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Wie spielsüchtigen Freund helfen?

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Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« am: 07 März 2021, 22:51:05 »
Hallo, ich habe schon viel hier durchgelesen, wollte aber mal meine genaue Situation schildern.
Ich (21) und seit einem Jahr mit meinem Freund (27) in einer Fernbeziehung, uns trennen 250km. Anfangs war alles gut, wir haben uns regelmäßig gesehen. Nach ein paar Monaten begann es, dass ich öfter zu ihm gefahren bin, weil ihm das Geld nicht reichte. Für mich war das kein Problem, da ich mit meinem Geld gut hinkomme. Als Grund dafür nannte er vor allem das er seine Eltern finanziell unterstützen muss, da diese ein Restaurant besitzen und aufgrund von Corona natürlich weniger Einnahmen haben. Zudem Reparaturen an seinem Auto. Anfangs habe ich ihm das auch geglaubt. Jedoch habe ich dann zufällig mit seinem Bruder gesprochen, welcher dann meinte das seine Eltern ja Glück haben da sie Essen to go anbieten und dennoch weiterhin gut Geld verdienen. Das hat mich dann ein wenig stutzig gemacht, habe mir aber nicht viel dabei gedacht. Es wurde dann schwieriger mit regelmäßigen Treffen, da durch Krankheit und Ops meiner Katze auch ich sparsamer sein musste.
Wir haben uns dann ein paar Wochen nicht gesehen und als ich dann bei ihm war hat er mir erzählt das er bei einem Glücksspiel Gewinn gemacht hat und somit diesen Monat locker hinkommen sollte. An diesem Abend hat er das jedoch alles verzockt und darauf hin habe ich ihn konfrontiert und gefragt ob er das für richtig hält. Er war dann angepisst und hat gesagt er hat jetzt gerade etwas verloren aber ja auch schon viel gewonnen. Am gleichen Abend hat er mir dann gebeichtet das er deshalb die letzten Monate Geldprobleme hatte. Ich war erstmal geschockt, da ich das als Kind bei meinem Vater mitbekommen habe und es da die Familie kaputt gemacht hat.
Ich habe dann wahrscheinlich übertrieben und egoistisch reagiert, habe ihm gesagt das ich es blöd finde das man sich wegen so etwas nicht sehen kann und ich auch nicht jedes Mal zu ihm fahren kann. Darauf hat er mich angeschrien das ich es nicht verstehe und er einfach nicht mehr aufhören kann. Habe dann versucht ihm zu zu hören und habe ihm gesagt wir bekommen das hin. Soweit so gut, 2 Monate hat er es gelassen, bis es wieder von vorne anfing. Es kam wieder zum Streit, da er mir mit guter Laune gesagt hat das er wieder angefangen hat und bisher nicht viel Geld verloren hat. Ich war in der Situation ziemlich überrumpelt und habe angepisst reagiert. Wir haben dann zwei Tage nicht gesprochen, dann bin ich jedoch zu ihm gefahren zum Reden. Das einzige was bei dem Gespräch raus kam war, das er zu mir gesagt hat ich würde das alles nicht verstehen, er kann einfach nicht mehr aufhören und ich solle doch statt einen Streit anzuzetteln und angepisst auf ihn sein lieber versuchen ihm zu helfen.
Ich will ja überhaupt nicht streiten, ich habe bei meinem Vater gesehen zu was so etwas führen kann und bin verletzt, deswegen habe ich so reagiert. Ich weiß nun aber leider nicht wie ich ihm am besten helfen kann, habe ihm gesagt das es Therapien gibt, er ist aber der Meinung er bekommt das selbst hin...

Vielen Dank an alle die bis hier her gelesen haben, würde mich sehr über Tipps freuen😕
Lg

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.338
Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #1 am: 08 März 2021, 07:03:28 »
Guten Morgen und herzlich willkommen!

Du hifst ihm am Meisten, indem Du Dir selbst hilfst. Fangen wir einmal oben an. Was ich Dir nun schreibe, das sind keine Vorwürfe!
Die würden Dir nicht weiter helfen. Was ich Dir schreibe, das sind Denkansätze und Du entscheidest, was Du Dir daraus nimmst und was Du daraus machst.

Zitat
Nach ein paar Monaten begann es, dass ich öfter zu ihm gefahren bin, weil ihm das Geld nicht reichte.

In einer normalen Beziehung ist das sehr löblich von Dir. Doch da Du nun von seiner Problematik weisst, wozu dienen ihm Deine Fahrten?
Richtig, er braucht das Spritgeld nicht selbst auslegen, sondern kann es verspielen. Damit unterstützt Du bereits seine Sucht!
Nun, es gibt Schlimmeres ... indem Du ihm Geld leihst oder schenkst. Doch mit den Fahrten fängt es an ...
Es funktioniert ja. Wieso sollte er etwas verändern? Wenn er Dich vermisst, wirst Du schon bald angefahren kommen.
Was macht dieser Gedanke nun mit Dir? Ist das die Hilfe, die Du ihm bieten möchtest? Gerade, wenn Du an Deine eigene Vergangenheit mit Deinem Vater denkst?

Zitat
Als Grund dafür nannte er vor allem das er seine Eltern finanziell unterstützen muss, da diese ein Restaurant besitzen und aufgrund von Corona natürlich weniger Einnahmen haben. Zudem Reparaturen an seinem Auto. Anfangs habe ich ihm das auch geglaubt.
Du weisst nun, dass er Dich belogen hat. Hat er dabei mit den Wimpern gezuckt oder hat er dabei die Farbe gewechselt?
Was macht das nun mit Dir? Was fühlst Du dabei? Machst Du Dir Vorwürfe, weil Du es ihm anfangs geglaubt hast?
Das Verheimlichen und Lügen gehört zum Prozess der Erkrankung hinzu. Sie sind ein Symptom. Du hast ja erlebt, wie schambesetzt das Thema bei Deinem Freund ist. Hier finde ich es übrigens gut, dass Du hartnäckig geblieben bist und auch, dass er dann mit der Wahrheit heraus gekommen ist.

