Hallo zusammen,
 
ich will einfach mal meine Geschichte erzählen. Ich bin 39 Jahre und spiele seit ca. 5 Jahren. An den Moment als es anfing kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich war bei einem Kumpel und er zeigte mir wie er online Black Jack spielte. Er meinte man kann da echt leicht gewinnen. Was er auch tat an dem Abend. Beim nächsten Treffen hat er dann wieder sehr schnell aus etwas Geld viel Geld gemacht. Und wieder verloren. Aus heutiger Sicht und meiner Erfahrung einfach alles typisch. Ich habe dann auch angefangen zu spielen. Die Einsätze wurden natürlich auch höher. Anfangs lief es ziemlich gut. Ich hatte irgendwann in einem Monat 10.000 € gewonnen. Das lief eigentlich alles ziemlich kontrolliert ab. Wenn ich mal an einem Tag nur 50€ gewonnen hatte, konnte ich dennoch ruhigen Gewissens aufhören. Letztlich war es wohl nur eine 4 wöchige Glücksträhne oder der berühmte Kontrollverlust der dann einsetzte. Die 10.000€ habe ich genauso schnell wieder verspielt. Irgendwann musste ich Kredite aufnehmen um den Dispo und die Kreditkarte auszugleichen. Zeitweise hatte ich 6 Kredite zu laufen. Wirklich schlimm war es bei mir zum Glück nie. Als die Schulden hoch waren und die Kreditraten die Hälfte meines Einkommens ausmachten, habe ich z.B. auch nicht gespielt. Da war ich dann 4,5,6 spielfrei. Als dann ein, zwei Kredite abgezahlt waren und wieder etwas finanzieller Spielraum bestand, habe ich wieder gespielt. Und natürlich wieder den finanziellen Puffer den ich mir erarbeitet hatte verspielt. Also wieder aufgehört zu spielen, Kredit aufgenommen und irgendwann wieder angefangen zu spielen. Das ging ca. 2 bis 3 Jahre so. Letztes Jahr hat es mir gereicht und habe viele Maßnahmen zum Selbstschutz vorgenommen. Bei Sofortüberweisung und Trustly all meine Konten sperren lassen, auf dem Girokonto nur noch einen Dispo von 250 € und einfach versucht schwerer an das Geld ranzukommen durch mehrere Konten. Kreditkarten habe ich auch weggeschmissen. Hauptproblem war dann Paypal. Die hatte ich angeschrieben wegen Sperrung oder einem wöchentlichen Limit. Aber das geht nicht. Anfangs diesen Jahres habe ich wieder gespielt. Erst lief es schlecht, aber ab Februar lief es wieder ziemlich gut. So gut dass ich all meine Schulden abbezahlen konnten. Was für eine Gefühl! Ich konnte mir sogar ein kleines Guthaben erspielen. Gestern kam dann wieder so ein Kontrollverlust. Ich hatte auf der Kreditkarte Guthaben was ich verspielt habe. 2000€ waren weg. Heute nochmal 600€ die ich einem Online Casino als Guthaben hatte.  Eigentlich hatte ich es schon auf Auszahlung. Vielen kennen das. Die Auszahlung ist ja lange rückgängig zu machen. Meine Situation ist verglichen mit einem Jahr zuvor und davor immer noch echt gut. Und das möchte ich so beibehalten. Auf den ganzen Teufelskreis kann ich gerne verzichten! Man ist entspannter wenn man nicht spielt. Wenn’s läuft ist geil, aber wehe wenn wenn nicht… Ich würde mich nicht als akut spielsüchtig beschreiben. Ich war zum Beispiel noch nie in einer Spielhalle, spiele nur Black Jack. Sonst nichts. Und wenn ich längere Zeit nicht spiele, denke ich auch nicht daran. Und wenn ich jetzt nicht spiele, ist das auch ok. Was ich brauche ist einfach Selbstschutz. Keine Verfügbarkeit von online Geld. Die letzten Tage habe ich mich hier und auf anderen Seiten im Internet mit chargeback beschäftigt und auch schon einen Termin für ein Erstberatungsgespräch bei einem Anwalt. Ich möchte versuchen vieles von dem Geld was an Paypal und über Kreditkarten ging zurück zu holen. Ich habe da auch kein schlechtes Gewissen dabei. Von Moral braucht mir da auch keiner kommen. Wenn man sich mit der Materie beschäftigt, gehen die Finanzkonzerne und Dienstleister scheinbar bewusst dieses Risiko ein. Warum sollten Sie sonst Akzeptanzverträge oder so ähnlich mit Online Casinos abschließen wenn Sie doch wissen dass es illegal ist. Natürlich verspreche ich mir damit einen großen Teil des Geldes wieder zu bekommen das ich dieses Jahr eingesetzt habe. Aber was für die Zukunft noch viel wichtiger für mich sein wird: mein Paypal Konto wird endlich geschlossen und wenn die Online Casinos untereinander kommunizieren, komme ich hoffentlich auf eine schwarze Liste oder so. Es bringt in meinen Augen nichts, sich bei einem Online Casino sperren zu lassen wenn man sich sofort beim nächsten anmelden kann. Und wenn ich mal spielen will, geh ich lieber in die staatliche Spielbank. Da bin ich 2 bis 3 mal im Jahr. Mit Bargeld als Limit ohne Kreditkarte damit man nicht noch was abheben kann. Die letzten 8 Wochen der Paypal Lastschriften habe ich gestern zurück buchen lassen. Beim Rest warte ich was der Anwalt mir rät. Ich bin gespannt.

