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Soziale Strukturen...

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Offline stoni

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Soziale Strukturen...
« am: 22 April 2008, 13:19:12 »
Mich würde einmal interessieren,in welchen sozialen Verhältnissen ihr gelebt habt,als eure "Spielerkarriere" begann.
Bei mir wars die lange Weile während meiner ersten Arbeitslosigkeit und ein für mich damals relativ hoher Gewinn beim ersten Spielhallenbesuch von ca 300,-DM.
Ist also Arbeitslosigkeit und damit verbundener Geldnotstand Hauptursache für den Start oder spielen solche Faktoren dabei überhaupt keine Rolle? Wie hier im Forum schon oft gelesen,scheinen auch familiäre Gründe oft Ausschlag gebend zu sein.Diese gibts bei mir aber nicht...im Gegenteil,ich habe eine sehr intakte Familie,die auch in der jetzigen Zeit voll hinter mir steht.
Wäre nett,wenn ihr meine "Neugier" befriedigen könntet.
LG Volkmar

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Marzipine

Re: Soziale Strukturen...
« Antwort #1 am: 22 April 2008, 14:29:35 »
Hallo Volkmar,
jede "SUCHT" sucht einen Grund, damit man eine Rechtfertigung hat. Ich kenne keinen Mensch der sagt "ich werde jetzt mal Spieler/in" oder ähnliches. Es gibt keine sozialen Schichten für die Sucht. Klar es gibt Menschen die verfallen keiner Sucht.

Ich habe einen Grund für meine "Spielerkarriere" ich sage mal Frust am Leben wegen Tod meines Partners, einfach vergessen, das habe ich mir eingeredet. Jedenfalls hatte ich vor meiner Spielsucht das gleiche berufliche Umfeld wie heute und auch ich habe eine fantastische Familie. Mein Arbeitsplatz ist unbefristet, öffentl. Dienst. Notgeldstand hat bei mir nicht geherrscht und jetzt Gott sei Dank (nach meiner Spielerkarriere) auch nicht mehr. Habe mich wieder ganz gut erholt  :D.
Eine Sucht beginnt schleichend und ich weiß heute nicht mehr, wann sie angefangen hat.
Jedenfalls sind solche Sachen wie Alkohol, Drogen usw. für mich nie ein Thema gewesen und Glücksspiele sind  jetzt für mich tabu.
Siehst Du jeder hat sein Bündel zu tragen, warum auch immer.
LG Martina

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Offline stoni

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Re: Soziale Strukturen...
« Antwort #2 am: 22 April 2008, 20:02:25 »
Hallo Martina,
alles was du schreibst ist völlig in Ordnung.Mir ist schon klar,dass man den genauen Zeitpunkt,wann die Sucht beginnt,nicht festlegen kann.Ich wollte mit meiner Frage eigentlich nur wissen,welches Umfeld man hatte,als man das erste Mal spielen ging.Und darauf habe ich ja von dir eine klare Ansage bekommen.Ich wollte das nicht als Rechtfertigung oder ähnliches sehen....mich hat es halt nur neugierig gemacht,wie es bei anderen war.
Zu dir noch kurz soviel....ich finde es toll,dass du dein Leben wieder so im Griff hast!!
Bei mir wird das sicher noch eine Weile dauern.Ich bin jetzt knapp 5 Monate spielfrei...nicht viel,aber ein guter Anfang.
LG Volkmar

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Offline Jörn

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Re: Soziale Strukturen...
« Antwort #3 am: 23 April 2008, 02:39:08 »
Hallo Volkmar,

Ich verstehe nicht so ganz, worauf du anpeilen möchtest. Du möchtest von uns wissen, aus welchen Umfeld der/die einzelne von uns abstammen. Ich komme aus einer Familie, wo Genie und Wahnsinn sehr nahe verknüpft sind.

Ich war 9 Jahre alt, als ich meine Spiele selber programmiert hatte. Ich war 14 Jahre alt gewesen und beobachtet hatte, wie jemand sein Geld in Groschengräber in der Kneipe verspielte, und konnte nie begreifen, dass das süchtig machen könnte, weil Gedanken kamen „Sowas würde mir nie passieren !!“

Ja Pustekuchen !! 2011 müsste ich demnach aus den gröbsten raus sein, weil ich dann ich solang spielfrei wäre, wie ich einst drauf war.

oO (( Alter Schwede ))  ;) :D ;D
« Letzte Änderung: 23 April 2008, 02:42:12 von Jörn »
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

Re: Soziale Strukturen...
« Antwort #4 am: 23 April 2008, 07:20:56 »
Hallo Volkmar,

meine materielle Strukturen waren relativ normal. Die sozialen Strukturen im Bereich Sozialverhalten dagegen eher nicht, dazu habe ich aber auch schon einiges hier geschrieben. In Aufarbeitung mit meinem Therapeuten hat sich sehr schnell herauskristallisiert, dass ich sozusagen von Kind auf an gelernt hatte mich zu verstecken.
Je weniger von mir zu sehen und zu hören war, um so weniger konnte ich als Konfrontationspunkt dienlich sein.  Es war bei mir eine "natürliche" Verhaltensweise, welche sich immer mehr verfestigte und  die ich dann im Erwachsenenleben nahtlos weiterlebte. Der Aspekt Geld war für mich lediglich mein Suchtmittel. Je mehr um so mehr Spiel.

Das Spielen begann schleichend kurz nach meinem 18. Geburtstag und dem gleichzeitigen Auszug aus dem Elternhaus. Der Einstieg war klassisch, wie bei vielen anderen hier auch. Es bedeutete für mich mehr und mehr, mich noch nicht einmal mit mir selbst auseinandersetzen zu müssen.

Mit der Erkenntnis und der Umsetzung in mein tägliches Leben verlor sich der "Spieldruck".

Dir wünsche ich, dass sich Dein guter Anfang in ein dauerhaft spielfreies Leben verwandelt.

Marlies


 

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