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Kann man langfristig kontrolliert spielen?

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Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« am: 14 Oktober 2020, 22:11:44 »
Hallo zusammen,

ich bin vor einigen Wochen über einen Freund zu OCs gekommen.
Wir haben zusammen 20€ eingezahlt und ziemlich genau 320€ gewonnen, die wir dann auch direkt ausgezahlt haben.
(Demnach 150€ Gewinn p.P.)

Haben dann hin & wieder mal kleine Beträge eingezahlt und hier und da mal gewonnen. Soweit so gut.
Gestern habe ich 50€ eingezahlt, runtergespielt und war dann irgendwann auf 0€. Dann noch mal 50€ eingezahlt, mit ein bisschen Glück auf 100€ gekommen und die dann auch direkt ausgezahlt.

Unterm Strich beläuft sich der "Nettogewinn" auf ca. 200€, also nichts Wildes. Schlechter Stundenlohn, aber das Ganze ist schon recht unterhaltsam.
Die Einsätze pro Spin waren meist zwischen 0,20€ und 0,40€.

Von den Automaten geht schon eine gewisse Faszination aus, dennoch stehe ich dem Thema mit einer realistischen Erwartungshaltung u. einer gewissen Grundskepsis gegenüber.
Obwohl ich problemlos das 10-20 fache hätte verspielen können, haben mich die 50€ Verlust (s.o.) schon ziemlich geärgert, da man sein Geld halt letztlich einfach anderweitig besser verwenden kann.
Meine finanzielle Situation würde ich als ziemlich solide bezeichnen und könnte mir vorstellen, zum Zeitvertreib zukünftig pro Monat so zwischen 100 - 200 € einzusetzen.

Ich träume nicht den Traum vom großen Big-Win, finde das Ganze als Freizeitbeschäftigung aber ganz unterhaltsam. Mein Suchtpotenzial würde ich als unterdurchschnittlich einstufen.
Süchte bzw. deren Vorstufe (missbräuchliches Verhalten) sind mir fremd, aber wie sagt man so schön "was ja nicht ist, kann ja noch werden"
Außerdem beginnt missbräuchlicher Konsum bzw. Sucht auch stets im Kleinen. Ein Alkoholabhängiger hat auch nicht mit 13 Flaschen Pils pro Tag angefangen, genau so wenig wie Spieler das erste Mal vorsätzlich ihr Monatsgehalt verspielen.


Lange Rede, kurzer Sinn: Kann man sein Spielverhalten langfristig kontrollieren und überhaupt "zum Spaß" spielen? Bei Alkohol und anderen Substanzen ist dies für den Großteil der Konsumenten schließlich auch möglich. Oder unterscheidet sich pathologisches Spielen von anderen Süchen bzw. Genussmitteln?

Was ist eure Meinung?
« Letzte Änderung: 15 Oktober 2020, 14:42:14 von binkabi »

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #1 am: 14 Oktober 2020, 22:44:49 »
Willkommen,

Zitat
...als Freizeitbeschäftigung aber ganz unterhaltsam...

Für 100-200 EUR pro Monat kann man sich aber eine viel spannendere Freizeitbeschäftigung suchen welche nicht mit monotonem sowie stupiden rumklicken, auf einem statischen Button, einhergeht.

Zitat
Mein Suchtpotenzial würde ich als unterdurchschnittlich einstufen.

So ist es wohl uns allen ergangen und am Anfang denkt man nicht drüber nach - ist ja nur eine Freizeitbeschäftigung^^ Auch ich dachte niemals das es mich erwischen könnte doch es hat mich erwischt. Der Sucht ist es egal ob man Anwalt, Harzer oder Hausfrau ist - die Sucht macht keine Unterschiede!

Zitat
Kann man sein Spielverhalten langfristig kontrollieren und überhaupt "zum Spaß" spielen?

