Hallo,

Nachdem ich dieses Forum schon seit einem halben Jahr regelmäßig Besuche, hab ich nun doch mal einen Anlass dazu gefunden hier auch etwas zu schreiben.
Zu meiner Geschichte:
Vor ca. 2 Jahren begann ich das Spielen, erst mit Live Blackjack, dann entdeckte ich die Slots. Das erste Jahr war ich noch un der Ausbildung und ich spielte mit Einsätzen wie 10 oder 20 Cent bei den Slots. Dies ist aber auch leider öfters mal eskaliert und ich zahlte einen Abend mal schnell 300 Euro ein. Das war viel Geld für mich damals. Ich merkte dann ziemlich schnell das ich das in Zukunft lassen sein sollte, aber ich konnte einfach nicht aufhören. Als ich mit der Ausbildung fertig war ging's immer weiter bergab. Ich hab viel mehr Geld verdient, was aber auch bedeutet das ich mehr Geld verspielte. Es gehörte einfach zum Alltag, jeden Abend mal schnell 20-50 Euro einzuzahlen. Habe relativ oft auch Auszahlungen getätigt, selbst wenns dann "nur" 100 Euro waren.  Das hat sich aber auch schleichend geändert, mittlerweile sind 300 Euro Spielgeld, welches man auch mal schnell runterspielen kann. Ich habe mir letzens feinsäuberlich alle Einzahlungen und Auszahlungen rausgeschrieben. Ca. 6500 an Einzahlungen und 5000 an Auszahlungen, das heißt ein Minus von 1500 Euro. Aber ich hab trotzdem noch erspartes. Es klingt jetzt im Vergleich zu anderen Geschichten völligst harmlos, aber es macht mich innerlich kaputt, ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren, ich hätte so viel zu tun. Das größte Problem sind abee mittlerweile die Tics, die ich seit einen Monat nach einen Kontrollverlust hab, ständiges Augenzwinkern, hals anspannen etc. Ich werde sie einfach nicht los und bin mir relativ sicher das die davon kommen.. hat jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht? Hatte jetzt mal 3 wochen nicht gespielt ( außer 2x 20 Euro). Wurde leider nicht besser.  Heute kam ich dann drauf mein Glück nochmal zu versuchen und hatte innerhalb 3 Stunden 600 Euro verbraten auf 50 Cent Einsatz.  Ich will einfach damit aufhören, doch es klappt einfach nicht. Obwohl ich alles habe um glücklich zu sein. Nur diese Angst das das Geld knapp wird treibt mich jeden Tag in den Wahnsinn und will mir einfach mehr Geld erspielen, was aber meistens genau in die andere Richtung geht.
Vllt hat jemand was ähnliches erlebt und hat Tipps, weil so kann es nicht weitergehen..habe das Gefühl das ich leicht depressiv bin da ich mich über fast garnix mehr freuen kann.
Falls es sich jemand ganz durchgelesen hat, vielen Dank!

Hallo Kalc,

willkommen im Forum. Wer weiß außer uns von deinem Problem? Kannst du (schon) darüber reden?

LG Ilona

Hey Ilona!

