Deutschlandradio Kultur
7.03.2011 · 15:10 Uhr
Einarmige Banditen und viele andere Spielautomaten sind gefährlich für suchtgefährdete Spieler. (Bild: AP Archiv) Einarmige Banditen und viele andere Spielautomaten sind gefährlich für suchtgefährdete Spieler. (Bild: AP Archiv)
Fachverband: Spielautomaten sollten nicht süchtig machen dürfen
Expertin Füchtenschnieder kritisiert "zögerliche" staatliche Haltung gegenüber der Automaten-Lobby
Maximal 300 Euro Gewinn pro Stunde aus einem Spielautomaten - so ist es geplant. Das Suchtpotential bleibe dennoch zu groß, meint Ilona Füchtenschnieder vom Fachverband Glücksspielsucht.
Der Fachverband Glücksspielsucht hat von der Politik deutlichere Anstrengungen im Kampf gegen die Ausbreitung von Spielautomaten in Deutschland gefordert. Im Deutschlandradio Kultur sagte dessen Vorsitzende Ilona Füchtenschnieder, die Glücksspiel-Automaten in den Spielhallen müssten so beschaffen sein, dass sie nicht spielsüchtig machten.
Die jetzt von der Politik geplante Gewinnbegrenzung auf 300 Euro pro Stunde sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, doch eigentlich seien 300 Euro immer noch zu viel. Nötig seien einschneidende Maßnahmen, betonte sie. Momentan seien die meisten Spieler, die in Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Fachkliniken kämen, abhängig von Spielautomaten. Dennoch würden Spielautomaten offiziell immer noch als "Unterhaltungsspiele" gelten, kritisierte sie.
Die derzeitige Situation gehe vor allem auf eine "hervorragende" Lobby-Arbeit der Automaten-Branche und ein "zögerliches Wirtschaftsministerium" zurück, welches die Aufsicht über die Automaten habe, dafür aber "denkbar ungeeignet" sei, sagte Füchtenschnieder.
Die Bedingungen für die Automaten-Branche seien in den vergangenen 20 Jahren immer besser geworden. Diese sei sehr kreativ darin, die bestehenden Vorschriften zu umgehen und dem Gesetzgeber "eine lange Nase" zu zeigen. Mit ihrer derzeitigen Initiative machten die Bundesländer ihre Hausaufgaben - "auch um den Glücksspiel-Staatsvertrag zu retten", sagte Füchtenschnieder. Denn die Politik müsse ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs umsetzen, der unter anderem zu wenig Regulierung im Bereich der Glücksspiel-Automaten moniert habe.
Sie können das vollständige Interview mit Ilona Füchteschnieder in unserem Audio-on-Demand-Angebot bis zum 7. August 2011 als MP3-Audio hören.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1405422/ Hier geht es zur Audio Datei
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2011/03/07/drk_20110307_1508_da66a949.mp3