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Lebensgefährte spielsüchtig

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Lebensgefährte spielsüchtig
« am: 03 Oktober 2008, 08:52:22 »
Hallo erstmal!

Ich wollte mich mal kurz vorstellen. Bin seit 3 Jahren mit meinem jetzigen Partner zusammen. Er ist spielsüchtig. Ich weiß es seit fast 2 Jahren, wobei ich mich erst seit ca. i Jahr mit der Materie richtig auseinander setze. Wußte vorher nicht so genau was Spielsucht eigentlich ist.
Ich bin nun an einem Punkt in meinem Leben, wo ich eigentlich nicht hinwollte. Ich liebe meinen Freund und habe auch immer noch den Wunsch mein Leben mit ihm zu teilen, aber ich weiß zur Zeit einfach nicht mehr was ich noch machen soll.
Wir waren schon ein paar mal zusammen bei einer Beratungsstelle. Meistens ist er nur mitgegangen, weil ich es wollte. Außer vor 2 Monaten, da sagte er auf einmal er wolle nun eine Therapie machen, weil er erkannt hat das es so nicht weitergehen kann. Wir waren bei der Beratungsstelle, er hat sich über alles informiert und ich hatte den Eindruck, dass er es diesmal wirklich ernst meint, weil es auch hauptsächlich von ihm selbst ausging und ich ihn zu nichts gedrängt hatte.
Aus irgendwelchen mir unbegreiflichen Gründen ist er dann doch nicht in die Selbsthilfegruppe gegangen, die ihm der Therapeut angeboten hat. Ich habs nicht verstanden und bekam auch nicht wirklich eine Antwort auf das "warum".
Deshalb weiß ich im Moment nicht was ich noch machen soll, ich weiß das unsere Beziehung sehr leidet, ich will mich aber auf keinen Fall trennen.
Ich habe das Gefühl wie ich mich verhalte ist es falsch, mache ich ihm Vorwürfe komme ich nicht weiter, sag ich gar nichts gehts mir auch schlecht. Die Leute aus der Beratungsstelle sagen, dass ich ihm klare Signale senden soll. Das versuche ich auch, aber ich habe trotzdem das Gefühl, das das nicht viel bringt.
Ich dachte, dass ich mich hier vielleicht mal etwas austauschen kann, weil ich ja auch nicht immer jemanden zum reden habe.
Würde mich über verschiedene Meinungen freuen.
Vielen Dank fürs lesen.

Steffi

Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #1 am: 03 Oktober 2008, 10:06:17 »
Hallo Steffi!

Ich bin zwar nicht unbedingt diese Person die dir einen Ratschlag geben sollte da ich selbst noch spielsüchtig bin. Aber ich möchte dir eine Geschichte erzählen wo ich regelrecht beeindruckt war.

Ich habe schon einige Therapeuten und Selbsthilfegruppen besucht, habe aber nie innerlich gefühlt das die leute mich verstehen. Ich habe das monatelang gemacht und fühlte mich zwar gut das ich ja ne therapie mache und ja eigentlich nicht mehr spielsüchtig bin. Aber die Vergangenheit hat mich schneller eingeholt als ich dachte. war es meine arroganz oder einfach das ich nicht ehrlich zu mir war. das kann schon sein....

Eines Tages als ich wiedermal viel Geld verloren habe hat meine Frau gesagt - so jetzt reicht es - wir fahren jetzt zu einen komplett neuen Therapeuten. Ich war echt verzweifelt schon und dachte mir das hat ja eh wieder keinen sinn, klar mit so einer einstellung braucht man nichtmal anfangen.

Wir sassen im Wartezimmer und ich dachte mir - na super wiedermal das selbe ich kann es echt nicht mehr hören.
Als ein Therapeut zu mir kam fragte er mich mit was für einer Sucht ich probleme habe - was ich im sagte (Online-Sportwetten) - er ist dann wieder gegangen und sagte mir da geb ich sie lieber zu unseren Spezialisten.