Leider eine etwas sehr verspätete Antwort, aber lieber zu spät als nie
Ja ich hatte es damals zum ersten mal meiner Freundin gesagt, sie reagierte nicht verwundert, sie meinte sie hatte schon eine leise Vorahnungen durch die SMS´n etc. Sie meinte dann ich sollte mir doch Hilfe suchen, aber sie ist mir nicht böse weil es ist ja nicht ihr Geld. ( Damals waren es gerade einmal 1000 Euro) Sie ist aber auch die einzige die etwas darüber weiß. Zwischenzeitlich hat sich viel getan, leider nicht positiv. Ich war zwischenzeitlich auf Plus/Minus 0 und hatte fest vor aufzuhören, tja hat genau 3 Wochen gehalten. Von den anfänglich 150 Euro denen ich dann hinterhertrauerte steigerte sich das ganze auf etwa 5500 Euro. Also all mein Erspartes für mein berufliche Weiterbildung die ich zurzeit mache..Hatte jetzt immer wieder mal spielfreie Phasen, wurde auch weniger aber ganz auf hörts ja dann doch nie. Nachdem ich das dann das 2. mal meiner Freundin beichtete war sie sichtlich enttäuscht von mir. Ich weiß zurzeit einfach nicht was ich machen soll, habe mit der Hotline auch schon telefoniert und werde jetzt demnächst versuchen zu einer Suchtberatung zu gehen. Das einzige Problem das mir bleibt ist, was mache ich bei unerwarteten Ausgaben? Mein Konto ist nahezu bei Null und ich wüsste einfach nicht was ich machen sollte. Den Eltern alles Offenbaren? Nein die wären zu tiefst enttäuscht. Obwohl es uns finanziell eigentlich gut geht, aber das kommt davon das meine Eltern sehr sparsam sind. Achja, ich wohne noch daheim.
Musste das jetzt nochmal schreiben, vielleicht liest es sich ja jemand durch und hätte einen Ratschlag.
Gruß.

Moin Kalc,

ich habe deinen Startbeitrag erst jetzt gelesen. Du schreibst nichts mehr von deinen Tics. Ich hatte zu meiner Spielerzeit eine ganze Palette von Tics. Viele wie Augenkneifen oder auf Fugen laufen haben mich nur blöd aussehen lassen, andere wie Kiefergelenke nebeneinander reiben oder auf jeden Fall über die Ampel fahren haben mich körperlich verletzt oder andere gefährdet.
Kurz ich war völlig fertig, normalerweise ein Fall für die Psychiatrie. Das schlimme an den Tics und die Anzahl der Wiederholungen, sie waren für mich mit dem spielen und meinen Gewinnaussichten verknüpft. Das führte zu einer sich immer erhöhenden Anzahl an Wiederholungen. Nach welchen Regeln kann ich mich nicht mehr erinnern, nur noch das die wiederholungen immer mehr Zunahme. Völlig irre.

Ich gehe einige Zeit in die SHG und habe einige Menschen kennengelernt, das die Tics ein echtes Problem neben dem spielen sind habe ich sonst kaum gehört. Ich hatte auch Depressionen.

Auf der anderen Seite bin ich durch und durch Spieler. Als ich mit Hilfe der SHG mit dem spielen aufhörte, brauchte es die erste Zeit meine gesamte Energie. Nach einiger Zeit stellte ich fest, daß die Tics, die ja ein wirkliches Problem waren fast unbemerkt verschwunden waren.

Das kann bei Dir natürlich ganz anders sein, die Tics waren im Nachhinein für mich ein deutliches Zeichen die Notbremse zu ziehen, ich wußte es damals nur nicht.

Heute bin ich Vater von drei Kindern. Ich kann Dir sagen, ich spüre wenn bei meinen Kindern etwas nicht in Ordnung ist. Wenn Sie mir irgendwann beichten warum, dann ist es egal was es auch immer ist nie so, daß ich enttäuscht bin, ich bin froh das ich es weiß und wir gemeinsam Lösungen suchen können.

Deinen Eltern fällt sicher ein Stein vom Herzen, wenn Du Dich offenbarst.

Danach kannst Du Dich um eine SHG und um eine Therapie kümmern.
Arsch hoch und beweg Dich, es geht um Dein neues Leben, es lohnt sich.

Taro

Hey Taro!

