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Der Wille allein entscheidet

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Der Wille allein entscheidet
« am: 27 Oktober 2007, 10:28:45 »
Hallo zusammen!
Ich werde heute erst einmal meinen letzten Auftritt in diesem Forum haben, und möchte Euch allen für Eure Meinungen zu meinen Beiträgen danken. Es waren nicht immer die erwarteten, oder “erwünschten” Antworten die ihr mir gegeben habt, aber sie waren doch sehr interessant, und haben mich weiter gebracht. Auf ein paar Stichworte die gefallen sind, möchte ich jetzt doch noch ein letztes Mal eingehen:

Stichwort unheilbare Krankheit:
Die Spielsucht ist für mich keine Krankheit. Alle diejenigen, die von einer Krankheit sprechen, sollten sich einmal die Konsequenzen überlegen. Da Die Entscheidungen vom Gehirn getroffen werden, wären demnach alle Spielsüchtigen geisteskrank. So bezeichne ich nur Menschen, die tatsächlich physisch im Gehirn geschädigt sind. Die sind dann auch wirklich unheilbar krank. Wenn einem Zocker erzählt wird, dass seine Sucht unheilbar ist, dann wird diese Botschaft von ihm gierig aufgenommen. Wenn ich daran glaube meine Sucht ist unheilbar hat das folgenden Vorteil für den Zocker. Bei einem Rückfall liefert mir dieser Glaube doch eine super Ausrede. Ich kann jetzt sagen: Leute, ich bin rückfällig geworden. Ich kann aber nichts dafür,  da ich unheilbar krank bin. Damit müsst ihr also leben, und es kann sich jederzeit wiederholen.
Verabschiedet Euch also von dem Gedanken ihr seid unheilbar krank.
Hier wird Krankheit mit Willensschwäche verwechselt. Natürlich ist es immer leichter nachzugeben als standhaft zu bleiben. Der Widerstand zu verzichten wird auch bei jedem Nachgeben etwas schwächer. Ich als süchtiger Spieler versuche also meinen Willen zu stärken.  Durch Eure Kritik habt Ihr dazu beigetragen, meine Mauer der Willensstärke gegen das Zocken noch höher zu bauen.

Zur Suchtverlagerung:
Als ich das erste Mal von Euch das Wort “Suchtverlagerung” in meinem Zusammenhang las, fühlte ich mich zunächst angegriffen. Jetzt bin ich Euch für dieses Wort dankbar. Ihr habt vollkommen recht, klar will ich meine Spielsucht verlagern, nämlich an einen Ort, wo sie mich nicht mehr in meiner Ruhe stört. Das hat doch den Vorteil, dass ich nicht ständig gegen sie ankämpfen muss. Sucht kommt von suchen. Wenn es mir gelingt, meine Sucht so tief in mein Gehrin zu verlagern (am besten in der Abteilung Sondermüll), dass ich sie nicht mehr wieder finde, hätte ich auch mein Problem gelöst. Besser ist es jedoch seinen Willen immer wieder über das Fleisch siegen zu lassen. Es ist übrigens falsch, wenn ihr von mir denkt dass ich nur noch meine freie Zeit mit Gesellschaftspielen verbringe. Ich lerne zum Beispiel in einem Fernstudium das professionelle Schreiben, und bin bereits drei Jahre dabei.  In der nahen Zukunft möchte ich gerne einmal einen historischen Roman schreiben.

Vorschlag:
Falls bei mir der Spieldruck auftauchen sollte, mache ich folgendes:
Zunächst sage ich mir mein “Mantra” auf:
Du willst zocken um Dein Geld möglichst schnell zu verspielen.

Der Rückschluss: Dann kann ich es genauso gut wegwerfen. Es gibt sinnvollere Möglichkeiten sein Geld auszugeben.

Oder:
Ich habe jetzt schon ... Tage, Wochen, Monate, nicht mehr gezockt, dann werde ich diesen einen Moment auch noch locker überstehen und nicht weich werden.
Viele Grüße
Holger

Re: Der Wille allein entscheidet
« Antwort #1 am: 27 Oktober 2007, 11:14:48 »
Hallo Holger,

schade, dass Du Dich verabschiedest aus diesem Forum. Warum eigentlich?
Ich möchte nicht versäumen, Dir für Deine Zukunft alles Gute zu wünschen.

Ich habe aber auch noch eine Frage, die mir nach diesem Deinem Posting auf der Zunge liegt.
Schreiben, Bücher schreiben - auch historische Romane, erfordert Recherche.

Bist Du schon einmal auf die Idee gekommen, Recherchen über die Spielsucht im Allgemeinen und Speziellen zu betreiben. Es stört mich ehrlich gesagt doch sehr, dass Du entgegen aller wissenschaftlichen Studien ect. argumentierst. Wobei ich auch sagen möchte: Solange es Dir hilft!!!!!!

