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Sportwettensucht meines Mannes

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Sportwettensucht meines Mannes
« am: 08 Mai 2019, 09:54:05 »
Hallo,

bin neu hier und dachte, dass mir selbst betroffene Personen vielleicht eher helfen können als andere.

Es geht um meinen Mann. Er spielt schon viele Jahre, aber seit kurzem ist es sehr schlimm. Früher waren es 200-400€ im Monat. Das war für uns schon viel, weil ich in Elternkarenz bin. Jetzt sind wir aber bei über 1000€ pro Monat. Er hat sich eine Kreditkarte besorgt und sie "heimlich" registriert. Versprochen hatte er, dass sie nur für unsere Alltagseinkäufe sein sollte. Die normalen TAN laufen über mein Handy und er bremst sich dann ein, weil ich dann weiß wievielte er spielt.

Er wettet ausschließlich auf Fußballspiele über alle gängigen Online Wettanbieter. Und ja es ist immer das 1 Tor, welches den Schein umfallen lässt oder der eine Eckball, das falsche Spiel aus der jeweiligen Liga etc.

Letztens hatten wir deshalb einen Streit und er war total uneinsichtig, dass uns das ganze finanziell ruinieren wird.

Aber ich merke auch, dass es ihn zerstört. Er vegetiert dahin, obwohl er ein lebensfrohe Mensch mit viel Humor ist/war. Unsere Tochter leidet auch darunter, weil Papa kann nicht mit ihr spielen ohne Fußballergebnisse zu gucken. Sogar sie sagt schon mit 2,5J. er soll das Handy beiseite legen.

Wie kann ich ihm da raus helfen ohne einen Streit zu provozieren? Es läuft sonst immer darauf hinaus, dass es mir nur um mich und das Geld geht. Aber es geht mir in aller erster Linie um meinen Mann und unsere Familie.

Danke

*

Offline Olli

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Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #1 am: 08 Mai 2019, 10:44:39 »
Guten Morgen Bunt!

Herzlich willkommen!

Zitat
Wie kann ich ihm da raus helfen ohne einen Streit zu provozieren? Es läuft sonst immer darauf hinaus, dass es mir nur um mich und das Geld geht. Aber es geht mir in aller erster Linie um meinen Mann und unsere Familie.

Doch, meine Liebe, es geht um Dich - vorrangig - und das ist vollkommen in Ordnung so!
Viele Angehörige ordnen sich hier unter - machen sich lieber Sorgen um den Glückspieler und die restliche Familie - wie Du auch.

Das Einzige, was aber zählt, das bist Du mit Deinen Wünschen und Zielen.
Nur damit kannst Du einem Glückspieler begegnen.
In einer Beziehung bekommt natürlich nicht jeder seine Wünsche und Ziele umgesetzt, da werden im Einvernehmen Kompromisse gemacht.

Nun handelt es sich anscheinend bei Deinem Mann um eine Sucht, die er ausübt.
Hier darf es aber nun keine Kompromisse geben.

Setze Dich also hin und formuliere Deine Wünsche und Ziele.
Wie sehen sie aus und wie kannst Du sie erreichen?
Wie verhält es sich dabei mit der Sucht Deines Mannes?
Ist sie im Weg? Stört sie bloß? Oder ist sie eher kontraproduktiv?
Welche Konsequenzen kannst Du Deinem Mann gegenüber durchsetzen, damit er die Ernsthaftigkeit Deines Begehrens "am eigenen Körper und Geist" wahrnimmt?

Du siehst, was bisher ohne jegliche Konsequenzen passiert:
Er geht zum "Gegenangriff" über, damit Du mundtot gemacht wirst.
Dies führt Dich in die Hilflosigkeit. Du bist seinem Spielen hilflos ausgesetzt.

Doch wenn er Deine Konsequenzen spürt, dann wird er vielleicht ins Grübeln kommen.

Was also wünschst Du Dir?
Was kann er tun - und ich sage es einfach mal gerade heraus - um Eure Beziehung zu retten?

