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Spielsucht/Selbstreflexion

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Offline KP0

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Spielsucht/Selbstreflexion
« am: 06 Juli 2021, 17:05:40 »
Hallo Community,

ich möchte mich hier nun einmal vorstellen. Ich bin 28 Jahre und spielsüchtig. Angefangen hat das Ganze wohl mit Automaten vor ca. 6-8 Jahren. Mittlerweile geht das alles ja ziemlich einfach, Handy raus und schon kann man bei Sportwetten oder Online Casinos sein Geld verlieren. Paypal, Online Banking, Geld in Sekunden da und genauso schnell wieder weg.

Aber was genau treibt mich an. Wie die meisten bin ich wohl einfach sehr empfänglich und einfach zu begeistern.

Nachdem sich im Sommer 2015 nach ca. 4 Jahren Beziehung meine damalige Freundin von mir getrennt hatte, suchte ich des Öfteren Spielhallen auf. Irgendwie musste ich die Entstandene Lücke ja füllen. Man sagt ja nicht um sonst „Glück im Spiel, Pech in der Liebe“ Damals war es mir sogar möglich zu spielen und nebenbei noch Sparziele zu verfolgen, durch Grenzen. Leider hatte ich auch sehr viel Glück am Anfang.

Seit Mitte 2017 ist mir das Ganze völlig aus dem Ruder gelaufen. Die Automatenwelt uninteressant. Spielpausen, Auszahlungspausen und Einzahlungsdauer haben mir das Interesse genommen.

Ich selber habe mein Leben lang Fußball gespielt, nicht sonderlich gut, aber für den Posten als Nationaltrainer hätte es locker gereicht. Wie soll ich mit dieser geballten Kompetenz denn beim Wetten verlieren. Immer wieder gelang mir mal der große Hit im höheren vierstelligen Bereich sogar ein bis zwei fünfstellige Beträge konnte ich erzielen, nur waren die ebenso schnell gewonnen wie zerronnen. Seit 2017 befinde ich mich in Behandlung. Seitdem ist mir auch bewusst, ICH hab ein Problem.

Ich denke bewusst ist mir dieses Problem schon länger gewesen. Letztendlich haben meine Eltern davon Wind bekommen, weil die Bank nette Brief nach Hause schickt, dass mein Konto nicht gedeckt ist. Daraufhin gab es eine Art Krisengespräch. Anfangs gab es auch immer Phasen in denen ich über Monate stabil gewesen bin. Aktuell entwickelt es sich aber wieder ins negative.

Letztes Jahr habe ich mit Heilhypnose begonnen, dort wird die Vergangenheit aufgearbeitet und mit einem positivem Gefühl verknüpft. Nach den Sitzungen fühle ich mich auch besser, reichen aber anscheinend nicht aus um mir komplett daraus zu helfen. Diese finden im zweiwöchigen Rhythmus statt.
Ich versuchte es auch kurzzeitig mit einer Selbsthilfegruppe (2018), dort fühlte ich mich aber einfach nicht wohl.


Ich kann meine Kosten weitestgehend decken, an einem geregelten Tagesablauf arbeite ich. Corona hat’s für mich, ich denke auch für viele weitere Spieler nicht unbedingt einfacher gemacht. Immer wieder hab ich mich bei Anbietern gesperrt, aber mir Hintertürchen offen gelassen.
Jeden Monat vergeude ich eine neue Chance, alles zu ändern.
Damit soll jetzt endgültig Schluss sein. Soweit mir selber bekannt ist hab ich mich bei allen Anbietern gesperrt.

Bis auf meine Eltern und meine Therapeuten weiß niemand von meinem Problem. Weder meine beiden Schwestern, noch meine Freunde. Eine Zeit lang habe ich mich auch von meiner Familie und meinen Freunden distanziert, das hat sich schon gebessert. Sicherlich würde mich niemand dafür verurteilen, ganz im Gegenteil. Doch irgendwie hat man sich ja selbst schon verurteilt, ein Zeichen von Schwäche und das...das ist eine sehr gute Frage

Rückblickend betrachtet stehe ich nahezu an der selben Stelle, nur älter bin ich geworden.
Wie soll man andere lieben, wenn man nicht mal die Person im Spiegel lieben kann.
Ich habe ein gutes Elternhaus, eine Hand voll richtig guter Freund und einen Beruf der größtenteils Freude bereitet und gut bezahlt wird.

