Hi Müller!
Herzlich willkommen!
So wie Dir ging es mir vor einigen Jahren. Schon lange Zeit vorher, ich hatte über 20 Jahre gespielt, baute sich in mir ein Frust auf, den ich aber immer wieder verdrängt habe. Pünktlich um Mitternacht zum 01.07.06 verließ ich die Halle und schwor mir mit dem Spielen aufzuhören.
Wie Du hatte ich tausende Male vorher vom Wortlaut her solche Schwüre von mir gegeben. Doch dieses mal war es anders. Es fühlte sich anders an.
Ich traute mir zu es durchzuziehen - war mir dieses Mal absolut sicher, dass ich den Schwur nicht brechen werde.
Auch im wahren Leben abseits des Glückspiels habe ich mir immer wieder etwas zugetraut, habe mich daran gemacht und habe es dann abgeschlossen.
Wenn Du so magst, habe ich mich auf eine meiner Kompetenzen berufen.
Ca. 6 Jahre vor diesem Datum war ich bereits in einer SHG gewesen. Doch ich habe sie nur als Alibi benutzt, weil ich selbst einfach nicht so weit war.
Trotzdem ging ich hin, saß dort freiwillig meine Zeit ab und verstand gar nicht so recht, über was da eigenrlich geredet wurde.
Ca. 3 Monate nach meiner Abstinenzentscheidung saß ich wieder in dieser SHG. Doch dieses Mal bekam ich gar nicht genug an Input von den anderen Mitgliedern.
Viele Themen begleiteten mich die Woche bis zum nächsten Meeting - hatte so Einiges zu verarbeiten.
Diese Arbeit an mir selbst mache ich auch heute noch - in diesem Forum z.B. Mir macht es Spaß, immer wieder über die anderen Mitglieder neue Facetten meines Seins zu entdecken.
Dabei ist es egal, was damals alles so passiert ist. Die Zeit ist vorbei. Ich lebe im Jetzt und nehme lediglich meine Erfahrungen von Gestern mit, um heute anders zu reagieren. Die Zeit selbst ist auch verstrichen. Es bringt nichts ihr nach zu trauern, würde ich doch dann wieder im Gestern verweilen.
Die 20 Jahre Suchtausübung sehe ich daher pragmatisch. Ich habe für eine Dienstleistung bezahlt und die habe ich auch bekommen - nur eben nicht so, wie es im ersten Augenblick scheint.
Auch das ausgegebene Geld ist mir nicht wichtig. Klar, ich hätte mein Häuschen direkt bar bezahlen können, anstatt einen Kredit aufzunehmen.
Hätte ich es aber so wert geschätzt, wie ich es heute tue? Im Laufe der letzten 10 Jahre habe ich fleissig gespart und habe mich dafür mit Investitionen in das Häuschen belohnt. Eine Terrasse, ein Gartenhaus, eine elektrische Markise, die Pflasterung der Einfahrt und und und ...
Doch zurück zu Dir ... Bei solch langer Suchtausübung macht es echt keinen Sinn, dies alleine durchzustehen. Unser Wissen besteht nun mal aus den Erfahrungen in unserem Leben. Gerade aber die Erfahrungen, so meine Erfahrung in der Suchthilfe, die wir für die Genesung benötigen, fehlen uns. Die Erfahrungen - nicht die Kompetenzen!
Also macht es Sinn, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen oder sogar professionelle Hilfe einzufordern und anzunehmen.
Ich selbst war immer zu beschissen mich an die Profis zu wenden, wollte ich doch nicht mit meinen Fehlern konfrontiert werden, sondern sie lieber hinter mir lassen.
Als ich diesen Punkt überwunden hatte, brauchte ich keine Therapie mehr ...
In den letzten Jahren habe ich aber etliche Seminare mitgemacht, an Workshops teilgenommen etc. Da habe ich viele der Profis kennen gelernt und in ihre Arbeitsweisen hineinschuppern dürfen.
Von daher kann ich aufrichtigen Herzens nur empfehlen sich diese Hilfe ruhig zu gönnen - je eher, desdo besser.
Nun hast Du Dich ja im ersten Schritt hier im Forum angemeldet. Das war schon mal ein mutiger und gewagter Schritt.
Doch hier fehlt etwas, was Du hier auch nie bekommen wirst. Es ist der persönliche Kontakt - die Mimik, die Gestik und weitere Körpersprachen.
Gehe daher bitte auch den nächsten Schritt und suche Dir Unterstützung vor Ort.