Hallo liebe Community,
ich habe mich hier angemeldet, da ich mir dringend einiges von der Seele schreiben muss.
Ich bin w, 26, und bin derzeit an einem Tiefpunkt angekommen. Seit mittlerweile 7 Jahren habe ich nun schon ein Problem mit Glücksspielen, habe mich zwischenzeitlich mal rauskämpfen können, wurde aber dann erneut rückfällig. Ich möchte euch meine Geschichte nun mitteilen: Achtung, das wird etwas länger:
Mit ca. 19 Jahren fing bei mir alles an. Es war damals eine sehr schwere Zeit für mich, da ich einfach nicht wusste wohin mit mir. Was ich im Leben erreichen möchte. Hinzu kam, dass meine Mutter krank wurde (manisch Depressiv) und sie plötzlich einfach nicht mehr die Selbe war. Es kam zu großen Auseinandersetzungen zu Hause, da mein Vater vollkommen mit der Situation überfordert war, naja, wir alle, sprich auch mein Bruder und ich. Sie kam in Therapie in eine geschlossene Anstalt, da es anders einfach nicht mehr ging. Ich war zu dieser Zeit in der 12. Klasse der Oberstufe, hatte einen Nebenjob, und eine Mutter, die mich 24/7 brauchte. Sie oder mein Vater riefen mich mehrmals mitten in der Nacht an, als ich bei meinem Freund übernachtete, da sie wieder einmal durchgebrannt war & ich sie abholen sollte. Versteht mich bitte nicht falsch, ich liebe meine Mutter und wollte alles tun was ich konnte, um ihr zu helfen, ich möchte euch nur beschreiben, wie die Situation gewesen ist. Kurzum, ich hatte kaum noch Schlaf oder auch nur ein paar Minuten, um mich um mich selbst zu kümmern, die Schule fiel mir zunehmen schwerer und ich schwänzte immer öfter. Mir fehlte die Kraft. Eines schönen Tages kam eine Freundin von mir, welche ebenfalls eine schwere Zeit durchmachte (Tod ihres Vaters) auf die Idee, mal in eine Spielhalle zu gehen. Und das war der Beginn meines persönlichen Untergangs. Statt in die Schule, ging ich zocken, da es der einzige Ort für mich war, wo ich meine Ruhe hatte, wo mich niemand gestört hat. Zwei lange Jahre lang verzockte ich alles, was ich hatte. Meine Ersparnisse von Eltern/Großeltern, mein bisschen Geld vom Nebenjob, einfach alles. Dann kam der erste Wendepunkt: meiner Mutter ging es zunehmend besser, und mein Vater stellte mich vor ein Ultimatum: Such dir eine Ausbildung, oder geh. Also tat ich das. Ich fand zügig eine Ausbildungsstelle in einem großen Unternehmen, da ich tatsächlich gar nicht so blöd bin, wie man meinen sollte. Die Ausbildung tat mir gut, sie gab mir Halt, die guten Noten haben mein komplett zerstörtes Selbstvertrauen wieder ein wenig hergestellt. Jeder meiner Kollegen hält mich glaube ich bis Heute für eine Person, die alles richtig gemacht hat. Und zu dieser Zeit wurde das Spielen weniger. Ich hatte es „unter Kontrolle“. Und 2016, als ich auf einen Schlag 100€ verzockte, und ich merkte, dass es wieder bergab ging, ließ ich mich sperren. Ein Jahr lang hatte ich es geschafft, nicht zu spielen. 2017 machte ich meinen vorgezogenen Ausbildungsabschluss und wurde sofort unbefristet übernommen. Toll! Ich zog direkt zu Hause aus & wollte mein Leben selbst in die Hand nehmen. Doch schnell merkte ich, dass ich irgendwie nicht klar kam. Das Geld war, trotz gutem Verdienst, immer ziemlich rar und es machte mich unzufrieden. Auch mein Job machte mir recht schnell (ca. Halben Jahr) keinen Spaß mehr. Es zog mich also alles wieder in ein Tief, also ging ich in die Kneipe... natürlich zum zocken. Zu Beginn vielleicht einmal im Monat, doch auch das wurde schnell zu einem wöchentlichen Ritual. Dann lernte ich meinen jetzigen Freund kennen. Den besten Menschen, den es auf dieser Welt gibt. 28 Jahre alt, eigenes Haus, tollen Job. Ich bewundere ihn, wie er alles in seinem Leben unter Kontrolle hat. Ich zog vor einem Jahr zu ihm ins Haus. Ich dachte, jetzt ist alles perfekt. Aber das war es nicht. Mein Job machte mich nervlich fertig, ich wurde immer fauler, und auch das Zocken nahm immer mehr zu. Ich gestand ihm vor einigen Monaten, dass ich das Problem immer noch nicht unter Kontrolle habe, er war sehr verständnisvoll, aber ich glaube, ihm ist das Ausmaß nicht wirklich bewusst. Aber er gab mir die nötige Kraft, um mir einen neuen Job zu suchen. Dieser beginnt nun in wenigen Tagen. Und wieder fehlt mir die Kraft, da ich einfach nichts geregelt bekomme.. in 2 Wochen kommt eine fette Kreditkartenabrechnung von 2000€, die mir mal wieder vor Augen führt, was ich alles falsch mache. Ich weiß natürlich nicht, wie ich sie begleichen soll.. ich werde also zur Bank gehen & um einen Dispo betteln müssen. Dinge, die ich so dringend vermeiden wollte. Ich weine wieder sehr viel, und kann Nachts kaum schlafen. Vor die Tür gehen, Menschen treffen, das alles ist mir mal wieder zu viel. Ich ertrage es nicht mehr.. immer wieder diese Enttäuschung von mir selbst. Deshalb möchte ich mich nun hier austauschen. Mein Leid teilen & ihr eures mit mir. Vielleicht haben wir gemeinsam die Kraft, aus dem Ganzen Teufelskreis auszubrechen.
Danke fürs Lesen. Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir es alle gemeinsam schaffen!!