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Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten

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Offline Olli

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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #30 am: 10 Juli 2022, 14:55:32 »
Hallo meine Liebe!

Zitat
@Olli: Ich weiß, ich weiß mein Guter.

Hast Du mir gerade das Köpflein gestreichelt? ... Weitermachen ... :)

Zitat
Weißt Du wie ich das meine?

Ich bin der festen Überzeugung, dass Du mit dieser Problematik nicht alleine bist. Ein deutliches Zeichen sind in meinen Augen diejenigen, die sich irgendwann hier melden und mitteilen, dass sie schon so lange mitlesen ...

Von daher hier einmal in Kurzform: Niemand erwartet irgend etwas vom Anderen. Es gibt keinen Wettbewerb auf schnellstmögliche Genesung.
Sei Du selbst - gehe Deinen Weg in Deinem Tempo - wenn Fragen da sind, einfach fragen - ist die Antwort zu komplex ... sage es und wir zerlegen das Ganze noch mal.
Die einzige Person, die mit sich zufrieden sein soll und darf, ist die Person selbst auf ihrem Genesungsweg. 

Immer dann, wenn neue Wege beschritten werden, besteht die Möglichkeit etwas falsch zu machen. Das ist doch überall so im realen Leben. Doch was wäre die Alternative dazu ... in der Sucht verweilen. Nee ... das ist keine Alternative ... und wer entscheidet eigentlich was für Dich richtig ist und was falsch?
Wenn wir keine Fehler machen würden, dann gäbe es keine Rückfälle. Sie sind aber fast ultimo. Also Schluss mit dem Kopfkino und stehe zu Dir selbst! Versuche wie immer Fehler zu vermeiden ... und wenn sie denn doch geschehen, dann stehe auch zu ihnen und lerne aus ihnen.

Zitat
@Wolke: Ich habe nirgends geschrieben, dass ich für das zocken spare?

Sowohl Wolke und ich reden hier nicht von einem Vorsatz. Wir haben uns in der aktiven Zeit aber Verhalten antrainiert, welches wir wieder ablegen dürfen, wenn es uns denn auffällt. Eines ist eben das Horten des Geldes für das nächste Spiel. Du selbst nutzt gerade das Verhalten, um das Geld für ein positives Ziel zu nutzen. Das finde ich gut, denn dadurch geht im Laufe der Zeit die ... ich nenne es mal ... Verbissenheit in diesem Verhalten verloren.

Zitat
Zitat
Ich habe schon einen guten Teil weg, es ist nicht mehr so viel. Im Gegensatz zu den summen, die ich hier lese und dort höre.
Überlege mal, wieso Du das geschrieben hast. Dein verspürtes Leid hängt nicht an der Höhe der Summen fest! Du brauchst hier also Dein eigenes Leid nicht klein reden.


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #31 am: 10 Juli 2022, 16:51:58 »
Olli mein Guter. Du holst mich immer auf den Boden der Tatsachen zurück.

Ich habe wirklich nie gehortet für das Spielen. Entweder war es da, oder es war nichts da. Ganz einfach. Ich hab noch knapp 5.000 abzustottern, dass will ich weg haben, aber gleichzeitig ein Auto. Ich rechne mir alles aus und gerate in Panik, was doch bekloppt ist. Vorher war es mir doch auch egal, ob am Ende noch 100 Euro übrig blieben, oder nicht. Jetzt ist es aber so. Vielleicht habe ich gerade auch Angst vor der Zukunft. Wenn alles teurer wird, und man kaum noch was hat. Vielleicht mache ich mich dafür auch einfach zu bekloppt, anstatt mal zu entspannen. Aber jetzt habe ich das Gefühl, ich müsste alles aufholen, was ich die ganzen Jahre vor mir hergeschoben habe. Weil ich das jetzt endlich will und nun habe ich Angst, dass das Geld knapp wird.
Bitte, sag mir, dass das normal ist😉

Klar, ich gehe meinen Weg in meinem Tempo, das klappt auch ganz gut. Alles andere würde mich vielleicht in Stress versetzen. Genau deswegen wollte ich von Anfang an mein Tempo. Und ich will nicht kapitulieren, dass will ich einfach nicht. Ich will keinen Rückfall, das wäre für meinen Stolz zu arg. Vielleicht kämpfe ich deswegen gerade an mehreren Fronten.


Aber ich ziehe durch, da gibt es kein "vielleicht". Da gibt es nur ein "ganz".

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Offline Olli

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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #32 am: 10 Juli 2022, 20:24:55 »
Heute mal etwas anders als sonst ...

https://www.youtube.com/watch?v=VtepiiYtJZs

Inwieweit lässt sich das Thema auf Dich, lieber Leser, übertragen?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline andreasg

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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #33 am: 10 Juli 2022, 22:04:12 »
Danke Olli, für das Video,
ich finde es sehr entspannend,
und es ist viel Wahrheit dabei.

