Hallo,
ich bin 37 Jahre alt, spekuliere seit 18 Jahre an der Börse und bezeichne mich als „spekulationssüchtig“. Um gleich mal die Tragweite und Schwere vorwegzunehmen: bis heute habe ich dadurch fast 95.000 EUR verloren, ganz zu schweigen von meiner Lebenszeit.
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Ich habe in 10 Jahren ca. 65.000 Euro mit Forex im Day Trading und auch mit Aktien-Optionen verballert.
Ich kann alles haargenau nachvollziehen, was du schreibst, möchte aber mit meinem positiven Beispiel hier einmal antworten.
Denn ich habe es geschafft, mich vom Spieler an der Börse zum erfolgreichen Day Trader zu wandeln.
Die Gründe des Mißerfolgs hast du ja bereits ausführlich berichtet, ich fasse sie gemäß meiner Erfahrung nochmal zusammen:
- zu großer Hebel
- keine Verlustbegrenzung (kein Stopp-Loss und Nachschießen im Verlust)
- Kontrollverlust (Sucht)
Diese Punkte trafen auf mich komplett zu, v.a. der 400'er Hebel bei Forex, der erst vor einigen Jahren verboten und in der EU auf 30 reduziert wurde, brach mir in meinen früheren Trading-Abenteuern das Genick. Der größte Tagesverlust im EURUSD war ca. -15.000 Eur, nachdem ich mein gesamtes Erspartes mit maximalem Hebel einsetzte. Es war im Juli 2013, als es eines nachts zu einem Short-Squeeze im EURUSD kam und ich ungläubig zuschaute, wie mein Konto Richtung Margin Call rauschte. Noch einige Punkte vor dem Ende betete ich zu Gott, dass nun endlich die Gegenbewegung eintreten müsste.
So erging es mir viele Jahre, und ich war in einem Sucht- und Selbstzerstörungs-Muster gefangen.
Aber nun zum Positiven.
Ich hatte zum Glück noch nie mit fremdem Geld gespielt, und das war immer meine absolute Grenze. Auch die Begleichung meiner Kosten, Miete etc. habe ich niemals risikiert.
Ich bin so wie du ein sparsamer Mensch. Wenn ich pleite war, habe ich einige Monate gewartet, um dann wieder mit Beträgen zwischen 1000 und 5000 Euro einzusteigen.
Was hat mich nun aber mittlerweile zu einem erfolgreichen Trader seit zwei Jahren gemacht (ich trade fast jeden Tag)?
1. Ganz wichtig war, den Hebel zu begrenzen, wie schon geschrieben, hat hier glücklicherweise der Gesetzgeber bei Forex und CFD den Hebel auf max. 1:30 begrenz (vorher 1:400)
2. Ich führe ein Tradingtagebuch
3. Ich konzentriere mich nur auf einen Markt, den ich kenne und wo ich mich "sicher" fühle. So vermeide ich es, mich in vielen Märkten zu verzetteln.
4. Ich betreibe im Gegensatz zu früher eine technische und fundamentale Analyse, also weg vom Spielen, hin zur Strategie.
5. Ich habe "goldene Regeln", die auch durch das Tradingtagebuch unterstützt werden.
Dazu gehören v.a.
- Max. Tagesgewinn- oder Verlust (200-400 Eur) dann aufhören, d.h. Vermeidung von "Overtrading"
- Feste Handelszeiten (bei mir 9:00 bis 16:00 Uhr)
- Rigorose Verlustbegrenzung, auch hier hilft das Tradingtagebuch, indem man sich an früheren Verlusten orientieren kann und Verluste als naturgegeben akzeptiert
- Kein Nachschießen von Kapital im Verlust
- Sporadisches Aufhören mit dem Traden einige Wochen, um den "Kopf freizubekommen"
Durch diese Regeln handel ich mittlerweile seit zwei Jahren erfolgreich, habe ein kontinuierliches Wachstum an kleinen Gewinnen.
Die Zeiten, als ich glaubte, das schnelle Geld machen zu können, sind vorbei. Denn das kann man im Day Trading nicht ohne hohes Risiko und großes Kapital.
Ich verdiene im Monat mit Trading ca. 1000 Euro neben meinem normalen Gehalt als selbständiger Programmierer.
Ich gebe mich mit den kleinen Gewinnen zufrieden und halte mich an die eisernen Regeln.
Diese Regeln geben mir Sicherheit. Ich kam durch sie aus der Gier-Angst-Sucht-Spirale raus und habe meine frühere Sucht jedenfalls zum heutigen Zeitpunkt überwunden.
Ich habe kein Interesse mehr, in das alte Muster zu verfallen, da ich ein besseres, erfolgreiches Muster für mich entwickelt habe.