Guten Morgen Max!
Herzlich willkommen!
Es ist gut, dass Du Dich hier angemeldet hast und Dir Deinen Frust von der Seele schreibst. So funktioniert das nämich mit der Genesung - wir müssen reden, reden, reden. Doch wer sagt, dass gerade dies einfach wäre? An Dir selbst siehst Du ja gerade, dass Du auf viele Deiner Fragen gar keine Antwort weisst. Bei mir und allen Anderen war und ist dies nicht anders. Aber gerade darum ist es fatal, wenn wir uns in uns zurückziehen und alles mit uns alleine ausmachen möchten. Da ändert sich ja nichts. Woher sollen Anregungen auch kommen? Also arrangieren wir uns. Einen Punkt, den Du hier ansprichst, möchte ich in diesem Sinne aufgreifen: die tausendfachen Versprechungen, dass am Anfang des nächsten Monats alles anders wird. Nein, das wird es nicht. Solche Versprechungen können nämlich verschoben werden. Also wird der Rahmen ausgeschöpft, den Du verspielen kannst, ohne aufzufliegen. Du sagst, Du hast keine Schulden? Prima, aber dabei wird es wohl nicht bleiben, wenn Du weiter spielst.
Einmal im Dispo lernst Du, dass das ja eigentlich gar nicht so schlimm ist. Keiner sieht es ... keiner merkt es ... und die Bank hält sich auch noch still.
Und dann fängt das Arrangieren wieder an. Nächsten Monat gleiche ich das Konto aus ...
Nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Quartal, nächstes Jahr ... 6 sind es bei Dir mittlerweile. Und wie lange soll das noch so weiter gehen?
Ich habe über 20 Jahre am Automaten gespielt. Einige unter uns haben noch länger gespielt.
Hatte ich es schon gesagt? Es ist gut, dass Du Dich hier angemeldet und geschrieben hast. Veränderungen kannst Du und alle Anderen nur im Jetzt initiieren - durch Handeln!
Wird es aber reichen, das Forum? Nein, das wird es nicht. Dafür sind die Kommunikationswege zu lang und wir begegnen uns hier rein virtuell. Ein wichtiger Bestandteil geht nämlich hier absolut verloren: die Körpersprache.
Ja, Du weisst schon, was jetzt kommt. Nicht umsonst schreibst Du von Deiner Scham. Da ergeht es Dir aber wie den Meisten hier und da draussen, in der realen Welt. Wir wissen, dass wir gegen Normen verstoßen. Wir wissen, dass wir uns auf Dauer selbst zerstören, wenn wir auf diese Art und Weise Glückspiel betreiben. Wir wissen, was richtig wäre und ... tun es trotzdem. Wir sind unserer Sucht mehr oder minder hilflos ausgeliefert.
Daher ist es wichtig, dass Du nun Deine Scham überwindest. Scham blockiert. Scham arbeitet gerne mit Ängsten zusammen. Ängste übertreiben aber gerne maßlos. Sie haben genauso wenig mit der Realität zu tun, wie das Spielen selbst.
Weisst Du aber, was das Schöne an der Suchthilfe ist? Sei es über die Profis oder über die Suchtselbsthilfe? Hier ist Scham gar nicht angebracht.
Du begibst Dich ja in ihre Hände damit sich was verändert - Du wirst aktiv - Du stellst Dich dem "großen Unbekannten". Ist das nicht eher ein Grund auf Dich stolz zu sein? Entsprichst Du hiermit nicht den positiven Normen Probleme anzugehen?
Ich finde es super, dass oben auf der Seite eine kostenlose Hotline abgedruckt ist, die Du anrufen kannst. So bekommst Du einen ersten Kontakt zur Suchthilfe. Man wird Dir dort helfen eine für Dich optimale Hilfe bei Dir vor Ort zu finden - und das vollkommen anonym.
Dort oben stehen aber auch Links zu Mail- oder Chatberatungen - auch anonym. Verena, Kathrin und weitere ihrer Kollegen machen da eine super Arbeit.
Am Samstag biete ich selbst ein Webmeeting an. Dort kannst Du Deine Kamera einschalten ... musst es aber nicht.
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4413.msg43196.html#newWas denkst Du wird Deine Freundin sagen, wenn Du Ihr von Deinem Problem erzählst? Wie sieht es mit Familien und Freunden aus?
Gibt es da Personen, die Dir sehr am Herzen liegen und denen Du vertraust?
Auch hier musst Du aus Deinem Versteck und Dir Unterstützung holen.
Absolute Aufrichtigkeit nach Innen und nach Außen ist für eine Genesung unerlässlich!
Hintertürchen zum Glückspiel müssen verschlossen werden, damit das "Scheiss-egal-Gefühl" des Arrangierens keine Chance mehr hat saftigen Nährboden zu finden.
Es gibt so viel, was Du tun kannst - und brauchst es nicht alles auf einmal, sondern immer nur Schritt für Schritt - in Deinem Tempo, angehen.