Liebe Grüße
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #34 am: 15 Juli 2022, 15:09:04 »
Hallo zusammen,

Heute ist Woche 5,oder genauer gesagt 35 Tage rum. Wie schnell die Zeit vergeht.

Verspüre keinerlei Druck, mir geht es richtig gut. Hätte ich das doch mal eher gewusst, dass der "Absprung" gar nicht so schlimm ist. Habe mir ja regelrecht Horrorszenen ausgemalt. Dem ist aber nicht so.
Klar denke ich hin und wieder ans spielen, wäre komisch wenn nicht. Aber ich verspüre keine Lust, sondern eher gleich der Vergleich, wie viel ich jetzt schon eingespart habe.
Bald ist Urlaub, dann geht's auf Autosuche. Und das ist doch das Schöne daran, ich werde dann bald ein neues "Hobby" haben, für das man gerne Geld ausgibt.

Hoffe, allen geht es gut soweit und Ihr bleibt weiterhin spielfrei.

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Offline andreasg

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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #35 am: 15 Juli 2022, 18:24:48 »
Hallo Ungenau,

genau, Du hast den Absprung geschafft, für 35 Tage, einen Tag zur Zeit. Das Gestern ist vorbei, das Morgen wird kommen.

Ich freue mich für Dich

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Olli

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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #36 am: 15 Juli 2022, 22:12:32 »
Zitat
Hätte ich das doch mal eher gewusst, dass der "Absprung" gar nicht so schlimm ist.


Neee ... ich sage es nicht ... :)

Ach, was ist das schön Deinen Erfolg mit genießen zu dürfen! Danke Dir! :)
Gute 24 h
Olaf


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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #37 am: 17 Juli 2022, 08:52:17 »
Hi Ungenau!

Ich lese still mit und freue mich, dass du auf dem Weg bist! :)

LG

Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #38 am: 17 Juli 2022, 18:10:58 »
Hallo Andreas, Olli und Anthrazit,

Ich danke Euch für Eure lieben Kommentare 😊

Ich denke, dass gröbste (also die ersten Tage direkt nach dem Aufhören) sind wohl die schlimmsten, weil sich der Alltag ändert und man auf einmal mehr Zeit hat und erst einmal verunsichert. Ist man aber einmal drin und sieht die "andere Seite", ist es doch einfacher. Also für mich zumindest. Es fällt mir wirklich leicht, eben weil ich jetzt den direkten Vergleich sehe und eben auch sehe, dass man mit "nicht spielen" ja doch am Ende mehr gewinnt. Man sieht es in seinem Universum eben nicht, weil die Sucht einfach vorherrscht.
Man ist entspannter, hat weniger Sorgen, kommt gut mit dem Geld aus.
Ging ja schon los, dass man teilweise Verabredungen abgesagt hat. Was für ein Mist. Warum tut man sich das an? Für 2-3 Tage "Spaß" am Tag und den Rest des Monats mit nichts leben?

Ich weiß nicht, warum bei mir kein Suchtdruck entsteht, wenn ich andere hier lese, wie schlecht es ihnen geht, finde ich es bemerkenswert, wie sie sich da durchschlagen. Meinen Respekt zollt all jenen, die so mächtig kämpfen.
Ich bin jedoch natürlich nicht über den Berg, dass weiß ich ja. Ich bleibe achtsam, ruhig, und schaue mir alles aus der Ferne an. Versuche weiterhin zu ergründen, was mich immer dazu bewogen hat. So ganz schlau bin ich daraus noch nicht geworden.

Klar, es nervt unheimlich, dass man jetzt so viel weg legen muss, um den Schaden einigermaßen zu bereinigen. Aber es ist möglich. Wenn ich sehe, wie viel ich in den gerade 47 Tagen weg geschafft habe, habe ich doch nie geschafft mal zu gewinnen. Also total vorbei das Ganze.
Wenn man das erst einmal realisiert hat, glaube ich, geht es leichter. Ich kann jedoch wirklich nur von mir sprechen.

Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #39 am: 17 Juli 2022, 20:01:19 »
Hey!

Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass nicht die ersten Tage entscheidend sind sondern die, wo du denkst, dass du über das Gröbste hinweg bist.

Ich habe auch mehrmals aufgehört und bin mehrmals nach ein paar Monaten wieder schwach geworden.

Bleib am Ball und reflektiere jeden Tag. Mit Achtsamkeit und Selbstliebe schaffst du es :)

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Offline Olli

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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #40 am: 18 Juli 2022, 06:02:25 »
Moin!

Ihr redet gerade von zwei Dingen und habt beide Recht ...