Zitat
Er war dann angepisst ... Darauf hat er mich angeschrien ...
Scham und Schuld. Er weiss sehr wohl, was richtig ist und was nicht. Ist es aber fair Dir gegenüber, wenn er seine Agressionen, die eigentlich ihm selbst gelten, an Dir auslässt? Wie hast Du Dich dabei gefühlt so behandelt zu werden?

Zitat
Ich war in der Situation ziemlich überrumpelt und habe angepisst reagiert.
Das gilt auch für Dich! Natürlich darfst Du überrumpelt sein - enttäuscht - Du hattest gehofft, dass er für Dich spielfrei bleibt - nicht wahr?
Fühlt es sich nach einer Vertrauensverletzung an?
Agressionen helfen nicht weiter ... Euch beiden nicht. Wenn die Emotionen hoch kochen, dann geht beide kurz aus der Situation und dann redet weiter in Ruhe.

Zitat
haben dann zwei Tage nicht gesprochen, dann bin ich jedoch zu ihm gefahren zum Reden.
Sehr gut ... Du bist hartnäckig und willst über das Reden, was Dich bewegt! Daher schreibst Du ja auch hier. Du scheust Dich auch nicht vor einer  Konfrontation mit Deinem Freund.

Zitat
Das einzige was bei dem Gespräch raus kam war, das er zu mir gesagt hat ich würde das alles nicht verstehen
Oh je ... Abwehrmechanismen ... Ich denke mir, dass Du gerade diejenige bist, die ihn und die Situation weit besser versteht, als er selbst.
In gewisser Weise hat er aber auch Recht, denn Du wirst als gesunder Mensch nie das unbändige Verlangen, die Gedankengänge und die Emotionen beim Glückspiel nachvollziehen. Wenn Du Dich mit der Thematik befasst, kannst Du nahe dran kommen, es aber nie erreichen. Das musst Du aber auch nicht, denn es genügt vollkommen, wenn Du Deine eigenen Gedanken und Gefühle verstehst und sie auch auszudrücken weisst.
Das Problem ist, dass er sein eigenes Verhalten nicht versteht. Er hat ja Dir und vor Allem sich selbst bewiesen, dass er durchaus abstinent leben kann. Zwei Monate sind eine Leistung, dessen Würdigung er von Dir einfordert. Dabei vergisst er aber, dass er das Problem hat und nicht Du.
Und er hat sich die Abstinenz auch nicht erarbeitet, sondern lediglich seinen Willen genutzt. Er hat schlichtweg einfach nur "nicht gespielt".
Das mit dem Willen ist nämlich so eine Sache. Der Wille ist immer von der Situation und den Gefühlen im Jetzt beeinflusst. Damit kann er aber mal in die eine und dann in die andere Richtung ausschlagen. Es ist gut, dass er ihn besitzt, doch er reicht alleine nicht aus.

Zitat
ich würde das alles nicht verstehen, er kann einfach nicht mehr aufhören und ich solle doch statt einen Streit anzuzetteln und angepisst auf ihn sein lieber versuchen ihm zu helfen.
Du hilfst ihm sehr wohl schon. Er weiss es nur noch nicht. Indem er Dir vorwirft, dass Du ihn nicht verstehen kannst, gibt er zu, dass er sich nicht versteht. Ja wie kann er denn auch, wenn er nichts verändert?
Es ist nämlich vollkommen normal, dass wir Spieler uns nicht verstehen. Wir kompensieren damit etwas, was wir selbst nicht kennen.
Also gilt es herauszufinden, was dies ist. Es ist unsere Aufgabe, nicht die der Angehörigen! Dabei ist der Weg das Ziel.
Gerne habe ich mich selbst damals in eine Sonderrolle gepackt. Ich war die berüchtigte Ausnahme und daher war es doch klar, dass mich niemand versteht. Aber doch. da draussen gibt es Leute, die das tun. Wenn ich den Genesungsweg beschreite, dann wird mir das mehr und mehr bewusst.
Jeder ist ein Individuum, doch unsere Gedankengänge und Gefühle ähneln sich gewaltig. und so erkenne ich auf meinem Weg, dass ich hier und da kleine Fehldeutungen gemacht habe, die ich nun korrigieren kann, wenn es denn für mich passt.
Arbeit an sich selbst hört sich ein wenig nach Druck und Anstrengung an. Vergleichen wir es doch mal mit der Arbeit im Garten.
Da muss dort nur Unkraut gezupft werden, ein Baum beschnitten. Da ist dann der Teich auszuheben, was sicherlich anstrengend und langwierig wird. Und wenn die Brombeersträucher entfernt werden, wird es auch die ein oder andere Verletzung geben.
Doch jeden Tag sehe ich, dass der Garten ein wenig mehr seinem Endzustand entsprechend meiner eigenen Planung näher kommt.
Unkraut wächst wieder nach, also braucht der Garten auch künftig Pflege. Nur der Aufwand geht gegen 0, wenn ich täglich dran bleibe.

