Liebe Leidesgenossen
Liebe Betroffene,
Liebe Kämpfer & Kämpferinnen,
Ich möchte meine Vorstellung gerne mit einem Zitat beginnen, welches mir sehr gefällt und vielleicht dem ein oder anderen einen motivierenden Impuls geben kann :
"What matters most is how well you walk through the fire" - Charles Bukowski
mein Name ist Robert ich bin 30 Jahre alt und ich bin Spielsüchtig.
Diesen Zustand mir selbst einzugestehen, ist für mich so schwer wie Ziegelsteine mit den Zähnen zu zerbeißen.
Neben der Spielsucht habe ich auch eine Kokainsucht, beides werden & wurden von einem Suchtberater behandelt. Ich danke Ihm vom ganzen Herzen, dass er für mich da ist, mir zuhört & an mich glaubt, sodass ich selbst wieder den Glauben habe, mich meinen Dämonen stellen zu können.
Ich habe mich entschlossen eine Stationäre Therapie anzutreten und in Zukunft möchte ich mein Leben zurück gewinnen, um endlich wieder mit Lebensfreude leben zu können.
Gerade weil ich eine 5 Jährige Tochter habe, für die ich noch vorhabe lange zu leben, um sie genau vor so einem Zustand zu schützen, wie es jedes gutes Elternteil für sein Kind würde.
Bevor ich auf meine Sucht/Süchte eingehen will, möchte ich euch einen Einblick in mein Leben gewähren, ich habe hier viel mitgelesen und möchte jedem von euch danken, dass ihr euer Leid und eure Sorgen mit mir/uns teilt und geteilt habt.
Eins noch vorweg ich strebe keinen Chargeback an, da ich finde das mir das Geld nur aus finanzieller Sicht helfen würde, meine tatsächlichen Probleme haben einen anderen Ursprung, da würde mir kein Geld der Welt helfen die Innere Stärke aufzubauen, die es braucht um einfach "NEIN!" zu diesem Scheißdreck sagen zu können. Ich will Abstinenz erreichen, dass wird mir nur dann gelingen, wenn ich diesen Entgültigen "Cut" ziehe, den es braucht um mit diesen & meinen anderen Problemen abzuschließen.
Wir reden zwar in meiner Gesichte um ca. 50.000 - 60.000€, über einen Zeitraum von 1,5 - 2 Jahren. Darauf werde ich aber noch genauer eingehen, wie das zustande gekommen ist.
Ich bin beruflich einen sehr steinigen Weg gegangen, habe ich meine schulische Laufbahn mit einem Realschulabschluss beendet, der mir mehr oder weniger geschenkt worden war.
Meine erste "richtige" Arbeit habe ich mit 18 Jahren als Tellerwäscher begonnen, meine damalige Chefin, bot mir einen Ausbildungsplatz in der Systemgastronomie an, welchen ich angenommen und abgeschlossen habe. Ich etablierte mich nach meiner Ausbildung in der Gastroszene in Frankfurt als Barkeeper und blühte förmlich auf. Habe ich die eigenen Erwartungen an mich selbst dadurch schon völlig übertroffen
(mir wurde einfach nie zugetraut, zu mehr in Stande zu sein, weder von meinen Lehrern noch von meiner Familie. Ich erinnere mich an eine Aussage eines Lehrers, der mir den Knast oder das dasein eines Fließenleger vorrausgesagt hatte. Ich möchte hier ausdrücklich davon Abstand nehmen, dass ich der Ansicht bin, Fließenleger sei kein Ehrenwerterberuf!)
leider ist mein familiäres Umfeld schon immer anderer Meinung gewesen als ich, so konnte ich für mich erreichte Meilensteine, nur teilweise genießen, denn die Anerkennung und der Support meiner Familie blieb schon immer recht bescheiden.
Als ein Sohn von drei Kindern einer alleinerziehenden Lehrerin, bin ich Ihren Ansprüchen nie gerecht geworden. Der Fakt, dass es in unserer Familie erst um erbrachte Leistungen und Erfolge geht, ist hierbei wahrscheinlich der ausschlaggebende Punkt der uns im wesentlichen voneinander unterscheidet.
Ich lebte/lebe nach der Einstellung, dass ich zuerst glücklich mit meinem Leben sein möchte & das der Erfolg oder die Leistung im Beruf, für mich eher Nebensache sind, denn wir alle haben nunmal nur ein Leben, welches wir hier auf der Erde verbringen dürfen.
