Habe mich entschlossen komplett mit Zockerei aufzuhören und hoffe, dass es keine reine Anfangseuphorie ist und mein Gehirn mir wieder Streiche spielt nach dem Motto: Jeden Tag 20,00 € zocken kann man doch finanziell und zeitlich gut verkraften.
Habe schon länger gegrübelt, was ich alles ändern muss.
Spielen und anderen beim Glückspiel zuzuschauen sind ab jetzt Tabu.
Ich habe gerne eine Sendung auf D-Max gekuckt, wo Leute auf nicht bezahlte Lagerräume geboten haben und dann entweder Gewinn oder Verlust gemacht haben (Zockerei) - in den Werbepausen läuft Casinowerbung - die wissen also genau, wer da vor dem Bildschirm hockt. Auch gucke ich gerne Trödelsendungen, wo "Schätze" gehoben werden.
Aber was ist z. B: mit Kartenspielen mit Freunden und  Punkteaufschreiben? Darauf würde ich aus sozialen Gründen ungern verzichten.
Oder gibt es noch andere Dinge, die ihr lassen musstest, um die Rückfallgefahr zu verringern?

Hi Balduin!

Die Frage kannst Du nur selbst für Dich beantworten.

Es gibt Leute, die jedwedes Spiel um einen Einsatz, und das sind letztendlich Punkte auch, verneinen - und andere, die es eben nicht tun.

Kleine Anekdote:
Ich spiele mit meiner kleinen Nichte (7) hier und da Mau Mau.
Eines Tages konnte ich machen was ich wollte ... ich gewann immer ...
Da fing die Kleine an zu weinen ...
Ich nahm sie in den Arm und erklärte ihr, dass es nicht um das Gewinnen oder Verlieren geht, sondern um die gemeinsame Aktivität.
Damit sie es auch verstand, habe ich auf den Tag zuvor verwiesen, wo es genau anders herum gelaufen ist - ich ständig verloren hatte.
Nun ja ... ich hatte nicht geweint ...  ... sondern ihre Anwesenheit genossen.

Hey Oli,
ja, wahrscheinlich kenne ich die Antwort auch, weil ich sehr ehrgeizig spiele. Vielleicht wollte ich nur eine Absolution, dass es unbedenklich ist.
Mich scheut es vor den Konsequenzen.
Mit einer Nichte geht's um Beisammensein, beim Kartenspielen bei uns aber irgendwie in erster Linie darum, durch Geschick zu gewinnen und irgendwie seine Überlegenheit zu beweisen.
Das steckt bei mir auch beim Zocken dahinter: Ich will  schlauer sein, als die Automatenhersteller und einen Trick finden, wie ich die Dinger überliste oder ich bin zumindest schlauer als die anderen Zocker, weil ich weniger verliere. Ich weiß, dass das alles Schwachsinn ist und mich nerven die anderen Zocker, die mir Tips geben wollen, aber in Wirklichkeit ebenfalls schon ihre gesamte Kohle verzockt haben.

Hallo Balduin,

mein Schwager fragte mich einmal vor längerer Zeit, warum ich denn nicht bei eBay bin(?). Mühselig habe ich versucht, es ihm zu erklären...
Aber wenn wir nach dem Abendessen gemütlich beieinandersitzen , dann wird schnell das Scrabble - Spiel hervor geholt. Da geht es mir in keiner Weise darum, gewinnen zu wollen, nur den unmöglichsten Wortaperat zu finden, und die Diskussion darüber; einfach ein Riesenspaß!

Liebe Grüße
Andreas

Die Möglichkeiten zu spielen sind für mich fast unendlich. Geldanlage, Gesellschaftsspiele, Smartphone.
Alles Dinge mit denen ich schon an meine Grenzen gestoßen bin, alles Dinge die ich auch weiterhin mache.

Ich weiß sehr genau wie es sich anfühlt wenn ich spiele, sobald ich dieses Gefühl wahr nehme bin ich raus.
Da ich eine Zeitlang auch Brettspiele um Geld gespielt habe bin ich dort sehr schnell raus. Meine Frau spielt kein Schach, also habe ich es Ihnen beigebracht. Meine Kinder wissen um meine Spielsucht, wenn es z.b. beim Schach soweit ist lege ich meinen König hin, gratuliere und bin raus. Finden meine Kinder nicht immer toll.