Aber was genau ist es nun was mich zum Spielen antreibt. Ist es der emotionale Verlust, die komplizierte Beziehung zu meinem Vater, der Abbau von Stress. Was treibt mich an und wo ist der Schalter zu abstellen.
Immer wieder will ich es aus mir rausschreien, ich bin Spielsüchtig. Aber dann warte ich auf den Moment und wenn dieser dann gekommen ist fehlt mir auch noch die Stimme.

Einzelne Etappensiege kommen mir unbedeutend vor, weil ich nicht das Gefühl bekomme, dass der Gesamtsieg näher rückt.

Vielen Dank fürs lesen und antworten.

« Letzte Änderung: 06 Juli 2021, 18:07:40 von KP0 »

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Offline Wolke 7

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Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #1 am: 06 Juli 2021, 18:28:05 »
Hallo KPO ,

die Spielsucht kann mehrere Gründe haben.....angefangen bei einer komplizierten Beziehung zu einem Elternteil,dem plötzlichen Ende einer großen Liebe,Langeweile, langanhaltender Stress,Neugier.
Wenn du es herausfinden und daran arbeiten möchtest und eine SHG nichts für dich ist (obwohl doch sehr empfehlenswert),kannst du das alles auch in einer Verhaltenstherapie aufarbeiten.,also die Spielsucht und die Gründe und eventuellen anderen Probleme die dazu führten. Oder hast du das schon gemacht oder welche Therapieform hast du gemacht?

Kannst du dich für andere Hobbys genauso schnell begeistern, wie fürs Zocken? Kannst du wieder mit dem Fußballspielen anfangen? Das hat dir Spaß  gemacht, dich ausgepowert.  Du solltest aber auch ein Hobby finden, welches Personenunabhängig ist. Was du spontan alleine machen kannst. 

Hast du dir selber Hürden eingebaut,damit du nicht einfach so zocken kannst? Gamban auf PC und Handy installieren, onlinebanking sperren,dich bei allen Casinos sperren oder lässt du dir bewusst  oder unbewusst Hintertürchen offen?

Mit einem Freund darüber reden zu können,ist auch wichtig.  Ihn kannst du anrufen, vorbeifahren, wenn du Suchtdruck hast. 

Was wäre,wenn du eine andere SHG aufsuchen würdest? Mit anderen Menschen, anderen Charakteren? Gehst da 3-4 mal hin und entscheidest dann,ob diese was für dich ist. Dort lernst du,was eine Notfallkarte ist,was Skills sind,die helfen dir in akuten Situationen. 

Schwach bist du nicht,die Spielsucht ist eine hinterhältige Krankheit, die uns immer wieder austricksen will.
Und bei 0 fängst du auch nicht mehr nach einem  Rückfall an,wir lernen immer wieder dazu ,du hast ja schon mal Hilfe in Anspruch  genommen.  Setz da wieder an und führe das fort. Die kleinen Schritte /Etappensieg wirst du schätzen lernen und der Weg und jeder spielfreie Tag ist der Gesamtsieg.

LG Wolke


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Offline Olli

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Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #2 am: 06 Juli 2021, 18:42:01 »
Hi und herzlich willkommen!
Zitat
Bis auf meine Eltern und meine Therapeuten weiß niemand von meinem Problem. Weder meine beiden Schwestern, noch meine Freunde.
Ich knalle mal die Frage raus: Wieso nicht?
OK ... ich gehe auch nicht hausieren mit dem Thema. Doch die Menschen, die mir am Herzen liegen, die wissen davon.
Wieso also wissen Deine Schwestern nicht Bescheid? Wieso nicht wenigstens einer Deiner besten Freunde?
Wieso denkst Du eine Fassade aufrecht erhalten zu können oder zu müssen?
Du schreibst, dass Du spielsüchtig bist und Du machst ja auch schon viel oder hast es versucht.
Ist da aber wirklich eine Krankheitseinsicht in Dir oder ist es nur ein Hauch davon, weil Du damals aufgeflogen bist und jetzt Erwartungen erfüllst?
Was bedeutet er für Dich wirklich, dieser Satz: "Ich bin spielsüchtig!" ?