Um noch einmal auf den "Streit" einzugehen ...
Deine Wünsche und Ziele sind indiskutabel, wenn Du sie ihm präsentierst.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #2 am: 08 Mai 2019, 13:38:44 »
Hallo Olli,

erstmals danke für deine Antwort.

Mein Wunsch ist eine glückliche Zukunft mit unserem Kind/Kindern. Er selbst wünscht sich auch noch ein weiteres. Wir sind 28 und 33 J.

Die Sucht ist dahingehend im Weg, dass zum Beispiel ein Urlaub um 2000-2500€ nicht möglich ist, weil die Summen die wir uns ersparen könnten verspielt werden.

Wie du siehst, sind es keine großen Wünsche, sondern Dinge wie einfach sorgenfrei in Urlaub fahren zu können. Mehr Aufmerksamkeit für mich und unser Kind. Unser Alltag wird ständig durch Ergebnisverfolgung etc. gestört.

Trennung wäre für mich keine Option, das möchte ich nicht. In anderen Foren wurde mir sofort dazu geraten.

Ihn bei seinen Eltern zu "verpfeifen" und sich da Hilfe zu suchen, würde mich nicht weiterbringen, weil sie nicht die Art Eltern sind die ihm so zusprechen würden, dass es meinem Mann die Augen öffnet.

Also bin ich noch auf der Suche nach der richtigen Konsequenz.

Ich habe ein paar deiner letzten Beiträge gelesen und sag, dass du auch mit einer Sucht zu kämpfen hattest. Vielleicht hast du einen Rat für mich?

Glg
Bunt

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #3 am: 08 Mai 2019, 14:22:17 »
Hallo Bunt,

ich rate Dir, dass Du Ihn hier mal jeden Tag lesen lässt, was die Leute so schreiben.
Nach 3 Monaten ist er geheilt.

VG
mom

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #4 am: 08 Mai 2019, 14:32:07 »
Hallo mom,

das schlimme ist ja, dass er liest. Und er sagt dann auch immer wie schlimm das ist, aber er sieht den Handlungsbedarf bei sich selbst nicht so recht.

Einfach deshalb weil es immer schlimmeres gibt. Menschen die mehrere tausende Euro verspielen und ich glaube er sieht sich selbst dann eher als kleinen Fisch...

Lg

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #5 am: 08 Mai 2019, 14:54:22 »
Hallo Bunt,

wie überall im Leben entscheidet die Relation, ob etwas schlimm im Kontext ist oder nicht.
Wenn es für Euch heisst, dass Ihr keinen Urlaub machen könnt, ist es schlimm.

Es ist so oder so verbranntes Geld. Er soll sich mal vor Augen halten, wieviele Urlaube er schon verspielt hat. Ich hab das immer in Relation zu einem Auto gemacht, das ich mehrfach verspielt habe.

Das hilft + plus lesen hier. Gib nicht auf! Ich habe meine Sorge nie mit jemand geteilt und hab es auch geschafft.

LG
mom

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #6 am: 08 Mai 2019, 14:55:59 »
Hey Bunt,

noch könnt ihr euch alles leisten...Bei mir war es so...Bei allen Tippspielen im Freundeskreis war ich in der Bundesliga immer erster...

2015 eine Wette gespielt 25€, dann mal verdoppelt auf 50€...wieder gewonnen...Da geht doch was, dachte ich mir....
2016 Ich kann kann damit Geld gewinnen, der Reiz ist größer wenn ich mit 100€ anfange, was will ich mit 25€ Gewinn. Ich will ein Haus haben und mehr Gewinn machen durch meinen Verstand. Ich weiß doch alles so gut rund um Fußball...
Ende 2018...Inzwischen liegen die Einsätze bei 250-500€ pro Tag! Durststrecken - Wieso verlieren die Bayern 4 Spiele hintereinander? Lächerlich... Wette um Wette ging verloren ...
Anfang 2019 60000€ ärmer ...Ich habe radikal aufgehört. Und mir die Frage gestellt - Warum spiele ich? Bei mir war es der Alltagsfrust, Stress in der Familie, Frau will Kind haben, ich will aber lieber mein Leben genießen als den ganzen Tag mich nur mit dem Kind zu beschäftigen...