Zitat
er ist aber der Meinung er bekommt das selbst hin...
Frage ihn doch mal, wie er das hinbekommen möchte. Ganz konkret! Wie sieht der Plan aus?
Aber auch: Wieso ist Deine Scham so groß, dass Du Dich mit dieser Behauptung meinst schützen zu müssen?
Eine Glückspielsucht ist eine anerkannte Krankheit, die wir mit Hilfe gut zum Stillstand bringen können.
Frage ihn nach seinen Zielen. Kann er sie mit dem Glückspiel erreichen? Ist es das Glückspiel wert sie aufzugeben?
Eines seiner Ziele bist ja definitiv Du. Ist ihm bewusst, dass er Dich aufgibt - er Dich verlieren wird, wenn er sich nicht helfen lässt?
Darauf läuft es nämlich heraus. Durch Deine eigenen Erfahrungen in der Familie wirst Du sein Spielen nicht mehr allzu lange tolerieren wollen, um Dich selbst vor Verletzungen zu schützen. Das ist vollkommen legitim! Du darfst solch eine Entscheidung treffen!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #2 am: 08 März 2021, 23:52:13 »
RE: WIE SPIELSÜCHTIGEN FREUND HELFEN?
Hallo und danke für die schnelle und ausführliche Antwort. :)

Zitat
In einer normalen Beziehung ist das sehr löblich von Dir. Doch da Du nun von seiner Problematik weisst, wozu dienen ihm Deine Fahrten?
Richtig, er braucht das Spritgeld nicht selbst auslegen, sondern kann es verspielen. Damit unterstützt Du bereits seine Sucht!
Nun, es gibt Schlimmeres ... indem Du ihm Geld leihst oder schenkst. Doch mit den Fahrten fängt es an ...
Es funktioniert ja. Wieso sollte er etwas verändern? Wenn er Dich vermisst, wirst Du schon bald angefahren kommen.
Was macht dieser Gedanke nun mit Dir? Ist das die Hilfe, die Du ihm bieten möchtest? Gerade, wenn Du an Deine eigene Vergangenheit mit Deinem Vater denkst?


Da hast du natürlich recht, das ich wenn ich nun immer zu ihm fahren würde seine Sucht unterstützen würde, da er so gesehen dann einen Grund weniger hat damit aufzuhören, da er mich dann so oder so sehen würde. Das ich öfter zu ihm gefahren bin war bevor ich den wirklichen Grund wieso er kein Geld hatte kannte. Die letzten zwei Male um zu Reden war ich bei ihm, das stimmt.  Ich habe ihm letztes Mal auch deutlich gesagt das es so nicht geht das ich immer zu ihm fahre, das ist ja nicht machbar und hilft in der Situation nicht weiter.

Zitat
Du weisst nun, dass er Dich belogen hat. Hat er dabei mit den Wimpern gezuckt oder hat er dabei die Farbe gewechselt?
Was macht das nun mit Dir? Was fühlst Du dabei? Machst Du Dir Vorwürfe, weil Du es ihm anfangs geglaubt hast?
Das Verheimlichen und Lügen gehört zum Prozess der Erkrankung hinzu. Sie sind ein Symptom. Du hast ja erlebt, wie schambesetzt das Thema bei Deinem Freund ist. Hier finde ich es übrigens gut, dass Du hartnäckig geblieben bist und auch, dass er dann mit der Wahrheit heraus gekommen ist.

Stimmt, ich war enttäuscht das er mich belogen hat. Immerhin habe ich ihm vertraut und deswegen in die Fahrten investiert damit man sich trotzdem sieht. Ich mache mir tatsächlich sehr viele Gedanken dazu, ob ich mir Vorwürfe machen sollte, das ich ihm erst geglaubt habe....
Aber geschämt hat er sich auf jeden Fall dafür.

Zitat
Scham und Schuld. Er weiss sehr wohl, was richtig ist und was nicht. Ist es aber fair Dir gegenüber, wenn er seine Agressionen, die eigentlich ihm selbst gelten, an Dir auslässt? Wie hast Du Dich dabei gefühlt so behandelt zu werden?

Ich bin überzeugt das er sich seiner Schuld durchaus bewusst ist, aber er wirkt hilflos auf mich. Er hat immer wieder gesagt er hört damit auf, er schafft das aber hat es letztendlich immer wieder gemacht. Was ein weiteres „Problem“ sein könnte, das ich ein wenig Angst habe das dieser - ich nenne es mal vorsichtig - Stress/Streit der meistens entsteht wenn wir über dieses Thema reden ihn nur noch weiter dazu treibt, eventuell aus Frust. Ich versuche die Gespräche sachlich zu halten, sich nur anzuschreien führt eben zu nichts.


Zitat
Das gilt auch für Dich! Natürlich darfst Du überrumpelt sein - enttäuscht - Du hattest gehofft, dass er für Dich spielfrei bleibt - nicht wahr?
Fühlt es sich nach einer Vertrauensverletzung an?
Agressionen helfen nicht weiter ... Euch beiden nicht. Wenn die Emotionen hoch kochen, dann geht beide kurz aus der Situation und dann redet weiter in Ruhe.

Was heißt für mich spielfrei bleiben...auf lange Sicht gesehen schadet es eben auch der Beziehung, gerade mit der Entfernung, da man sich nicht mehr so regelmäßig sehen kann wenn er kein Geld hat. Ich denke mal um damit aufzuhören muss er selbst den Willen dazu haben. Ich kann ihn ja nicht zwingen aufzuhören, das muss er schon selber wollen. Ich mochte ihm als seine Freundin aber natürlich helfen...es ist einfach eine belastende Situation da ich eben enttäuscht bin und auch ein wenig hilflos wenn er dann sagt ich solle doch aufhören zu streiten und ihm helfen, was ja in gewisser Weise eine Hilferuf von ihm ist.


