin, die ich aber nicht richtig an mich ran lassen kann weil ich durch die Spielsucht eine Sperre eingezogen hab seit meiner Jugend.. sonst habe ich Eltern und eine Schwester, also eig alles gut ( diese Tatsache ist schmerzlich, da die Vorwürfe die ich mir selbst mache dadurch größer werden)

Ich komme meistens gut klar, und spiele nicht mehr, aber wie es Freitag war 2500€ ist eine Regelmäßigkeit die ich nicht abstellen kann. Um das zu verdauen habe ich ziemlich getrunken und fühle mich jetzt noch schlechter.

Ich freue mich auf weiteren Austausch.

liebe Grüße
Sebastian


Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #4 am: 02 April 2023, 13:30:34 »
&wolke 7

Sorry dass ich nicht alle deine Fragen beantwortet habe. Ich habe keine Notfallkarte, und weiß auch nicht was das ist.

@rubbel:
Bin seit ca einem Jahr im OASIS System für 15 Jahre gesperrt, habe ich selbst eingetragen.
Mich triggert mein suchtgedächtnis und die Suche nach einem kalkulierbarem Hoch. Ich bin schon Anfang 20 richtig in die Bredouille gekommen mit Drogensucht, Entgiftung und Therapie -> im Nachhinein habe ich festgestellt es lag an der Spielsucht..

Ich antworte nicht chronologisch - tut mir leid.

Mich hat von Anfang an mein Gehirn getriggert, ich habe eine Erfüllung im Moment des Spielens gefunden die anders nicht reproduzierbar ist.

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Offline Rubbel

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Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #5 am: 02 April 2023, 13:53:45 »
Lieber Sebastian,

lass' Dich mal drücken - virtuell. Was Du schon durchgemacht hast, liest sich heftig.
Ich kann verstehen, dass Du Dir diese Gefühlssperre zugelegt hast.
Zum Glück sind wir hier alle anonym. Hier kannst Du schreiben, und niemand sieht DICH, Du bist geschützt. Das ist doch schon mal was, nicht wahr?

Ich lass das erst mal hier so stehen, damit Du weißt, dass Du Zeit hast ... und sorry für die vielen Fragen in einem Rutsch.

Sicher wirst Du noch einige Zuschriften bekommen :)

Bis dann, und viele Grüße
R
--Meist ist Geist geil--

Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #6 am: 02 April 2023, 14:09:37 »
@rubbel danke

Ich habe keine Probleme darüber zu sprechen, mein Umfeld weiß alles - nicht im Datail - aber jeder weiß es.

Ich kann und sehe nichts mehr zu tun …

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Offline Olli

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Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #7 am: 02 April 2023, 16:08:22 »
Hi Sebastian!

Zitat
Ich kann und sehe nichts mehr zu tun …

Ich darf Dir mal ein aufmunterndes "Blödsinn" entgegen schleudern!

Zitat
ich lebe allein, habe eine Freundin, die ich aber nicht richtig an mich ran lassen kann weil ich durch die Spielsucht eine Sperre eingezogen hab seit meiner Jugend..

Was wäre das Leben denn ohne Herausforderungen? Und was wären Herausforderungen ohne innere Wiederstände?

Versuche mit ihr zu reden wie es Dir geht. Niemand verlangt von Dir Perfektion! Du hast die Wahl es niemals zu tun und wirst dann auch nie erfahren, wie es ist, sich innig anzuvertrauen. Oder aber Du versuchst es ... vielleicht in Etappen? In kleinen Dosen?

Zitat
Mich triggert mein suchtgedächtnis und die Suche nach einem kalkulierbarem Hoch. Ich bin schon Anfang 20 richtig in die Bredouille gekommen mit Drogensucht, Entgiftung und Therapie -> im Nachhinein habe ich festgestellt es lag an der Spielsucht..

Meinst Du nicht eher ein unkalkulierbares Hoch? Zumindest nach oben offen? Von der Situation ausgelöst und mit unkalkulierbarem Ausgang?

Desweiteren möchte ich anmerken, dass die Forschung wohl mittlerweile nicht mehr Süchte, so wie Du gerade, unterscheidet. Eher wird mittlerweile von "der" Sucht gesprochen, die sich in verschiedensten - auch parallelen - Suchtausübungen äußert. Ob es das Triggern oder das Suchtgedächtnis ist - es läuft immer gleich ab. Dabei rede ich hier rein vom psychischen Effekt.
Jede Sucht hat eine Funktion und die gilt es für Dich herauszufinden. Dabei zählt aber "der Weg ist das Ziel". Hast Du Deine Funktion schon eruiert?
Vermutlich nicht oder noch nicht genug. Dafür ist es aber nie zu spät.

Es bringt Dir nichts, wenn Du Dich hier klein redest und Dich für Sachen entschuldigst, die alleine Dir obliegen. Es bringt Dir auch nichts nun in Mitleid zu versinken. Für eine gewissen Zeit ist das OK - nein, vollkommen OK. Doch wenn Du das machst, dann sollte Dir bewusst sein, dass Du Deine Zeit im Jetzt tatsächlich im Gestern verbringst. Dort kannst Du aber nichts mehr ändern und Du verschwendest damit die Zeit im Heute.