Was ich damit sagen will. Bei dir ist klar erkennbar, die Einsätze steigen und werden weiter steigen. Er muss aufhören, sonst seid ihr in ein paar Jahren bankrott.

Fürs Spielen gibt es einen Grund. Welchen Grund hat dein Mann? Wann seid ihr das letzte Mal ohne Kind ausgegangen?
« Letzte Änderung: 08 Mai 2019, 15:10:02 von blackib »

*

Offline Olli

  • *****
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Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #7 am: 08 Mai 2019, 15:33:27 »
Hi Bunt!

Eine Trennung sollte immer als letzte Option gezogen werden.

Doch sie ist legitim und, wie eine Therapeutin einmal in einem Interview sagte, für einen Angehörigen nicht zu viel verlangt.

Dein Beitrag stimmt mich nachdenklich und sogt für ein paar Sorgenfalten mehr auf meiner Stirn.

So hast Du Dich bereits in einem anderen Forum ausgetauscht - Prima!

Was aber weisst Du bereits über die Auswirkungen einer Spielsucht auf die Persönlichkeit des Spielers?
Weisst Du, dass sie immer weiter fortschreitend ist?
Bei vorher 200 - 400 € ist sein Einsatz bereits auf 1.000 € pro Monat gestiegen.
Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Er hat sich eine Kreditkarte hinter Deinem Rücken besorgt - hat Dich also belogen und auch betrogen, da er gemeinschaftliches Geld für das Spielen nutzt.

Gibt es noch Angespartes? Wenn ja, dann sichere es für die Familie, sonst "hat es ein Anderer" demnächst.
Gibt es noch geldwerte Gegenstände? Dann sichere sie vor der Verpfändung.

Meine Liebe - Dein Mann ist nicht mehr der Gleiche, der er einmal war.
Er kann es wieder werden - aber nicht, wenn er weiter spielt.

Momentan würde ich da an ein drittes Kind überhaupt nicht denken.
Wie soll er dafür Verantwortung übernehmen, wenn er sie derzeit für Dich, Eure Kinder und sich selbst nicht umsetzen kann?
Trotz eines bestimmt sehnsüchtigen weiteren Kinderwunsches von Dir wäre es auch unverantwortlich von Dir dem zuzustimmen.

Aus dem Wenigen, was Du bisher offenbart hast, sind fehlende Urlaube das geringste Problem ...

Viele Menschen vergleichen die Sucht in einer Beziehung mit Fremdgehen.
Dein Mann orientiert sich gerade mehr und mehr zu seiner "Geliebten".
Damit entfernt er sich aber von Dir und den Kindern.

Zitat
Also bin ich noch auf der Suche nach der richtigen Konsequenz.
Du musst Dir erst einmal Deine Wünsche und Ziele fundiert formulieren.
Du musst Dir also regelrecht "bewusst" machen, was Du möchtest.
Dann können wir über Konsequenzen reden ...

Zitat
Einfach deshalb weil es immer schlimmeres gibt. Menschen die mehrere tausende Euro verspielen und ich glaube er sieht sich selbst dann eher als kleinen Fisch...

Dann soll er mal eine Aufstellung seiner Ausgaben machen - so lange zurück, wie es Online-Banking etc. zulassen.
Auch würde es ihm zu denken geben, wenn Du schon einmal andeutest, dass Du Dir kein Leben mit einem aktiven Spieler vorstellen kannst.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #8 am: 09 Mai 2019, 07:32:52 »
Hallo bunt,
Die Konsequenz wäre für mich eine Haushaltsplanung. Wie viel geld wird für die Familie gebraucht? Info. Rücklagen für Anschaffungen oder Urlaube. Vom Rest bekommt idealerweise jeder von euch das gleiche Taschengeld, das jeder ausgeben kann, wie er will. Frag ihn, ob er sich darauf einlässt
Viele Grüße

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #9 am: 09 Mai 2019, 10:56:51 »
Hallo blackib,

Zitat
Fürs Spielen gibt es einen Grund. Welchen Grund hat dein Mann? Wann seid ihr das letzte Mal ohne Kind ausgegangen?