Nach ca. 20 Minuten rief mich dieser Herr zu sich herein. Ich setze mich hin und erwartete jetzt wieder die Standard-Prozedur. ABER NEIN!!!! Dieser Therapeut erwähnte nicht einmal das Wort von Konto sperren, Seiten sperren....
Er sagte zu mir ich soll mich neben ihn setzen und wir schauen uns das mal an. Er öffnete die seite von Bwin und wir redeten drüber was ich da genau mache - wie ich das mache und warum ich genau das mache. Er gab mir das gefühl das er mich verstand warum ich genau dieses und jenes mache aber im gleichen moment redete er so logisch negativ drüber das ich je länger das gespräch dauerte immer weniger die Lust und den Drang danach verspürte selbst zu spielen. Das war echt das erste Mal das ich rausging und mich echt super gefüllt habe ich war das erste mal wirklich davon überzeugt das ich es schaffen werde.

Ich bin zwar wieder rückfällig geworden aber das war meine längste zeit wo ich trocken war und ich fühlte mich echt verstanden. Leider konnte ich nicht bei den Therapeuten öfters vorbeischauen weil ich es mir nicht leisten konnte.

Ich hoffe du verstehst was ich damit meine, du solltest in verstehen lernen indem du dich selbst mit der Materie beschäftigst, nur bitte sei vorsichtig das du nicht selbst gefährdet bist hineinzurutschen.
Meiner Frau war die Gefahr zu gross deshalb hat sie es nicht getan.

Hoffe ich hab dir ein kleines Licht schenken können.

Celtic

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Offline Ilona

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Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #2 am: 03 Oktober 2008, 16:48:53 »
Hallo Steffi,

willkommen in unserem Forum. Hier ein kleiner Tipp: Versuch doch mal, den Blick weg von deinem Freund und seinem Glücksspielverhalten hin zu dir zu richten. Guck nach, was du ändern kannst? Guck nach, was dir gut tut etc. Hol dir Unterstützung dabei. Frag doch mal in der Beratungsstelle nach, ob es dort eine Angehörigengruppe gibt. Oder ob sie dir als Angehörige Einzelberatung anbieten. Erzähl deinem Freund nicht unbedingt sofort davon. Erzähl es ihm erst, nachdem du ein paarmal da warst anfängst andere Möglichkeiten für dich zu sehen. Lass nicht zu, dass die Glücksspielsucht deines Partners dein Leben beherrscht. Wenn Angehörige etwas ändern, ist das in der Beziehung oft wie bei einem Mobile: Es kommt Bewegung ins Spiel.

Alles Gute und meld dich doch bald wieder

Ilona

Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #3 am: 04 Oktober 2008, 08:10:45 »
Hallo Ilona!

Danke für deine Vorschläge, es ist wohl das Beste den Blick auf sich selbst zu richten in solch einer Situation. Ich verstehe was du meinst, wobei ich es auch sehr schwer finde. Es ist einfacher das Verhalten eines Anderen zu beurteilen als sein Eigenes. In der Beratungsstelle hatte ich schon Einzelgespräche und sie haben mir ja auch gesagt, ich solle meinem Partner klare Signale senden was ich will oder nicht will. Ich versuche das auch zu machen. In eine Angehörigengruppe gehe ich auch seit 7 Monaten. Ich finde es trotzdem sehr schwierig andere Möglichkeiten für mich zu sehen, weil ich das Gefühl habe, dass ich durch das Verhlten von meinem Partner auch immer wieder zurückgeworfen werde. Es kommen automatisch immer wieder Situationen in denen wir uns streiten und ich ihm dann Vorwürfe mache oder in denen ich verletzt bin weil er mich anlügt. Es ist nicht einfach aus diesem Kreislauf raus zu kommen, wobei ich es wie gesagt versuche. Ich würde nicht sagen das die Spielsucht meines Partners mein Leben schon beherrscht, aber es wird schon stark davon beinflusst. Ich will das auch nicht unbedingt zulassen, aber wir leben ja zusammen, wie soll ich mich ganz davon abkapseln?
Ich habe zur Zeit wieder das Gefühl das mein Freund nicht aufhören will zu zocken und nach allem was schon passiert ist kann ich irgendwie nicht verstehen warum und weiß eben nicht so richtig wie ich mich noch verhalten soll oder was richtig oder falsch ist. Vielleicht sollte ich nur noch auf mich schauen und mein Leben leben, aber wir haben eine Familie und ich will mein Leben mit ihm teilen und nicht neben ihm her leben. Ich habe Angst das unsere Beziehung und unsere Familie daran zerbricht.

