Hallo zusammen!
Ich habe mich entschlossen, heute einen extra Eintrag zu verfassen. @Olli verschieb den Beitrag gerne, falls er nicht hierher passt
Hier ist meine Geschichte:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4826.0.htmlHier ist mein Tagebuch:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4966.0.htmlAm 30.11. bin ich ein Jahr spielfrei, aber ich möchte schon jetzt ein paar Worte an alle Hilfesuchenden, Süchtigen und Solche, die noch mit sich hadern richten.
Ich möchte euch Mut machen!Wie man meinem Tagebuch und meiner Geschichte entnehmen kann, war meine Reise eine ganz schöne Achterbahnfahrt. Es brauchte ein paar Anläufe und Impulse, bis ich das Problem wirklich verstanden und verinnerlicht habe.
Ich hatte Rückfälle und meine ersten Versuche waren nicht ernsthaft. Einfach weil ich noch nicht soweit war...sage ich heute.
Jetzt würden einige sicher sagen "Naja, 1 Jahr abstinent sein ist ja nicht viel" - Falsch gedacht!
1 Jahr ist eine lange Zeit! In meinen Tagebüchern kannst du lesen, dass ich den finalen Klick dann schon nach einigen Monaten hatte. Weil ich wirklich aufhören wollte und weil sich das Zocken über mehrere Jahre (über 10) bei mir zu einem ernsthaften Problem entwickelt hatte.
Ich bin heute sooo weit weg von dieser Zeit, als ich in Online Casinos mein Geld verbrannt habe, als würde ich E-Mails verschicken...so weit weg von diesen finanziellen Sorgen und Schamgefühlen....so weit weg von diesen depressiven Episoden und Schuldgefühlen....soo weit weg von diesem Angstgefühl wenn man gewonnen hat und weiss, dass es jetzt wieder von vorne los geht.
So weit weg von diesem unnützen Zeit-verplempern!
Es spielt an dieser Stelle keine Rolle, wieviel ich verspielt habe. Bei dem einen sind es 50€ Taschengeld, bei dem anderen 220.000€ und ein Einfamilienhaus. Das Problem ist immer das Gleiche!
Menschen, die zur Entwicklung von Süchten neigen (dazu gehöre ich), eignen sich dieses Verhalten an und bemerken nicht, dass es sich schon in Mustern durch den Alltag zieht. Ich lese jeden Tag unter Youtube Videos oder auch in Foren von Leuten, die Glücksspiel schön reden und sie selbst nicht merken, dass sie sich in einem Teufelskreis befinden. Erst wenn alles zu spät und das letzte Geld aufgebraucht ist, dann wachen sie auf. Das muss nicht sein.
Du liest diesen Beitrag womöglich, weil du gerade mit dir haderst, ob du süchtig bist und ein Problem hast. Wenn du es bis hierher geschafft hast, wieso nicht auch gleich aufhören?
Du kannst jetzt und heute einfach aufhören!Nachfolgend habe ich stichpunktartig ein paar Strategien und Impulse für dich, was mir auf meiner Reise geholfen hat.
Was mir immer geholfen hatBei Spieldruck habe ich:
-Sport gemacht
-hier im Forum gelesen und geschrieben (das wertschätzt man oft erst viel später)
-Dokus über Glücksspielsucht angeschaut
-Glücklich Süchtig Podcast angehört (heute noch)
-mir die Vergangenheit und die Konsequenzen meines Handelns bewusst gemacht
Übrigens arbeite ich jeden Tag an mir, auch wenn die Arbeit dafür jeden Tag weniger wird.
Was ich getan habe und noch tue-ich habe Spieltagebücher geführt
-Finanzen offen gelegt
-Schulden akzeptiert und einen Plan gemacht
-ich habe Ängste und Trigger auch zugelassen und sie aktiv bearbeitet
-OASIS Spielersperre
-Beratungsprogramme wie "Check dein Spiel"
Ich bekomme natürlich immer noch unerwünschte Glücksspielwerbung von OC, die sich einen Dreck um deutsche Gesetze scheren. Man wird das nie ganz los. Aber der Tag wird kommen, wo die Datenschützer und andere Behörden hoffentlich eingreifen und auch mir die rechtliche Handhabe z.B. der Abmahnung geben.
Aber sei es drum, diese Werbe SMS und all das soll und kann kein Grund sein, dass man das je wieder anfässt. Ich gehe auch wieder normal in Kneipen wo Automaten stehen. Die Sache ist, dass ich mich und mein verhalten geändert habe! Vermeidung ist am Anfang sehr wichtig, dass man sich von gefährlichen Impulsen fern hält.
Aber langfristig entscheide ich doch immer selbst, was ich tue, oder nicht?
Warum schriebe ich all das hier?Weil ich das Bedürfnis habe, auch andere zu ermutigen WIRKLICH aufzuhören und sich ihren Dämonen zu stellen. Ich lese leider hier sehr oft Beiträge, wo dann nach einem Eintrag leider nichts mehr kommt.
Vom Spiel wegzukommen ist eine Reise...ja eine unbequeme Reise...aber wenn man dann endlich angekommen ist, blickt man zurück und schüttelt mit dem Kopf und blickt dann wieder nach vorne in ein wunderbares Leben voller Selbstbestimmung.
Ich bin mit der Bewältigung dieses Problems sogar noch mehr gewachsen...habe z.B. meinen Alkoholkonsum hinterfragt, meine Ernährung und Seelenheil. Ich will nicht perfekt sein, aber so gefalle ich mir viel besser.
An dieser Stelle möchte ich auch noch diesem Forum und seinen aktiven Menschen danken und auch all den Stellen und Angeboten da draußen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben Spielsüchtigen zu helfen!