Wir gehen einmal pro Woche ohne Kind aus. In der Zeit funktioniert es auch ganz gut, dass er nicht dauernd aufs Handy schaut, weil ich das auch einforderte wenn wir mal alleine ohne Kind unterwegs sind.

Ich vermute die Gründe liegen irgendwo in seiner Kindheit. Er spricht oft von Vernachlässigung durch seine Eltern als er 4-5 Jahre alt war. Später haben sie ihn auch nicht unterstützt. Er hat eine Lehre gemacht und die Eltern haben sich niemals den Betrieb angesehen oder sich irgendwie informiert. Mit 17 hat er begonnen die Miete zu bezahlen usw. Aber hatten umgekehrt nie Unterstützung. Er war in der Zeit als er bei ihnen lebte hauptsächlich in seinem Zimmer und spielte sein Instrument oder am PC. Irgendwann in dieser Zeit begann das Wetten.

Wie hast du es geschafft radikal aufzuhören? Durch das Einsehen des enormen Verlusts? Wie ist deine Frau damit umgegangen?

LG
« Letzte Änderung: 09 Mai 2019, 11:25:01 von Bunt88 »

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #10 am: 09 Mai 2019, 11:00:57 »
Hallo balduin,

Zitat
Hallo bunt,
Die Konsequenz wäre für mich eine Haushaltsplanung. Wie viel geld wird für die Familie gebraucht? Info. Rücklagen für Anschaffungen oder Urlaube. Vom Rest bekommt idealerweise jeder von euch das gleiche Taschengeld, das jeder ausgeben kann, wie er will. Frag ihn, ob er sich darauf einlässt
Viele Grüße

Daran dachte ich auch bereits. Abzüglich aller Ausgaben inkl. Lebensmitteleinkauf und Rücklagen für den Urlaub blieben jedem ca. 450€.

Liebe Grüße

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #11 am: 09 Mai 2019, 11:20:11 »
Hallo Olli,

Zitat
Was aber weisst Du bereits über die Auswirkungen einer Spielsucht auf die Persönlichkeit des Spielers?
Weisst Du, dass sie immer weiter fortschreitend ist?
Bei vorher 200 - 400 € ist sein Einsatz bereits auf 1.000 € pro Monat gestiegen.
Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Dessen bin ich mir bewusst. Aus diesem Grund suche ich den Austausch einfach um einen Weg zu finden wie ich es angehen könnte.

Wir haben nur ein Kind bisher. Ein weiterer Kinderwunsch ist natürlich vorhanden, bei beiden, aber ich habe meinem Mann auch bei unserem letzten Streit (Ende März) gesagt, dass ich unter diesen Umständen nicht bereit bin für ein weiteres Kind und ich habe ihm auch mitgeteilt, dass ich im schlimmsten Fall, nämlich wenn er nicht damit aufhört, nicht mit zwei Kindern alleinerziehend sein möchte.

Zitat
Dann soll er mal eine Aufstellung seiner Ausgaben machen - so lange zurück, wie es Online-Banking etc. zulassen.
Auch würde es ihm zu denken geben, wenn Du schon einmal andeutest, dass Du Dir kein Leben mit einem aktiven Spieler vorstellen kannst.

Diese Aufstellung habe ich vor einiger Zeit einmal gemacht und ihm gezeigt. Er wirkte danach enttäuscht und hörte für ein paar Tage auf zu spielen. Damals bat er mich mit ihm darüber zu reden und ihm da rauszuhelfen. Aber natürlich begann er wieder zu spielen und aktuell ist es so, dass er eher aggressiv auf Konfrontation reagiert.

Er führt aber seit der Aufstellung die ich ihm zeigte soweit ich weiß selbst eine Aufstellung der Ausgaben von jedem Monat.