Sicherlich aber mann merkt leider viel zu spät, das es eben kein Spaß mehr ist - wenn überhaupt - Man kann dann nicht mehr differenzieren ob das eigene Verhalten pathologischer oder spaßiger Natur ist. Wenn du es merkt, wenn überhaupt, ist es meisten eh schon längst zu spät.
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Offline TAL

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Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #2 am: 14 Oktober 2020, 23:03:53 »
Hallo binkabi,

sicher gibt es, wie auch bei gelegentlichem Alkoholkonsum, Leute, die langfristig kontrolliert spielen können. Ich gehöre nicht dazu. Dies einzusehen war eine recht starrsinnige und schmerzliche Angelegenheit. Die Frage ist eben, ob du das für dich herausfinden möchtest. Wie du ja selbst sagst - niemand wird vorsätzlich süchtig, es ist ein schleichender Prozeß... und wie Born schon sagte... irgendwann ist der Point of no Return dann eben überschritten.

Du schreibst, daß für dich eine gewisse Faszination davon ausgeht. Entspannung und Abschalten, etwas gegen die Langeweile. Plötzlich hast du dann bemerkt, daß du tatsächlich 'nachgelegt' und alles verspielt hast. Das ist immer gefährlich, auch wenn du aufhören kannst, sobald dir dies 'dämmert' (ich konnte das dann irgendwann nicht mehr). Sowas ist typisch, und genau das, worauf diese Spiele abzielen.
Wenn du mich fragst, würde ich ganz klar sagen: Laß es bleiben. Es gibt gesündere Freizeitbeschäftigungen, die deine Gehirnchemie nicht durcheinanderbringen.

Übrigens würde auch bei mir keiner, der mich kennt, glauben, ich könnte pathologischer Spieler sein. Zwei der Worte, mit denen man mich beschreiben würde, sind 'realistisch' und 'rational'...

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Wolke

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #3 am: 14 Oktober 2020, 23:07:32 »
Hallo bunkabi,

hör auf mit dem Zocken in OCs ,dass geht auf Dauer schief und du rutscht langsam und unbemerkt in die Sucht.

Such dir ein anderes Hobby oder steckst du doch schon tiefer drin? Kannst du ab sofort ohne Probleme 4 Wochen nicht spielen und fühlst dich nicht schlecht oder genervt dabei? Probiere es mal aus.

LG Wolke

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #4 am: 15 Oktober 2020, 05:46:37 »
Lange Rede, kurzer Sinn: Kann man sein Spielverhalten langfristig kontrollieren und überhaupt "zum Spaß" spielen? Bei Alkohol und anderen Substanzen ist dies für den Großteil der Konsumenten schließlich auch möglich. Oder unterscheidet sich pathologisches Spielen von anderen Süchen bzw. Genussmitteln?

Was ist eure Meinung?
Ich stell dir mal eine Gegenfrage. Glücksspielautomaten (Slots) kann man immerhin auf allen Casino Seiten im Demo Modus spielen. D.h. das Spiel ansich bleibt das selbe, das Guthaben welches man dann setzen kann, ist jedoch kein Echtgeld.

Wenn du hier Spaß am Glücksspiel hast, dann ist es völlig unbedenklich.

Ist es dir aber wichtig, unbedingt echtes Geld einzusetzen, weil du Gewinnabsichten hinsichtlich deiner Geldbörse hast,- dich das Glücksspiel also nur mit echtem Werteinsatz reizt, dann solltest du sofort aufhören.

Lass dich weder von deinen bisherigen Gewinnen blenden, noch von deiner noch vorhandenen Kontrolle über die geringen Einsätze.
Du bist noch in einer sehr jungen Phase deines Spielverhaltens.

Ich würde soweit gehen das hier 99% aller Spieler/ExSpieler sich anfangs in einer dir ähnlichen Situation befunden haben. Alle, damit schließ ich mich auch ein, haben irgendwann die Kontrolle, Vermögen und wohlmöglich noch soziale Beziehungen dadurch verloren. Die einen mehr, die anderen weniger.

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Offline Olli

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Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #5 am: 15 Oktober 2020, 06:25:32 »
Guten Morgen und willkommen!

