Guten Tag,
nach langer Zeit des stillen mitlesens, habe ich mich nun dazu entschieden meine Geschichte mit euch zu teilen, denn ich bin echt verzweifelt und weiß einfach nicht mehr weiter.
Wann es ganz genau anfing, weiß ich nicht mehr, ich kann mich aber noch genau daran erinnern, dass als ich um die 16 Jahre als war, dass in der Schule häufiger das Thema Sportwetten aufkam und wir auch untereinander kleine Tipprunden mit minimalen Einsätzen gespielt haben.
Ich bin wirklich sehr sportbegeistert (vor allem Fußball).
Durch Mitschüler bin ich dann noch vor meinem 18. Lebensjahr dazu gekommen über ein gemeinsames Wettkonto (geführt von einer volljährigen Person) unregelmäßig Sportwetten abzuschließen.
Zu der Zeit stellte das ganze kein großes Problem da, da ich als Schüler kaum Geld hatte und auch noch nicht so auf das Wetten fixiert war.
Wenn ich dann mal 50€ mit 2€ Einsatz gewonnen habe, dann freute mich das total und ich habe allen möglichen Personen davon erzählt.
Bereits hier merkte ich an der Reaktion meiner Eltern (vor allem bei meinem Vater) dass diese ganze Glücksspielgeschichte auch eine Schattenseite hat, denn er suchte das Gespräch und klärte mich auf. Unter anderem indem er mir aus seiner Zeit des Spielens erzählte.
(Bis zu diesem Zeitpunkt war mir die Geschichte völlig unbekannt). Um es nur kurz zusammenzufassen, er erzählte, dass er ein sehr großes Problem mit Spielautomaten hatte und spielsüchtig gewesen sei.
Ich kann mir nicht mehr an die Beträge erinnern, jedoch hatte er damals wohl einen Kredit um die 12.000 Dmark aufgenommen.
Als er dann jedoch in einer Beziehung mit meiner Mutter war und fest stand, dass sie schwanger ist, hat er es (nicht von heute auf morgen) geschafft, den Kredit in sehr hohen Raten sehr schnell zurückzuzahlen und hat es geschafft, seitdem nicht mehr zu spielen. Heute sagt er, dass ihn die Automaten überhaupt nicht mehr interessieren und er damit gar nicht zurecht kommen würde.
Er hat es geschafft einen Weg aus der Spielsucht zu finden und danach wirklich alles in die richtigen Bahnen lenken können.
Nun zurück zu mir.
Seine Geschichte hat mich damals sehr interessiert, deshalb kann ich mich auch noch so gut erinnern, jedoch habe ich mir dabei nichts weiter gedacht, weil ich zu dem Zeitpunkt wenn überhaupt minimale Beträge verloren habe.
Das ganze zog sich dann noch über 2 Jahre hin.
Ich muss dazu schreiben, dass ich zuhause wirklich sehr verwöhnt wurde. Ich habe in meiner Kindheit für alles mögliche Geld bekommen, wenn ich es brauchte (für Geburtstage, Taxigeld, Klamotten usw).
Als ich dann ca. 20 Jahre alt war, habe ich das erste mal mein eigenes Geld verdient (ca. 1300€ nettoals ungelernte Hilfskraft um die Zeit bis zur Ausbildung zu überbrücken).
Dieses Geld hatte ich komplett zur freien Verfügung und ich glaube, dass ich seit diesem Zeitraum ein Problem mit dem Wetten/Spielen habe.
Ich habe zwar nur 4-5 Monate gearbeitet, jedoch immer mein gesamtes Gehalt für Kleidung, Party, Sportwetten und auch teilweise für das spielen am Automaten ausgegeben.
Als ich dann in ein Ausbildunhsverhältnis übernommen wurde, hatte ich ganz plötzlich nur noch um die 600€ im Monat zur Verfügung und bin auch von zuhause ausgezogen in eine Personalwohnung meines damaligen Arbeitgebers.
Ich habe das Wetten jedoch nicht reduziert und so kam es dazu, dass ich ständig kein Geld hatte. Zudem habe ich eine Kreditkarte beantrag und zugeschickt bekommen, sowie einen Handyvertrag mit dem damals neuesten Handy abgeschlossen.