Und er führt eine Liste jener Scheine bei dem es nur 1 Tor war und sagt dann oft "wäre dieses eine Tor gefallen, hätte ich so und so viele 1000€ in dem Monat gewonnen"... ihm fehlt echt der Realitätssinn in Bezug auf Geld und darauf, dass SEIN Geld weg ist, aber er auch nichts gewonnen hat.

Die letzten 3 Monate in denen es 1000€ Ausgaben gab, hatte er seit langem wieder einmal gegen Ende des Monats zwischen 200-500€ "gewonnen". Das hat er dann wieder auf das Bankkonto eingezahlt.

Aber meistens sind es leider nur reine Verlustmonate.

Ich werde auf jeden Fall versuchen meine Gedanken und Wünsche zu sammeln sowie anschließend das Gespräch mit ihm suchen.

Ganz liebe Grüße
Bunt


Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #12 am: 09 Mai 2019, 16:26:38 »
Zitat
Ich vermute die Gründe liegen irgendwo in seiner Kindheit. Er spricht oft von Vernachlässigung durch seine Eltern als er 4-5 Jahre alt war. Später haben sie ihn auch nicht unterstützt. Er hat eine Lehre gemacht und die Eltern haben sich niemals den Betrieb angesehen oder sich irgendwie informiert. Mit 17 hat er begonnen die Miete zu bezahlen usw. Aber hatten umgekehrt nie Unterstützung. Er war in der Zeit als er bei ihnen lebte hauptsächlich in seinem Zimmer und spielte sein Instrument oder am PC. Irgendwann in dieser Zeit begann das Wetten.

Wie hast du es geschafft radikal aufzuhören? Durch das Einsehen des enormen Verlusts? Wie ist deine Frau damit umgegangen?

Bei mir waren die Ursachen zufälligerweise ähnlich wie bei deinem Mann, zusätzlich wurde mein Bruder im Gegensatz zu mir stets mehr wertgeschätzt und gesponsort, was den Unmut verstärkte...Ich schluckte aber immer meine Aggressionen herunter und holte mir die Befriedigung oder Entspannung beim Sport-Wetten. Auch war ich unzufrieden mit unserem Haus wegen Lärmbelästigung (Fluglärm). All das habe ich in mich hineingefressen.

Vielleicht damit du dich ein wenig in die Gefühlswelt deines Mannes hineinversetzen kannst: Wenn man Geld setzt, gibt das beim Schauen des Spiels einen Adrenalinkick und Glücksgefühle, wenn man gewinnt...gleichzeitig führt der "unverdiente" Verlust einer Wette zu starken innerlichen Aggressionen, weil man sich denkt "Wieso ist genau dieses einzige Spiel heute nicht so gelaufen, wie es hätte laufen müssen". Diese Aggressionen versetzen einen in eine "ich hab keine Lust auf nichts mehr" Stimmung und nichts macht mehr Spaß. Nun will man wieder diesen Kick haben ...Man kann es im Grunde wie eine Droge betrachten, nur das man kein Kokain nimmt. Jeden Tag beschäftigte ich mich mit Sportanalysen und Sportwettenstrategien und machte nichts anderes mehr, nichts machte mir sonst mehr Spaß...
Vielleicht hast du genau diese Gefühlsschwankungen bei deinem Mann in Abhängigkeit von seinem Gewinnen/Verlieren von Wetten festgestellt.