Zitat
Sehr gut ... Du bist hartnäckig und willst über das Reden, was Dich bewegt! Daher schreibst Du ja auch hier. Du scheust Dich auch nicht vor einer  Konfrontation mit Deinem Freund.

Ja, das stimmt. Mir fällt es zwar schwer ihn damit zu konfrontieren weil ich jedes Mal merke wie er sich schämt wenn es um dieses Thema geht, aber ich glaube das es helfen könnte und das er eigentlich weiß das das falsch ist. Sonst würde er diese Dinge nicht sagen. Außerdem „muss“ er sich so damit auseinander setzen.


Zitat
Oh je ... Abwehrmechanismen ... Ich denke mir, dass Du gerade diejenige bist, die ihn und die Situation weit besser versteht, als er selbst.
In gewisser Weise hat er aber auch Recht, denn Du wirst als gesunder Mensch nie das unbändige Verlangen, die Gedankengänge und die Emotionen beim Glückspiel nachvollziehen. Wenn Du Dich mit der Thematik befasst, kannst Du nahe dran kommen, es aber nie erreichen. Das musst Du aber auch nicht, denn es genügt vollkommen, wenn Du Deine eigenen Gedanken und Gefühle verstehst und sie auch auszudrücken weisst.
Das Problem ist, dass er sein eigenes Verhalten nicht versteht. Er hat ja Dir und vor Allem sich selbst bewiesen, dass er durchaus abstinent leben kann. Zwei Monate sind eine Leistung, dessen Würdigung er von Dir einfordert. Dabei vergisst er aber, dass er das Problem hat und nicht Du.
Und er hat sich die Abstinenz auch nicht erarbeitet, sondern lediglich seinen Willen genutzt. Er hat schlichtweg einfach nur "nicht gespielt".
Das mit dem Willen ist nämlich so eine Sache. Der Wille ist immer von der Situation und den Gefühlen im Jetzt beeinflusst. Damit kann er aber mal in die eine und dann in die andere Richtung ausschlagen. Es ist gut, dass er ihn besitzt, doch er reicht alleine nicht aus.

Abwehrmechanismen trifft es wirklich gut. Manchmal versucht er das Thema unter den Teppich zu kehren, ich würde behaupten aus Scham. Ich weiß das ich es nie so nachvollziehen kann wie jemand der spielsüchtig ist/war, aber man denkt schon sehr viel nach was einen dazu treibt usw.
Er lässt sich auch sehr schnell von seinen Gefühlen leiten, sei es Wut, Stress oder Enttäuschung, gerade in diesen Situationen sagt er hilft ihm das anfangs zu spielen, bis dann wieder das Geld weg ist.


Zitat
Du hilfst ihm sehr wohl schon. Er weiss es nur noch nicht. Indem er Dir vorwirft, dass Du ihn nicht verstehen kannst, gibt er zu, dass er sich nicht versteht. Ja wie kann er denn auch, wenn er nichts verändert?
Es ist nämlich vollkommen normal, dass wir Spieler uns nicht verstehen. Wir kompensieren damit etwas, was wir selbst nicht kennen.
Also gilt es herauszufinden, was dies ist. Es ist unsere Aufgabe, nicht die der Angehörigen! Dabei ist der Weg das Ziel.
Gerne habe ich mich selbst damals in eine Sonderrolle gepackt. Ich war die berüchtigte Ausnahme und daher war es doch klar, dass mich niemand versteht. Aber doch. da draussen gibt es Leute, die das tun. Wenn ich den Genesungsweg beschreite, dann wird mir das mehr und mehr bewusst.
Jeder ist ein Individuum, doch unsere Gedankengänge und Gefühle ähneln sich gewaltig. und so erkenne ich auf meinem Weg, dass ich hier und da kleine Fehldeutungen gemacht habe, die ich nun korrigieren kann, wenn es denn für mich passt.
Arbeit an sich selbst hört sich ein wenig nach Druck und Anstrengung an. Vergleichen wir es doch mal mit der Arbeit im Garten.
Da muss dort nur Unkraut gezupft werden, ein Baum beschnitten. Da ist dann der Teich auszuheben, was sicherlich anstrengend und langwierig wird. Und wenn die Brombeersträucher entfernt werden, wird es auch die ein oder andere Verletzung geben.
Doch jeden Tag sehe ich, dass der Garten ein wenig mehr seinem Endzustand entsprechend meiner eigenen Planung näher kommt.
Unkraut wächst wieder nach, also braucht der Garten auch künftig Pflege. Nur der Aufwand geht gegen 0, wenn ich täglich dran bleibe.

Das ist ein sehr guter Vergleich, das mir deine Sicht sehr gut verdeutlicht. Ist ein sehr guter Denkanstoß.


Zitat
Frage ihn doch mal, wie er das hinbekommen möchte. Ganz konkret! Wie sieht der Plan aus?
Aber auch: Wieso ist Deine Scham so groß, dass Du Dich mit dieser Behauptung meinst schützen zu müssen?
Eine Glückspielsucht ist eine anerkannte Krankheit, die wir mit Hilfe gut zum Stillstand bringen können.
Frage ihn nach seinen Zielen. Kann er sie mit dem Glückspiel erreichen? Ist es das Glückspiel wert sie aufzugeben?
Eines seiner Ziele bist ja definitiv Du. Ist ihm bewusst, dass er Dich aufgibt - er Dich verlieren wird, wenn er sich nicht helfen lässt?
Darauf läuft es nämlich heraus. Durch Deine eigenen Erfahrungen in der Familie wirst Du sein Spielen nicht mehr allzu lange tolerieren wollen, um Dich selbst vor Verletzungen zu schützen. Das ist vollkommen legitim! Du darfst solch eine Entscheidung treffen!