@Ungenau
Es wird der Tag kommen, an dem Du spielen möchtest. Trigger wird es schon irgendwie geben. Dann ist es wichtig, wie achtsam Du mittlerweile wieder mit Dir bist und ob Du Deine Resilienz im Heute gut genug gefüttert hast, wie Du es gerade machst.
Es gab in meinem Leben nach dem Spiel schon so einige Situationen, wo ich damals, ohne die Abstinenz, ohne Weiteres spielen gegangen wäre.
Doch die Idee poppte nicht einmal im Oberstübchen auf. Ich hatte verinnerlicht, dass spielen eben keine Probleme löst, sondern nur neue schafft.
Der schnelle Kick sorgt für langes Leid. Darin sehe ich emotional wie rational keinen Vorteil für mich mehr.
Ganz im Gegenteil, ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich "schlechte Zeiten" auch aushalten kann. Sie gehen irgendwann vorbei. Das Leben sorgt ständig für Veränderung.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #41 am: 18 Juli 2022, 09:56:04 »
„Der schnelle Kick sorgt für langes Leid“ - das bringt es auf den Punkt und das ist genau der Satz, den ich mir jedes Mal vorhalte. Ich kenne die Konsequenzen zu gut.

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Offline Wolke 7

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Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #42 am: 18 Juli 2022, 11:33:27 »
.....aber das lange Leid konnte man beim Zocken unterbrechen......es gab bei mir 2 Leidenswege, den  der die Sucht ausgelöst hat und den Leidensweg, der von der Sucht kam. Spielte ich,war der eine Leidensweg kurz vergessen,aber der andere wurde schlimmer.

LG Wolke

Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #43 am: 19 Juli 2022, 17:32:43 »
Hallo zusammen,

Tag 39 ist bald vorbei. Und bald sind es 2 Monate. Wenn ich sehe, was ich in diesen zwei Monaten an Geld gespart habe, kann ich es immer noch nicht glauben, warum ich jahrelang so dumm war, zu glauben, dass man irgendwann so gewinnt, dass man mehr "raus" hat, als mit sparen.

Ich denke auch, dass irgendwann mal ein Tag kommen wird, an dem ich Druck verspüre oder sonstiges. Da mache ich mir nichts vor.
Was ich zwischendurch immer mal wieder mache: Das es mir doch eigentlich gut geht. Ich habe ein Dach über den Kopf, ich habe zu essen und ich habe liebe Menschen um mich herum. Nichts im Leben läuft immer so, wie man es gerne hätte und viel Geld zu haben, auch nicht. Geld beruhigt, aber es macht nicht glücklich. Ich denke, bei vielen von uns ist es so, dass man denkt, wenn man genug Geld hat, oder groß gewinnt, dass man so unglaublich toll ist. Ist man aber nicht. Wir sind alles ganz normale Menschen, die Fehler gemacht haben. Die einen mehr, die anderen weniger. Und man sollte sich bewusst machen, dass man nur diesen einen Leben hat. Die verlorene Zeit bekommen wir nicht mehr zurück.
Ich schaue mir auch oft Geschichten an von Menschen, die ganz unten sind. Schicksalsschlag oder sonstiges. Und ich mache mir immer wieder bewusst, dass auch mir das passieren kann, wenn ich weiter spielen würde. Denn irgendwann ist es einfach zu spät. Und das mir vor Augen zu halten, immer und immer wieder, hilft mir zum Beispiel ganz gut. Ob das anderen hilft, vermag ich nicht zu sagen.
Ich weiß jetzt, wie es sich auf der anderen Seite anfühlt. Dieses nicht mehr zu wollen, sich bewusst gemacht zu haben, dass man krank ist (was ich mir all die Jahre nicht eingestehen wollte), und das man nur da raus kommt, wenn man völlig abstinent bleibt. Ein dazwischen gibt es nicht.
Die Besuche in der SHG bleiben auch erstmal Bestandteil, ich nehme diese zur weiteren Verstärkung.

Auf weitere 24 Stunden Freiheit.

Re: Hier kommt mein Tagebuch zum verarbeiten
« Antwort #44 am: 22 Juli 2022, 21:55:23 »
Tag 41 neigt sich dem Ende zu. Und ich habe endlich Urlaub. Den hatte ich bitter nötig, ich war nur noch müde und abgeschlagen. Jetzt heißt es erstmal die Batterien wieder aufladen.
Suchtdruck war bisher immer noch nicht da, aber was sind schon 41 Tage. Anders herum gesehen schon 1,5 Monate. Die Zeit vergeht schnell und irgendwie ist dieser "erste" Tag der Entscheidung, endlich spielfrei zu werden auch schon ewig lange her.
Mein Leben ordnet sich von Tag zu Tag mehr, ich werde immer entspannter und bekomme so langsam auch wieder ein normales Gefühl zu Geld. Alles, was derzeit über bleibt, geht in den Kredit, damit dieser schnell abgebaut ist. Das gibt mir ein beruhigendes Gefühl.
Ich hoffe, allen geht es gut und ihr meistert eure Abstinenzen weiter so stark, wie im Forum zu lesen.

 

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