Nicht schlecht, wie Du Dir in diesem frühen Stadium schon Gedanken machst - Respekt!

Ich finde es immer bedenklich, wenn eine Frage mit "man" gestellt wird. Was Andere können oder nicht können, gibt zwar eine allgemeine Übersicht, muss mit "Dir" aber gar nichts zu tun haben. Die Frage muss also lauten: Kannst Du auch künftig kontrolliert spielen?

Nun, hier haben wir schon zwei Faktoren, die Dich hellhörig machen können. Das Eine ist das soziale Umfeld. Du hast mit einem Freund die OCs entdeckt. Jetzt könnte es sein, dass Deinem Freund das Ganze jetzt schon reicht und er die Finger wieder von den OC lässt. Vielleicht aber macht er jetzt das Gleiche wie Du - alleine spielen? Dann trefft Ihr Euch und die OCs werden glorifizierend thematisiert. Schwubs entscheidet Ihr Euch einzuzahlen.

Der nächste Punkt ist die Gewöhnung. Eigentlich als einmalige Sache angesehen, habt Ihr im OC gespielt. Nun hast Du bis heute hier und da gespielt, planst jedoch schon künftig regelmäßiger zu spielen. Da hat sich also schon etwas in Dir verändert.
Heerscharen von Psychologen unterstützen die Glückspielindustrie bei der Emtwicklung der Glückspiele, damit das innere Belohnungssystem angesprochen und aktiviert wird. Du merkst es ja selbst - es macht Spaß, es ist spannend, erhohlsam, Du kannst den Alltag abschalten und in die Welt der Forscher und was weiss ich noch alles eintauchen.
Jetzt gibt es aber ein Problem mit der Gewöhnung. Das Belohnungssystem reagiert bei Gewöhnung nicht mehr so, wie am Anfang. Es reagiert schwächer.
Erinnert Dich das an etwas? Erst waren es 20 € - und dann war Schluss. Dann sprachst Du davon hier und da mal einzuzahlen, jedoch ohne die Beträge zu nennen.
Doch beim letzten Mal waren es schon 50 € - mehr als das Doppelte. Und nicht genug - Du hast noch einmal 50 eingezahlt.
Du hast also nicht nur die Frequenz bereits gesteigert, sondern auch die Einsätze.
Dann sprachst Du über Deine wirtschaftlichen Verhältnisse und dass durchaus mehr Einsatz möglich gewesen wäre - Du es aber nicht getan hast.
Ich interpretiere diese Passage aber so, dass der Schritt zur Bereitschaft mehr einzusetzen, gar nicht mehr so groß ist.

Ganz im Kleinen machst Du also bereits jetzt minimale Veränderungsprozesse durch. Wirst Du sie stoppen können, wenn Du weiter spielst?
Wirst Du Dein Limit einhalten? Tausende Male habe ich mir das vorgenommen in meiner aktiven Zeit - war feste davon überzeugt. Und dann - während des Spielens - waren alle Vorsätze weg.

Es könnte auch sein, dass da etwas Unentdecktes in Dir ist, was Dich das Glückspiel aussuchen lässt, um es zu kompensieren. Nein, ich rede nicht von psychischen Störungen - keine Bange. Ich rede von ganz banalen Dingen. Wie gehst Du zum Beispiel mit Langeweile um? Kannst Du sie gut aushalten? Mir wurde eingetrichtert: "Lasse die Fingerchen gehen!" Stillstand war also gar nicht erwünscht. Langeweile führte zu einem unangenehmen Gefühl und musste mit irgend etwas aufgefüllt werden.
Oder hast Du irgend ein unausgesprochenes Problem mit Deinem Körper? Oder hast Du Sehnsüchte, die unerfüllt geblieben sind und im Verborgenen an Dir nagen?
Tausende kleine Dinge sind möglich, die im normalen Leben einfach so hingenommen werden und es treten nie ernsthafte Probleme auf. Das Glückspiel wartet nur auf solche Sachen.