Diese Fragen machen nachdenklich, nicht wahr?

Ich meine zu lesen, dass dieser süchtige Teil in Dir bekämpft werden muss, weil er nicht zu den Erwartungen passt - oder?
Wenn dem so ist, dann finde ich das nicht gut, denn Du schadest Dir damit ja nur selbst.
Schau, was Du schreibst:
Zitat
Doch irgendwie hat man sich ja selbst schon verurteilt, ein Zeichen von Schwäche und das...das ist eine sehr gute Frage
Das Verurteilen und die Erkenntnis der Schwäche basieren doch eigentlich nur auf der Hilflosigkeit Dir selbst gegenüber.
Wir sind aber doch Menschen. Wir haben Schwächen und wir machen Fehler. Auch Du darfst Fehler machen und Du darfst Schwäche zeigen.
Ich formuliere es immer so: Die Glücksspielsucht ist nur ein Symptom eines tiefer liegenden Defizites.
Zudem: Die Ausübung der Glücksspielsucht regt unsere Gefühle an.
Doch nicht jeder hat die Erfahrungen machen dürfen, in seinem bisherigen Leben, emotional mit gewissen Umständen umzugehen.
Da hilft vermeindlich dann die Suchtausübung. Sie verdrängt und überlagert - doch das eigentliche Problem bleibt unberührt.
So berichtest Du von der Trennung von Deiner Freundin und dem schwierigen Verhältnis zu Deinem Vater. Passt das nicht in meine Ansätze?

Nimm Deine Sucht an. Behandle sie wie einen Freund, den man zwar mag, aber dem man nicht nachgeben muss.
Ohne Deine Sucht wärest Du heute nicht der, der Du bist. Die Sucht hat nicht nur Negatives mit Dir gemacht. Kannst Du Dir vorstellen, was sie Positives in Dir hervor gebracht haben könnte?

Zur SHG ... gehe bitte wieder hin. Menschen verändern ihre Sichtweisen - Du auch. Vielleicht ist sie ja heute etwas für Dich, weil Du Dich weiter entwickelt hast?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline KP0

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Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #3 am: 06 Juli 2021, 20:52:38 »
Danke euch erstmal für die doch schnellen Antworten, dass kam positiv überraschend. Bin nicht so der ITler also mach ich’s auf die altmodische Art.


@Wolke7
• aktuelle Therapieform ist die Heilhypnose
• mache 5-6 mal die Woche Kraftsport
• eventuell kommt Fußball wieder dazu, ist in der Überlegung
• Klar hab ich mir Hürden eingebaut, die waren wohl bisher immer zu leicht zu gewählt


@Olli
Vorab sehr schöne „Rüge“ hat mir aufjedenfall jetzt schon ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und mir Punkte aufzeigt welche ich bisher noch nicht in Erwägung gezogen habe. Wenn nicht sogar einen ganz anderen Blickwinkel.


• warum hab ich es niemandem der mir am Herzen liegt gesagt? Wahrscheinlich ist es wirklich der falsche Stolz und der Gedanke das sie es eh nicht nachvollziehen können. Eventuell aber auch das die Anerkennung, welche ich suche verloren gehen könnte.
• natürlich agiere ich im eigenen Interesse und mache die Heilhypnose ausschließlich für mich. Ich merke ja selber, dass es kurzzeitig hilft zu spielen, aber im Nachhinein zu noch mehr Schmerz führt
• vielleicht ist der Ansatz diese Sucht unbedingt bekämpfen wollen zu müssen einfach falsch gewählt.
• zum Thema SHG wurde die Spielsucht als solche für mich persönlich nicht ausreichend thematisiert. Dazu kommt, dass ich nur am Wochenende einen Termin wahrnehmen kann, da ich unter der Woche nicht zuhause bin. Dies führte dann den innerlichen Konflikt mit sich, das ich nichts mit meinen Freunden unternehmen kann. Was mich dann auch wieder in ein Loch zieht.




Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #4 am: 06 Juli 2021, 21:16:43 »
Hallo KP0,

zunächst Willkommen hier. Das du ein Problem mit dem spielen hast scheinst du zumindest objektiv verstanden aber für dich selbst noch nicht verinnerlicht zu haben. Es klingt bei dir alles nach einer halb und halb Entscheidung. Eigentlich habe ich das ja alles mal so hinbekommen aber vielleicht habe ich ja doch und Öhm ja vielleicht das und es könnte ja sein das..

Spielen hat immer einen tiefgründigen Grund. Das Spielen kompensiert Dinge die wir im alltäglichen Leben nicht mehr finden oder mit denen wir nicht mehr zurecht kommen. Jedoch leben wir dann in einer Scheinwelt die du nicht verlassen hast.

Du versuchst die Probleme noch für dich zu behalten und zu vertuschen. Ja die Eltern wissen es notgedrungen und vielleicht wird es der Therapeut am Ende richten. Es wirkt auch so als ob du auf die Wunderheilung durch ein Medikament wartest. Solange suhlst du dich in deinem Mitleid wegen dem blöden Leben. Und soll ich dir was sagen - das ist genau die Energiequelle die die Sucht füttert die dich antreibt und dann in Schockstarre versetzt.

Es können dich auch andere Menschen verurteilen und das kann passieren. Du schreibst es gab mit deinen Eltern ein Krisengespräch - die Bezeichnung alleine reicht schon um festzustellen das es nicht so gelaufen ist wie du es dir vorgestellt hast. Aber das wird dir immer wieder passieren und genau hier wäre die SHG der richtige Anlaufpunkt. Hier kann keiner über dich urteilen und wird es auch nicht weil er im selben Boot sitzt wie du.

Ich trage persönlich die Sucht nach außen und spreche es aus da es ein Teil von mir ist. Man muss es eventuell nicht so krass machen wie ich es im Leben tue - aber der Rückfall hat mir vor Augen geführt das in sich rein fressen und vertuschen einen nur zurück bringt. Die Sucht wird mir ein Leben lang bleiben deswegen verurteile ich Sie nicht. Sie meldet sich immer wieder und ich muss ihr begegnen wie einem Freund mit dem ich darüber sprechen muss und ihm sage - heute nicht.

Du schreibst wie soll ich mich selbst lieben. Du kannst dich nur selbst lieben wenn du dich akzeptierst. Wenn du jedoch schweigst und allen etwas vorspielst wirst du nie du selbst sein können. Von demher öffne dich den wichtigen Menschen in deinem Leben unabhängig davon wie die Reaktion ausfällt. Zu sich selbst stehen ist der Anfang von sich selbst respektieren. Mit Respekt vor sich selber kann man Achtsam mit sich werden. Wenn ich Achtsam mit mir bin kann ich mich selber pflegen. Pflege ich mich selber kann ich mich selber lieben. Liebe ich mich selber bin ich mir auch selber etwas wert. Stichwort: Selbstwert. Diesen wird dir kein Therapeut dieser Welt bringen, keine Hypnose kein Vater der dich in den Arm nimmt. Das kannst nur du alleine erreichen wenn du deinen Weg gehst und dein Schicksal selber in die Hand nimmst.
aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

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Offline Olli

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Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #5 am: 06 Juli 2021, 21:45:34 »
Hi!

Nein, das war keine Rüge. Ich kann Dir nur Denkanstöße liefern. Du bist alleiniger Herr über Dein Leben! Und wenn Du mit meinen Worten nicht konform gehst, dann ist das nicht schlimm. Ich stecke ja nicht in Deiner Haut. Wie sagte ein Psychologe in meiner Schulung: Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Realität. Sie ist wahr! Sie muss respektiert werden!
So sehe ich es auch!