@Celtic,

ist interessant das dir die Therapeuten bei denen du zu erst warst überhaupt nicht helfen konnten, warscheinlich weil du es auch nicht annahmst.
Es freut mich das du dann jemanden gefunden hast, bei dem du dich verstanden fühltest. Es ist nur schade das du da nicht weiter hin gehen konntest. Wieso konntest du dir das eigentlich nicht leisten, ich dachte die Krankenkasse bezahlt das.

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chichi69

Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #4 am: 04 Oktober 2008, 12:53:37 »
st interessant das dir die Therapeuten bei denen du zu erst warst überhaupt nicht helfen konnten, warscheinlich weil du es auch nicht annahmst.
Es freut mich das du dann jemanden gefunden hast, bei dem du dich verstanden fühltest. Es ist nur schade das du da nicht weiter hin gehen konntest. Wieso konntest du dir das eigentlich nicht leisten, ich dachte die Krankenkasse bezahlt das.

Hallo Steffi,
auch ich bin Angehörige und auch wir sind verzweifelt auf der Suche nach einer Therapie, die was bringt.
Mein Mann war auch schon bei einigen Beratungsgesprächen, hatte Termine bei Psychologen (Eingangsgespräche), nur ist es leider so in unserem ach so tollen Geundheitssystem, das die Therapeuten , die die Kasse zahlt, Wartezeiten von bis zu einem Jahr haben und die Sozialberater, auch nichts anderes tun, als Dir Listen mit Therapeuten und SHG`s in die Hand zu drücken. So unsere ernüchternde Erfahrung.
Im aktuellen Stern Gesundheit mit dem Titel "Volkskrankheit Sucht", wird z.B. das Oberberg-Modell vorgestellt.
Liest sich super, individuelle Therapien, abgestimmt auf das Persönlichkeitsprofil, des Einzelnen, 30 Therapiestunden in der Woche, e.c.t.!!!
Also genau das was man sich so vorstellt und nicht der Einheitsbrei in anderen Suchtkliniken. Also hochmotiviert ran ans Telefon und dann die Ernüchterung...
Nur Privatpatienten und Beamte... normale Kassenpatienten nein, die nehmen wir nicht.
Selber zahlen kann man aber, der Spass kostet ca. 20000 Euro...
Da frag ich mich, wieso sind Menschen mit hohem Einkommen und Beamte mehr wert als andere?

Eine frustrierte Chichi

Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #5 am: 04 Oktober 2008, 13:55:57 »
Ja, das fragt man sich in solch einer Situation wirklich. Es kann ja wohl nicht sein, dass in einem "Sozialstaat" eine Personengruppe bessere Chancen und Möglichkeiten hat als eine Andere. Das hab ich nicht gewußt und auch nicht das es da solange Wartezeiten gibt.
Das ist ja wirklich schwierig mit den Therapeuten. Wenn man etwas gegen sein Problem tun will, kann doch niemand erwarten das man dann solange warten muss. Wenn ich ne Grippe hab, geh ich ja auch direkt zum Arzt und nicht erst in drei Monaten.....
Aber es gibt doch auch Selbsthilfegruppen. Die alleine bringen warscheinlich nicht jedem was, aber man kann die Wartezeit ja vielleicht so überbrücken!