Taro

Hi Balduin!

beim Kartenspielen bei uns aber irgendwie in erster Linie darum, durch Geschick zu gewinnen und irgendwie seine Überlegenheit zu beweisen.
Das steckt bei mir auch beim Zocken dahinter: Ich will  schlauer sein, als die Automatenhersteller und einen Trick finden, wie ich die Dinger überliste oder ich bin zumindest schlauer als die anderen Zocker, weil ich weniger verliere. Ich weiß, dass das alles Schwachsinn ist und mich nerven die anderen Zocker, die mir Tips geben wollen, aber in Wirklichkeit ebenfalls schon ihre gesamte Kohle verzockt haben.

Nein, ich finde nicht, dass es Schwachsinn ist ... es ist einfach nur "unlogisch"

Das Gefühl der Allmacht (sie Script: "12 Schritte, aber wie?" hier im Forum abgelegt) und der Überlegenheit spornt unser Belohnungssystem an.
Von daher ist es nicht verwunderlich, wenn wir uns suggerieren, dass wir eine gewisse Kontrolle auf ein Blatt oder auf einen Automaten ausüben können.

Keine Ahnung, ob das heute an den Multigamern auch noch so ist ... damals hatte ich an den Automaten das Gefühl, dass er "zu" war, "offen" war oder bald "auf" machte.
Das klappte oft ... aber eben nicht oft genug ...
Ist Dir mal aufgefallen, wie viele die Automaten ansprechen? Sie personalisieren?
Auch das fällt unter den Kontrollwunsch.
Den Automaten streicheln - ihn schlagen - Walzen zu halten ... all das gehört auch dazu - wir wollen die Geräte beeinflussen - wenn nicht die, dann den Zufall - das Schicksal ... wie immer Du es nennen magst.

Wir suchen darin Bestätigung - die wir uns selbst geben können - wenn sie uns von aussen keiner geben möchte oder wir diese nicht annehmen wollen.
Somit dürfen wir uns nun auch noch mit unserem Selbstwert befassen ...

Dazu gehört unsere Schwächen zu akzeptieren - aber auch unsere Stärken zu erkennen und sie auszubauen.

Somit komme ich zu der Frage, resultierend auch aus Deiner im Betreff: Was kannst Du gut? Hast Du ein spezielles Hobby, welches Dir Spaß macht und welches Du eventuell reaktivieren kannst?

Wow (den König hinlegen), das funktioniert natürlich nur, wenn die anderen eingeweiht sind.
Selbst beim Schach kann also das Spielsuchtgefühl kommen....

Ich war als Kind und Jugendlicher ein fanatischer Risiko Spieler (Ziel: Die ganze Welt erobern....). Jetzt ist wohl Doppelkopf das Spiel, dass mich antriggert....
Aber auch das Lesen über Online- oder Sportwettengewinnen kann mich triggern. Fernsehwerbung (vor allem die Gewinngeräusche) und auch andere Dinge bringt die Gedanken ans Spiel in mein Hirn. Es ertönt eine Klingel und schon bin ich heiß aufs Gewinnen. Fast wie der Pawlowssche Hund. Eine Scheiße, die man kaum für möglich hält...

Wahrscheinlich kann man nicht allem aus dem Weg gehen. und man muss lernen, damit umzugehen.
Was mir im Forum hilft, sind die Geschichten, wie z. B. on Onlinegewinne allesamt wieder in Sucht und Frust enden...
Ich weiß das und muss es mir trotzdem immer ins Gedächtnis rufen.

Somit komme ich zu der Frage, resultierend auch aus Deiner im Betreff: Was kannst Du gut? Hast Du ein spezielles Hobby, welches Dir Spaß macht und welches Du eventuell reaktivieren kannst?

Hey Olli,
eines meiner Hobbys war Karten spielen
Aber ich verstehe natürlich deine Frage. Ich war im Chor und kann dort wieder anfangen. Ich gehe viel in die Natur. Vielleicht kommen mir beim Nachdenken weitere Ideen...

Nach der Arbeit bin ich aber erschöpft und zocken ist eine sehr bequeme und im Grunde angenehme Art der Freizeitbeschäftigung, bei der ich sowohl den Haushalt, als auch Freunde gut vernachlässigen kann....

Am Anfang habe ich mir diese Fragen überhaupt nicht gestellt.  Immer wenn etwas auf mich zu kam,  wo ich mich fragte,  kann ich oder kann ich nicht, habe ich verzichtet. Ich brauchte mich mit dem Thema dann nicht länger zu befassen.  Es zeigte mir auch,  ich kann auch ein geschenktes Los vom Arbeitgeber ohne Nennung von Gründen ablehnen und viele andere Situationen. Das stärkt dann automatisch für wirklich kritische Situationen.

Das wichtigste war für mich mir mein neues Leben mit beiden Händen zu nehmen und den Kopf vor unsinnigen Balast zu schützen.

Taro