Ich bin 28 Jahre alt und "studiere" nebenbei, wobei ich sagen muss, dass das Zocken vielmehr mein Studium negativ beeinflusst hat und ich meinen Pflichten und Aufgaben nicht nachgehen konnte. Früher war ich eher ein Mensch, der distanziert zu den Menschen war, die spielten. Auch andere Verhaltensweisen von Menschen im Umfeld sah ich ungern an. War stets distanziert zu solchen Dingen. Eines Tages wurde ein vermeintlicher Freund, ein Automatenaufsteller. Ich hatte zu ihm eine zeitlang auch keinen Kontakt aus anderen Gründen. Vorher war mir auch nicht klar, dass er ein Zocker war oder mich hatte das Ganze eher nicht interessiert. Nach einer Zeit hatten wir wieder Kontakt und er erzählte, dass er Aufsteller ist.
Eines Tages wollte ich meine gesparten Münzen in Scheine wechseln und durch seinen Tipp waren wir plötzlich in einer Spielhalle. Anfangs war es nur Geldwechsel und dann musste ich auf ihn in der Spielhalle warten, weil er zocken wollte. Es fing mit mir mir das Spielen damit an, als er mir das Geld zum Einzahlen gab. Dann spielte ich für ihn und gewann, er teilte den Gewinn mit mir.. Zuvor versuchte ich ihn immer davon wegzubringen, als er gewann oder als er auch zu viel verlor. Danach zockte ich auch in seinem Laden und später an allen möglichen Orten.
Er bestellte über mich auf Rechnung auch viele Sachen, was er auch später wieder zurückzahlte aber das Geld, was ich bekam, ging an seine Automaten, weil der Ort der Abgabe sein Laden war. Er warnte mich vor dem Spielen und schlug mir vor, dass so etwas nicht zu mir passt etc. Aber das sind meiner Erfahrungen nach keine ernsthaft gemeinten Ratschläge gewesen, dazu werde ich auch später kommen. Das erzähle ich nebenbei, weil ich mich auf solche widerliche Kreaturen eingelassen habe. Der Grund wieso ich darauf eingehe ist auch, dass soziales Umfeld und die vermeintlichen Freunde einen Einfluss darauf haben. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mit 18 Jahren bis 25 Jahren mehr bodenständig war und von all diesen Dingen mich fernhielt, obwohl ich einige Personen bereits kannte und deren Verhalten nicht zu meinem eigenen machte. Neben diesen Faktoren denke ich, dass auch das gestörte Verhältnis zum Vater auch eine Rolle gespielt hat, weil er sich kaum bei mir meldete. Habe zu oft an andere Sachen gedacht. und den Fehler begangen, mit Zocken anzufangen.
Gewinne hatte ich oft auch gehabt aber das Problem, nicht rauszuholen oder dann woanders zu spielen, hat die Sache noch mehr verschlechtert. Während ich alle monatlichen Rechnungen noch beglichen hatte, kam der Tag, an dem ich die Grenze überschritt und mich verschuldete. Ich begriff, dass ich handeln muss und richtete Sperre bei Spielhallen ein. Davon war der vermeintliche Freund nicht so begeistert, weil er der Meinung war, dass es von alleine aufhören muss und die Sperre keine große Hilfe ist. Vielmehr hatte es ihn gestört, dass ich den Versuch gestartet hatte, davon wegzukommen. Er begründete es mit folgenden Worten: "Wo sollen wir hin, wenn man sich trifft. Du kommst da nicht mehr rein".
Ich hatte zwar in Spielhallen nicht mehr gespielt aber dann in kleinen Läden. Bis dahin hatte ich keine großen Schulden. Ich beglich alles aber hatte kein Geld mehr für mich gehabt. Ich hatte Ende 2019 mit dem Zocken draußen aufgehört. Der Höhepunkt der Krise begann mit Sportwetten bzw. Online Casino, als ich mit einer Person auf Tipico getippt hatte und dann auf Online Casino aufmerksam wurden. Ich verlor anfangs 1000 Euro. Gewann dann auf der Seite nochmals und verlor. Habe immer wieder versucht durch große Einsätze, das Geld oder hohe Gewinne wieder zu erreichen. Der jetzige Stand: Die Summe der Gewinne (die nie ausgezahlt wurden), die ich hatte wurden nun zu Schulden weil ich immer mehr meine Löhne da verschwendete, die ich versuche mit Anwalt zurückzuholen. Online-Casino Geschichte dauerte 3 Monate und ist endgültig beendet. Auf allen Seiten die Konten und in der Online-Banking alle möglichen Zahlungsdienstleister gesperrt.
Nebenbei bemerkt, als ich zwei vermeintlichen Freunden davon erzählte, wie viel ich insgesamt gewann und verlor, sagten beide ähnliche Sachen. "Wir hätten einen Laden mit dem Geld öffnen können" oder "Ich hätte von dir das Geld geliehen und eine Firma gegründet", waren Sätze, die ich hörte und auch Moralapostel zu spielen, hätte nicht fehlen sollen bei Leuten, die mehr verzockt haben als ich selbst. Das gab mir im Leben die Lektion, alles Mögliche von Menschen im Umfeld zu verheimlichen und nicht zu erzählen und dass die vermeintlichen Freunde keine Freunde, sondern vielmehr Feinde sind.
Ich versuche von den Gedanken wegzukommen aber immer wieder muss ich an die Schulden denken, die ich noch begleichen muss. Das Ganze hat einen negativen Einfluss auf mein soziales Leben. Komme damit nicht klar.
Eine Suchtberatung habe ich bisher nicht in Anspruch genommen.