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Offline Ilona

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Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #6 am: 05 Oktober 2008, 17:02:30 »
Hallo,

also zu den Wartezeiten muss ich kurz was sagen. Ihr sprecht wahrscheinlich von niedergelassenen Psychotherapeuten. Für die Hilfe bei der Überwindung der Glücksspielsucht sind allerdings in erster Linie Suchtberatungsstellen zuständig. Inzwischen gibt es invielen Regionen nicht nur Beratungs- sondern auch ambulante Behandlungsstellen. Der Unterschied ist, dass es sich bei letzterem um ein intensiveres, suchttherapeutisches Angebot handelt. Die Kosten dafür übernimmt die Rentenversicherung. Diese Form der Behandlung ist also eine Alternative zu stationären Behandlungsformen.
Ich nenne euch gerne entsprechende Adressen.

viele Grüße, Ilona

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chichi69

Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #7 am: 06 Oktober 2008, 08:11:10 »
Dafür wäre ich Dir sehr dankbar!
In der Suchtberatung in Bietigheim-Bissingen, bekamen wir nur Adressen von niedergelassenen Therapeuten und den Hinweis auf das Telefonbuch, sowie einer SHG in Nekarsulm.
Nicht sehr hilfreich.
Nicht nur das es sehr lange Wartezeiten gibt, 3 von 5 Therapeuten die ich anrief, winkten bei Glücksspielsucht gleich ab.
Im Internet ist auch nicht viel zu finden, Stuttgart und Region, ist was das betrifft irgendwie Brachland...
Die Angebote die man findet sind meist im Norden Deutschlands und in NRW.

Liebe Grüsse Chichi

Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #8 am: 06 Oktober 2008, 08:30:09 »
Also ich hab schon gewußt das es bei Suchtberatungsstellen mit der Therapie schneller geht, weil ich ja mit meinem Freund dort war und das auch durch die Angehörigengruppe weiß.
Ich war nur so überrascht, dass es bei Therapeuten so lange dauert bis man einen Termin bekommt. Kann mir gar nicht vorstellen, dass alle Therapeuten so "überbelegt" sind.

@ Chichi 69, gibt es denn in der SHG, auf die euch die Suchtberatungsstelle hingewiesen hat eine Selbsthilfegruppe? Dort könnte dein Mann doch so lange hin gehen, bis er eine geeignete Therapie gefunden hat. Oder will er das nicht?

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Offline Ilona

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Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #9 am: 06 Oktober 2008, 11:15:05 »
Hallo Winnetou,

es war dir ein Bedürfnis, uns mitzuteilen, dass du nicht mit Youreck identisch bist. Dabei sollte es allerdings, was die Beteiligung an unserem Forum angeht, auch bleiben. Es hat mehrfach hier große Reibereien und Austritte aus dem Forum von deiner Seite gegeben. Es gibt Entscheidungen, an denen sollte man festhalten. Das ist auch eine gute Übung, um dauerhaft spielfrei zu werden.

Dir alles Gute

Ilona

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Offline Ilona

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Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #10 am: 06 Oktober 2008, 11:20:49 »
Hallo Chichi,

hier die Adresse einer Suichtberatungsstelle, die auch ambulante Reha anbietet. Die dortigen Kollegen sind sehr kompetent und du bist dort sehr gut aufgehoben.

Viele Grüße, Ilona

Beratungs- und Behandlungszentrum für Suchterkrankungen
 Träger: Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V.
 Straße: Büchsenstraße 34/36
 PLZ: 70174
 Ort: Stuttgart
 Telefon: 0711 - 2054 - 345

Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #11 am: 06 Oktober 2008, 13:39:16 »
Ich komme aus Österreich. Habt ihr auch solche Adressen in Wien? ich kenne nur 2 und diese sind überfüllt. jemand irgendwelche Infos?

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Offline Ilona

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Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #12 am: 06 Oktober 2008, 14:19:46 »
Hallo, wir haben in unserer Adressdatei auf www.gluecksspielsucht.de auch Adressen aus Österreich. Bei Land einfach Österreich anklicken.


Re: Lebensgefährte spielsüchtig
« Antwort #13 am: 06 Oktober 2008, 14:54:25 »
Ja die 2 stellen in Wien kenne ich schon. Dachte vielleicht das ihr noch mehr kennt was ich noch nicht wusste. schade.

 

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