Glückspiel frisst Dir nicht nur Deine Finanzen auf. Es nagt an Deiner Psyche. Und wenn Du nicht aufpasst, dann macht es das eventuell über Jahrzehnte im Sinne von "Stetes Wasser höhlt den Stein". Glückspiel raubt Dir Lebenszeit. Es raubt Dir Deine sozialen Kontakte und Vieles mehr.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #6 am: 15 Oktober 2020, 09:37:20 »
Guten Morgen zusammen und vielen Dank für eure Nachrichten.

Der Grundtenor eurer Antworten ist ja ziemlich eindeutig.
Ich quote mal eure für mich wichtigsten Aussagen. Der Übersichtlichkeit halber habe ich einige Passagen eingekürzt.

Hallo binkabi,

sicher gibt es ... Leute, die langfristig kontrolliert spielen können. Die Frage ist eben, ob du das für dich herausfinden möchtest.


Definitiv nicht, da das Risiko wohl einfach zu hoch ist.


Kannst du ab sofort ohne Probleme 4 Wochen nicht spielen und fühlst dich nicht schlecht oder genervt dabei? Probiere es mal aus.


Ich bin mir sicher, dass ich sofort aufhören kann ohne mich in irgendeiner Weise schlecht zu fühlen. Mehr dazu unten.


Ich stell dir mal eine Gegenfrage. Glücksspielautomaten (Slots) kann man im Demo Modus spielen. D.h. das Spiel ansich bleibt das selbe, das Guthaben welches man dann setzen kann, ist jedoch kein Echtgeld.

Wenn du hier Spaß am Glücksspiel hast, dann ist es völlig unbedenklich.

Ich habe schon häufiger im Spielgeldmodus gespielt. Immer mit realistischen Einsätzen (Also Einsätze, die ich auch mit echtem Geld spielen würde) und im Endeffekt macht mir der Spielgeldmodus sogar mehr Spaß, da kein Risiko vorhanden ist.

Doch beim letzten Mal waren es schon 50 € - mehr als das Doppelte. Und nicht genug - Du hast noch einmal 50 eingezahlt.

Und genau dass war der Moment, in dem ich hellhörig geworden bin. Ich habe viele Beiträge von Spielern gelesen, in denen es genau um diese Situation geht:
Man verspielt seinen Einsatz und versucht diesen durch einen erneuten Einsatz zu egalisieren, also genau dass, was ich getan habe, auch wenn es "nur" 50€ sind.

Dann sprachst Du über Deine wirtschaftlichen Verhältnisse und dass durchaus mehr Einsatz möglich gewesen wäre - Du es aber nicht getan hast.
Ich interpretiere diese Passage aber so, dass der Schritt zur Bereitschaft mehr einzusetzen, gar nicht mehr so groß ist.

Ich weiß nicht ob ich diese Passage falsch verstehe, aber ich bin (Stand heute) absolut nicht zu höheren Einsätzen bereit.

Wie gehst Du zum Beispiel mit Langeweile um? Kannst Du sie gut aushalten? Mir wurde eingetrichtert: "Lasse die Fingerchen gehen!" Stillstand war also gar nicht erwünscht. Langeweile führte zu einem unangenehmen Gefühl und musste mit irgend etwas aufgefüllt werden.


Mit Langeweile kann ich eigentlich recht gut umgehen. Ich habe mein (Berufs)leben bewusst so ausgerichtet, dass ein sehr gesundes Verhältnis zwischen Arbeits- und Freizeit vorhanden ist. Diese freie Zeit fülle ich nach Lust und Laune mit Hobbies oder auch simpler Zerstreuung (TV, Filme etc.)

____________


Eure Beiträge zeigen mir, dass meine vorhandene Skepsis mehr als angebracht ist.

Ich werde es einfach sein lassen, da die Risiken die (wenn überhaupt vorhandenen) Vorteile überwiegen.