Meine Frau weiß davon nichts. Das ist nicht gut, aber sonst würde meine Beziehung auf dem Spiel stehen, denn ihr Onkel war spielsüchtig und hat 500000 Euro verzockt (Ja es sind 5 Nullen!).
 Ich habe gerade dann aufgehört, wo ich am Boden war. Ich hatte meine Dispos ausgereizt und war verzweifelt. Ich hatte 10 Wetten am Stück verloren, selbst wenn ich auf die Bayern gesetzt hatte. Gefühlsmäßig war ich am Boden...Zudem zahlte ich bei einem eher unbekannten Onlinecasino ein, welches einfach trotz aller Verifikationsverfahren meinen Gewinn nicht auszahlen wollte...Schließlich setzte ich wieder alles und hab dann meine 2000€ Gewinn verloren, weil das Casino ein Betrugscasino war.
In meiner Recherche über diesen Casinoanbieter fand ich heraus neben dem, dass es ein Betrugscasino war, dass Online-Casinos hier in Deutschland in den meisten Bundesländern illegal sind.
Auch Sportwetten dürfen meiner Ansicht nach so in Deutschland nicht angeboten werden. Die Verlinkung auf einen Casino-Bereich ist meiner Ansicht nach Sportwettennbietern untersagt, die eine Sportwettenlizenz in Deutschland wollen. Zudem gibt es ein monatliches Einsatzlimit für Sportwetten von 1000€. Dieses überwachen die Casinos jedoch meiner Ansicht nach bewusst nicht. Ich war so sauer, dass ich als " intelligenter" Mensch in diese Suchtfalle hineingeraten bin. Denn jetzt war ich nicht der Clevere, der intelligent war, sondern die Casinos/Sportwettenanbieter, die wissen wir man das Belohnungssystem des Gehirns geschickt manipuliert und zu einer Sucht werden lässt.
Ich habe mich dann für den kalten Entzug wie bei einer Droge entschieden. Mich bei allen bekannten OnlineCasinos mit Wettbereich gesperrt. Angemeldet war ich sowieso schon bei allen gängigen Casinos.
Danach habe ich mich informiert, was man machen kann, wenn Casinos/Sportwettenanbieter meiner Meinung nach illegale Sachen anbieten, die der Staat durch seine Inaktivität sogar noch duldet.

Zusammengefasst ihm ein monatliches Wettlimit zuzugestehen hilft nix, er muss ganz aufhören. Es ist hart, denn Wetten macht auch Spaß, aber man verliert in den meisten Fällen früher oder später die Kontrolle. Das muss er einsehen und diesen harten Weg eingehen. Ich habe mich entschlossen, meinem Vater entschieden die Meinung zu sagen und habe nun auch den Kontakt zu ihm abgebrochen, weil ich mich nicht mehr so behandeln lasse. Auch meine anderen Probleme gehe ich nun offen an und fresse es nicht mehr in mich herein. Ansonsten schaue ich mich nach einem neuen Haus um und gehe meine Probleme aktiv an.

Ich bin jetzt 2 Monate spielfrei und zusätzlich hilft es mir gegen die Anbieter rechtlich vorzugehen, auch wenn ich diesen Schritt finanziell nicht notwendig habe, da ich recht gut verdiene. Aber so schade ich meiner Meinung nach wenigstens den Verursachern, nämlich den Zahlungsdienstleistern (Paypal, Kreditkartenfrmen,...) und auch den Casinos. Für das Vorgehen gegen die Anbieter habe ich alle Ausgaben und Gewinne in einer Excel-Tabelle gegengerechnet...das es 60000€ waren, hätte ich nicht gedacht.

Ich würde auch mal an deiner Stelle hier bei kostenlosen "Onlineberatung Glücksspielsucht" anrufen und dich beraten lassen, denn da sitzen die Experten, die Erfahrung haben in solchen Fällen.

Ich werde nicht mehr spielen, sondern lebe jetzt mein Leben wieder ohne fremde Kontrolle der Casinos/Sportwettenanbieter...

« Letzte Änderung: 09 Mai 2019, 16:31:41 von blackib »

*

Offline Olli

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Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #13 am: 09 Mai 2019, 16:52:28 »
Hi Bunt!

Auch ich sehe meine Defizite auf die Kindheit und die Erziehung basierend.
Wie BlackIB habe ich meinem Vater die Meinung geblasen und habe seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm.
Was da kürzlich zwischen meinem Schwestern und Schwager auf der einen Seite und meinem Vater auf der anderen Seite passiert ist, bestätigt mich absolut in meiner Kontaktsperre.
Natürlich hat mich der Streit damals ziemlich herunter gezogen. Doch seitdem geht es mir so gut wie noch nie.