Ich denke, dass es Dir bewusst ist, Du es aber auch gerne unterdrückst. Du bist in eine Drogensucht gerutscht und hast zumindest das physische damals hinter Dir gelassen. Du hast Dich sperren lassen, warst in Therapien und auch immer wieder länger spielfrei!
Kannst Du Dir erlauben auf all das stolz zu sein?
Während der Antrag auf Selbstsperre ja ein kurzer Akt ist, so war die Entgiftung, die SHG, die Gespräche bei der Caritas, die Therapien und vieles von dem, was ich noch gar nicht weiss - ein jeweils längerer Prozess, dem Du Dich gestellt hast! Und wenn wir die Rückfälle erst einmal ausklammern, dann warst Du auch erfolgreich! Oder nicht?

Du lässt Dich hier darüber aus, dass diese Rückfälle sehr extrem waren. Das ist aber kein Grund Dich runter zu buttern. Du handelst schlicht wie ein 0815 Glücksspielsüchtiger. Du besitzt da kein negatives Alleinstellungsmerkmal.

Wenn ich mir die diversen Passagen zur Offenheit anschaue, dann scheinst Du tatsächlich offen den "Rahmen" zu kommunizieren. Doch tiefer gehende Gespräche mit Deiner Freundin scheinen ja ein Problem zu sein. Wie war das denn in der SHG etc.? Konntest Du Dich da fallen lassen und aus den Tiefen Deiner Seele sprechen? Ich konnte das früher nicht, nannte mich selbst immer den großen Schweiger. Wie Du siehst, hat sich das geändert ... ;)
Um die Rückfälle zu vermeiden, ist es auch wichtig, achtsam mit sich zu sein. Dazu zählt für mich auch, dass ich meinen Frust oder was auch immer - teile! Ich fresse ihn nicht mehr in mich hinein, bis ich fast daran ersticke. Das sind dann nämlich z.B. die Momente, wo Du Dir die ausdrückliche Erlaubnis erteilst Dich dem Glücksspiel hinzugeben.





Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Wolke 7

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Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #8 am: 02 April 2023, 17:11:13 »
Hallo Sebastian,

eine Notfallkarte oder auch ein Notfallkoffer helfen dir beim Suchtdruck einen kühlen Kopf zu bewahren. In dem gedanklichen Koffer sind Hilfsmittel diese Zeit zu überstehen: z. B : ruf jemanden an ,mit dem sofort über den Druck ,über deine Ängste reden kannst . Geh mit demjenigen einen Kaffee trinken.

Wenn niemand zu erreichen ist ,brauchst du etwas ,um die Gedanken alleine aus dem Kopf zu bekommen.....Treppe rauf und runter rennen,kalt duschen,im Wald rennen,Chili essen,Gummibänder am Handgelenk flitschen lassen,Musik laut aufdrehen, dazu tanzen und singen,im Wald und Feld Barfuß laufen,Rad fahren,......und und und . Es gibt da viele Dinge die man machen kann. Nicht alles wird jedem gleich helfen ,man muss ausprobieren, was bei einem selber hilft.

Der Koffer unterstützt dich ,damit du weißt, was zu tun ist  wenn der Suchtdruck kommt ,deine Gedanken blockiert, dich stresst......wenn  man dann so einen Zettel in seinem Portemonnaie hat ,hilft es einem ,sich wieder etwas zu ordnen und die Sachen durchzuführen.  Auch ein Zettel mit den eigenen Wünschen und Zielen kann helfen, ein Foto der Freundin,der Familie, der Kinder ,alles was an einem am Herzen liegt und was man liebt. 

Du bist noch jung ,kämpfe für dich,deine Gesundheit und dein Glück, mach dich nicht selbst fertig. Ein Rückfall bringt auch Klarheit,  wo man noch Türen schließen muss ,damit das nicht nochmal passiert.....es gibt viele Türen....diese gilt es zu erkennen  und zu schließen. Wenn man das nicht alleine schafft ,muss man sich Unterstützung holen,in welcher Form auch immer.

Eine Spielsucht- oder Verhaltenstherapie  hast du aber noch nie gemacht oder? Nur wegen der Drogen?
Diese Therapien kannst du ambulant machen  und die Krankenkasse zahlt das.

Könntest du dir denn vorstellen, wieder eine SHG zu besuchen? Jetzt bist du weiter und nimmst die Gespräche anders wahr und auf.

LG Wolke

Re: Ständiger Begleiter
« Antwort #9 am: 29 April 2023, 11:15:28 »
Moin zusammen,

da bin ich wieder, nach meinem großen Rückfall vor 4 Wochen. Tut mir leid dass ich mich nicht weiter eingebracht habe, aber mir hat auch der Abstand gutgetan.
Ich hab seitdem nicht mehr gespielt, und meinen Laptop, als Werkzeug meiner Sucht, in ein externes Lager verbannt.
Ich danke nochmals sehr für die Aufmunterung und Anteilnahme.
viele Grüße
Sebastian

 

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