Dennoch interessiert mich, weshalb mich diese Slots überhaupt triggern, da ich in meinem Leben absolut keine Affinität bzw. Bezug zum Glücksspiel hatte.
Auf der einen Seite macht es schon Spaß, andererseits fühle ich mich einfach schlecht, sobald ich um echtes Geld spiele, auch wenn es verschmerzbare Beträge sind.
Ich habe oft gelesen, dass Gewinne einem Spieler viel stärker im Gedächtnis bleiben, als die Verluste, obwohl diese meist höher sind. Das ist bei mir definitiv anders.

Über den 170€ Gewinn habe ich mich z.B. nicht so gefreut, wie man vielleicht denken mag. Der Ärger über mögliche Verluste (wie die o.g. 50€) überwiegt dann doch.

Vielleicht ist es auch einfach der menschliche Spieltrieb und "das neue", was mir eine gewisse Freude bereitet? Als Kind / Jugendlicher habe ich eine Zeit lang Videospiele gespielt,
irgendwann ist das Interesse aber immer mehr abgeflacht. Wenn ich mich zurück entsinne, war das Gefühl da aber ähnlich wie bei den Slots. Der Frust beim Verlieren (weil das Spiel zu schwer war)
war stärker als die anschließende Euphorie, wenn man es später doch geschafft hat.






« Letzte Änderung: 15 Oktober 2020, 10:00:42 von binkabi »

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Offline TAL

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Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #7 am: 15 Oktober 2020, 11:35:16 »
Mhhh...
Zitat
Ich habe oft gelesen, dass Gewinne einem Spieler viel stärker im Gedächtnis bleiben, als die Verluste, obwohl diese meist höher sind. Das ist bei mir definitiv anders.

Natürlich ist der Frust und Ärger über Verluste durchaus da, ganz besonders, wenn man sich eigentlich nicht erlauben kann, das Geld zu verlieren. In dem Moment kann das schon ziemlich 'brutal' sein.

Es fühlte sich eigentlich immer irgendwie schlecht an. Schmutzig. Falsch.

Deine Gedanken und Reaktionen unterscheiden sich da also nicht so sehr von meinen, wie du vielleicht denkst. Das Problem ist eben, daß ich diese Gefühle ganz schnell wieder verdränge, sobald ich wieder irgendwie 'flüssig' bin.

Irgendwann war Geld eben nicht mehr der Motivator, genausowenig wie 'Spaß'... sofern das denn je überhaupt wirklich so war.
Gewinne dienten im Grunde genommen nur noch der Verlängerung des Ist-Zustands. Das war der Grund zur 'Freude'... ich konnte weitermachen... auch wenn ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte, das nicht zu tun.

Ja, die Risiken sollte man nicht unterschätzen, und deine Skepsis ist durchaus angebracht. Die Entscheidung, es ganz zu lassen, ist am gesündesten. Schön, daß du es auch so siehst.

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #8 am: 15 Oktober 2020, 14:07:26 »
Die Entscheidung, es ganz zu lassen, ist am gesündesten. Schön, daß du es auch so siehst.

Was ich in meinem letzten Beitrag vergessen hatte.
Bis auf das allererste Spiel mit dem verhältnismäßig großem Gewinn, liefen die anderen Runden meist auch nach dem gleichen Schema ab.

Die ganze Veranstaltung führt also schlussendlich zu nichts. (Zumindest zu nichts Positivem)

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #9 am: 15 Oktober 2020, 18:42:43 »
Dennoch interessiert mich, weshalb mich diese Slots überhaupt triggern, da ich in meinem Leben absolut keine Affinität bzw. Bezug zum Glücksspiel hatte.
Auf der einen Seite macht es schon Spaß, andererseits fühle ich mich einfach schlecht, sobald ich um echtes Geld spiele, auch wenn es verschmerzbare Beträge sind.
Ich habe oft gelesen, dass Gewinne einem Spieler viel stärker im Gedächtnis bleiben, als die Verluste, obwohl diese meist höher sind. Das ist bei mir definitiv anders.