Zitat
Wahrscheinlich ist es wirklich der falsche Stolz und der Gedanke das sie es eh nicht nachvollziehen können.
Spreche es ruhig aus ... es ist Scham ...
Heute habe ich es schon mal hier im Forum geschrieben: Scham ist eine Tugend! Scham ist universell - jeder Mensch verspürt sie.
Scham zeigt Dir auf, dass Du etwas "falsch" gemacht hast und es Dir bewusst ist. Scham bezieht sich aber immer auf die Vergangenheit. Bereits wenn Du sie verspürst, dann ist das Ereignis bereits vergangen. Das bedeutet im Gegenzug, dass Du im Jetzt bereits "richtig" handeln kannst, entsprechend Deiner Werte und Normen. Dann kannst Du das Gegenteil der Scham verspüren - Stolz!

Zitat
und der Gedanke das sie es eh nicht nachvollziehen können.
Das ist doch egal. Sie können Dich stützen und Dir zeigen, dass Du eben mehr als Deine Sucht bist. Sie zeigen Dir, dass sie Dich lieben - so, wie Du bist.

Zitat
Ich merke ja selber, dass es kurzzeitig hilft zu spielen, aber im Nachhinein zu noch mehr Schmerz führt
Das ist ein Teufelskreis. Der vermehrte Schmerz führt zur Verminderung der Wahrnehmung Deiner Gefühle, was Dich wieder in die Sucht treibt um Dich zu spüren und den Schmerz zu verdrängen.
Das ist etwas, was uns erst einmal bewusst werden muss. Nicht etwa nur rational, sondern auch emotional.

Zitat
vielleicht ist der Ansatz diese Sucht unbedingt bekämpfen wollen zu müssen einfach falsch gewählt.
Ich finde ja, denn dies führt Dich zurück in den Teufelskreis.
Irgendwo in den Tiefen des Forums gibt es das Skript: "12 Schritte, aber wie?" Suche es mal und lese den ersten Schritt.
Verbeiße Dich dabei nicht in einzelne Worte, wie "Gott, wie wir ihn verstehen". Das sind nur Variablen, bzw, Methaphern.
Schaue auf die Aussagen und Du wirst Dich darin immer ein Stück weit wieder erkennen.

Zitat
zum Thema SHG wurde die Spielsucht als solche für mich persönlich nicht ausreichend thematisiert. Dazu kommt, dass ich nur am Wochenende einen Termin wahrnehmen kann
Dann komme am Samstag um 19 Uhr ins Webmeeting. Den Link und weitere Informationen findest Du unter "Aktuelles und Termine". Aber auch ich werde mit Dir nicht über die Suchtausübung sebst reden - über Gewinne und Verluste - Du - Deine Persönlichkeit (und meine natürlich dann auch) werden im Mittelpunkt stehen.
Wir werden uns darauf konzentrieren, Dir ein gutes Gefühl zu vermitteln. Was Du dann daraus machst, das - s.o.- liegt dann in Deinem Ermessen.

Wie wäre es denn wenn Vasrud mit dazu käme? Mir hat Dein Beitrag gut gefallen ... ;)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline KP0

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Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #6 am: 07 Juli 2021, 01:04:38 »
Ich muss echt sagen ich bin froh darüber das Internet durchforstet zu haben und auf dieses Forum gestoßen zu sein. Klar hab ich Videos und Forenbeiträge angeschaut, welche meine Sucht/Problematik stellenweise mit aufgreifen. So schnell Antworten zu bekommen, mit für mein Empfinden konstruktiver Kritik, damit hab ich nicht gerechnet.

Vorab, ihr habt mir schonmal echt ein Stück weit mehr Mut und Hoffnung gegeben. Ich kann und werde mir auch viele Punkte aus den Beiträgen herausziehen und mir darüber Gedanken machen und auch neu bewerten.

Wie schon eingangs erwähnt, ich bin noch neu hier, deswegen danke auf den Hinweis mit den 12 Schritten und auch mit dem Webmeeting. Ich werde mich hier die kommenden Tage mal ein wenig schlau lesen.