Das frage ich ihn auf jeden Fall noch. Wie er sich das vorstellt und was er ändern möchte, weil er schon von sich aus sagt er möchte damit aufhören. Klar das ist denke ich nur ein kleiner Schritt, aber eventuell ein Anfang.
Ich glaube ihm ist bewusst das er dadurch sehr viel verlieren kann aber er verdrängt es zur Zeit noch glaube ich...
Das habe ich mich auch schon gefragt. Ob ich ihm das so knallhart sagen soll. Ich habe ihm grob von meinem Vater erzählt und was er dadurch kaputt gemacht hat und wie es uns Angehörigen damit ging. Sollte ich ihn direkter damit konfrontieren, das ich das nicht allzu lang mit machen kann? Nicht das das dann zu viel Druck aufbaut, klar ist das vielleicht nochmal ein Anstoß aber Druck erzeugt oft Gegendruck oder nicht? Andererseits will ich ihn nicht in Schutz nehmen. Er muss ja sehen was auf dem Spiel steht. Du hast aber recht. Es beschäftigt mich sehr, ich bin auch sehr viel am nachdenken über das Thema. Ich weiß nicht wie lange ich das mit machen kann wenn sich nichts ändert. Ich wünsche mir das er das hinbekommt und versuche ihn so gut es geht zu unterstützen.

Danke für deine Tipps!
Lg

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.338
Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #3 am: 09 März 2021, 08:14:32 »
Guten Morgen!

Zitat
Ich habe ihm letztes Mal auch deutlich gesagt das es so nicht geht das ich immer zu ihm fahre, das ist ja nicht machbar und hilft in der Situation nicht weiter.

Ich denke, dass es jetzt im Moment vollkommen OK ist zu ihm zu fahren. Du kämpfst ja gerade um ihn, um Euch und auch um Dich selbst.
Ob Du ihn motivieren kannst sich Hilfe zu suchen, das wird sich ja erst noch zeigen. So oder so, die Anzahl der Fahrten ist endlich. Entweder er bewegt sich und ihr teilt Euch wieder die Fahrten, oder Du bist ... weg ...

Zitat
Ich mache mir tatsächlich sehr viele Gedanken dazu, ob ich mir Vorwürfe machen sollte, das ich ihm erst geglaubt habe....
Ganz schnell weg mit diesen Gedanken und ab damit in die Tonne ...
Es ist doch gerade eine der wunderbaren Eigenschaften einer Beziehung, dass man sich gegenseitig vertraut und gerade nicht belügt.
Wieso solltest Du Dir also Vorwürfe machen? Wäre es denn Deine Aufgabe seine Aussagen immer zu hinterfragen? Dann wärest doch Du der Agressor. Nein, Du hast alles richtig gemacht. Sobald Zweifel aufkamen, hast Du nachgefragt.

Zitat
Was ein weiteres „Problem“ sein könnte, das ich ein wenig Angst habe das dieser - ich nenne es mal vorsichtig - Stress/Streit der meistens entsteht wenn wir über dieses Thema reden ihn nur noch weiter dazu treibt, eventuell aus Frust. Ich versuche die Gespräche sachlich zu halten, sich nur anzuschreien führt eben zu nichts.
Du gehst doch dem Problem auf den Grund und suchst nach Lösungen. Ein potentielles Ende der Beziehung betrifft doch auch Dich. Also ist es vollkommen legitim, dass Du die Probleme immer wieder auf den Tisch bringst - nicht locker lässt. Und das auch noch in sachlicher Form.
Ganz ehrlich ... diese Art von Stress muss er aushalten können. Wenn er nur halb so viel Kraft in seine Genesung stecken würde, wie gerade in seine Abwehrhaltung, dann würde das doch schon mal genügen.
Sicherlich wird er sich durch Dich in die Enge getrieben fühlen. Er merkt aber auch, dass Du um ihn kämpfst. Dass Du zu ihm stehst und nur das Beste für ihn und Euch möchtest.
Du förderst gerade einen Prozess, der wichtig für Euch beide ist. Entweder er motiviert sich, sich Hilfe zu suchen, und die Beziehung geht weiter, oder aber er entscheidet sich dagegen und Du weisst, dass dies nicht der Mann Deiner Zukunft ist, mit dem Du zusammen Ziele erreichen kannst.
Letzteres schmerzt dann zwar, doch wie heisst es doch gleich: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende ...

Zitat
Ich denke mal um damit aufzuhören muss er selbst den Willen dazu haben. Ich kann ihn ja nicht zwingen aufzuhören, das muss er schon selber wollen. Ich mochte ihm als seine Freundin aber natürlich helfen...es ist einfach eine belastende Situation da ich eben enttäuscht bin und auch ein wenig hilflos wenn er dann sagt ich solle doch aufhören zu streiten und ihm helfen, was ja in gewisser Weise eine Hilferuf von ihm ist.

Richtig, Du kannst ihn nicht zwingen. Er alleine hat seine Genesung in der Hand. Gehst Du hier zu weit, dann rennst nur Du alleine gegen seine Wände. Dies wäre auch einer der Schritte, die in eine Coabhängigkeit führen könnte. Also brauchst Du eine gesunde Distanz, die ich absolut bei Dir sehe.
Die Hilflosigkeit ist normal. Eben weil Du ja "machtlos" bist, wenn er blockt.
Frage ihn doch einfach mal, wie Du ihm helfen könntest. Da sind wir nämlich wieder beim bereits angesprochenen "Plan".