Über den 170€ Gewinn habe ich mich z.B. nicht so gefreut, wie man vielleicht denken mag. Der Ärger über mögliche Verluste (wie die o.g. 50€) überwiegt dann doch.

Ja selbstverständlich. Ist doch wie bei allen anderen Dingen im Leben, stark emotional / euphorische Erlebnisse im Leben hat man immer gerne in Erinnerung, negative Dinge verdrängt man.

Ich war zum Beispiel nie einer der in Spielhallen Freude hatte. Bin mit Freunden mitgegangen, hatte n 50er Schein dabei und als der weg war bin ich halt nach Hause gefahren. Machte für mich keine Unterhaltung der ich gerne nachkam, zumal ich zu diesem Zeitpunkt auch ein sehr sparsamer Mensch war und mir das Geld zu schade war (zumal ich dort nie groß gewann)

Was mich damals in diese Sucht und dem Verlust meine Kontrolle über meine Finanzen getrieben hat war paradox. Ich platzierte auf einem bekannten Wettanbieter mit einem Freund zusammen kleine Wettscheine für Bundesliga Spiele. Wir hatten gemeinsam damals eine 25€ Paysafekarte gekauft. Mit einer Kiste Bier gemeinsam vorm Rechner dann zufällig mit dem Restguthaben von 15 Euro das Casino Angebot beim bekannten Wettanbieter gefunden. Ich war sehr regulierend, wollte nie mehr als 20 Cent für so ne Drehung setzen. Bis dann mein Kumpel während ich auf dem Klo war einfach mal den Einsatz gesteigert hatte und das Guthaben auf einmal einen 4 stelligen Euro Betrag anzeigte, der mein damaliges Gehalt deutlich überstieg. Wurde auch sofort ausgezahlt, haben uns das geteilt und ab diesem Zeitpunkt wollte ich dieses Gewinnerlebnis erneut durchleben, zahlte einen Abend danach alleine zuhause ein, auf einmal war meine Kontrolle über den Einsatz auch gar nicht mehr vorhanden. Die Aussicht auf diese Gewinnmöglichkeit, "mal eben so extrem viel Geld auf dem Konto zu haben" überwiegte. Wie es kommen musste leider, ich setzte zu diesem Zeitpunkt unfassbare 1 Euro pro Drehung, gewann ich in einer Bonusrunde auf einmal über 4500€.

Diese emotionalen Glücksmomente, die Freude als das Geld tatsächlich auf das eigene Girokonto überwiesen wurde.. ich brauche glaube nicht weiter erzählen wie es dann weiterging. Das ist das gefährliche, denn wie du nun erkennst, war ich damals anfangs sogar noch vorsichtiger mit meinen Einsätzen wie du. 10 Cent- maximal 20 Cent. Ich zahlte immer nur 15-20€ ein, vermittelte mir damit das gefühl der Kontrolle. Bis ich irgendwann mal Rücklastschriften Informationen per Post bekam weil mein Konto keine Deckung mehr hatte. Da sah ich erstmal, 20-30 Transaktionen an nur einem Abend. Schockiert fing ich dann an den Verlust zurück gewinnen zu wollen..

Der Strudel nahm seinen Lauf...

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #10 am: 15 Oktober 2020, 20:15:08 »
Wahnsinn. Solche Gewinne hätten bei mir mit Sicherheit auch sämtliche Rationalität außer Kraft gesetzt.

Bei uns waren es meist Kleinstgewinne, die gegenüber solch großen Gewinnen schon auf den ersten Blick einfach ein schlechter Deal sind.
« Letzte Änderung: 15 Oktober 2020, 22:22:32 von binkabi »

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Somewhere87

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #11 am: 15 Oktober 2020, 23:56:25 »
Hi ich hoffe es geht dir gut!

Du bist meiner Meinung nach schon auf dem Weg zur Sucht bzw zum problematischen Spielen.