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Alexander25840

Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #7 am: 07 Juli 2021, 13:24:09 »
das mit dem öffentlich machen finde ich sollte gründlich überlegt sein. Wem man es sagt und wem nicht halte ich für nicht ganz unwichtig. Es gibt ja Leute die laufen den halben Tag rum und erzählen jede und überall das sie eine Suchterkrankung haben. Ich frag mich immer wen das interessiert und warum man damit hausieren geht. Die engen Freunde und Verwandten einzuweihen ist sicherlich auch ein Selbstschutz aber darüber hinaus geht das niemanden etwas an.


Edit Olli: Vollzitat entfernt
« Letzte Änderung: 07 Juli 2021, 15:01:48 von Olli »

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Alexander25840

Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #8 am: 07 Juli 2021, 13:27:49 »
zum Thema Selbstreflexion:

Manchmal stelle ich mir die Frage, ob ich tatsächlich ohne Sucht besser dran bin. Klar ich habe mehr Geld zur Verfügung, wovon ich mir andere sinnlose Dinge kaufen werde (Porsche Boxter, eine BMW M Modell usw.) aber bin ich tatsächlich glücklicher. Es gibt Dinge in meinem Leben die werden egal was ich mache nicht wieder so, wie ich sie gerne hätte. Bis vor 10 Tage konnte ich diese wenigstens teilweise mal verdrängen in dem ich gespielt habe. Jetzt habe ich sie den ganzen Tag mit voller Wucht in meinem Kopf und weiß, das sich niemals etwas daran ändern wird.

Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #9 am: 07 Juli 2021, 13:58:14 »
@KP0

Schön das man dir etwas auf den Weg mitgeben kann. Solltest du für dich Druck bekommen lies es dir eventuell nochmal durch eventuell kann es dich zum kurzen Anhalten bewegen.

@Alexander25840

Ich schrieb ja - man muss es nicht so offensiv durchführen wie ich. Das ist jedem überlassen. Ich sag es einfach so wie es für mich persönlich ist - was die Leute von mir denken draußen ist mir weitestgehend egal. Für mich zählt meine Familie und ich selber. Wer schlecht über mich wegen einer Erkrankung denkt soll dies tun. Ich habe genügend Spießrutenläufe im Leben hinter mir durch die Kindheit hinweg als das mich das noch großartig belasten würde. Auch ein Ergebnis meiner persönlichen Therapie. Ich kann dir nur sagen das am Ende des Tages jeder anders über mich denkt wenn er mich kennengelernt hat. Ich nutze die Flucht nach vorne als Verteidigung. Wie gesagt - hier muss jeder selber für sich entscheiden welcher Weg der richtige für ihn ist. Für mich ist es so das die Sucht auch kein schlechter Teil von mir ist. Die Sucht bin ich. Sie gehört zu mir wie jede andere auch positive Angewohnheit. Wer mich als Menschen also kennenlernt erfährt auch von diesem Teil meiner Persönlichkeit. So kann sich auch jeder vollumfänglich ein Bild von mir machen. Außerdem ist es meine Erfahrung das die Leute eher etwas perplex sind aber gerade das offene Aussprechen sehr schätzen und als stärke sehen. Natürlich sehen das die Leute anders wenn ich "nass" bin und alle zwei Wochen vor einer Spielothek abhänge oder wie früher schon um 12 Uhr betrunken an der Kneipe stehe. Dadurch das ich was dagegen tue und mein Leben sortiere wird das anders gesehen. Gerade durch eine längere Abstinenz hat sich das gelegt.