Zitat
Ja, das stimmt. Mir fällt es zwar schwer ihn damit zu konfrontieren weil ich jedes Mal merke wie er sich schämt wenn es um dieses Thema geht, aber ich glaube das es helfen könnte und das er eigentlich weiß das das falsch ist. Sonst würde er diese Dinge nicht sagen. Außerdem „muss“ er sich so damit auseinander setzen.
Ich schätze mal, dass Du es bereits machst, ich schreibe es trotzdem mal: Sage ihm, dass er sich Dir gegenüber vor nichts schämen braucht.
Vielleicht helfen ihm Taten? Also lasse Dir seine Finanzen zeigen und sprecht dann ohne jegliche Vorwürfe darüber.
Lasse ihn sich wohl fühlen dabei ohne ihn aber zu betüddeln. Eventuell hilft es ihm mehr Vertrauen in Dich aufzubauen und sich mehr zu öffnen.

Zitat
Er lässt sich auch sehr schnell von seinen Gefühlen leiten, sei es Wut, Stress oder Enttäuschung, gerade in diesen Situationen sagt er hilft ihm das anfangs zu spielen, bis dann wieder das Geld weg ist.
Ja, das kenne ich. Das Problem dabei ist nur, dass er die Extreme sucht um sich darüber nicht mit diesen Gefühlen beschäftigen zu müssen. Sie sind dann da, nehmen aber allen Raum ein.
Ich selbst habe den gesunden Umgang mit meinen Gefühlen in der Kindheit nicht gelernt. Wenn ich sie auslebte, wurde ich teilweise veräppelt.
Also zog ich mich in mich selbst zurück.
Die Erfahrungen, die zu einem gesunden Umgang mit den Gefühlen führen, können wir aber lernen - egal wie alt wir sind.

Zitat
Sollte ich ihn direkter damit konfrontieren, das ich das nicht allzu lang mit machen kann?
Aber sicher ... natürlich in Ruhe und als Grund ihn nicht verlieren zu wollen. Wenn dies tatsächlich eine Deiner Grenzen ist, dann gehört sie auf den Tisch. Es ist doch nur fair ihm zu sagen, wo bei Dir der Spaß aufhört. Dann kann er sich darauf einstellen.


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #4 am: 09 März 2021, 19:33:02 »
Guten Abend!

Zitat
Ich denke, dass es jetzt im Moment vollkommen OK ist zu ihm zu fahren. Du kämpfst ja gerade um ihn, um Euch und auch um Dich selbst.
Ob Du ihn motivieren kannst sich Hilfe zu suchen, das wird sich ja erst noch zeigen. So oder so, die Anzahl der Fahrten ist endlich. Entweder er bewegt sich und ihr teilt Euch wieder die Fahrten, oder Du bist ... weg ...


Stimmt. So weh der Gedanke tut, auf Dauer geht das so nicht. Alleine schon wenn man an eine gemeinsame Zukunft denkt. Er hat momentan noch das Glück in der Eigentumswohnung seiner Eltern zu wohnen, zahlt also relativ wenig Miete. Aber was wenn wir irgendwann zusammen ziehen würden? Das wird dann ganz bestimmt teuerer. Außerdem möchte ich nicht in Zukunft immer Angst haben müssen das das Geld nicht reicht.

Zitat
Ganz schnell weg mit diesen Gedanken und ab damit in die Tonne ...
Es ist doch gerade eine der wunderbaren Eigenschaften einer Beziehung, dass man sich gegenseitig vertraut und gerade nicht belügt.
Wieso solltest Du Dir also Vorwürfe machen? Wäre es denn Deine Aufgabe seine Aussagen immer zu hinterfragen? Dann wärest doch Du der Agressor. Nein, Du hast alles richtig gemacht. Sobald Zweifel aufkamen, hast Du nachgefragt.

Ja da hast du recht. Ich habe ihm vertraut und ihm das ohne nachzufragen geglaubt. Wie du sagst, das ist das tolle an einer Beziehung. Deshalb hat es mich auch so enttäuscht das er gelogen hat.

Zitat
Du gehst doch dem Problem auf den Grund und suchst nach Lösungen. Ein potentielles Ende der Beziehung betrifft doch auch Dich. Also ist es vollkommen legitim, dass Du die Probleme immer wieder auf den Tisch bringst - nicht locker lässt. Und das auch noch in sachlicher Form.
Ganz ehrlich ... diese Art von Stress muss er aushalten können. Wenn er nur halb so viel Kraft in seine Genesung stecken würde, wie gerade in seine Abwehrhaltung, dann würde das doch schon mal genügen.
Sicherlich wird er sich durch Dich in die Enge getrieben fühlen. Er merkt aber auch, dass Du um ihn kämpfst. Dass Du zu ihm stehst und nur das Beste für ihn und Euch möchtest.
Du förderst gerade einen Prozess, der wichtig für Euch beide ist. Entweder er motiviert sich, sich Hilfe zu suchen, und die Beziehung geht weiter, oder aber er entscheidet sich dagegen und Du weisst, dass dies nicht der Mann Deiner Zukunft ist, mit dem Du zusammen Ziele erreichen kannst.
Letzteres schmerzt dann zwar, doch wie heisst es doch gleich: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende ...

Danke für die Erinnerung, das es mich auch zu einem großen Teil betrifft. Ich gehe immer von ihm aus, aber es betrifft mich sehr wohl, ich bin schließlich seine Freundin. Ich versuche ihm zu helfen und für ihn zu kämpfen, aber was er letztendlich daraus macht muss er entscheiden....
Ja das schmerzt, aber wenn er nichts ändert wird es nicht mehr lange gut gehen. Eine Fernbeziehung lebt nun mal davon das man sich regelmäßig sieht und die Fahrtkosten teilt....