Wieso? Du meldest dich extra in einem Suchtforum an und beschreibst alles ganz genau. Das würde niemand tun der nur ab und an mal spielt und sich im Griff hat. Deine Gedanken scheinen sich daher schon relativ viel um dieses Thema zu drehen 

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #12 am: 16 Oktober 2020, 10:20:16 »
Wahnsinn. Solche Gewinne hätten bei mir mit Sicherheit auch sämtliche Rationalität außer Kraft gesetzt.

Bei uns waren es meist Kleinstgewinne, die gegenüber solch großen Gewinnen schon auf den ersten Blick einfach ein schlechter Deal sind.

Es ist alles ein schlechter Deal - denn je höher meine Gewinne wurden desto verbissener habe ich, wenn ich selbige wieder verloren hatte versucht erneut zu gewinnen.

So sah das ungefähr aus:

- 30.000 EUR  mit 200 EUR Einzahlung
- 92.000 EUR - mit 600 EUR Einzahlung
- 148.000 EUR - mit 1500 EUR Einzahlung
- 192.000 EUR  - 2500 EUR Einzahlung
- 243.000 EUR  - mit 10.000 EUR Einzahlung

Erst als es dann immer ans Auszahlen ging wurde ich hingehalten - mehr als 10 Tage damit man die Auszahlung wieder abbricht was ich dann leider auch, aus Gier, getan hatte. Oder aber das Geld war nicht verfügbar - in meinem Konto konnte ich keinen Grund erkennen warum - der Live-Chat teilte mir dann mit das ich mit einem Bonus gespielt hätte und obwohl ich vorher im Konto nachsah konnte ich das nicht sehen - erst als der Live-Chat mir 2-3 Minuten später antwortete ich solle noch mal schauen war auf einmal ein Boni hinterlegt und da ich eben gegen die Bonusbedingungen verstoßen hatte (max. 5 EUR pro Spiel) wurde mir der Rest bis auf 10.000 EUR gestrichen!

Natürlich versucht man dann abermals diese Summe zu erspielen und  will es nicht wahr haben egal ob man hingehalten oder betrogen wird weil die Hoffnung in einem keimt man kann es abermals schaffen und man stopft noch mehr Geld rein und wird dann noch betrogen bei der Einzahlung und ich Stand vor dem AUS - so hatte ich auch innerhalb 1,5 Stunden über 70.000 EUR investiert und das war mein Ende und hat mir das Genick gebrochen!

..und angefangen hast es so wie bei dir....
« Letzte Änderung: 16 Oktober 2020, 10:27:41 von Born4Nothing »
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Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #13 am: 16 Oktober 2020, 14:01:30 »
Wahnsinn. Solche Gewinne hätten bei mir mit Sicherheit auch sämtliche Rationalität außer Kraft gesetzt.

Bei uns waren es meist Kleinstgewinne, die gegenüber solch großen Gewinnen schon auf den ersten Blick einfach ein schlechter Deal sind.

Es ist alles ein schlechter Deal - denn je höher meine Gewinne wurden desto verbissener habe ich, wenn ich selbige wieder verloren hatte versucht erneut zu gewinnen.

Natürlich. Alles ein schlechter Deal. Damit meinte ich, dass solche Big-Wins sich erst später als schlechter Deal herausstellen.


So sah das ungefähr aus:

- 30.000 EUR  mit 200 EUR Einzahlung
- 92.000 EUR - mit 600 EUR Einzahlung
- 148.000 EUR - mit 1500 EUR Einzahlung
- 192.000 EUR  - 2500 EUR Einzahlung
- 243.000 EUR  - mit 10.000 EUR Einzahlung


Unglaublich. In welchem Zeitraum ?

Aber das ist halt das Ding. Während des Spielens habe ich mich phasenweise über die marginalen Gewinne geärgert, im Nachhinein bin ich heilfroh, dass ich nicht einen solchen Big-Win gelandet habe.

Re: Kann man langfristig kontrolliert spielen?
« Antwort #14 am: 16 Oktober 2020, 14:06:49 »
Zitat
Unglaublich. In welchem Zeitraum ?

4 Wochen

Die 70.000 gingen dann in 1,5 Stunden drauf
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