Erstmal vielen Dank für deine Antwort. Stimmt, von den Tic´s hatte ich garnichts mehr geschrieben. Das liegt daran das ich seit September ja eig versuche aufzuhören, siehe da mal nach 2-Wöchiger Abstinenz waren nahezu alle Tic´s verschwunden..erstmal.
Vereinzelt treten diese immernoch auf, auch bei Situationen die vielleicht gerade nichts mit dem Spielen zu tun haben. Bei mir wars ja meist nur Augenzwinkern, Fußmuskeln anspannen, Bauchmuskeln anspannen etc. Diese waren aber auch sehr nervig und vorallem auffällig für andere, wahrscheinlich auch für meine Eltern. Ich hatte teilweise feuerrote Augen von dem ganzen Gezucke, will nicht wissen was die sich denken
Ich weiß nicht, ich hab zurzeit noch Angst vor einem kompletten Outing, da mein Vater doch sehr bestimmend und sehr engstirnig ist, er könnte das alles nicht verstehen. Sein Sohn also so einen Versager zu sehen.
Ich werde mich wie gesagt aufjedenfall noch an die Suchtberatung erstmal wenden und dann die weiteren Schritte sehen. Das finanzielle bleibt hal trotzdem noch ein Thema.
Naja mal sehen wie das ganze weiter geht.

Kalc

Hallo!

Spieler zu sein ist kein Versagen. Sich es einzugestehen ist eine Stärke! dein Vater liebt dich und es wird es verstehen. Vielleicht nicht sofort aber das vertrauen was du ihm entgegen bringst wird er schätzen. Also nur Mut.

Hallo Zusammen!

Nach knapp über einem halben Jahr melde ich mich mal wieder zurück. Ich habe es nun tatsächlich geschafft und bin seit dem 22.11.2019 komplett spielfrei.
Nach dem mich meine Freundin des öfteren gebeten hatte es doch meinen Eltern erzählen und alles offen zu legen, habe ich es immer mehr aufgeschoben.
Am 22.11 waren wir dann alle zusammen gerade beim Mittagsessen, also meine Eltern, meine Freundin und ich. Meine Freundin sprach das Thema mit dem Worten an: "Ich glaub euer Sohn hat euch etwas zu sagen".
Sie waren sehr verdutzt als ich plötzlich in Tränen ausbrach weil ich es nicht mehr halten konnten. Ich habe ihnen dann quasi alles von vorne bis hinten erzählt. Entgegen meinen Erwartungen waren die Reaktionen bei weitem nicht so schlimm wie gedacht.
Ihr erster Gedanke war eigentlich, dass ich etwas mit Drogen am Hut hätte. Sie waren dann doch sehr verständnissvoll und boten mir natürlich psychische sowie finanzielle Unterstützung an.  Als das getan war, fiel mir doch ein sehr großer Stein vom Herzen, in gewisser Weise denk ich im Nachhinein, dass vielleicht einfach die Angst davor den Eltern etwas zu erzählen die ganze Sucht noch verschlimmert hat. Die finanzielle Lage hat sich bis jetzt auch deutlich gebessert, obwohl ich aufgrund einer Weiterbildung nur die Hälfte verdiene zurzeit. Ich kann einfach endlich wieder leben! So wie es vorher war, bevor die ganze Sucht begann. Ich bin einfach nur froh nicht mehr so schnell gereizt zu sein, nicht dauernd Geldsorgen haben zu müssen, nicht ständig zu lügen und endlich wieder normal schlafen und aufwachen zu können.

Auch wenn es bei mir nur eine relativ kleine Summe mit ca. 7000 € sind. (Rein erspartes, keine Schulden) macht die Sucht einen psychisch fertig und ich kann nur jeden raten diesen Schritt mit aller Energie anzupacken.
Bleibt stark.

Liebe Grüße.

Hallo Kalc,
Danke für das Update zu deiner aktuellen Situation. Da hast du ja in der Zwischenzeit einen großen Schritt gemacht. Und eine interessante Entdeckung was deinen Vater angeht. Er hat ganz anders reagiert als von dir befürchtet. Halt die Ohren steif und bleib am Ball.
Alles Gute
LG Ilona