Hallo Wolke,
danke für die Rückmeldung und die Glückwünsche für heute! Therapie ist dann in zwei Stunden. Ich kenne die Spielsucht-Therapeutin von vor ca zwei Jahren und ich gehe parallel dazu auch noch zu einer anderen Therapeutin. Gerne schreibe ich ein paar Zeilen über die heutige Sitzung.
Weil mich das Thema und das Forum gerade sehr beschäftigt, schreibe ich noch einen Beitrag und stelle mich dabei etwas genauer vor: ich bin 43 Jahre, bin single, habe zwei erwachsene Kinder in einer anderen Stadt und eine psychische Erkrankung, die mir einiges im Leben schon verbaut hat (bipolar affektive Störung). Derzeit bin ich wieder mal auf Jobsuche, obwohl ich ehrlich gesagt glaube, dass mich das Arbeitsamt bereits unter den hoffnungslosen Fällen verbucht hat. Neben der Arbeitslosigkeit bin ich geringfügig (bis zu 460 Euro monatlich) bei einem Verein tätig, den meine Schwester und ich für psychisch erkrankte Langzeitarbeitslose ins Leben gerufen haben. Weil in meiner Familie alle sowohl von meiner Erkrankung als auch von meiner Spielsucht wissen, hat mein Vater mein Konto vor ca einem Jahr übernommen und überweist mir seither regelmäßig geringe Beiträge bis zu 50 Euro, mit denen ich die halbe Woche auskommen muss. Das hat bis vor ca vier Wochen jetzt ein Jahr lang gut und ohne Spielen funktioniert, mein Konto war auch am Monatsende regelmäßig im Plus und ich habe, auch wegen und mit Hilfe des Vereins, wieder optimistisch in die Zukunft geblickt. Aber seit ich diese Lokale entdeckt habe, gehe ich fast täglich rein und verspiele 10, 20, 30 Euro, einmal sogar mehr (350 Euro), weil ich unerwartet und völlig überraschend an Bargeld kam. Ich muss also völlig offen einsehen, dass ich noch immer und für den Rest meines Lebens spielsüchtig bleiben werde. Und ich weiß, dass der Satz leicht hingeschrieben ist und mir die Tragweite dieser Aussage gar nicht klar ist. Das Forum hier ist mir deshalb derzeit so ein Zufluchtsort, weil ich sehe, wie viele andere Menschen sich bereits ernsthaft und langfristig mit der Thematik auseinander gesetzt haben und ich versuche, zu verstehen, zu lernen und wenn möglich, umzusetzen.
Was mich am meisten beschäftigt: jede/r hier weiß, wie schädlich und existenzgefährdend die Spielsucht ist. Trotzdem halten wir an ihr fest. Was ist das für ein Selbstzerstörungstrieb und womöglich Hass auf sich selbst, der einen immer wieder zum Spielen führt? Oder kann man es auch umgekehrt sehen: als Spieler/in ist man genauso ein starker Mensch, der viel aushält, mit vielen gesunden Anteilen und es geht bei der Sucht etwas salopp formuliert darum, die Probleme, Ängste und Sorgen dahinter zu überdecken? Allerdings erkenne ich jetzt bei mir, dass diese zweite Sicht der Dinge immer stärker hinter der ersten verschwindet: ich erkenne mein eigenes Potenzial nicht mehr und der Blick auf meine Stärken verdunkelt sich von mal zu mal in der Spielhöhle. Und letztlich ist mir klar: wenn ich nicht aufhöre zu spielen, werfe ich mein Leben sprichwörtlich weg! Das ist eigentlich der stärkste Antrieb derzeit, aufhören zu wollen. Mein Leben wegzuwerfen kommt nicht in Frage, dazu ist es zu schön und einzigartig.
Liebe Grüße,
Markus