Guten Morgen!
Warum wende ich mich nicht an mein Umfeld? 1. weiß so gut wie niemand davon und 2. möchte/muss ich mich da in Eigenantrieb herausholen.
Wieso stellst Du Dir diese Frage, die Du gleichzeitig mit Ausreden wegwischst? Vielleicht, weil das Wissen in Dir steckt, was das Richtige zu tun wäre?
In Dir die Scham aber viel zu groß ist Dich überhaupt weiter mit dieser Frage zu beschäftigen?
Bedenke, die Scham ist in diesem Fall ein Unterstützer der Sucht. Wenn niemand davon weiss, dann ist es auch weniger schlimm, wenn Du rückfällig wirst. Es erfährt ja ebenso niemand. Geldzuggriffe bleiben erhalten und ebnen in schwachen Momenten dem Glückspiel ebenfalls den Weg zur Ausübung. Wenn niemand von Deinen Gefühlen weiss, dann bleibt Dir auch nur die Flucht ins Glückspiel, um irgendwie damit umgehen zu können.
Weitere Hintertürchen bleiben wahre Scheunentore - weit geöffnet ...
Deine zweite Aussage ist auch nicht richtig. Es ist wohl wahr, dass grundsätzlich alles in Dir bereits steckt, was Du für eine Genesung benötigst.
Auf Vieles hast Du direkten Zugriff - doch manches ist nun mal versteckt oder muss aus Deinen Fähigkeiten und Erfahrungen erst entwickelt werden.
Dafür gibt es Hilfe und da ist das, was hinter Punkt eins Deiner Aufzählung steckt, die Scham, vollkommen unangebracht.
Werte Forengemeinde, Erfahrene, Mitleidende, Helfende,
Siehst Du Deine Distanz zu uns? Wieso nutzt Du nicht "Leidensgenossen", "Gleichgesinnte" oder "Mitstreiter"? Weil aus Deinem Inneren heraus unbedingt ein Abstand vorhanden bleiben muss? Einer, der Dich als Erimit bestätigt?
Einzig "Mitleidende" lässt hier ein wenig Nähe zu einer Gruppe zu. Wie "Leidensgenossen" stellt es Dich aber als Opfer dar.
Willst Du Dich als Opfer sehen? (bitte nur die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes nutzen)
Jetzt denkst Du Dir vielleicht: Was will der Kerl von mir? Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?
Nun, ich dachte einst wie Du. Und was soll ich sagen ... ich habe mich maßlos geirrt.
Es gibt dort draussen Menschen, die Dich ungemein unterstützen können. Sie erzählen von ihren Erfahrungen und Du bedienst Dich einfach an dem, was Du gebrauchen kannst.
In einer SHG findest Du in der Regel einen wahren Schatz an Erfahrungen. Da ist es auch vollkommen egal, ob Du anfangs kompletten Stuss erzählst.
Genesung ist nun einmal ein Prozess von suchtinfiltrierten Gedanken und Gefühlen hin zu den Gesunden.
Es wird Dir niemand irgend etwas vorwerfen, weil wir alle irgendwie ähnlich oder sogar gleich agiert haben. Und wer will sich schon selbst zum Ziel seiner Vorwürfe machen?
Machst Du das gerade? Es wäre nicht verwunderlich - es unterstützt ja die Sucht in Dir. Also gehe nicht in eine SHG, sondern laufe. Mache Schluss damit.
Wenn Du nicht in eine SHG möchtest, dann suche eine Beratungsstelle auf. Auch hier gibt es keinen Grund für Scham. Wieso auch? Die Leute dort haben sich doch diesen Beruf ausgesucht, um Menschen zu helfen ... süchtigen Menschen, damit sie wieder ein normales und hoffentlich erfülltes Leben leben können.
Deine Aufzählung ist ein so genannter Glaubenssatz. Es gibt aber positive und es gibt negative Glaubenssätze. Welche, die einen gut tun und solche, die einem schaden. Glaubenssätze erwirbt man, indem man sie aus dem sozialen Umfeld ungefragt übernimmt, oder sie beruhen auf Erfahrungen und derren Bewertungen, die ab dann auch nicht wieder hinterfragt werden.
Ich sage Dir, dass Deine Aufzähling zu den negativen Glaubenssätzen gehört. Also hinterfrage sie bitte erneut.
Das kannst Du gerne im stillen Kämmerlein tun oder aber es hier ansprechen. Greife auf unsere Erfahrungen zurück und nimm Dir , was Du gebrauchen kannst.