Leider hat sich bei allen Süchtigen, die ich kenne - und die meisten (einschließlich ich selbst) - haben/hatten diese These auch einmal, herausgestellt, dass der Halt daraus nur ein vorübergehender ist.

Nochmal alles Gute für Dich

Marlies

*

Offline andreasg

  • *****
  • 2.083
Re: Der Wille allein entscheidet
« Antwort #2 am: 27 Oktober 2007, 18:21:40 »
Neue Erkenntnisse zum Krankheitsbild




 Eine Studie an der Universitätsklinik Hamburg liefert neue Aspekte zum Verstehen des pathologischen Spielens. Neurowissenschaftler haben mit Hilfe der Magnetresonanztomographie ermittelt, dass das Belohnungssystem der Spielsüchtigen während des Spielens weniger aktiv ist, als bei anderen Menschen. Aus diesen Erkenntnissen erhofft sich die Gruppe um Prof. Ivar Hand und Dr. Christian Büchel Hilfe zur therapeutischen Behandlung

Hallo Holger, ich kann Dir zu Deinem Abschied nicht Recht geben. Wenn Du den oben eingestellten Beitrag der Universitätsklinik Hambur, daraus ein Auszug liest, mag es Dir Deutlich werden, daß der Spielsüchtige Mensch an einer lebenslangen lebensbefrohlichen Krankheit leidet, die sich aber durch Therapien und Hilfe zur Selbsthilfe zum Stillstand bringen lassen.
Die Erkenntnis,die ich vor einigen Jahren bekam, daß ich diese so von mir beschriebene Krankheit in mir trage, hat mich letztendlich Dank der Hilfe durch die SHG und Dank der Therapie vor dem weiteren Ausüben meiner Sucht bewahrt.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Der Wille allein entscheidet
« Antwort #3 am: 29 Oktober 2007, 12:36:46 »
Hallo Marlies und Andreas!
Jetzt muss ich mich doch schnell noch mal zu Wort melden. Vielen Dank für Eure Antworten.

zu Marlies:
Selbstverständlich führe ich normalerweise bei Artikeln eine Recherche durch. In diesem Bereich werte das aber bitte als "Selbsterfahrungsbericht" aus über 30 Jahren zocken. Bedenke dabei bitte folgendes: Da sich Entscheidungen im Gehirn eines Spielers abspielen, ist es für Aussenstehende (Psychologen, Therapeuten, etc.) natürlich sehr schwer sich ein Bild von den wirklichen Beweggründen eines Spielers zu machen, und die Sucht zu erforschen, ohne sie selbst zu erleben. Bedenke bitte auch folgendes: Gerade wenn ich mich entgegen aller Studien auf eine andere Seite stelle, bringt das auch die Wissenschaft voran, da ein völlig neuer Blickwinkel entsteht.

zu Andreas:
Vielen Dank für den Hinweis auf die Studie. Ich habe bisher noch nicht von ihr gehört. Selbstverständlích werde ich mich mit ihr am nächsten Wochenende ausgiebig auseinandersetzen. Ich lebe übrigens auch in Hamburg, so dass ich vielleicht die Möglichkeit haben werde, mit den Professoren in der Uniklinik Eppendorf persönlich Kontakt aufzunehmen. Es wäre doch einmal interessant zu erfahren, was die zu meiner "Selbsterfahrung" sagen. Falls es eine Reaktion gibt, werde ich Euch an dieser Stelle selbstverständlich darüber sofort berichten. Ich gebe Dir natürlich Recht, dass die Spielsucht lebensbedrohlich sein kann. Einfach aus folgendem Grund: Der Mensch ist ja ein soziales Wesen. Mit meinen Beiträgen hier wollte ich auch deutlich machen, dass der süchtige Spieler in seiner erzwungenen trockenen Phase (immer dann wenn er schon sein Geld für den Monat verspielt hat), den Spieleinsatz noch einmal deutlich steigert. Der Spieleinsatz sind jetzt seine sozialen Kontakte die er riskiert. Ein totaler Verlust wird mit Sicherheit in den Selbstmord führen.

Viele Grüße an Euch Beiden
Holger


Re: Der Wille allein entscheidet
« Antwort #4 am: 29 Oktober 2007, 19:16:03 »
Danke für Deine Antwort, Holger.
Freue mich weiterhin wieder von Dir zu hören.
Die Studie aus HH kenne ich auch.
Es gibt aber noch viele weitere.
In der Regel wird dort nicht mit Erfahrungsberichten von Therapeuten gearbeitet,
sondern mit Erfahrungsberichten von Süchtigen.
Mach' Dir doch einfach mal das Vergnügen.

Bis bald einmal

Marlies

 

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