Wie BlackIB habe ich damals alles in mich hinein gefressen.
Ich bin mit 5 eingeschult worden - war bereits da Brillenträger und in Summe ein Opfer für die anderen Kindern.
Anscheinend konnte ich die Erwartungen, die mein Vater in mich gesetzt hatte nie erfüllen.
Und so kam es, dass auch meine ältere Schwester sein Verhalten mir gegenüber adaptierte.

Zudem wurde in unserer Familie nicht über Gefühle geredet - sodass ich meinen negativen Gefühlen schutzlos ausgeliefert war.
Im Spielen fand ich dann später die Bestätigung, die ich eigentlich anderorts hätte erhalten sollen - nämlich von der Familie.

Wenn die Probleme aus der Kindheit wirklich die Auslöser für seine Sucht sind, so muss er diese aufarbeiten und im Jetzt angehen.
Das ist nicht Deine Aufgabe - das ist seine.
Wie das familiär ausgeht, das steht in den Sternen.

Zitat
aktuell ist es so, dass er eher aggressiv auf Konfrontation reagiert.

Das ist normal, wenn er sich von Dir in die Ecke gedrückt fühlt.
Da ist es egal was Du sagst und wie Du es sagst - Du zeigst ihm seine Fehler auf.
Eventuell vergleicht er dies mit seiner Aufstellung in der Ursprungsfamilie?

Nur Du kannst entscheiden, ob es sich lohnt in Deinen Mann zu investieren.
Wenn ja, dann ist es auch wichtig ihm zu sagen, wieso Du an ihm festhalten möchtest.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Sportwettensucht meines Mannes
« Antwort #14 am: 09 Mai 2019, 17:01:31 »
P.S. Lass doch mal deinen Mann diesen Thread lesen...

Intelligent ist, wer nicht auf Spiele wettet. Tipico beispielsweise zeigt immer an, was die Topgewinnerwetten von Spieler des Tages sind. Da haben Spieler 80000 € mit einer Wette gewonnen. Doof nur, dass es nur eine Wette von Tausenden an diesem Tag war...Dumm ist, wer spielt...

Das sollte ihm zu denken geben. Gewinnt er als Spieler oder die Casinos? Intelligent ist, wer nicht spielt.

Zitat
Für Glücksspielanbieter erweist sich der Vertriebsweg Internet als zunehmend attraktiv. Dies gilt insbesondere für Onlinecasinos. Ihr Anteil am Gesamtmarkt liegt sogar noch vor den Onlinesportwetten. Onlinecasinos erwirtschafteten im Jahr 2017 mit einem ge-schätzten Bruttospielertrag (BSE) von 1,76 Mrd. Euro –nach 1,29 Mrd. Euro im Jahr 2016 –den höchsten Ertrag, gefolgt von Sport-und Pferdewetten mit 1,02 Mrd. Euro. Für alle Glücksspiele gilt: Sie sind grundsätzlich so konstruiert, dass der Gewinner immer der Anbieter ist und der Großteil der Umsätze mit problematischen oder süchtigen Glücks-spieler/-innen gemacht wird. Das gilt auch für Onlinecasinospiele. „Suchtexperten sind sich einig, dass die Gefährdung durch Onlinecasinospiele besonders hoch ist. Alsent-scheidende Faktoren werden die Verfügbarkeit sieben Tage die Woche rund um die Uhr, schnelle Spielformen, unkomplizierte und nahezu unbegrenzte Einzahlmöglichkeiten und die unauffällige Teilnahmemöglichkeit, beispielsweise vom Handy oder während der Ar-beitszeit, genannt.
(Quelle https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/news/PM-Onlinecasinos_DHS_Jahrbuch_Sucht_2019.pdf, zuletzt augerufen am 9.05.2019)

Konfrontiere ihn mit meiner und Ollis Aussagen. Ich bin auch Experte in Sachen Fußball und trotzdem war ich dumm und jetzt bin ich nicht mehr dumm  :)

P.S.2 Ich würde an deinem Mann festhalten. Noch ist seine Sucht nicht so schlimm. Er muss nur aufhören. Jetzt.
« Letzte Änderung: 09 Mai 2019, 17:08:17 von blackib »

 

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