Auch der Kreditrahmen der Karte von 1500€ war in kürzester Zeit ausgeschöpft, sowie das Smartphone verkauft und alles nur damit ich spielen konnte.
Das ganze zog sich ca. über 2 Jahre hin, bis ich mich dann meinen Eltern anvertraute, denen ich versprochen habe nicht mehr zu Wetten.
Die Folge dessen war, dass mein Vater alle meine Schulden ausgeglichen hat und ich sie ihm in Raten abgezahlt habe.
Es war mir damals unfassbar peinlich und auch unangenehm, aber ich bin nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen und mein Lebensgefühl war gleich ein ganz anderes. Es gibt mir seit langer Zeit endlich wieder gut.
Nach der ganzen Aktion bin ich dann nochmal zu meinen Eltern gezogen und musste weiterhin keinen Cent im Monat zahlen.
Mein Einkommen stieg nach meiner Ausbildung immer weiter an, sodass ich während der Zeit die ich bei meinen Eltern wohnte 1700-2000€ im Monat nur für mich hatte.
Aber selbst mit diesem Geld bin ich nicht hingekommen. Es lief jeden Monat auf dasselbe hinaus, sobald mein Gehalt da war, habe ich Rechnungen bezahlt und mein Sportwetten Konto aufgeladen. Zu Beginn waren es mal Beträge um die 20-30€ die sich bei Verlusten leicht steigerten.
Sobald mein Gehalt verspielt war, ging es mir jedes Mal aufs neue unfassbar schlecht und ich konnte es einfach nicht nachvollziehen, wie mir das ganze jedes Mal aufs neue passieren kann, jedoch habe ich eingesehen, dass ich ein ernsthaftes Problem mit dem Glücksspiel habe.
Ich habe auch angefangen Mikrokredite (200-1000€) zu horrenden Gebühren aufzunehmen und dann nach einem Monat zurückzuzahlen.
Irgendwann war es dann wieder soweit, dass ich nichts mehr unter Kontrolle hatte und mein Vater durch Zufall eine Mahnung in der Post gefunden hat und mich zur Rede stellte.
Es war mir einfach wieder so unfassbar peinlich, dass ich erst noch versuchte mich rauszureden und einige Aktionen versuchte zu vertuschen, dann jedoch alles aufdeckte und ihm Zugangsdaten zu meinem Online Banking gab.
Er setzte sich mit mir zusammen, wir führten ein längeres Gespräch und begannen meine gesamte online Banking Historie durchzugehen um das zu addieren, was ich in der letzten Zeit verloren habe.
An den genauen Betrag erinnere ich mich nicht, ich weiß jedoch dass es sehr schockierend für mich war.
Auch dieses Mal glich mein Vater alle Rechnungen aus und auch dieses Mal war es ein unbeschreiblich schönes Gefühl, endlich wieder alles unter Kontrolle zu haben.
Außerdem verlangte er von mir, dass ich etwas gegen meine Sucht tue.
Ich rief also einmal bei der telefonischen Beratungsstelle an und erzählte ihm davon. Dies war jedoch leider das erste und letzte Telefonat für mich.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 2 Kredite aufgenommen, die ich nach Ausgleich aller Rechnungen aber erstmal locker bedienen konnte.
Ich war zu diesem Zeitpunkt ca. 25 Jahre alt.
Ich merkte wie mir das Leben endlich wieder Spaß gemacht hat, weil ich endlich wieder einen freien Kopf hatte.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich mir geschworen, dass ich nie wieder spielen werde und mein Leben hat sich endlich wieder zum positiven gewandelt.
Ich hatte keine Geldsorgen mehr, habe eine neue Freundin kennengelernt mit der ich bis heute zusammen bin und einen neuen „guten“ Job bekommen.
Zu dieser Zeit war mir das Wetten relativ egal, weil ich rund um die Uhr beschäftigt war und so gut wie immer bei meiner Freundin gewesen bin.
