Der Mann, der zu früh aufgab Eine der häufigsten Ursachen des Mißerfolgs ist die Tatsache, daß man sich bereits von der ersten Niederlage entmutigen läßt und die Flinte ins Korn wirft. Dies ist ein Fehler, vor dem nicht nachdrücklich genug gewarnt werden kann! Der Onkel eines Bekannten von mir, eines gewissen R.U. DARBY, wurde zur Zeit des Goldrauschs vom Goldfieber gepackt. Er brach nach dem Westen auf, um dort sein Glück zu machen. In Colorado steckte er einige Claims ab und machte sich mit Spitzhacke und Schaufel an die Arbeit. Nach wochenlanger Schufterei stieß er schließlich auf eine Goldader. Um sie ausbeuten zu können, brauchte er jedoch Maschinen. Er tarnte die Fundstelle und fuhr zurück in seine Heimatstadt Williamsburg. Dort erzählte er seinen Verwandten und einigen Nachbarn von seinem Fund. Alle beteiligten sich am Kauf der erforderlichen Geräte und ließen sie nach Colorado schicken. Darby und sein Onkel kehrten inzwischen zur Mine zurück. Als die erste Wagenladung Erz eingeschmolzen war, erkannten die zwei Goldsucher, daß sie auf eines der ergiebigsten Lager Colorados gestoßen waren. Schon die Ausbeute weniger Tage würde genügen, um das geliehene Kapital zurückzuzahlen. Und von da an würde der Goldstrom in ihre eigenen Taschen fließen! Je tiefer die Bohrer in den Boden drangen, desto höher stiegen die Hoffnungen Darbys und seines Onkels. Doch dann geschah es: Das Gold versiegte, die Schatztruhe war leer, der Traum vom großen Geld ausgeträumt. Verzweifelt gruben die beiden noch eine Zeitlang weiter - doch ohne jeden Erfolg. Die Ader war spurlos verschwunden. Endlich entschlossen sie sich aufzugeben. Sie verkauften Maschinen und Claims für ein paar hundert Dollar an einen Altwarenhändler und setzten sich in den Zug nach Williamsburg. Der Altwarenhändler aber beauftragte einen Bergbauingenieur, die Mine zu untersuchen, und dieser erklärte ihm, daß die Suche seiner Vorgänger nur deswegen erfolglos geblieben war, weil sie offensichtlich eine falsche Fährte verfolgt hatten. Nach seinen Berechnungen mußte die Ader nur einen knappen Meter von der Stelle entfernt weiterlaufen, wo die Derbys ihre Bohrungen eingestellt hatten. Und genau da fand man sie auch! Der Trödler, der so klug gewesen war, den Rat eines Fachmanns einzuholen, gewann aus dieser Ader Gold im Wert von mehreren Millionen Dollar.
Der Erfolg liegt einen Schritt jenseits der Niederlage Viele Jahre später wurde Darby für seine Verluste mehr als entschädigt- und zwar durch die Entdeckung, daß sich auch ein Entschluß in Geld verwandeln läßt. Zu dieser Erkenntnis gelangte er, kurz nachdem er angefangen hatte, als Vertreter für eine Versicherungsgesellschaft zu arbeiten. Der voreilige Abbruch der Goldsuche hatte ihm eine ebenso bittere wie wertvolle Lehre erteilt, die er jetzt auf seine neue Tätigkeit anwandte. Er sagte sich: »Damals habe ich einen Meter vor dem Ziel aufgegeben, aber von nun an wird mich kein Nein davon abhalten, die richtige Versicherung an den richtigen Mann zu bringen!« Darby blieb seinem Entschluß treu; er wurde mit der Zeit zu einem wahren Topverkäufer und schloß jährlich Lebensversicherungen im Wert von über einer Million Dollar ab. Die dazu nötige Beharrlichkeit verdankte er dem einstigen Mißerfolg - und vor allem der Erkenntnis, daß es gerade der Mangel an Ausdauer gewesen war, der ihm in seiner Goldgräberzeit die Niederlage eingebracht hatte. Vor dem großen Erfolg muß jeder einmal einen Fehlschlag,
vielleicht sogar mehrere Niederlagen hinnehmen.
Die bequemste - und sogar »logisch« erscheinende - Reaktion auf einen solchen Mißerfolg ist natürlich, die Flinte ins Korn zu werfen. Und genau das tun auch die meisten von uns! Fünfhundert der erfolgreichsten Männer der USA haben mir erklärt, daß sich ihre größten Erfolge meist unmittelbar nach einem Fehlschlag einstellten. Das Glück ist ein hinterhältiger Kobold: Es bereitet ihm offenbar größten Spaß, uns kurz vor dem Ziel noch rasch ein Bein zu stellen!