Viele Grüße

Hallo Gofree,

ich habe eine Frage an Dich: Was ist denn für Dich "akut spielsüchtig"?
Du beschreibst sehr schön selbst die Phasen der Sucht, anhand Deiner Person, bezeichnest Dich aber nicht als akut süchtig. Wie würdest Du Dich denn bezeichnen?
Welche Art des Glücksspiels man verfolgt ist im Grunde genommen auch egal und ob es nur ein Spiel oder mehrere sind auch.

Das Du Dich sperren lassen willst und zum Teil schon gemacht hast, ist gut und sicherlich auch notwendig. Den Beratungstermin beim Anwalt hast Du bereits aber hast
Du auch vor etwas gegen die Sucht zu unternehmen? Also ich meine etwas tiefgreifender vorzugehen und nicht einfach nur die Symptome anzugehen? Vielleicht wäre
ein Beratungstermin bei einem Therapeuten besser für Dich geeignet.

Was ist denn, wenn Du das Geld zurückbekommst? Was machst Du damit? Diese Fragen solltest Du Dir alle selbst ehrlich beantworten.

LG Mo von Glückszone

Mit akut meine ich dass ich ein funktionierendes soziales Umfeld habe, meine Freundin weiß dass ich spiele und ich nie so viel verspielt habe dass ich kein Geld mehr für anderes hatte. Aber du hast natürlich Recht. Es ist ein schmaler Grad, lügt man sich selbst an oder nicht? Ich lese viele Berichte, Erfahrungen von anderen. Einiges kommt mir bekannt vor. Vor allem der Zwang verlorenes wieder zu gewinnen. Wie gesagt, Spielos und so reizen mich Null. Ich war noch nie in einer. Wenn ich durch chargeback einiges an Geld zurück bekäme, wäre das der Punkt an dem ich aufhöre. Auch weil so etwas nur einmal geht. Und ich verspreche mir dadurch eine Sperre in vielen Casinos. Durch Sperrung von PayPal wäre auch kein online Geld verfügbar. Das ist viel wert, falls man mal doch schwach werden sollte. Die Vergangenheit hat mir gezeigt, umso länger ich nicht spiele umso mehr verliere ich die Lust. An eine Therapie oder so denke ich nicht. Hat denn jeder Spieler irgendwas Verborgenes, Krankes oder sonst was? Die Frage meine ich ernst. Kann man nicht einfach nur zu viel spielen weil man Spaß daran hat oder des Geldes wegen?

Mir ist auch klar dass chargeback schon übel ist. Moralisch gesehen. Was "kaufen" und nach Erhalt das Geld zurück holen. Aber was ist schon Moral in diesem Geschäft? Casinos verdienen ihr Geld zum Teil mit der Krankheit ihrer Kunden. Banken erheben Gebühren für Zahlungen an Online Casinos obwohl dies illegal ist. Dennoch wird es offiziell in der Gebührenliste ausgewiesen. Im Fernsehen läuft fast schon den ganzen Tag für Online Casinos. Man stelle sich mal vor, es würde Werbung für Gras oder Heroin gemacht werden! So wird doch vielen suggeriert es sei legal. Ich verstehe nicht wieso man für illegales Werbung machen darf. Es wäre doch ein leichtes Werbung dafür zu verbieten, Zahlungen zu verbieten etc. Das sind die Gründe weshalb ich es mit chargeback versuche und das in dem Fall ok finde.

Krass finde ich auch wie sich der Bezug zu Geld ändert. Das ist online noch wesentlich krasser. Wenn meine Freundin mir z.B. erzählt dass sie ein Schnäppchen gemacht hat und 1€ gespart hat. In der Realität freut man sich darüber, aber beim online Casino setzt man einfach mal so 100€ und wenn die weg sind nochmal. Völlig balla

Hi Gofree!

Es gibt zunächst einmal zwei Klassifizierungen der Spielsucht.

Nun schreibst Du, dass Du immer noch Geld für irgend etwas Anderes hattest. Das hört sich nicht nach einer pathologischen Spielsucht an.

Sechs Kredite gleichzeitig zu bedienen, deutet jedoch sehr wohl auf eine Problematische Spielsucht hin.

Und da Du Dich nun online immer mehr beschneidest in Deinen Möglichkeiten, sehe ich eine große Gefahr, dass Du in Deinen vierteljährlichen Casinio-Besuchen abstürzen könntest.
Das muss natürlich nicht sein - vielen Spielern ergeht es aber so z.B. bei Rückfällen.

Die Vergangenheit hat mir gezeigt, umso länger ich nicht spiele umso mehr verliere ich die Lust.

Sinngemäß hast Du etwas von in die Tasche lügen geschrieben. Nun ... wieso hast Du dann immer wieder angefangen?
Ist "anfangen" überhaupt die richtige Bezeichnung? Könnte man hier von der Beendigung von Spielpausen reden?

Hat denn jeder Spieler irgendwas Verborgenes, Krankes oder sonst was?

Bei der Frage würde ich das Wort Spieler streichen - und ich würde die Frage bejahen.
Der Spieler versucht lediglich mit dem Glückspiel dieses "etwas" zu kompensieren und verspürt dabei einen scheinbaren Erfolg.

Ich nenne dieses etwas immer Defizite und ja ... ich glaube immer, dass es sich lohnt sie zu betrachten.
Dabei sehe ich aber nicht das "schlechte" darin, sondern die Möglichkeit an der Erarbeitung zu wachsen.

Kann es denn echt schaden, mal eine Beratungsstelle aufzusuchen oder eine SHG?
Mal andere Sichtweisen auf das eigene Verhalten zu bekommen?
Wohl kaum ... oder?