Mein neuer Job auf den ich mich beworben habe ist gut 350km von meinem alten Wohnort entfernt und für meine Freundin stand direkt fest, dass sie nicht mitziehen wird, da sie zu sehr an die Heimat gebunden ist. Wir entschieden uns aber für eine Fernbeziehung, da ich beruflich erstmal den Fuß in die richtige Tür bekommen wollte und später (nach 1-2 Jahren) dann wieder zurück möchte, aber in besserer Position arbeiten kann.
Zu Beginn lief die Zeit an meinem neuen Wohnort echt gut, obwohl ich meine Freundin und die Familie schon sehr vermisst habe, jedoch bekam ich fast jedes Wochenende Besuch oder bin in die Heimat gefahren.
Das einzige was mich in den Wahnsinn getrieben hat, ist der Gedanke, dass ich Jahrelang bei meinen Eltern gelebt habe und locker 800€ im Monat zur Seite hätte legen können, was der Betrag ist, den ich zukünftig an Miete zahle.
Da wäre ein echt stolzer Betrag zusammen gekommen..
Als ich dann immer häufiger (unter der Woche) alleine war, fing ich mich sehr stark an zu langweilen.
Und hier begann der Teufelskreis erneut..
Ich habe mich damals wahrscheinlich bei 50 Sportwettenanbietern sperren lassen, jedoch bringt das meiner Meinung nach rein gar nichts, denn es gibt einfach zu viele Anbieter. Man finde immer etwas Neues.
Auf jeden Fall fiel ich wieder komplett in mein altes Verhaltensmuster. Das wichtigste war es für mich meine Mietkosten zu zahlen, der Rest war mir relativ egal.
Ich spielte immer höher werdende Wetteinsätze und bin nun wieder voll drin.
Das schlimmste ist die Aussichtslosigkeit. Ich habe mir sehr häufig gedacht, dass ich aufhören muss, mir dann jedoch immer vor Augen geführt was ich schon angerichtet habe und dass das weiterspielen vielleicht doch noch die letzte Chance ist, den Verlust wieder reinzuholen.
Ich weiß echt nicht mehr weiter. Mittlerweile beläuft sich der Schaden inklusive aller Kredite, Dispo, offener Rechnungen auf knapp 20.000€ und ich bin nicht mehr in der Lage meine Rechnungen zu zahlen.
Seit Monaten geht es mir extrem schlecht. Wenn ich meine Familie oder Freundin treffe, dann schlüpfe ich in eine Rolle und für 2-3 Tage ist alles gut.
Ich weiß echt nicht was ich noch machen soll. Es gibt Tage, da versuche ich mir einzureden, dass alles gut ist und rede mir dann ein, dass es andere Leute in meinem Alter gibt, die sich für das Geld ein Auto o.ä. Finanzieren, was ich nicht habe, weil meines abbezahlt ist, jedoch sind das alles billige Ausreden um mich zu beruhigen.
An den meisten Tagen gehen mir die ganzen Vorkomnisse jedoch nicht aus dem Kopf und ich bin durchgehend deprimiert. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll und habe extreme Zukunftsängste und langsam das Gefühl keine Kraft mehr zu haben
Auf der einen Seite kann ich mich so glücklich schätzen, da ich kerngesund bin, eine Familie habe zu der man sich kaum ein bessere Verhältnis vorstellen kann, eine Freundin bei der wirklich alles passt und unbefristete gute Arbeit.
Auf der anderen Seite weiß ich einfach nicht wie ich da rauskommen soll.
Zum einen aus den Schulden und unbezahlten Rechnungen, denn da wird in kürze ja auch noch einiges auf mich zukommen und zum anderen aus der Sucht.
Mein Vater hat mir bereits zwei mal geholfen und meinte beim letzten Mal auch, dass wenn ich es dieses Mal nicht auf die Reihe bekomme, dass er mich dann auch nicht mehr unterstützen kann.
Was ist eurer Meinung nach das sinnvollste? Ich weiß wie schon geschrieben echt nicht mehr weiter, aber es wäre mir unfassbar peinlich und es würde mir unfassbar leid tun mit meinem Problem an meine Familie heranzutreten