Ich kann dir nur nahe legen über dein Empfinden von Glück nachzudenken. Allein in deinen kurzen Sätzen sehe ich nur das Credo Geld. Nein Geld macht nicht glücklich es kann einen nur im Alltag etwas beruhigen. Das du dir für das Geld dann was anderes kaufen würdest, "sinnlos", ist dir überlassen aber machst du das zwangsläufig? Ich habe meinen Rückfall vor 23 Tagen beendet und mein Konto ist noch sehr voll. Kaufe ich mir jetzt irgendwas tolles ? Nein. Schmeiße ich es raus? Nein. Ist mein Alltag leichter? Klar ich muss keine Ausreden mehr bringen warum jetzt etwas vom Haushaltsgeld bezahlt werden muss bzw. Angst haben das meine Frau mir schreibt ich soll am Abend noch 2-3 Dinge mitbringen. Letztlich hat sich hier mein Empfinden nicht geändert wegen dem Geld. Ich bin glücklich und zufriedener weil ich mehr Zeit habe, nicht mehr gestresst bin durch Gewinne und Verluste und mein Gehirn nicht permanent durch künstlich erzeugte Dopamin Schübe und ähnliches in Mitleidenschaft gezogen wird. Tu dir selbst was gutes, dass muss nichts mit kaufen sein und fang an zu leben. Das Spielen hat viel verdrängt und du musst selber nun lernen was leben wieder bedeutet. Außerdem ist es wahnsinnig schwierig auf seinen eigenen Teller zu schauen ohne diesen per Knopfdruck jede Sekunde zu verschönern...

@ Olaf

Gerne hab schon überlegt dazu zu kommen. Ich muss aber leider gestehen das die Zeit für mich schwierig ist. Gerade am Wochenende und gegen 19:00 Uhr ist bei mir Papatime zuhause (zu Bett bringen, Singen, Klatschen das klassiche Klischee ;) ). Wenn nichts dagegen spricht später in das Meeting dazu zu kommen kann ich das sicherlich versuchen einzurichten.

aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

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Alexander25840

Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #10 am: 07 Juli 2021, 14:09:49 »
Vasrud

Also das Geld ist mir ziemlich egal. Freue mich das es hoffentlich bald wieder mehr wird. Glück mache ich bestimmt nicht an Geld fest.

Glück wäre meine große Liebe wieder zu bekommen aber das ist vollkommen ausgeschlossen also wird egal was ich mache auch das Glück nicht wieder kommen. Vielleicht so etwas wie Zufriedenheit aber keinesfalls Glück.

Nochmal ich finde das hausieren gehen mit der Sucht überflüssig. Natürlich gehört es zu mir wie viele andere Dinge auch die ich niemanden auf die Nase binde.

Ich denke dann immer an den Witz:

Woran erkennt man einen Veganer?

Er wird es dir sagen.

Es ist meine Sucht/Erkrankung und gehört in erster Linie zu mir. Ist auch so ähnlich wie die Leute die, wenn sie fremd gehen es der Partnerin/Partner erzählen müssen um am besten dann noch eine Absolution zu bekommen.

Aber es darf ja jeder machen wie er möchte.

*

Hanibal79

Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #11 am: 07 Juli 2021, 14:35:10 »
Vasrud

Also das Geld ist mir ziemlich egal. Freue mich das es hoffentlich bald wieder mehr wird. Glück mache ich bestimmt nicht an Geld fest.

Glück wäre meine große Liebe wieder zu bekommen aber das ist vollkommen ausgeschlossen also wird egal was ich mache auch das Glück nicht wieder kommen. Vielleicht so etwas wie Zufriedenheit aber keinesfalls Glück.

Nochmal ich finde das hausieren gehen mit der Sucht überflüssig. Natürlich gehört es zu mir wie viele andere Dinge auch die ich niemanden auf die Nase binde.

Ich denke dann immer an den Witz:

Woran erkennt man einen Veganer?

Er wird es dir sagen.

Es ist meine Sucht/Erkrankung und gehört in erster Linie zu mir. Ist auch so ähnlich wie die Leute die, wenn sie fremd gehen es der Partnerin/Partner erzählen müssen um am besten dann noch eine Absolution zu bekommen.

Aber es darf ja jeder machen wie er möchte.

Gibt ja noch andere Frauen. Und ja, was kaputt ist, kann halt manchmal nicht mehr repariert werden.

Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #12 am: 07 Juli 2021, 14:44:42 »
Der Kontext war auf deine Aussage gestellt ob du dann glücklicher bist wenn du dir sinnlose Dinge kaufen kannst. Von dem her scheint die Wertstellung doch etwas zu tun zu haben mit dem Thema des Geldes.

