Ich vermute die Gründe liegen irgendwo in seiner Kindheit. Er spricht oft von Vernachlässigung durch seine Eltern als er 4-5 Jahre alt war. Später haben sie ihn auch nicht unterstützt. Er hat eine Lehre gemacht und die Eltern haben sich niemals den Betrieb angesehen oder sich irgendwie informiert. Mit 17 hat er begonnen die Miete zu bezahlen usw. Aber hatten umgekehrt nie Unterstützung. Er war in der Zeit als er bei ihnen lebte hauptsächlich in seinem Zimmer und spielte sein Instrument oder am PC. Irgendwann in dieser Zeit begann das Wetten.
Wie hast du es geschafft radikal aufzuhören? Durch das Einsehen des enormen Verlusts? Wie ist deine Frau damit umgegangen?
Bei mir waren die Ursachen zufälligerweise ähnlich wie bei deinem Mann, zusätzlich wurde mein Bruder im Gegensatz zu mir stets mehr wertgeschätzt und gesponsort, was den Unmut verstärkte...Ich schluckte aber immer meine Aggressionen herunter und holte mir die Befriedigung oder Entspannung beim Sport-Wetten. Auch war ich unzufrieden mit unserem Haus wegen Lärmbelästigung (Fluglärm). All das habe ich in mich hineingefressen.
Vielleicht damit du dich ein wenig in die Gefühlswelt deines Mannes hineinversetzen kannst: Wenn man Geld setzt, gibt das beim Schauen des Spiels einen Adrenalinkick und Glücksgefühle, wenn man gewinnt...gleichzeitig führt der "unverdiente" Verlust einer Wette zu starken innerlichen Aggressionen, weil man sich denkt "Wieso ist genau dieses einzige Spiel heute nicht so gelaufen, wie es hätte laufen müssen". Diese Aggressionen versetzen einen in eine "ich hab keine Lust auf nichts mehr" Stimmung und nichts macht mehr Spaß. Nun will man wieder diesen Kick haben ...Man kann es im Grunde wie eine Droge betrachten, nur das man kein Kokain nimmt. Jeden Tag beschäftigte ich mich mit Sportanalysen und Sportwettenstrategien und machte nichts anderes mehr, nichts machte mir sonst mehr Spaß...
Vielleicht hast du genau diese Gefühlsschwankungen bei deinem Mann in Abhängigkeit von seinem Gewinnen/Verlieren von Wetten festgestellt.
Meine Frau weiß davon nichts. Das ist nicht gut, aber sonst würde meine Beziehung auf dem Spiel stehen, denn ihr Onkel war spielsüchtig und hat 500000 Euro verzockt (Ja es sind 5 Nullen!).
Ich habe gerade dann aufgehört, wo ich am Boden war. Ich hatte meine Dispos ausgereizt und war verzweifelt. Ich hatte 10 Wetten am Stück verloren, selbst wenn ich auf die Bayern gesetzt hatte. Gefühlsmäßig war ich am Boden...Zudem zahlte ich bei einem eher unbekannten Onlinecasino ein, welches einfach trotz aller Verifikationsverfahren meinen Gewinn nicht auszahlen wollte...Schließlich setzte ich wieder alles und hab dann meine 2000€ Gewinn verloren, weil das Casino ein Betrugscasino war.
In meiner Recherche über diesen Casinoanbieter fand ich heraus neben dem, dass es ein Betrugscasino war, dass Online-Casinos hier in Deutschland in den meisten Bundesländern illegal sind.
Auch Sportwetten dürfen meiner Ansicht nach so in Deutschland nicht angeboten werden. Die Verlinkung auf einen Casino-Bereich ist meiner Ansicht nach Sportwettennbietern untersagt, die eine Sportwettenlizenz in Deutschland wollen. Zudem gibt es ein monatliches Einsatzlimit für Sportwetten von 1000€. Dieses überwachen die Casinos jedoch meiner Ansicht nach bewusst nicht. Ich war so sauer, dass ich als " intelligenter" Mensch in diese Suchtfalle hineingeraten bin. Denn jetzt war ich nicht der Clevere, der intelligent war, sondern die Casinos/Sportwettenanbieter, die wissen wir man das Belohnungssystem des Gehirns geschickt manipuliert und zu einer Sucht werden lässt.
Ich habe mich dann für den kalten Entzug wie bei einer Droge entschieden. Mich bei allen bekannten OnlineCasinos mit Wettbereich gesperrt. Angemeldet war ich sowieso schon bei allen gängigen Casinos.
Danach habe ich mich informiert, was man machen kann, wenn Casinos/Sportwettenanbieter meiner Meinung nach illegale Sachen anbieten, die der Staat durch seine Inaktivität sogar noch duldet.
Zusammengefasst ihm ein monatliches Wettlimit zuzugestehen hilft nix, er muss ganz aufhören. Es ist hart, denn Wetten macht auch Spaß, aber man verliert in den meisten Fällen früher oder später die Kontrolle. Das muss er einsehen und diesen harten Weg eingehen. Ich habe mich entschlossen, meinem Vater entschieden die Meinung zu sagen und habe nun auch den Kontakt zu ihm abgebrochen, weil ich mich nicht mehr so behandeln lasse. Auch meine anderen Probleme gehe ich nun offen an und fresse es nicht mehr in mich herein. Ansonsten schaue ich mich nach einem neuen Haus um und gehe meine Probleme aktiv an.
Ich bin jetzt 2 Monate spielfrei und zusätzlich hilft es mir gegen die Anbieter rechtlich vorzugehen, auch wenn ich diesen Schritt finanziell nicht notwendig habe, da ich recht gut verdiene. Aber so schade ich meiner Meinung nach wenigstens den Verursachern, nämlich den Zahlungsdienstleistern (Paypal, Kreditkartenfrmen,...) und auch den Casinos. Für das Vorgehen gegen die Anbieter habe ich alle Ausgaben und Gewinne in einer Excel-Tabelle gegengerechnet...das es 60000€ waren, hätte ich nicht gedacht.
Ich würde auch mal an deiner Stelle hier bei kostenlosen "Onlineberatung Glücksspielsucht" anrufen und dich beraten lassen, denn da sitzen die Experten, die Erfahrung haben in solchen Fällen.
Ich werde nicht mehr spielen, sondern lebe jetzt mein Leben wieder ohne fremde Kontrolle der Casinos/Sportwettenanbieter...