Guten Morgen!
Siehst Du? Da ist sie ... die Scham ...
Oh, was ist sie pfiffig ... hat direkt einen rationalen Grund parat. "Ich möchte nicht stigmatisiert werden!"
Ok, dann lasse uns mal rekapitulieren ... Du hast bereits in jungen Jahren Counter Strike gespielt und dabei Dein Taschengeld verbraten. Du führst das hier nicht auf, weil Du nichts weiter zu tun hattest, sondern weil Du einen Zusammenhang siehst. Auf dem Weg in eine Sucht gibt es verschiedene Phasen. Hier bist Du in die problematischen Phase geraten. Sprich, Du hast immer mehr Zeit in das Spiel investiert und dadurch vielleicht auch Deine sozialen Kontakte schon eingeschränkt? Da das Taschengeld verbraten war, konntest Du eben dann nicht mit ins Kino oder mit in die Kneipe. Vielleicht hast Du Dir hier schon Geld geliehen, um doch noch mit "dabei" zu sein?
Wie viel Zeit Du in das Spiel gesteckt hast, zeigt sich auch an den Streams, die Du Dir reingezogen hast. So bist Du in Kontakt mit den OCs gekommen. Wieso war das wohl interessant für Dich? Schon bei CS bist Du der Realität entflohen und hast Dich in eine virtuelle Welt begeben.
War das nicht auch bei den OCs nun so?
Natürlich berichtest Du vom Anfangsglück ... aber mal ehrlich ... gab es das wirklich? Oder hat Dein Oberstübchen das Gute ins Töpfchen und das Schlechte ins Kröpfchen getan? So, wie wir Menschen nun mal gepolt sind?
Natürlich hast Du nur hier und da gespielt - alles verlief zunächst gesittet und geordnet - verantwortungsbewusst. Doch Du hast weiter gemacht und bist in die Gewöhnungsphase eingetreten. Wenn das geschieht, dann gewöhnt sich der Körper an den vermehrten Ausstoß von Dopamin, indem er ihn verringert. Also muss wieder mehr Zeit investiert werden und natürlich muss auch der Einsatz erhöht werden, damit irgendwann vielleicht doch der Kick verspürt wird. Zu dieser Zeit verlief erst alles noch einigermaßten geordnet - doch Hand aufs Herz - gab es hier nicht auch schon die ersten Probleme?
Nachdem Du nun volljährig warst, hast Du Dich in Spielbanken begeben. Wieso suchtest Du mittlerweile wohl diese Art von Glücksspiel? Was machte das Ambiente mit Dir? Wie kitzelte solch ein Besuch das Ego? Fühltest Du Dich zu einer Gilde berufen - jenem der Spieler? Der Zocker? Fühltest Du Dich als "der Mann von Welt"?
Heute läufst Du fast täglich in die Spielbank. Läufst mehrfach zur Bank, um Dir Dein Suchtmittel zu besorgen. Weisst Du, was Du hier machst? Du versuchst über eingeteiltes Geld Kontrolle über Dich auszuüben. Das klappt aber nicht mehr und so erlaubst Du Dir gegen Deine eigenen Regeln zu verstoßen - und das immer und immer wieder. Das ist Kontrollverlust, mein Freund.
Dann erwähnst Du, dass Du mal ein oder merhrere Tage hast, an denen Du nicht spielst. Ist diese Äußerung nicht auch dem Wunsch geschuldet, dass Du Dich kontrollieren kannst? Tatsache ist doch, dass Du all die anderen Tage des Jahres mit Zocken verbringst - oder nicht?
Mittlerweile bist Du in die nächste Phase gerutscht - die Verzweiflungsphase. Du hast Schulden gemacht, die Dir weh tun. Schulden weit über Deinen Verhältnissen. Sicherlich hattest Du auch irgendwann mal Erspartes. Das Sammelsurium übrig gebliebenen Taschengeldes - Geldgeschenke zu Weihnachten, Geburtstag und Erstkommunion? Was ist damit geschehen? Wo ist es gelandet?
Sucht oder nicht Sucht ... Du hast Probleme, die Du alleine gerade nicht in den Griff bekommst. Doch nun kommt die Scham wieder durch und Du schlägst gerade vor Selbstversuche zu starten. Die Idee ist nicht neu und psssssssssst ... sie hat noch nie wirklich funktioniert ...
Die Idee als einzige Lösung für Deine Probleme die Abstinenz zu wählen, ist vollkommen korrekt. So mancher denkt sich ein "Hin und wieder" dürfe man sich ruhig erlauben. Das stimmt aber nicht. Die Sucht wird so nur aufrecht erhalten. Also bleibt tatsächlich nur die absolute Abstinenz.
Doch die ist nun mal nicht einfach nach all den Jahren, wo Du Dich an sie gewöhnt hast. Da brauchst Du Denkanstöße und vielleicht brauchst Du auch temporär erst einmal ein Geldmanagement, damit Du Dir so Dein Suchtmittel entziehst. Dazu brauchst Du aber eine Person Deines Vertrauens ... wo magst Du die wohl finden?
Gehe wenigstens in die SHG und lasse Dich dort aktiv unterstützen. Rede über das, was Du da in Dir erlebst und höre Dir dann die Erfahrungen der Anderen an. Bediene Dich daraus, wie Du es für richtig erachtest. Jeder geht seinen eigenen Weg aus der Sucht heraus - und doch gehen wir ihn immer wieder gemeinsam!
Mache keine Selbstversuche - Du musst niemanden - auch Dir nicht - etwas beweisen.