Und keine Panik Hausieren gehe ich dreimal nicht. Ich bin zwar immer am überlegen ob ich es mir auf die Stirn tätowiere aber ich glaube der Text wäre für die Konturen einfach zu lang. Auch stelle ich mich nicht vor mit Ich bin der und der und ich bin süchtig. Ich stelle es nur klar wenn ich mit jemanden in ein persönliches Gespräch komme und Themen zur Persönlichkeit kommen. Dadurch erspare ich mir auch quälende Situationen wo mein gegenüber oder andere anlügen muss. Von Anfang an sind die Fronten geklärt. Wie gesagt das ist jedem selber überlassen. Und klar der Veganer wird es dir auch sagen spätestens wenn es um das Thema Essen geht. Vielleicht macht sich der ein oder andere darüber lustig aber ich finde das vollkommen legitim. Es heißt ja nicht gleich das mich diese Person belehren muss, was ich sicherlich auch nicht tue. Geschweige denn erwarte ich Mitleid oder Samthandschuhe.

Und den Vergleich mit dem fremd gehen finde ich gut. Ich würde es gut finden wenn meine Partnerin mir das mitteilt und zu dem Fehler steht. Absolution wird es dafür nicht geben aber zumindest den Respekt zu seinen Fehlern zu stehen. Als ich meinen Rückfall bekanntgegeben habe habe ich alles erhalten außer Absolution und Mitleid, aber mir ging es persönlich besser. Man kann auch seine Leichen im Keller lassen und verbergen und immer wenn man darauf schaut sich selbst zerfressen. Da hast du absolut recht - jedem das seine.
aliena vitia in oculis habeamus, a tergo nostra

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Offline Olli

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Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #13 am: 07 Juli 2021, 15:28:04 »
Hi Alex!

Zitat
Bis vor 10 Tage konnte ich diese wenigstens teilweise mal verdrängen in dem ich gespielt habe. Jetzt habe ich sie den ganzen Tag mit voller Wucht in meinem Kopf und weiß, das sich niemals etwas daran ändern wird.

Du sagst selbst, dass Du die Gefühle verdrängt hast. Das, wei Du ja weisst, ist nicht des Rätsels Lösung.
Sie jetzt auszuhalten ist aber auch nur der halbe Weg. Denn dann ist das eigentliche Problem immer noch nicht gelöst.
Dann knallt es Dir jeden Tag vor den Kopf ... Die Frage ist hier, wie lange Du das aushälst.
Es gilt zu lernen, wie Du mit diesen negativen Gefühlen umgehen kannst, ohne dass sie Dich in der Art belasten, wie es momentan der Fall ist.

Wenn Du sagst, dass Du niemals wieder glücklich sein wirst, dann ist das eine selbsterfüllende Prophezeihung. Du wirst Dich erst gar nicht mehr so tief auf eine Beziehung einlassen vor lauter Selbstschutz nicht wieder verletzt zu werden. Ja, es wird nie mehr so werden, wie bei Deiner Ex ... doch es kann anders werden und das genaus so gut, wenn nicht sogar noch besser ... ;)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Alexander25840

Re: Spielsucht/Selbstreflexion
« Antwort #14 am: 07 Juli 2021, 15:56:07 »
Nein weil sich das Problem auch nicht lösen lässt. Da kann ich hundert Jahre Therapie machen. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, dass ist totaler Bullshit. Ich werde da durchhalten müssen bis zu meinem letzten Atemzug und das hoffentlich ohne Zocken.

Und ich kann mich noch so tiel einlassen, dass ist auch keine selbst erfüllende Prophezeiung. Es gibt Dinge die kommen nicht wieder und man weiß, dass es besser nicht wieder wird. Olli wir sind ein Jahrgang scheinbar und mit Mitte 20 waren wir auch fitter, dass kommt auch nie zurück.

Ich habe schon längst wieder eine neue Beziehung aber nix wird so wie damals mit der hübschesten, geilsten Frau der Welt. Klingt oberflächlich und ist es auch aber dazu stehe ich.

 

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