Nach ca. 8 Jahren in der Gastronomie, mit dem durchlaufen sämtlicher Positionen. Habe ich die Mutter meiner Tochter getroffen, wir verliebten uns & nach 1,5 Jahren Beziehung wurde sie schwanger von mir, das war der Moment in dem ich realisierte, dass sich Familie und mein Job in der Gastronomie, aus meiner Sicht nur schwer miteinander vereinbaren lassen. Nichtsdestotrotz war ich nach der Nachricht der glücklichste Mensch auf dieser Erde und ich erinner mich gerne an diese Zeit.
Ich überlegte mir, wie ich es zu einem wirtschaft- und gesellschaftlichen "besseren" etablierten Beruf schaffen könnte, denn im Hinterkopf hatte ich schon immer es meiner Familie beweisen zu wollen, so war die Neuigkeit über den Nachwuchs in unserer Familie, eher ein Ansporn für Sie mich kleinzureden, als meine Entscheidung zu akzeptieren & aufzubauen.
Klar ich hatte zu der Zeit kein Fundament geschaffen, keine Rücklagen gebildet, aber Familie ist für mich persönlich keine Aktiengesellschaft, eine Familie "lebt" man in meinen Augen und umso schwieriger der Anfang desto schöner der Rückblick, mit all den Höhen & Tiefen die das Leben für einen bereit hält..
(aber es gibt sie wirklich, diese Menschen die dir immer Steine in deinen Weg legen wollen, bei mir waren/sind es meine Familie - ab und zu frage ich mich ob die mich irgendwo gefunden haben. Optisch unterscheiden wir uns nicht, aber Emotional sind meine Familie & ich, soweit voneinander entfernt wie der Nordpol vom Südpol).
Mein Zwillingsbruder & ich wurden nicht von unserem leiblichen Vater groß gezogen, dieser hatte uns kurz vor unserer Geburt verlassen und verabschiedete sich in sein Heimatland in die U.S.A .
Wir wurden von unserem Stiefvater aufgezogen, er & ich waren emotional auf einer Wellenlänge, er verstarb leider in meinem Armen vor 11 Jahren.
Er war bis dato, mein Held, mein Idol & mein bester Freund in der Geschichte meines Lebens.
Das ich nicht dem Erfolg hinterher rennen soll, sondern dem Glück basiert auf dem Einfluß den er auf mich hatte, glaubt mir ich kriege Tränen in den Augen, wenn ich daran denke wie sehr er mir fehlt. Ein weiteres Problem meines Lebens ist durch die Unfähigkeit meinerseits Entstanden, nicht in der Lage mit gewissen Lebensereignissen abschließen zu können, ich habe soetwas nie gelernt und mir ist bewusst, dass ich es lernen muss um mir selbst irgendwann vergeben zu können.
Ich startete also einen 2ten Anlauf, einen Neustart , einen Reset oder nennt es "Crossover" & holte neben Vollzeitjob & der Geburt meiner Tochter, das Abitur an einem Abendgymnasium nach mit einem Notendurchschnitt von 2,3.
Zur Zeugnisübergabe habe ich meine Familie eingeladen, keiner ist gekommen. Der Wunsch nach Anerkennung wurde wieder nicht erfüllt.
Im Anschluss konnte ich einen Ausbildungsplatz zum Bankkaufmann finden & habe diese Ausbildung am 14.01.2020 erfolgreich abschließen können, allerdings war ich da schon mittendrin.
Ein Wink von Oben, welcher mich glauben lässt das mein Vater immer mir bei mir ist, dass es der 14.01.2009, das letzte mal als ich mit meinem Vater sprechen konnte. Ich verbinde mit dem 14.01 den Verlust meines Heldens und mit dem absolvieren & dem bestehen meiner mündlichen Abschlussprüfung. Er ist auch jetzt da, ich weiß es und ich werde Ihn wieder stolz machen.
Zu Beginn meiner 2ten Ausbildung ging auch die Beziehung zu der Mutter meiner Tochter in die Brüche, allerdings hat die Trennung rein gar nichts mit meinen Süchten zu tun, da ich 2017 weder gespielt, noch stark Kokain abhängig war.
So das wars für heute mit dem ersten Teil meiner Geschichte, ich werde morgen Abend mich dem 2ten Teil meiner Geschichte widmen, ich danke jedem der sich die Zeit nimmt und das ganze gelesen hat. Mir tut es gut, mir alles von meiner Seele zu schreiben, ich bin seit 5 Tagen das erste mal seit 1,5 Jahren komplett "clean" keine Drogen, kein spielen und ich bin jetzt bereit dafür.
Danke euch Kämpfer & Kämpferinnen
Robert