Hi Max!
Schön, dass Du Dich an uns erinnert hast. Wirst Du dieses Mal in ein Gespräch gehen? Oder wird das ein Auferstehen und der erneute Tod einer Eintagsfliege?
In Deinem Alter wollte ich mir nichts mehr sagen lassen und hörte, rebellisch, wie ich noch war, nicht auf die Worte derer, die es doch eigentlich besser wussten als ich. Hätte es damals schon solche Foren gegeben, wäre es mir auch nicht im Traume eingefallen, hier zu schreiben.
Du hingegen schreibst hier. Doch was ist Deine wahre Intention? Möchtest Du glücksspielfrei werden? Oder möchtest Du nur die negativen finanziellen Auswirkungen der Sucht - und nun auch die sozialen - ausmerzen?
Du musst das hier nicht schreiben ... beantworte die Frage einzig und alleine nur für Dich selbst.
Du schreibst, dass Du trocken warst - in Gänsefüßchen eingefasst - und nicht gespielt hast. Nun, die Gänsefüßchen sind schon korrekt, denn der Begriff passt nicht auf Dich und viele andere auch.
Zur Trockenheit gehört nicht nur spielfrei zu sein, sondern auch an sich zu arbeiten. Dabei durchläufst Du einen Prozess, bei dem Du die Gründe Deiner Sucht zu finden versuchst und dabei Veränderungen im Denken und Handeln selbst initiierst. Wir in der Suchthilfe sind keine Sekten oder Glaubensgemeinschaften, die Opladen als Fleischersatz futtern, sich einer heiligen Stadt zuwenden und beten, noch tragen wir kleine Puppen mit uns herum - mit Automatengesichtern und gespickt mit spitzen Nadeln, damit die Automaten, für die die Puppen stehen, auch nu ja bluten ... Wir sind eine Gemeinschaft von Menschen, die ihr Leben derzeit nicht mehr meistern können. Dies verursacht durch eine Sucht - eine schon längst anerkannte Krankheit. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus, indem wir freiwillig von uns erzählen und uns von den anderen das nehmen, was mit unseren Werten und Zielen konform geht. Es bringt nichts, etwas anzunehmen, was gegen die eigenen Werte verstößt. Das merkst Du gerade am eigenen Leibe. Du hast Deinen Freund enttäuscht und Dich selbst. Du hast sein Vertrauen mißbraucht und das Geld zweckentfremdet. Du fühlst Dich schlecht, weil Du damit gegen Dein eigenes Wertesystem verstoßen hast.
Du hast einmal gemerkt, dass "Nichtstun" Dich in eine Schleife bringt. Doch es grüßt nicht nur täglich das Murmeltier, das Murmeltier fängt an zu wachsen, die Zähne werden spitzer und schärfer und das Murmeltier schnappt immer mehr nach Dir.
Die Glücksspielsucht ist progressiv - sie wird immer schlimmer. Was Du heute schon als schlimm empfindest, das wird Dir in einen paar Jahren wie ein Klacks vorkommen.
Doch Du hast die Chance dem heute schon paroli zu bieten. Indem Du Dich in die Hände der Suchthilfe begibst.
Doch auch das reicht nicht. Du solltest mit Deinen Eltern reden! Sie werden Dich unterstützen - bitte bloß nicht finanziell - aber moralisch. Sie werden der Anker sein, den Du brauchst, wenn der Suchtdruck Dich überkommt. Der kommt ja nicht von ungefähr. Es gibt da immer einen Grund. Also rede mit Deinen Eltern darüber, wie es Dir geht.
Ich wünsche mir, dass Du morgen abend mal ins Webmeeting schnupperst. Klar, es wird neu für Dich sein. Aber hey ... ich beiße nicht und wenn wir nicht alleine sein sollten, die anderen beißen auch nicht.
Schreibe Dir mal auf, wie Du Dich jetzt gerade fühlst ... und dann beobachte Dich während dem Meeting und auch danach.
Würde mich freuen, wenn Du dies kurzumrissen hier nieder schreiben würdest.
Tue Dir selbst den Gefallen und schinde keine weitere Zeit. Es ist Deine Lebenszeit, die Dir verloren geht - und auch Deine Lebensqualität.