Zitat
Richtig, Du kannst ihn nicht zwingen. Er alleine hat seine Genesung in der Hand. Gehst Du hier zu weit, dann rennst nur Du alleine gegen seine Wände. Dies wäre auch einer der Schritte, die in eine Coabhängigkeit führen könnte. Also brauchst Du eine gesunde Distanz, die ich absolut bei Dir sehe.
Die Hilflosigkeit ist normal. Eben weil Du ja "machtlos" bist, wenn er blockt.
Frage ihn doch einfach mal, wie Du ihm helfen könntest. Da sind wir nämlich wieder beim bereits angesprochenen "Plan".


Richtig. Ich denke ich kann ihm bis zu einem gewissen Punkt helfen, aber schaffen muss er es alleine.

Zitat
Ich schätze mal, dass Du es bereits machst, ich schreibe es trotzdem mal: Sage ihm, dass er sich Dir gegenüber vor nichts schämen braucht.
Vielleicht helfen ihm Taten? Also lasse Dir seine Finanzen zeigen und sprecht dann ohne jegliche Vorwürfe darüber.
Lasse ihn sich wohl fühlen dabei ohne ihn aber zu betüddeln. Eventuell hilft es ihm mehr Vertrauen in Dich aufzubauen und sich mehr zu öffnen.


Das habe ich mir auch schon überlegt, das wir uns zusammen seine Finanzen und Ausgaben anschauen, denn er hat schon öfter „gestaunt“ wie ich mit meinem Gehalt (was niedriger ist als seins) hinkomme. Er hat mich auch schon mal gefragt ob man mit Betrag xxx für Nahrungsmittel und Sprit für sich alleine über einen bestimmten Zeitraum hinkommt. Als ich ihm dann gesagt habe das ich nach Abzug von Miete usw weniger als den genannten Betrag habe und es sehr gut schaffe nebenher noch zu sparen hat er gestaunt. Ich glaube das er ein bisschen den Überblick verloren hat, wie viel er eigentlich für Glücksspiel ausgibt und so den Bezug zum Geld verloren hat. Er zahlt immer Anfang des Monats wenn sein Gehalt kommt alles was gezahlt werden muss (Miete, Strom, Auto usw) und mit dem Rest spielt er dann...

Zitat
Ja, das kenne ich. Das Problem dabei ist nur, dass er die Extreme sucht um sich darüber nicht mit diesen Gefühlen beschäftigen zu müssen. Sie sind dann da, nehmen aber allen Raum ein.
Ich selbst habe den gesunden Umgang mit meinen Gefühlen in der Kindheit nicht gelernt. Wenn ich sie auslebte, wurde ich teilweise veräppelt.
Also zog ich mich in mich selbst zurück.
Die Erfahrungen, die zu einem gesunden Umgang mit den Gefühlen führen, können wir aber lernen - egal wie alt wir sind.


Damit geht man dem ein wenig aus dem Weg, kann das sein?

Zitat
Aber sicher ... natürlich in Ruhe und als Grund ihn nicht verlieren zu wollen. Wenn dies tatsächlich eine Deiner Grenzen ist, dann gehört sie auf den Tisch. Es ist doch nur fair ihm zu sagen, wo bei Dir der Spaß aufhört. Dann kann er sich darauf einstellen.

Dann werde ich das auf jeden Fall ansprechen, denn ewig kann ich das nicht mit machen. Alleine schon das man sich dann nicht so oft sehen kann belastet mich sehr. Zudem mache ich mir, wie oben schon erwähnt einfach Gedanken wie das Zukunft sein wird.

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.338
Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #5 am: 10 März 2021, 07:03:09 »
Guten Morgen!

Zitat
Damit geht man dem ein wenig aus dem Weg, kann das sein?

Wenn ich von mir spreche, dann bin ich dem absolut aus dem Weg gegangen. Dies erlebe ich aber auch bei Spielern immer wieder und auch bei Angehörigen. Als These stelle ich mal in den Raum, dass dieses Verhalten überall zu finden ist, lediglich die Ausprägungen sind unterschiedlich.

