Hallo Pünktchen,
kann auch aus eigener Erfahrung sprechen, dass ich früher auch immer helfen wollte, und mir unter Umständen auch zwei Beine ausgerissen habe, um dies zu tun. Auch habe ich gelernt, dass ich manchmal schon "angesprungen" bin um zu helfen, wenn ich die Situation als hilfebedürftig ansah und mich dabei meistens sehr übernommen habe. Auch habe ich immer gleich die Verantwortung für was auch immer übernehmen wollen.
Im Frühjahr wurde mir auch in einer Klinik wieder eindringlich mitgeteilt, dass ich für niemanden verantwortlich bin, keine Lehrerin und auch keine Mutter, die ihre Kinder erziehen muss. Jeder ist für sich verantwortlich. Also wenn jemand in die Gülle hüpft, dann kann ich natürlich versuchen, im ersten Anlauf es zu verhindern, sollte mich dabei aber nicht selbst aufgeben und wenn der andere hüpfen will, krass gesagt, hat er sich so entschieden! Konsequenzen muss er dann tragen..
Gedankt hat es mir keiner, dass ich mich so verausgabt habe und mich dann wochenlang von meiner Hilfe erholen musste. Dem oder der Geholfenen aber war das wurscht und meine tapferen und für mich belastenden Aktionen wurden auch nicht weiter erwähnt oder tagelang besonders gewürdigt, was bei mir wieder Enttäuschung auslöste.
Irgendwann habe ich aber versucht, dieses Verhaltensmuster zu verändern und nicht bei jeder Kleinigkeit, wo ich meine, ich könnte jemanden anderen helfen oder die Situation verbessern, "anzuspringen und losrennen".
Hier schreibe ich, weil es mir gut tut, ich wohl auch meistens verstanden werde und ich meine hart erarbeiteten Erkenntnisse ein bisschen weiter vermitteln kann. Was die einzelnen Leute daraus machen, liegt bei jedem selbst.
Freut mich auch, wenn ich positive Antworten bekomme....
Ja mit der Hilfe ist so eine Sache, habe in einer Therapiestunde auch mal so ein Erlebnis gehabt, wo es so ein ähnliches Thema gab:
Die Übung war, dass eine Person sich mit geschlossenen Augen einer anderen Person anvertraut, und diese den Blinden durch den Raum führt. Bei vielen war es dann so, dass sie blind so geführt werden wollten, wie es den Blinden passte, nicht wie es der Sehende wollte. Auch gabs es Fälle, wo die Blinden nur ganz kurze Strecken geführt werden wollten und dann bei denen die Übung zu Ende war.
Ich denke, so ähnlich ist es mit dem Güllemensch.... Hilfe ja, aber nur zu meinen Bedingungen, koste es was es wolle, der andere ist egal, finde ich doch sehr egoistisch (krass ausgedrückt).
Das Bild finde ich auch ganz gut und kann nur aus eigener Erfahrung sprechen, dass ich so ein Verhalten auch von Leuten kenne, die meinen mir helfen zu müssen, und in keinster Weise auf meine tatsächlichen Bedürfnisse eingehen, was eigentlich nötig wäre, sondern mir nur ihre Hilfe in ihrer eigenen Art "über den Kopf" hauen.
Dies wiederum löst bei mir doch etwas Unbehagen aus, denn in den meisten Fällen habe ich nicht um die Hilfe gebeten und das Gegenüber war dann meistens eingeschnappt, wenn ich deren Hilfe nicht so angenommen habe, wie sie es gerne hätten (es passte einfach nicht!) und es gab Konfliktsituationen, weil ich ja so ein "undankbarer" Mensch sei und einfach nicht hören möchte....
MIttlerweile habe ich von meinem spontanen Hilfsaktionen abgelassen und lebe doch leichter,
auch wenn ich manchmal im ersten Gedankengang sehe, da könnte ich doch, schalte ich gleich zurück und frage mich, passt es mir gerade, habe ich Zeit und überfordert es mich nicht, aber das ich auch ein tägliches Üben. Heisst nicht, dass ich jemanden blutend und verletzt auf der Strasse unbeachtet liegen lassen würde.
Dränge meine Hilfe aber nicht jedem auf, sondern höre manchmal einfach nur zu und auch ein nettes Wort tut Wunder! Spreche da auch aus eigener Erfahrung, habe festgestellt, dass mir manchmal ein nettes Wort viel mehr gut tut, als wenn jemand mich mit seinen Hilfsaktionen überfordert.
Pünktchen, ich weiss nicht, ob ich hier Sinn gemacht habe, aber ich kann es nachvollziehen, was Du meinst.
Also überlegen, ob Du den Güllemenschen mit kranker Hand rausziehen willst und Gefahr läuft, auch in der Gülle zu landen, oder klare Ansagen, ich helfe Dir, aber mit rechts, da ist es sicherer und ich habe bei mir festgestellt, so was kommt an.
Abgrenzung für meine Gesundheit sozusagen.
Wenn der Güllemensch meint, er müsste nur mit links gerettet werden, so ist es seine Entscheidung, wenn er in der Gülle bleibt, nicht Deine. Auch wenn er springt, dann springt er eben, muss dann halt selbst wieder rauskrabbeln, wenn ihm danach ist.
Auch kann dieses "Spielchen" ja mehrmals geübt werden, also immer wieder an den Abgrund, um Hilfe bitten, dann trotzdem reinhüpfen, dann wieder raus bis zum nächsten Mal. Entscheidend ist, was mache ich damit, wie geht es mir dabei und wie kann ich mich abgrenzen (schreibe alles aus eigener Erfahrung und Erlebnissen!)
In diesem Sinne einen schönen spielfreien Tag!
Gruss
mari