So denke ich auch, dass Du gerade einen Prozess durch machst, in dem Du Dich an die negativen Gedanken und Gefühle durch die Situation herantastest. Du wagst jedoch diese kleinen einzelnen Schritte, während ich und Dein Freund sie am Liebsten verdrängen wollten und wollen.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #6 am: 04 Mai 2021, 08:20:01 »
Guten Morgen! Ich melde mich auch mal wieder.
Mein Freund hat es tatsächlich einen Monat ohne geschafft, bis gestern. Gestern hat er innerhalb von einem Tag sein komplettes Gehalt vom Mai verzockt. Ich habe es mir schon gedacht weil er frei hat, ich bei ihm bin und er lange am Pc war während ich etwas anderes getan hab und er den immer direkt ausgemacht hat wenn ich rein kam.
Ich weiß einfach nicht was ich tun soll, er hat es so lange geschafft und jetzt das. Es ist der 4. vom Monat und er hat noch 38€...
Ich weiß einfach nicht was ich noch machen kann. Sein Vater zockt genauso, Spielwetten, ebenso sein Bruder dad ist auch ein Problem meiner Meinung nach weil so oft darüber geredet wird in der Familie. Keine Ahnung die beiden setzen sich aber ein monatliches Limit und hören dann auf. Kann mein Freund aber nicht. Er sagt er braucht nur mit 5€ anfangen, das verliert er dann und meint er muss es wieder reinholen und macht immer weiter bis alles weg ist. Wenn er nicht anfängt kappt es, hat er ja selber gesehen letzten Monat.
Naja als er dann gesehen hat wie enttäuscht ich war (vor allem das er mich angelogen hat) war er sauer auf sich selbst, hat sich betrunken (was er sonst nie macht) ist ausgerastet hat sich Vorwürfe gemacht, gesagt ich solle mir jemand besseren suchen der mich nicht enttäuscht und mich glücklich macht. Ich habe ihn gar nicht wieder erkannt...
Er sucht zwar Lösungsansätze, von wegen ich solle seine Bankkarte behalten und ihm wöchentlich einen bestimmten Betrag geben den er zum Leben braucht und seine Überweisungen für ihn übernehmen (er spielt ausschließlich Online), was aber nicht so einfach ist da ich nach dieser Woche wieder nachhause fahre (wir wohnen knapp 250km auseinander) und das somit schwer bis gar nicht möglich ist.
Ich weiß das es eine Sucht ist, aber ich kann einfach nicht verstehen wie man alles verspielen kann. Was ist mit den Rechnungen die man zahlen muss? Es kann immer irgendwas sein sei es am Auto oder oder oder...
Dann macht er sich selbst Vorwürfe, von wegen er würde immer sagen er hört auf und tut es dann doch nicht, weiß dann immer nicht was ich dazu sagen soll...

Danke fürs Lesen, musste das echt mal los werden
Lg


Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #7 am: 04 Mai 2021, 08:30:30 »
Seitdem verdrängt er einfach alles. Er tut als wäre nichts und sagt nichts dazu. Ich zerbreche mir den Kopf die ganze Zeit weil ich nicht weiß wie es weiter gehen soll. Er will einen Kredit aufnehmen, weil er diesen Monat gar nichts mehr hat und ich ihm nichts leihen werde (woher sollte ich wissen das er das nicht auch verzockt?). Ich befürchte das er damit anfängt Schulden zu machen.
Eigentlich hatten wir geplant zusammen zu ziehen in den nächsten Monaten. Mittlerweile aber habe ich nur noch Angst, weil ich nicht weiß wie das funktionieren soll. Ich habe so gemein es klingt keine Lust darauf so zu leben, immer mit der Angst das Geld könnte nicht reichen obwohl eigentlich mehr als genug da ist.

Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #8 am: 04 Mai 2021, 09:07:24 »
Was mich sehr belastet, wenn ich anspreche das es Therapien, Selbsthilfegruppen usw gibt, sagt er nur das das unnötig ist und nichts bringt.
Ich befürchte aber das er aus Scham einfach nicht darüber reden will, immerhin weiß von seiner Sucht keiner etwas außer ich, nicht mal sein bester Freund oder jemand aus der Familie.
Was ich vergessen habe, dazu kommt das er glaubt ich distanziere mich von ihm was unsere Beziehung angeht. Das kann schon sein das es so wirkt, ich kann aber nicht so tun als wäre nichts. Ich bin diejenige die sich Gedanken macht wie man das ändern könnte...er verdrängt es nur

*

Auskuriert1

Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #9 am: 04 Mai 2021, 10:07:26 »
Das es eine Sucht ist schon richtig....
Etwas mehr auf den Punkt gebracht handelt es sich aber um eine Krankheit - eine besonders schwere sogar - eine wo Du als Freundin gegen Null und Nichts machen kannst.
Die Erkenntnis Hilfe zu brauchen und Hilfe zulassen muss schon von ihm kommen - erzwingen lässt sich hier meistens/überwiegend nichts.
Erste Schritte müssten/sollten schon von ihn kommen - keine Worte sondern Taten!
Und solange das nicht der Fall ist könnt ihr zusammenziehen, der Abstand von 250 Km (da kannst du auch mit all deiner Liebe nichts ausrichten) bleibt dir/euch aber trotzdem erhalten.

Spieler leben in ihre eigene Welt -und in dieser Welt klammern sich die Spieler ebenso am Spiel (nur als Beispiel) wie z.B. Du dich an deinen Freund.
Alles funktioniert (krankheitsbedingt) frei nach dem Motto "die Hoffnung stirbt zuletzt" -oder bis gar nichts, wirklich gar nichts mehr geht.

Du bist aber nicht Krank sondern dein Freund ist es -und solange er sich nicht helfen lässt, und wie gesagt anstatt Taten nur Worte kommen, solltest du das Weite suchen.
(Wenigsten dann wenn du nicht mit in seinem Abgrund hineingezogen werden möchtest!)

Anders würde es aussehen wenn dein Spieler wirklich alles in seiner Macht stehende veranlassen würde, damit er seine Sucht im Griff bekommt.
Aber solange das nicht der Fall ist?  Naja dass musst du entscheiden....

Re: Wie spielsüchtigen Freund helfen?
« Antwort #10 am: 04 Mai 2021, 10:51:44 »
...aus meiner Erfahrung => mein Mann ist seit Jahren spielsüchtig, leider wir es immer schlimmer wenn die Einsicht von ihm fehlt. Konkret, ich habe das Gefühl das mein Mann gerade froh ist das wir uns die Kosten teilen. Ich bin so ne Art Rückfalllösung ( wenn ich des lese kann ich es selber nicht glauben), ich wünsche dir das dir nicht das gleiche passiert. In der Beratungsstelle haben sie mir erklärt das es durchaus legitim ist auf Distanz zu gehen. Das Spielen ist nicht etwas was man wohlwollend unterstützen muss.

 

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